Der portugiesische Surrealismus


Hausarbeit, 2006

15 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe

INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung

Hauptteil
Geschichte des portugiesischen Surrealismus
Charakteristiken und Techniken
Einige wichtige portugiesische Surrealisten

Schlusswort

Quellen

Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Mário Cesariny und der portugiesische Surrealismus" soll diese Arbeit einen Überblick über die „aktive Phase" des Surrealismus in Portugal geben. Eine Bewegung die ihre Anfänge im Café Herminius hatte, wo sich 1942 bereits erste Schüler der Escola de Belas Artes Decorativas trafen, Diskussionen über Kunst und Politik führten und sich künstlerisch betätigten.

Da der portugiesische Surrealismus größtenteils auf dem französischen beruht, bleiben in dieser Arbeit Überschneidungen nicht aus. Vor allem in Kapitel 2 „Charakteristiken und Techniken des Surrealismus" stammen so gut wie alle Techniken aus dem Französischen. Ich habe aber versucht, soweit es geht den Französischen außen vor zu lassen.

Auf Kritik konnte leider nicht eingegangen werden, da es dazu an Literatur fehlte.

Die vorliegende Arbeit erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Hauptteil 1. Geschichte

Der portugiesische Surrealismus begann zu einer Zeit in der sich der französische bereits etabliert hatte und André Breton als ihr großer Denker sowie Theoretiker in weiten Kreisen akzeptiert war, nämlich gegen Ende der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Vieles davon übernahmen die portugiesischen Surrealisten für ihre eigene Version.

Eine vorhergehende Bewegung in Portugal die den Weg für den Surrealismus ebnete war die der Presença.1 Denn besonders durch sie festigte sich im Land die Meinung, dass ein Künstler nicht im Auftrag einer

Ideologie oder Ähnlichem Kunst schaffen soll, sondern dies aus dem eigenen Ich heraus geschehen muss.2 Es trat eine Hinwendung zum Subjekt und seiner Gegenwart ein.3

Die Surrealisten hingegen gehen noch einen Schritt weiter, in dem sie sich ganz dem Unterbewusstsein und der Traumsphäre des Menschen widmen.

Die Anfänge des Surrealismus in Portugal fanden, wie bereits schon erwähnt im Café Herminius statt. Diese Phase wird auch gerne die dadaistische Phase des portugiesischen Surrealismus genannt4. Bereits zwei Jahre später gehen die meisten Teilnehmer zum Neo-Realismus über. Die Übriggebliebenen bilden das Fundament für den kommenden Surrealisms: Antonio Maria Lisboa trifft sich weiterhin mit Pedro Oom und Henrique Risques Pereia im Café Lisboa Moderno und Mário Cesariny trifft sich mit Alexandre O'Neill im Café A Cubana. Der endgültige Bruch zwischen den „noch nicht ganz Surrealisten" und den neu formierten Neo-Realisten kam, als Cesariny sich mit lauter Stimme gegen den Neo-Realismus stellt und behauptet, dass eine Wiederherstellung des Alltags in der Kunst nicht möglich sei.

Ein entscheidender Mitbegründer des portugiesischen Surrealismus war Antonio Pedro (1909-1966), der unter anderem auch „o verdeiro introdutor do Surrealismo em Portugal"5 genannt wird, obwohl sein surrealistisches Oeuvre nicht besonders groß ist. Die einzige von ihm verfasste Novelle Apenas uma narrativa, veröffentlichte er bereits 1942, das Gedicht „Protopoema da Serra d'Arga" (1948) ist sein berühmtestes.

Pedro selbst scheint wohl die widersprüchlichste Figur in der ganzen surrealistischen Bewegung gewesen zu sein. Angefangen von seiner Sympathie für den mussolinischen Faschismus, über seine Anti-Salazar Haltung bis hin zu seiner endgültigen Hinwendung zur Kunst.6 Während seines Parisaufenthaltes zwischen 1934 - 1935 wird er Teil der Gruppe Dimensionista. Er kommt in Kontakt mit Künstlern wie Duchamp, Delaunay, Miro, Arp, Picabia etc. und übersetzt die Grundsätze der Gruppe ins Portugiesische.7 Während des zweiten Weltkrieges arbeitet Pedro in England für den Sender BBC und knüpft auch hier wieder Kontakte zum Surrealismus. Diesmal zum Englischen.8 Zurück in Lissabon wird er Mentor der ersten surrealistischen Gruppe Lissabons: O Grupo Surrealista de Lisboa genannt, die zwischen 1947 und 1950 existierte. Erste Aktivitäten fanden bereits 1948 statt. Darunter fallen die Debatten über den Surrealismus, die in den Gärten der Universität der Belas Artes im Februar und März desselben Jahres statt fanden und schließlich, aufgrund großer Tumulte boykottiert wurde. Im nächsten Jahr folgte eine Ausstellung mit insgesamt 58 Kunstobjekten von sieben Künstlern, darunter Alexandre O'Neill und Pedro. Man veröffentlichte die „Cadernos Surrealistas" zu dem unter anderem der Ausstellungskatalog von 1949, das Proto-Poema da Serra d'Arga von Pedro und A Ampola Miraculosa - auch novela em imagens genannt - von O'Neill dazugehören.

Innerhalb der Gruppe gab es jedoch große Meinungsverschiedenheiten. So sehr, dass sie bereits 1950 zu Bruch ging. Von Anfang an war O Grupo Surrealista de Lisboa von großen Differenzen geprägt. Was wiederum auch ein Charakteristikum des Surrealismus selbst ist. Denn Individualität und Rebellion überwog im Wesentlichen als Einigkeit9 und auch Antonio Maria Lisboa macht in einem seiner Schreiben deutlich, „que a critica é a forma da nossa permanencia" 10 Màrio Cesariny, der bis dahin eher eine Randfigur spielte und sich später als die wichtigste Person - in künstlerischer und theoretischer Hinsicht - des portugiesischen Surrealismus herauskristallisieren wird, begründet Antonio Pedro seinen Ausstieg in einem Brief mit folgenden Worten: „[...] que me desligo interamente do chamado Grupo Surrealista de Lisboa por nao acreditar que seja Grupo e ainda menos que seja Surrealista12

Ein weiterer, wesentlicher Punkt für dieses Auseinandergehen, war die Formierung des Grupo Dissidente, die immer mehr Anhänger fand und schließlich nach dem Ende des Grupo Surrealista de Lisboa die nachfolgende „Instanz" für den Surrealismus in Portugal wurde. Eine erste Ausstellung der kreierten Werke fand vom 18. Juni bis 2. Juli 1949 statt, an der insgesamt zwölf Künstlern teilnahmen. Doch auch diese Gruppe war von großen Meinungsverschiedenheiten geprägt. Bereits bei der zweiten Ausstellung gegen Ende 1950, partizipierten nur noch sechs Surrealisten. Der Anfang vom Ende kam, als Alexandre O'Neill die Gedichtssammlung Tempo de Fantasmas herausbrachte. Im Prolog mit dem Titel Pequeno Aviso do Autor ao Leitor beleidigt er die Surrealisten und zweifelt ihre Ziele an: „as alegres actividades de dois ou tres incorrigiveis pequenos aventureiros. [...] Alheoado durante muito tempo, o autor sente- se, por vezes, como que desenraizado, como que a deriva. [...] Resultados dum prolongado convivio com fantasmas."12

[...]


1 Siepmann, H.: Kleine Geschichte der portugiesischen Literatur, 1. Aufl. München, Beck 2003 p. 188

2 bereits die Moderne vertrat diese Ansichten

3 Siepmann, H.: Kleine Geschichte der portugiesischen Literatur, 1. Aufl. München, Beck 2003, p. 188

4 Cesariny, Mário: A Intervençâo Surrealista, Lisboa, Assirio & Alvim 1997, p. 29

5 As Estéticas Literarias em Portugal - Volume 3, Massaud Moisés, Lisboa, Caminho 2002 p. 313

6 Cesariny, Mário: A Intervençâo Surrealista, Lisboa, Assírio & Alvim 1997, p. 28

7 Ebd.

8 Historia da Literatura Portuguesa. Óscar Lopes, Antonio José Saraiva, 17. Auflage, Porto, Porto Editora 1996, p. 1055

9 As Estéticas Literarias em Portugal - Volume 3, Massaud Moisés, Lisboa, Caminho 2002, p. 314

10 Cesariny, Màrio: A Intervençâo Surrealista, Lisboa, Assirio & Alvim 1997, p. 14

11 Cesariny, Màrio: A Intervençâo Surrealista, Lisboa, Assirio & Alvim 1997, p. 31

12 As Estéticas Literàrias em Portugal - Volume 3, Massaud Moisés, Lisboa, Caminho 2002, p. 317

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der portugiesische Surrealismus
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für romanische Sprachen und Literatur)
Veranstaltung
Marió Cesariny und der portugiesische Surrealismus
Note
1.3
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V161316
ISBN (eBook)
9783640744558
ISBN (Buch)
9783640744503
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Marió Cesariny, Surrealismus, Literaturwissenschaft
Arbeit zitieren
Fernanda Menezes Dias (Autor:in), 2006, Der portugiesische Surrealismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161316

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