Als im Herbst 2001 die ersten NATO-Truppen unter amerikanischer Führung die Grenzen Afghanistans überschritten, war die nordatlantische Gemeinschaft fest entschlossen, die als Brutstätte des Terrorismus wahrgenommene Region am Hindukusch von allen islamistischen Einflüssen zu befreien. Mit einem massiven Militäraufgebot wollte man die staatstragenden Taliban und die von ihnen unterstützte Terrororganisation Al-Quaida, für die Terroranschläge vom 11. September 2001 zur Rechenschaft ziehen. Aufgrund ihrer modernen Waffen und ihrer militärischen Präzision ging die NATO davon aus, Afghanistan mit hoher Geschwindigkeit erobern und anschließend nach westlichem Vorbild demokratisieren zu können.
Neun Jahre später schwelt der Konflikt noch immer. Obwohl der eigentliche Krieg bereits im Dezember 2001 beinahe beendet schien, setzen sich die Taliban bis heute stets erfolgreich zur Wehr und halten nicht nur den Konflikt in Gang, sondern Afghanistan auch im Fokus der Weltöffentlichkeit. Alle westlichen Versuche endlich den Frieden in das zentralasiatische Land zu bringen, scheitern auch nach mehr als 30 Kriegsjahren noch immer. Dabei hatte sich die NATO von Beginn an vorgenommen, durch friedensbildende Maßnahmen neue Gewalt gleich im Keim zu ersticken, die Kriegsfolgen rasch zu bewältigen und den Frieden langfristig zu konsolidieren.
Diese Bemühungen sind Thema der vorliegenden Hausarbeit. In der wissenschaftlichen Diskussion stehen sich dabei mit dem staatszentrierten- und dem institutionalistisch-prozessualen Ansatz zwei theoretische Konzepte gegenüber, die die Stabilisierung einer vom Krieg zerrütteten Gesellschaft auf unterschiedlichen Wegen erreichen möchten. Zu Beginn werden daher beide Ansätze ausführlich dargestellt, bevor sich der Fokus auf die eigentliche Konfliktgeschichte richtet. Anschließend werden die sozialen und sicherheitspolitischen Bedingungen in Afghanistan sowie die bisherige Strategie der NATO analysiert. Dabei wird das in letzter Zeit immer öfter vorgeschlagene Konzept der verstärkten Einbindung von Taliban-Eliten in den Wiederaufbauprozess Afghanistans überprüft und kritisch gewürdigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorien des Friedens
- Kriegsende und Dimensionen der Friedenskonsolidierung
- Staatszentrierte Friedenskonsolidierung
- Institutionalistisch-Prozessuale Friedenskonsolidierung
- Der Afghanistan-Konflikt
- Historische Entwicklungen
- Stammeskultur und Sozialstruktur
- Friedenskonsolidierung seit 2001
- Sicherheitspolitische Dimension
- Allgemeinpolitische Dimension
- Sozio-Ökonomische Dimension
- Kritik an der Konsolidierungsstrategie
- Verhandlungen mit den Taliban
- Fazit: Endlich verhandeln
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Friedenskonsolidierung in Afghanistan nach dem Sturz der Taliban im Jahr 2001. Sie analysiert die unterschiedlichen theoretischen Ansätze der Friedenskonsolidierung – den staatszentrierten und den institutionalistisch-prozessualen Ansatz – und beleuchtet die spezifischen Herausforderungen der Friedenskonsolidierung in Afghanistan unter Berücksichtigung der historischen Entwicklungen, der Stammeskultur und der sozialen Struktur des Landes.
- Theoretische Ansätze der Friedenskonsolidierung
- Der Afghanistan-Konflikt: Historische Entwicklungen und Herausforderungen
- Die Rolle der Stammeskultur und Sozialstruktur im afghanischen Kontext
- Analyse der Sicherheits-, Politik- und sozioökonomischen Dimensionen der Friedenskonsolidierung seit 2001
- Kritik an der bisherigen Strategie der NATO und die Frage der Verhandlungen mit den Taliban
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die aktuelle Situation in Afghanistan dar und führt in die Thematik der Friedenskonsolidierung ein. Das zweite Kapitel beleuchtet verschiedene Theorien des Friedens, wobei insbesondere die Unterscheidung zwischen staatszentrierter und institutionalistisch-prozessualer Friedenskonsolidierung herausgearbeitet wird.
Im dritten Kapitel wird der Afghanistan-Konflikt im Detail analysiert, indem die historischen Entwicklungen, die Stammeskultur und die soziale Struktur des Landes beleuchtet werden. Des Weiteren werden die verschiedenen Dimensionen der Friedenskonsolidierung seit 2001, darunter die Sicherheitspolitik, die allgemeine Politik und die sozioökonomischen Bedingungen, untersucht.
Schlüsselwörter
Friedenskonsolidierung, Afghanistan, Taliban, NATO, Staatszentrierter Ansatz, Institutionalistisch-Prozessualer Ansatz, Sicherheitspolitik, Politik, Sozioökonomie, Stammeskultur, Sozialstruktur.
- Arbeit zitieren
- Florian Philipp Ott (Autor:in), 2010, Zum Gewaltmonopol verhandeln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162098