Ausgangslage: Mensch und Technik
Ob in Gestalt eines simplen Werkzeugs, eines Geräts oder einer hochentwickelten Maschine, die Verbindung zwischen Mensch und Erzeugnissen seiner Technologie ist ebenso vielgestaltig geworden, wie die Verwiesenheit auf deren Existenz und Benutzung zugenommen hat. Diese Verbindung endet heutzutage aber nicht mehr mit einer bloßen Bedienung technischer Hilfsmittel; denn was in den Laboren rund um den Globus bereits praktiziert wird, ist die nächste Stufe der Verbindung zwischen menschlichem Organismus und Technik: Während zunehmend verbesserte Prothesen den Körper äußerlich vervollständigen, bevölkern Elektronik und Nanotechnologien den hohl gewordenen Körper von innen. Das durch Technologien "ausgeweitete" Individuum hat dem Mensch-Maschine-Hybrid Platz gemacht – der Mensch der Zukunft ist da und findet in der Figur des "Cyborgs" seine emblematische Form.
Zielsetzung der Arbeit:
Der menschliche Organismus wird auf technische Art erweitert, bleibt aber gleichzeitig auch immer als notwendiger Träger dieser Erweiterungen erhalten; er mutiert zum Cyborg, und er unterwirft sich so in seiner neuen Gesamtheit einer Steuerbarkeit, die dem menschlichen Streben nach Selbstoptimierung und -steigerung neue Perspektiven eröffnet.
Die drei ausgewählten Untersuchungsgebiete erlauben hierbei, diesen Hybrid unter verschiedenen Aspekten zu durchleuchten: Außenwirkung, Innenansicht und Ausblick sollen ein differenziertes Bild des "neuen Menschen" möglich machen, der mit seinen Implikationen weit über den traditionellen Mensch-Maschine-Komplex hinausweist.
Es soll hier gezeigt werden, wo sich die Grenzen zwischen dem Menschen und den artifiziellen Erweiterungen befinden, wo sie durchlässig werden oder sogar schon undeutlich geworden sind. Diese Grenzen sind aber nicht nur zu lokalisieren, sondern auch auf Begründungsmöglichkeiten und ihre grundsätzliche Sinnhaftigkeit zu untersuchen. Letztendlich schwebt als übergeordnete Frage im Raum, was diese Grenzziehung bzw. -verschiebung für das Selbstverständnis und das Selbstverhältnis des Menschen bedeutet, wenn er erstmalig die Möglichkeit besitzt, sich über Unzulänglichkeiten des eigenen Körpers hinwegzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangslage: Mensch und Technik
- Zielsetzung der Arbeit
- Aufbau der Arbeit
- Definition des "Cyborg"
- Etymologie des "Cyborg"-Begriffs
- Gradationen des Cyborgs
- Abgrenzung des Cyborgs
- Der Cyborg im Sport
- Sport und Gesellschaft - Vorbetrachtungen
- Die Entwicklungen im Leistungssport
- Die genetische Disposition prädestiniert das sportliche Ergebnis
- Der moderne Athlet als Teil einer "Maschinerie"
- Doping im Sport
- Marginale Leistungssteigerungen
- Doping als Normalfall
- Neueste Entwicklung: Gendoping
- Der Cyborg im Sport
- Sonderfall Oskar Pistorius
- Die Fusion von Organischem mit Mechanischem - Formen
- Umwandlung von Maschine zu Mensch
- Umwandlung von Mensch zu Maschine
- Die Fusion von Organischem mit Mechanischem – Grenzen
- Gunter Gebauer: Das Problem der Störung
- Grenzen der Verschmelzung
- Der Mensch ist nur begrenzt technisierbar
- Wie sind die Grenzen der Steigerung zu begründen?
- Verantwortlichkeit der Steigerungen
- "Überbietung" statt "Überschreitung" als konstitutives Prinzip des Leistungssports
- Teilergebnis "Der Cyborg im Sport" I
- Teilergebnis "Der Cyborg im Sport" II
- Maurice Merleau-Pontys Konzeption des "Fleisches"
- Vorbetrachtung zur Philosophie Merleau-Pontys
- Wissenschaftskritik und eigene Methodik
- Der Leib
- Das "Fleisch"
- Merleau-Ponty und die Grenze von Mensch & Maschine
- Teilergebnis Merleau-Ponty
- Donna Haraways Cyborg - (Lustvolles) Verwischen der Grenzen
- Kapitelübersicht
- (Situierter) Wissensbegriff
- Neudefinition des Körpers
- Neudefinition von Natur
- Die Informatik der Herrschaft
- Cyborgisierung
- Haraways Cyborg-Begriff
- Cyborg-Politik
- Teilergebnis Donna Haraway
- Ergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Grenzen der Fusion von Mensch und Maschine aus philosophischer Perspektive. Im Fokus steht dabei die Frage, inwiefern die zunehmende Verschmelzung von Mensch und Technik das Wesen des Menschen verändert und welche ethischen und philosophischen Implikationen sich daraus ergeben.
- Der Begriff des Cyborgs als Ausdruck der Mensch-Maschine-Verbindung
- Die Auswirkungen der Cyborgisierung auf den Sport und die Frage nach ethischen Grenzen
- Die philosophischen Konzepte von Merleau-Ponty und Donna Haraway im Kontext der Mensch-Maschine-Beziehung
- Die Relevanz des menschlichen Körpers und seiner Grenzen in der digitalen Welt
- Die Herausforderungen und Chancen der fortschreitenden Technisierung des Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Ausgangslage der Mensch-Technik-Beziehung dar und erläutert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Sie führt den Begriff des Cyborgs ein und zeigt dessen Bedeutung für die heutige Gesellschaft auf.
- Kapitel 2 definiert den Begriff des "Cyborgs" etymologisch und befasst sich mit den verschiedenen Graden der Cyborgisierung. Es werden die Grenzen des Begriffs abgegrenzt und verschiedene Formen des Cyborgs vorgestellt.
- Kapitel 3 analysiert die Auswirkungen der Cyborgisierung auf den Sport. Es wird untersucht, wie die Entwicklungen im Leistungssport, insbesondere Doping und die Verwendung von Prothesen, die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen lassen. Der Sonderfall des Athleten Oskar Pistorius wird in diesem Zusammenhang genauer betrachtet.
- Kapitel 4 widmet sich Maurice Merleau-Pontys Philosophie des "Fleisches" und untersucht, wie diese die Grenzen von Mensch und Maschine neu definiert. Es werden die Kritik am naturwissenschaftlichen Denkens und die Bedeutung des Leibes für das menschliche Erleben beleuchtet.
- Kapitel 5 analysiert Donna Haraways Konzept des Cyborgs. Es wird gezeigt, wie Haraway die traditionelle Dichotomie zwischen Natur und Kultur auflöst und eine neue, postmoderne Definition von Mensch und Maschine vorschlägt. Die Auswirkungen der Cyborgisierung auf die Politik und die Gesellschaft werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Mensch-Maschine-Beziehung, der Cyborgisierung, den Grenzen von Mensch und Technik, der Philosophie des Körpers und der ethischen Implikationen von technischem Fortschritt. Die Arbeit setzt sich mit zentralen Begriffen wie Cyborg, Leib, Fleisch, Technik, Doping, Gendoping, Prothesen, Neuro-Chip, Selbstoptimierung und -steigerung auseinander.
- Arbeit zitieren
- M. A. Oliver Becker (Autor:in), 2010, Mensch und Maschine - Grenzen der Fusion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162879