„Manet interessieren die flüchtigen, undefinierten Geschlechterbeziehungen, die sich vor dem Hintergrund dieser modernen Freizeit- und Stadtkultur ergeben. […] Mit [diesen] subtilen, nicht sofort erkennbaren Hinweisen modifiziert Manet das konventionelle Bild von Gemeinsamkeit und akzentuiert stattdessen die Zufälligkeit und geringe soziale Verankerung der Begegnung.“
Das moderne soziale Gefüge von dem hier die Rede ist meint das Paris der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die „Hausmannisierung“ der französischen Hauptstadt bedingt eine drastische Veränderung des Stadtbilds. Boulevards durchziehen nun das Zentrum, flankiert von bunten Schaufenstern laden sie zum Flanieren ein. Das rege Treiben auf den Straßen, in Cafés und anderen Etablissements gibt erstmals die Möglichkeit, im Schutz der Masse unbeobachtet den Blick schweifen zu lassen. Edouard Manet widmet seine Malerei zum großen Teil den neuen Routinen der Menschen und den Beziehungen zwischen ihnen, wie sie die Großstadt in der Folge ihrer Umordnung hervorbringt. Durch im Alltag beobachtete Szenen auf Booten, in Parks und Gärten, aber auch in Bars, Tanzlokalen und Boudoirs liefern Manets Bilder Indizien zur Entschlüsselung der sozialen Veränderungen im Paris seiner Zeit. Besonders aufschlussreich ist hierbei die Betrachtung der Frauendarstellungen seines Œuvres im Hinblick auf ihre repräsentative Funktion einer geschlechterspezifischen Typologie. Damit kann zunächst eine Unterscheidung zwischen bourgeoiser Dame und Arbeiterin gemeint sein und die Sphären in denen sie agieren. Allerdings erweist sich dieses Modell bei der Auseinandersetzung mit den abgebildeten Frauen als nicht differenziert genug. Ziel dieser Arbeit ist es daher durch die Untersuchung Manets Frauendarstellungen, Kategorien festzulegen anhand derer eine solche Typologie entworfen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Methode
- Typologieentwurf
- Einpersonbilder
- Mehrpersonenbilder
- Arbeiterinnen
- Bourgeoise Dame
- Berthe Morisot
- Zusammenfassung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frauendarstellungen in Edouard Manets Werk, um Kategorien für eine geschlechterspezifische Typologie zu entwickeln. Sie analysiert die Repräsentation von Weiblichkeit im Kontext des sozialen Wandels im Paris des 19. Jahrhunderts und hinterfragt die Intention des Künstlers sowie die Rezeption seiner Bilder. Die feministische Kunstgeschichte und die damit verbundenen Debatten um den „Blick“ und die Konstruktion von Weiblichkeit bilden den methodischen Rahmen.
- Repräsentation von Weiblichkeit in Manets Werk
- Soziale Veränderungen im Paris des 19. Jahrhunderts und ihre Widerspiegelung in Manets Malerei
- Der „Blick“ als zentrales Element in Manets Bildern und dessen Interpretation
- Klassenunterschiede und ihre Darstellung in den Frauendarstellungen
- Feministische Kunstgeschichte als methodischer Ansatz
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den sozialen Kontext von Manets Werk im Paris der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie hebt die Veränderungen im Stadtbild und im sozialen Gefüge hervor und stellt die Fragestellung der Arbeit dar: die Entwicklung einer Typologie der Frauendarstellungen in Manets Bildern, um die Repräsentation von Weiblichkeit und die Intention des Künstlers zu analysieren.
Die Methode: Dieses Kapitel erläutert den feministisch geprägten Ansatz der Arbeit. Es diskutiert die Entwicklung und die zentralen Themen der feministischen Kunstgeschichte, wie die Sozialgeschichte von Künstlerinnen, das Körperbild, den Mythos der Autorenschaft und die hierarchischen Mechanismen im Kunstbetrieb. Die Rezeption von Manets Bildern durch feministische Kunstwissenschaftlerinnen wie Griselda Pollock, Linda Nochlin und Nannette Rißler-Pipka wird kritisch beleuchtet und der Begriff des „Blicks“ als zentrales Analyseinstrument eingeführt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Unterscheidung zwischen historiografischem Ansatz und der Kritik an der Konstruktion von Weiblichkeit durch männliche Künstler.
Typologieentwurf: Dieses Kapitel beschreibt den Entwurf einer Typologie der Frauendarstellungen in Manets Werk. Aufgrund der großen Anzahl seiner Gemälde wird eine Eingrenzung auf repräsentative Bilder vorgenommen. Es werden Kriterien zur Kategorisierung der abgebildeten Frauen entwickelt, darunter die soziale Klasse (bourgeoise Dame vs. Arbeiterin), die dargestellte Sphäre und die Anwesenheit weiterer Personen. Die Problematik einer unkritischen Kategorisierung nach stereotypen Mustern wird angesprochen und der Anspruch auf eine Re-Lektüre von Manets Werk ohne unhinterfragte Vorannahmen betont.
Schlüsselwörter
Edouard Manet, Frauendarstellung, feministische Kunstgeschichte, Paris, 19. Jahrhundert, sozialer Wandel, Repräsentation von Weiblichkeit, der Blick, Typologie, Klasse, Bourgeoisie, Arbeiterklasse, Historiografie, Gender Studies.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Frauendarstellungen in Edouard Manets Werk
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Frauen in den Bildern Edouard Manets. Sie zielt darauf ab, eine Typologie der Frauendarstellungen zu entwickeln und die Repräsentation von Weiblichkeit im Kontext des sozialen Wandels im 19. Jahrhundert in Paris zu untersuchen. Die Intention des Künstlers und die Rezeption seiner Bilder werden ebenfalls hinterfragt.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet einen feministischen Ansatz, der die feministische Kunstgeschichte und deren Debatten um den „Blick“ und die Konstruktion von Weiblichkeit einbezieht. Die Rezeption von Manets Bildern durch feministische Kunstwissenschaftlerinnen wie Griselda Pollock, Linda Nochlin und Nannette Rißler-Pipka wird kritisch beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung zwischen historiografischem Ansatz und der Kritik an der Konstruktion von Weiblichkeit durch männliche Künstler.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Repräsentation von Weiblichkeit in Manets Werk, den sozialen Veränderungen im Paris des 19. Jahrhunderts und deren Widerspiegelung in seiner Malerei, dem „Blick“ als zentrales Element in seinen Bildern, Klassenunterschieden und ihrer Darstellung in den Frauendarstellungen sowie der feministischen Kunstgeschichte als methodischem Ansatz.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Methode, ein Kapitel zum Typologieentwurf (mit Unterkapiteln zu Einpersonen- und Mehrpersonenbildern, sowie Berthe Morisot), eine Zusammenfassung und ein Resümee. Das Kapitel zum Typologieentwurf entwickelt Kategorien zur Einordnung der weiblichen Figuren in Manets Bildern basierend auf Kriterien wie sozialer Klasse, dargestellte Sphäre und Anwesenheit weiterer Personen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Edouard Manet, Frauendarstellung, feministische Kunstgeschichte, Paris, 19. Jahrhundert, sozialer Wandel, Repräsentation von Weiblichkeit, der Blick, Typologie, Klasse, Bourgeoisie, Arbeiterklasse, Historiografie, Gender Studies.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden geboten?
Die Zusammenfassung enthält detaillierte Beschreibungen der Einleitung (Einführung in die Thematik und Fragestellung), der Methode (feministischer Ansatz und kritische Auseinandersetzung mit feministischen Kunstwissenschaftlerinnen), und des Typologieentwurfs (Entwicklung von Kategorien zur Klassifizierung der Frauendarstellungen).
- Arbeit zitieren
- Alexandra Wolf (Autor:in), 2010, Manet - ein Voyeur?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165913