Der Hererokrieg 1904 – 1907 gilt als eines der dunkelsten Kapitel deutscher Kolonialgeschichte. Er besitzt eine Sonderstellung im deutschen Imperialismus und zeichnet sich durch enorme Grausamkeit aus. Die Wahl der militärischen Mittel des damaligen Kommandanten der Kaiserlichen Schutztruppe, Lothar von Trotha, verfolgte nicht alleine das Ziel der Niederschlagung eines Aufstandes, sondern beabsichtigte darüber hinaus die Vernichtung eines ganzen Volkes.
Die in den letzten Jahren verstärkt geführten Forschungskontroversen um einen Genozid in Deutschsüdwestafrika und einen angeblich kolonialen Charakter des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges in Osteuropa sollen Gegenstand dieser Arbeit sein. Inwiefern handelte es sich bei dem Kolonialkrieg zwischen den Herero und dem Deutschen Reich um einen Genozid und inwieweit kann von einer Kontinuität, den Zweiten Weltkrieg betreffend, gesprochen werden? Desweiteren sollen Verbindungen zwischen beiden Phänomenen der Massengewalt untersucht und beurteilt werden.
Im Folgenden wird zunächst der Weg in den Krieg sowie der Kriegsablauf in Kürze dargestellt, wobei die Unterschiede zwischen den beiden Kommandanten der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutschsüdwestafrika, Leutwein und Trotha sowie der Kriegsausbruch skizziert werden.
Schließlich sollen das Für und Wider einer möglichen Kontinuität des Deutschen Genozids in Deutsch- Südwestafrika und Deutschland im Nationalsozialismus betrachtet werden.
Der Forschungsstand bezüglich des Hererokrieges ist mittlerweile breit gefächert. Zu den frühen Werken gehört Horst Drechslers Habilitationsschrift aus dem Jahr 1966 , gefolgt von Helmut Bleys umfangreicher Darstellung , der als erster eine Verbindung zwischen der deutschen Kolonialgeschichte und dem Nationalsozialismus erkennen möchte und somit die These Hannah Arendts aufgreift. Arendt hatte mit ihrem 1955 erschienenen Werk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ den Imperialismus neben dem Antisemitismus als eine Wurzel des Nationalsozialismus ausgemacht. In der imperialen Erfahrung seien schon Methoden entwickelt worden, die später zentrale Elemente totalitärer Herrschaft im Nationalsozialismus ausmachen sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Überblick
- Der Weg in den Krieg
- Der Kriegsverlauf
- Die Kontinuitätsthese
- Vorstellung und Eingrenzung der These
- Andere Kolonialverbrechen
- Sonderweg und Tabubruch
- Personelle Verbindungen
- Zeitliche Differenz und Antisemitismus
- Entwicklung, Ausbildung und indirect rule
- Siedlerkolonialismus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Kontroversen um den Genozid in Deutschsüdwestafrika und die mögliche Kontinuität zu den Verbrechen des Nationalsozialismus. Sie analysiert den Hererokrieg (1904-1907) im Kontext des deutschen Imperialismus und fragt nach den Zusammenhängen zwischen Kolonialgewalt und nationalsozialistischer Herrschaft. Dabei werden die Strategien der deutschen Kolonialmacht und die Auswirkungen auf die Herero Bevölkerung im Fokus stehen.
- Analyse des Hererokrieges als Genozid
- Untersuchung der Kontinuitätshypothese zwischen Kolonialgewalt und nationalsozialistischer Herrschaft
- Verbindungen zwischen dem Hererokrieg und dem Holocaust
- Rolle von Antisemitismus und Kolonialismus im Nationalsozialismus
- Kritik und Diskussion verschiedener Perspektiven auf den Hererokrieg
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Hererokrieg als ein dunkles Kapitel deutscher Kolonialgeschichte vor und skizziert die Forschungsfrage nach einer möglichen Kontinuität zwischen dem Genozid in Deutschsüdwestafrika und dem nationalsozialistischen Vernichtungskrieg. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf diese Thematik und führt in die zentrale Argumentation der Arbeit ein.
- Historischer Überblick: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über den Weg in den Krieg und den Kriegsverlauf. Es beschreibt die politischen und wirtschaftlichen Spannungen zwischen den deutschen Kolonialherren und den Herero, die zum Ausbruch des Aufstands führten. Die Rolle der deutschen Kolonialverwaltung und die militärischen Strategien der beiden Kommandanten Leutwein und Trotha werden erläutert.
- Die Kontinuitätsthese: Der Fokus dieses Kapitels liegt auf der Darstellung und kritischen Analyse der Kontinuitätsthese. Die These, dass der Hererokrieg als ein Vorläufer des Holocaust gesehen werden kann, wird vorgestellt und anhand der Argumente von Vertreter:innen und Kritiker:innen diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselwörter Genozid, Kolonialismus, Nationalsozialismus, Kontinuität, Hererokrieg, Deutschsüdwestafrika, Antisemitismus, Imperialismus, Völkermord, Herrschaft, Gewalt und Verbrechen. Sie beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen diesen Begriffen und untersucht die historische Bedeutung und die aktuelle Relevanz dieser Themen.
- Arbeit zitieren
- Verena Illing (Autor:in), 2011, Gibt es einen Weg von Windhuk nach Auschwitz?- Analyse der Kontinuitätsthese , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164550