Einleitung
Postmoderne ist ein Begriff, der nur schwer zu definieren ist, was vor allem dem Umstand geschuldet ist, dass er in sich widersprüchlich ist. Wie ist es möglich, drängt sich die Frage auf, in einer Nachmoderne zu leben, wie es der Begriff suggeriert, und
davon zu sprechen, wenn doch die Gegenwart immer als Moderne empfunden wird.
Was die Postmoderne ist, das heißt, was sich hinter diesem Phänomen verbirgt, ist ebenfalls nicht eindeutig, da es kein einheitliches Programm gibt. Was existiert, ist eine große Zahl an Theoretikern, die sich entweder direkt mit dem Phänomen Postmoderne beschäftigt haben oder deren Denken als postmodern bezeichnet wird. Während jene
das Projekt Moderne kritisiert und als gescheitert bezeichnet haben, arbeiteten diese Gedanken sowie Konzepte aus, in denen sich Schlagwörter wiederfinden, die allgemein mit der Postmoderne in Zusammenhang gebracht werden. In der Tat ist die Reihe der
Schlagwörter, durch die ein erster Eindruck gewonnen werden kann, was es mit der Postmoderne auf sich hat, unheimlich lang, sodass auch hier eine Beschränkung auf die wichtigsten von ihnen geboten scheint. Das Standford Encyclopedia of Philosophie bezeichnet Postmoderne bzw. Postmodernismus, wie das gleiche Phänomen – allerdings nicht als Epoche, sondern als moderne Strömung(1) - bisweilen genannt wird, „as a set of critical, strategic and rhetorical practices employing concepts such as difference,
repetition, the trace, the simulacrum, and hyperreality to destabilize other concepts such as presence, identity, historical progress, epistemic certainty, and the univocity of meaning”(2), womit Postmoderne im Grunde genommen anhand von Schlagwörtern zu
definieren versucht wird. Der Brockhaus bezeichnet die postmoderne Tendenz als Repluralisierung der Gestaltungsmittel, die der von Vertretern der Postmoderne empfundenen Einschränkung der Moderne entgegengestellt wird.(3) Pluralismus ist eines der wichtigsten Merkmale der Postmoderne, wie aus vielen Lexika und theoretischen
Arbeiten hervorgeht.
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1 Bernd Goebel; Fernando Suárez Müller [Hrsg.]: Kritik der postmodernen Vernunft, Darmstadt 2007, S. 12.
2 http://plato.stanford.edu/entries/postmodernism/.
3 Brockhaus Philosophie, Leipzig / Mannheim 2004, S. 269.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A. Finanzkrise als Ausdruck postmoderner Geisteshaltung
- 1. Kombination der Elemente..
- 1.1 Das Ende der Geschichte.
- 1.2 Derivate und Finanzprodukte.
- 2. Spiel und Spieltrieb
- 2.1 homo ludens
- 2.2 Finanzjongleure und ihr Lebensstil
- 3. Hyperrealität..
- 3.1 System der festen Wechselkurse und seine Auflösung.
- 3.2 Freies Flottieren der Zeichen..
- 4. Fazit..
- 1. Kombination der Elemente..
- B. Lyotard: Das postmoderne Wissen.
- 1. Metaerzählungen
- 1.1 Legitimierung des Wissens
- 1.2 Delegitimierung....
- 2. Informationsgesellschaft.
- 2.1 Datenbankwissen....
- 2.2 Dialektik der Aufklärung
- 3. Manipulationstechniken des Finanzwesens
- 3.1 Zitronenhandel
- 3.2 Verführung zum Konsum.
- 4. Fazit..
- 1. Metaerzählungen
- C. Foucault: Die Ordnung des Diskurses
- 1. Analyse der Grenzen.
- 1.1 Das Postmoderne in Foucaults Denken..
- 1.2 Ausschließungsmechanismen als Grenzziehungen .
- 2. Deutschland AG
- 2.1 Große Finanzunternehmen in der Unternehmensverflechtung
- 2.2 Entstehungsbedingungen und Auflösung der Deutschland AG.
- 3. Postmoderner Kapitalismus...
- 3.1 Machtwirkungen rund um die Deutschland AG
- 3.2 Multinationale Unternehmen im postmodernen Finanzsystem.
- 4. Fazit.....
- 1. Analyse der Grenzen.
- D. Postkrise und das vermeintliche Ende der Postmoderne.
- 1. Anything goes - nicht mehr!
- 1.1 Versuch einer internationalen Regulierung..
- 1.2 Finanzmarktreform in den USA.
- 2. Kolonialisierung der Kultur
- 2.1 Kultur und Ökonomie..
- 2.2 System und Lebenswelt..
- 3. Anything goes - noch immer!
- 3.1 Einschränkung der Kommunikation…..\n
- 3.2 Kontinuität verantwortungslosen Handelns
- 4. Fazit..
- 1. Anything goes - nicht mehr!
- Zusammenfassung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht die Finanzkrise im Kontext der Postmoderne. Ziel ist es, die Finanzkrise als ein Ausdruck postmoderner Geisteshaltung zu analysieren, indem die Arbeit zentrale Elemente der Postmoderne – wie das Ende der Geschichte, Spiel und Spieltrieb und Hyperrealität – mit der Finanzkrise in Verbindung setzt. Dabei werden auch die Theorien von Lyotard und Foucault herangezogen, um die postmoderne Charakteristik der Krise zu beleuchten.
- Die Finanzkrise als Ausdruck postmoderner Geisteshaltung
- Lyotards Konzept des postmodernen Wissens
- Foucaults Analyse der Ordnung des Diskurses im Kontext der Finanzkrise
- Das vermeintliche Ende der Postmoderne nach der Finanzkrise
- Die Auswirkungen der Krise auf die globale Vernetzung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Postmoderne und ihrer Definitionsschwierigkeiten. Anschließend wird die Finanzkrise als Ausdruck der postmoderne Geisteshaltung analysiert, wobei die Elemente des „Endes der Geschichte", Spiel und Spieltrieb und Hyperrealität im Fokus stehen. Im zweiten Kapitel wird Lyotards Konzept des postmodernen Wissens im Zusammenhang mit der Finanzkrise beleuchtet. Dabei wird die Rolle von Metaerzählungen, der Informationsgesellschaft und den Manipulationstechniken des Finanzwesens untersucht.
Das dritte Kapitel befasst sich mit Foucaults Theorie der Ordnung des Diskurses und analysiert die Grenzen und Ausschließungsmechanismen im Kontext der Finanzkrise. Dabei wird auch die Rolle der „Deutschland AG“ als Symbol für die Verflechtung großer Finanzunternehmen untersucht. Das vierte und letzte Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, ob die Finanzkrise das Ende der Postmoderne bedeutet. Dabei werden die Versuche einer internationalen Regulierung und die Auswirkungen der Krise auf die Globalisierung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der Postmoderne und ihrer Auswirkungen auf die Finanzkrise. Dabei werden wichtige Schlüsselbegriffe wie Metaerzählungen, Informationsgesellschaft, Hyperrealität, Spiel und Spieltrieb, Ausschließungsmechanismen, Deutschland AG, globale Vernetzung und Finanzmarktregulierung analysiert. Die Arbeit verknüpft theoretische Ansätze von Lyotard und Foucault mit der Analyse der Finanzkrise, um die postmoderne Charakteristik dieser Krise zu beleuchten.
- Arbeit zitieren
- Eugen Zentner (Autor:in), 2010, Finanzkrise im Kontext der Postmoderne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163449