Ist Nationalismus ausschließlich ein Phänomen der Neuzeit? Dieser Essay zeigt an Hand eines Vergleichs zwischen Deutschland und der Schweiz vormoderne Entwicklungslinien von Nationalbewusstsein auf und lotet ihre Auswirkungen auf die Formierung des modernen Nationalismus in beiden Ländern aus.
Inhaltsverzeichnis
- Protonationalismus: Deutschland und die Schweiz im Vergleich
- I. Die „Germanen-Ideologie“ als Ausdruck des deutschen Protonationalismus
- Mobilisierungen zur Türkenabwehr
- Kritik an politischer Macht und finanzieller „Ausbeutung“ durch die römische Kurie v.a. in Verbindung mit Gravaminabewegung und Reformation
- Abwehr französischer Expansionsbestrebungen auf Kosten des Reiches im Dreißigjährigen Krieg und im Rahmen der Reunionspolitik in der 2.Hälfte des 17. Jahrhunderts
- II. Sozietäten und die Förderung des deutschen Nationalbewusstseins im 17. und 18. Jahrhundert
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, den deutschen Protonationalismus am Ende des 15. und im 16. Jahrhundert zu untersuchen und ihn mit dem Schweizer Protonationalismus zu vergleichen. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, welche Träger des deutschem Nationalbewusstseins es gab und welche Mythen und Wertvorstellungen damit verbunden waren.
- Die „Germanen-Ideologie“ als Ausdruck des deutschen Protonationalismus
- Die Rolle von Sozietäten und Sprachgesellschaften bei der Förderung des deutschen Nationalbewusstseins
- Der Unterschiedliche Umgang mit Freiheitsvorstellungen in Deutschland und der Schweiz
- Der Einfluss von Religion und Konfessionen auf das nationale Selbstverständnis
- Die Bedeutung von Mythen und Geschichte für die Konstruktion nationaler Identitäten
Zusammenfassung der Kapitel
I. Die „Germanen-Ideologie“ als Ausdruck des deutschen Protonationalismus
Dieses Kapitel befasst sich mit der „Germanen-Ideologie“ als Ausdruck des deutschen Protonationalismus im 16. Jahrhundert. Es zeigt, wie Humanisten die Deutschen in die Tradition der Germanen stellten und deren Taten und Tugenden beschworen. Die „Germanen-Ideologie“ diente der Mobilisierung gegen äußere Bedrohungen und zur Abgrenzung von anderen europäischen Völkern. Außerdem werden die Unterschiede zum Schweizer Ursprungsmythos der Tell-Sage hervorgehoben, die mit weiterreichenden Freiheitsvorstellungen verbunden war.
II. Sozietäten und die Förderung des deutschen Nationalbewusstseins im 17. und 18. Jahrhundert
In diesem Kapitel wird die Rolle von Sozietäten und Sprachgesellschaften bei der Förderung des deutschen Nationalbewusstseins im 17. und 18. Jahrhundert beleuchtet. Es wird gezeigt, wie Sprachgesellschaften die deutsche Nation in erster Linie als kulturelle Einheit begriffen und die Normierung der deutschen Sprache sowie die Förderung der deutschsprachigen Literatur als wichtigstes Mittel zur Stärkung der nationalen Identität betrachteten. Das Kapitel beleuchtet außerdem die Differenzen im Umgang mit patriotischer Gesinnung und die unterschiedlichen Auffassungen vom „Vaterland“ zwischen Deutschland und der Schweiz.
Schlüsselwörter
Protonationalismus, Germanen-Ideologie, Tell-Sage, Sozietäten, Sprachgesellschaften, nationale Identität, Kultur, Sprache, Literatur, Freiheitsvorstellungen, Patriotismus, Reich, Territorien, Schweiz, Deutschland, Frühe Neuzeit.
- Arbeit zitieren
- Thomas Gräfe (Autor:in), 2003, Protonationalismus: Deutschland und die Schweiz im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16770