Das Aksumitische Reich, das etwa 150 v. Chr. in Nordäthiopien entstand und fast ein ganzes Jahrtausend währte, stellt in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit dar. So ist es das einzige afrikanische Königreich südlich der Sahara, das zivilisatorisch einen so hohen Standard erreichte, dass es sogar der europäischen antiken Welt bekannt war und im internationalen Handel mitwirkte. Gleichzeitig aber gilt Äthiopien heute als eines der ärmsten Länder der Welt, das immer wieder von Dürre- und Hungerperioden heimgesucht wird und es scheint schwer nachzuvollziehen, wie eine heute so von Naturkatastrophen gezeichnete Region einst eine politisch so wichtige Rolle spielen konnte.
Klassischerweise beschäftigten sich v.a. Archäologen mit den zahlreichen Relikten der vergangenen Zivilisation und versuchen, ein Bild der Geschichte und der Kultur anzufertigen. Doch gerade im Falle vom Aksumitischen Reich reichen ihre klassischen Forschungsansätze nicht aus, da Fragen über den Wasserhaushalt und die Ergiebigkeit der landwirtschaftlichen Produktion in eine Sackgasse führen. Beantworten lassen sich diese Fragen nur über eine Landschafts- und Klimarekonstruktion, welche für das Verständnis dieser Hochkultur eine Schlüsselrolle einnehmen. So werden auch Wissenschaftler aus anderen Fachdisziplinen wie der Geoarchäologie zu Rate gezogen, um ein Gesamtbild der Zivilisation in ihrer Umwelt zu schaffen.
Während Archäologen schon seit Anfang des 20. Jh.s in Aksum Grabungen durchführen, gibt es noch sehr wenige geoarchäologische Untersuchungen. Dabei fand gerade in Aksum Pionierarbeit in diesem Bereich statt, als Anfang der 1970er Jahren Karl Butzer historische Fragen wie die Gründe des Untergangs des Aksumitischen Reiches unter geoarchäologischen Aspekten betrachtete. Er brachte mit seinen Ergebnissen zum ersten Mal den gewandelten Umweltfaktor in die Erklärungsansätze ein und veränderte damit die Geschichtsbücher. Doch die politisch instabile Situation von 1974-1993 machte weitere archäologische wie geoarchäologische Expeditionen fast unmöglich. Dabei entwickelten sich die geoarchäologischen Methoden in dieser Zeit weiter und wurden immer stärker zum integralen Bestandteil der Archäologie, da deutlich wurde, welche Möglichkeiten in ihnen steckten, um die klassisch archäologischen Erklärungsversuche stellenweise zu untermauern bzw. zu korrigieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Überblick über das Aksumitische Reich
- Eine geographische Beschreibung dieser Region
- Geoarchäologische Untersuchung von Karl Butzer in den 1970er
- Geoarchäologische Untersuchungen im Rahmen des IUO/BU Projekts in den 1990ern
- Fernerkundung
- Geoelektrische und elektromagnetische Prospektion
- Neueste geoarchäologische Untersuchungen von French, Sulas und Madella
- Pollenanalyse, Phytolithen- und Holzkohleuntersuchungen
- Peilstangensondierung, makro- und mikromorphologische Sedimentuntersuchung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Aksumitischen Reich, seiner Geschichte, seiner Umwelt und den Faktoren, die zu seinem Aufstieg und Niedergang führten. Die Studie analysiert anhand geoarchäologischer Untersuchungen die Interaktion zwischen Mensch und Natur, die für das Verständnis dieser Hochkultur entscheidend ist.
- Geoarchäologische Untersuchungen im Aksumitischen Reich
- Landschafts- und Klimarekonstruktion
- Historische Entwicklung des Aksumitischen Reichs
- Der Einfluss des Wasserhaushalts und der landwirtschaftlichen Produktion auf die aksumitische Zivilisation
- Die Rolle von geoarchäologischen Methoden bei der Erforschung der Mensch-Umwelt-Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung präsentiert das Aksumitische Reich als eine Besonderheit in der afrikanischen Geschichte und stellt die Forschungsfrage nach der Interaktion zwischen Mensch und Umwelt im Kontext dieser Hochkultur. Die Arbeit zeigt die Bedeutung von geoarchäologischen Methoden für ein umfassendes Verständnis des Aksumitischen Reichs.
- Historischer Überblick über das Aksumitische Reich: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die historische Entwicklung des Aksumitischen Reichs, beginnend mit dem 3. Jahrtausend v. Chr. und der Bedeutung des Handels mit Ostafrika. Die Entstehung des Reichs von Saba und des Reichs von Da'amot, ihre kulturellen Gemeinsamkeiten und die möglichen Einflüsse semitischer Migrationswellen werden diskutiert.
- Eine geographische Beschreibung dieser Region: Dieses Kapitel beschreibt die geographischen Bedingungen des Aksumitischen Reichs, die für das Verständnis der historischen Entwicklung und der Umweltbedingungen entscheidend sind.
- Geoarchäologische Untersuchung von Karl Butzer in den 1970er: Dieses Kapitel stellt die Pionierarbeit von Karl Butzer in den 1970er Jahren vor, der erstmals die Rolle der Umweltveränderungen für den Untergang des Aksumitischen Reichs analysierte.
- Geoarchäologische Untersuchungen im Rahmen des IUO/BU Projekts in den 1990ern: Dieses Kapitel beschreibt die geoarchäologischen Untersuchungen im Rahmen des IUO/BU Projekts in den 1990ern, die verschiedene Methoden wie Fernerkundung, geoelektrische und elektromagnetische Prospektion einsetzten.
- Neueste geoarchäologische Untersuchungen von French, Sulas und Madella: Dieses Kapitel stellt die neuesten geoarchäologischen Untersuchungen von French, Sulas und Madella vor, die sich mit Fragen der Wasserhaushaltung und der landwirtschaftlichen Praktiken des aksumitischen Reiches auseinandersetzen.
Schlüsselwörter
Aksumitisches Reich, Geoarchäologie, Landschafts- und Klimarekonstruktion, Wasserhaushalt, Landwirtschaftliche Produktion, Umweltveränderungen, Handel, Hochkultur, Fernerkundung, Geoelektrische und elektromagnetische Prospektion, Pollenanalyse, Phytolithen, Holzkohleuntersuchungen, Peilstangensondierung, Makro- und Mikromorphologie.
- Quote paper
- Alona Gordeew (Author), 2011, Geoarchäologie in Aksum, Äthiopien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166503