Der Geistliche Alkuin (Flaccus Albinus) zählt zu den wichtigsten Quellen des Mittelalters zur Zeit Karl des Großen. Zu dem Herrscher unterhielt Alkuin einen innigen Briefverkehr, der in diesem kurzen Aufsatz nebst der historischen Bedeutung Alkuins aufgezeigt werden soll.
Inhaltsverzeichnis
1 Das Leben des Flaccus Albinus
2 Besondere Werke des Flaccus Albinus
2.1 Die Alkuin-Bibel
2.2 Das Gebetsbuch Alkuins
2.3 Alkuins Lehrbuch und die karolingische Fachenzyklopädie zur Zeitrechnung
2.4 Die Briefe Alkuins an Karl
3 Das Verhältnis zu Karl dem Großen
4 Literaturverzeichnis
1 Das Leben des Flaccus Albinus
Flaccus Albinus, auch Alkuin, Alcuin, Alhwin oder Alchoin (folgend: Alkuin) wurde im Jahre 735 bei York geboren. Ausgebildet wurde Alkuin in der Kathedralschule Yorks, wel- che für ihre Lehrmeister und Bibliothek im ganzen christlichen Europa geschätzt wurde. Er selbst übernahm im Alter von 30 Jahren die Leitung der Kathedralschule und der Biblio- thek. Während einer Reise nach Rom im Jahre 781 muss Alkuin auf Karl gestoßen sein. Aus dieser Begegnung heraus zog es Alkuin an den fränkischen Hof, wo er ab 782 die Hofschule und die Hofbibliothek Karls nach vertrautem angelsächsischem Vorbild leitete.1 Zudem übernahm Alkuin die Aufgaben der höfischen Aus- und Weiterbildung wie der Beratung in wissenschaftlichen, pädagogischen und klerikalen Dingen.2
796 wies Karl Alkuin die Leitung über die Abtei des Heiligen Martin in Tours zu. Von dort aus widmete Alkuin seine Aufmerksamkeit neuen Aufgaben, wobei er auch weiterhin die Beratung Karls vollzog, wie ein reger Briefverkehr bestätigt. Doch ab 799 distanzierte er sich zunehmend von den weltlichen Staatsangelegenheiten Karls und widmete sich schließ- lich ganz der Abtei und seinen klerikalen Aufgaben. Alkuin verstarb am 19. Mai 804 in Tours.3
2 Besondere Werke des Flaccus Albinus
Angetrieben von den Anweisungen Karls von 789, die besagen, dass in Klöstern und Bi- schofssitzen nicht nur gelehrt, sondern auch geschrieben werden sollte,4 und von dem Briefverkehr mit Karl, schuf Alkuin bedeutende Werke, welche die Zeit - und auch die Folgezeit - der Karolinger prägten. Exemplarisch folgen ausgewählte Schriften Alkuins.
2.1 Die Alkuin-Bibel
„Die Alkuin-Bibel ist der Höhepunkt der Buchkunst der karolingischen Zeit und damit ein entscheidendes Stück der abendländischen Kulturgeschichte. Zugleich ist sie ein Markstein in der Geschichte der lateinischen Bibel, da sie deren Text im ganzen Mittelalter und noch bis unsere Tage maßgebend bestimmt hat.“5
Alkuin beschäftigte sich ab etwa 797 mit einer lateinischen Bibelrevision, die rechtzeitig zur Kaiserkrönung Karls an Weihnachten 800 fertig gestellt wurde. Sein Schüler Fridugisus überreichte in Rom an seiner Stelle diese wenig geschmückte „Urbibel“ mit einer persönlichen Widmung als Präsent für den karolingischen Kaiser.6 Nach seinem Tod wurde diese „Urbibel“ unter Leitung Fridugisus’ oft überarbeitet, was der Schreibstube von Tour zu Ruhm und Aufschwung verhalf. Von dort aus verbreitete sich die Bibel als Vor- bild und Muster unter seinem Namen im ganzen Reich.7 Obwohl sie nie von Karl zur offi- ziellen Reichsbibel ernannt wurde, ist das Werk von einflussreicher Bedeutung, wie Fi- scher erkannte:
„die Alkuin-Bibel wurde zur Vulgata, zur »allgemein Verbreiteten«. Nichts zeigt das deutlicher als die Entscheidung Alkuins für das Psalterium Gallicanum, womit er den Psalmtext der lateinischen Kirche bis heute bestimmt hat. Die Alkuin-Bibel ist wirklich ein Wendepunkt in der Geschichte der lateinischen Bibel.“8
2.2 Das Gebetsbuch Alkuins
„ Beatus igitur David … […]. Mit diesen Worten beginnt der gelehrte Angelsachse Alcuin den Widmungsbrief, mit dem er das von ihm zusammengestellte Gebetbuch Karl dem Großen dedizierte.“9 Eigens für Karl hat Alkuin ein Gebetsbuch geschrieben, welches nur noch in zum Teil editierten Fragmenten vorhanden ist. Diese für den Privatgebrauch verfasste Schrift impliziert eine große Bedeutung des christlichen Glaubens für den karolingischen Regenten. Zudem beeinflusst sie stark die Entwicklung folgender kontinentaler „libelli precum“10, nicht nur im Bezug auf die private Glaubensausübung bedeutender Herrscher, sondern auch für liturgische Gebete, in denen einige Gebetstexte Alkuins rezitiert und die Struktur Karls Gebetsbuches übernommen wurden.11
2.3 Alkuins Lehrbuch und die karolingische Fachenzyklopädie zur Zeitrechnung
Alkuin verfasste ein kurzes Lehrbuch zur Zeitrechnung unter dem Namen „Libellus annalis“, welches evtl. als Grundlage für die große karolingische Fachenzyklopädie der Zeitrechnung „Annalis libellus“ gedient haben könnte. Auch wenn im Jahre 827 beim Zitieren aus dieser Enzyklopädie Walahfrid Strabo es „Excerptum de libro Albini magistri“12 nennt, ist der eigentliche Autor nicht bekannt.13
[...]
1 Vgl. Fischer, Bonifatius: „Die Alkuin-Bibel“, Freiburg im Breisgau 1957, S. 9.
2 Vgl. Springsfeld, Kerstin: „Karl der Große, Alkuin und die Zeitrechnung“ in: Ber.Wissenschaftsgesch. 27 (2004), S. 55.
3 Vgl. ebd., S. 56.
4 Vgl. Fischer, S. 17.
5 Ebd., S. 5.
6 Vgl. Fischer, S. 6 und S. 17.
7 Vgl. ebd., S.19.
8 Ebd., S. 19.
9 Waldhoff, Stephan: „Alcuins Gebetbuch für Karl den Großen. Seine Rekonstruktion und seine Stellung in der frühmittelalterlichen Geschichte der libelli precum“, Münster 2003, S. 1.
10 Die Begrifflichkeit ist nicht aus den Quellen entstanden, sondern eine Bezeichnung der modernen Wissen- schaft.
11 Vgl.Waldhoff, S.1-6 und 331-338.
12 Springsfeld, Kerstin: „Alkuins Einfluß auf die Komputistik zur Zeit Karls des Großen“, Stuttgart 2002, S. 91; lat.: „Auszug aus dem Buch des Meisters Albinus“.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt dieses Textes über Flaccus Albinus (Alkuin)?
Dieser Text ist eine umfassende Vorschau auf eine wissenschaftliche Arbeit über Flaccus Albinus, auch bekannt als Alkuin. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, das die Schwerpunkte der Arbeit umreißt. Dazu gehören das Leben Alkuins, seine besonderen Werke wie die Alkuin-Bibel und das Gebetsbuch, sein Lehrbuch zur Zeitrechnung, sowie seine Beziehung zu Karl dem Großen.
Was sind die Hauptthemen in diesem Text über Alkuin?
Die Hauptthemen umfassen Alkuins Biografie, seine Rolle in der karolingischen Renaissance, sein Einfluss auf die Entwicklung der lateinischen Bibel (insbesondere die Alkuin-Bibel), seine Beiträge zur Bildung (Lehrbücher und die Leitung der Hofschule) und seine spirituellen Werke (Gebetsbuch). Auch seine Beziehung zu Karl dem Großen und dessen Auswirkung auf sein Werk werden behandelt.
Welche Werke von Alkuin werden in diesem Text hervorgehoben?
Die Alkuin-Bibel wird als Höhepunkt der Buchkunst der Karolingerzeit und als entscheidend für die Geschichte der lateinischen Bibel hervorgehoben. Das Gebetsbuch Alkuins für Karl den Großen wird als wichtig für das Verständnis der privaten Glaubensausübung und als Einfluss auf spätere Gebetbücher dargestellt. Des Weiteren wird sein Lehrbuch zur Zeitrechnung "Libellus annalis" erwähnt.
Welche Bedeutung hat die Alkuin-Bibel laut diesem Text?
Die Alkuin-Bibel wird als Wendepunkt in der Geschichte der lateinischen Bibel dargestellt. Sie beeinflusste maßgeblich den Text der Bibel im Mittelalter und darüber hinaus. Ihre Auswahl des Psalterium Gallicanum prägte den Psalmtext der lateinischen Kirche bis heute. Obwohl sie nie zur offiziellen Reichsbibel ernannt wurde, war ihre Verbreitung und ihr Einfluss enorm.
Welche Rolle spielte Alkuin am Hofe Karls des Großen?
Alkuin leitete die Hofschule und die Hofbibliothek Karls des Großen nach angelsächsischem Vorbild. Er war zuständig für die höfische Aus- und Weiterbildung sowie für die Beratung in wissenschaftlichen, pädagogischen und klerikalen Angelegenheiten.
Was geschah mit Alkuin nach seiner Zeit am Hofe Karls des Großen?
796 übernahm Alkuin die Leitung der Abtei des Heiligen Martin in Tours. Von dort aus beriet er Karl weiterhin und widmete sich seinen klerikalen Aufgaben, bevor er am 19. Mai 804 in Tours verstarb.
Was ist die "Alkuin-Bibel"?
Die "Alkuin-Bibel" ist der kulminierende Punkt der Buchkunst der Karolingerzeit und somit ein bedeutender Teil der abendländischen Kulturgeschichte. Außerdem ist es ein Markstein in der Geschichte der lateinischen Bibel, da es dessen Text im ganzen Mittelalter und bis heute maßgeblich bestimmt hat.
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- Sönke Sönnichsen (Author), 2008, Flaccus Albinus aus York: Leben und Werk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165339