(...) Dass der Vampir, obwohl er doch bereits endlos oft gepfählt, verbrannt oder geköpft worden ist, wieder seinem Grab entsteigt und auf seine Leser, Zuschauer und Opfer jedes Mal noch ein bisschen anziehender wirkt als zuvor, liegt sicherlich an seiner Wandlungsfähigkeit. Wenngleich sich manche Merkmale des Vampirs ein wenig verändern, bleibt doch das Prinzipielle bestehen und bildet ein Gerüst, welches immer wieder mit neuem Inhalt gefüllt werden kann. 1991 ist es zum Beispiel der philosophierende Vampir Luis, der sich von Selbstzweifeln und „No-Future-Depressionen“ gequält in die Herzen der Rezipienten kämpft. Heute ist es ein Teenieidol, der sein menschliches Gegenstück in Twilight von Herzen liebt – leider entweder ausschließlich platonisch oder aber für immer vampirisch. Dies bildet wahrscheinlich den Reiz für eine übersexualisierte Gesellschaft, die plötzlich die Vorteile der Promiskuität vorgelebt bekommt. Nebenbei entsprechen beide Hauptdarsteller den gängigen Schönheitsidealen der jeweiligen Zeitspanne und den Sehnsüchten, des in erster Linie weiblichen Publikums.
Vielleicht ist es aus diesem Grunde vergleichsweise schwierig, vor allem in jüngerer Vergangenheit einen Film zu finden, in dessen Zentrum ein weiblicher Vampir steht. Die Vampirin stellt in der Tat eine Besonderheit des gesamten – auch des Literatur-Genres dar; sind es doch traditionell die männlichen Vampire, die bedrohen und verführen, wohingegen die weiblichen Blutsauger höchstens Gefährtinnen, Gespielinnen oder Dienerinnen ihrer potenten Anführer sind. Eventuell liegt das an der, der Vampirin innewohnenden Diskrepanz zwischen den erwarteten geschlechtsspezifischen Eigenschaften der Frau einerseits und der animalisch-männlichen Dominanz der Vampirgestalt andererseits, die hier zu einer ungewohnten Einheit verschmelzen.
Trotzdem gibt es sie, die weibliche Hauptfigur in der Vampir-Literatur und gerade weil sie eine Randerscheinung darstellt, soll sie Gegenstand dieser Arbeit sein. An zwei Beispielen der Vampirliteratur, zwischen deren Publikationen 137 Jahre liegen, soll die Funktion der Symbolik des weiblichen Vampirs dargestellt und bewiesen werden. Untersucht werden weiterhin die unterschiedlichen Verwendungen der Vampirsymbolik, um kulturell-epochale Probleme der Geschlechterrollen zu beschreiben und herauszuarbeiten ob, und welche spezifischen Themen, in der weiblichen Blutsauger-Figur implizit und explizit verborgen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgehensweise
- Kognitive Hermeneutik
- Die Vampirfigur
- Ursprung und Einflüsse
- Darstellung und Existenzgesetze
- Der weibliche Vampir
- in der Literatur
- im Film
- Sheridan Le Fanu: Carmilla
- Basis-Analyse
- Kurzdarstellung
- Textwelt
- Carmilla
- Carmillas Opfer
- Basis-Interpretation
- Hypothese über das Textkonzept
- Hypothese über das Literaturprogramm
- Überzeugungssystem
- Verfilmung
- Kurzdarstellung
- Carmilla und ihre Opfer
- John A. Lindqvist: So finster die Nacht
- Basis-Analyse
- Kurzdarstellung
- Textwelt
- Eli
- Oskar
- Basis-Interpretation
- Hypothese über das Textkonzept
- Hypothese über das Literaturprogramm
- Das Überzeugungssystem
- Verfilmung
- Kurzdarstellung
- Eli und Oskar
- Basis-Interpretation
- Vergleich der weiblichen Vampire 1872 und 2004
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Darstellung weiblicher Vampire in der Literatur und im Film, indem sie zwei Werke mit einem Abstand von 137 Jahren vergleicht. Die Arbeit analysiert die Symbolik der weiblichen Vampirfigur und deren Funktion im Kontext der jeweiligen Epoche und der gesellschaftlichen Geschlechterrollen. Ziel ist es, die Veränderungen und Konstanten in der Darstellung des weiblichen Vampirs aufzuzeigen und die impliziten und expliziten Themen zu identifizieren, die in dieser Figur verborgen sind.
- Die Symbolik des weiblichen Vampirs in der Literatur und im Film
- Der Einfluss gesellschaftlicher Geschlechterrollen auf die Vampirdarstellung
- Vergleichende Analyse zweier Werke aus unterschiedlichen Epochen
- Entwicklung der Vampirfigur im Wandel der Zeit
- Analyse der kulturell-epochalen Probleme in der Darstellung der weiblichen Vampirfigur
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der weiblichen Vampirfigur ein und stellt den Kontext des aktuellen Vampir-Booms dar, insbesondere im Vergleich zu früheren Darstellungen. Sie thematisiert den Wandel der Vampirfigur von einer schreckhaften Gestalt zu einem teilweise romantisierten Wesen und kündigt die Vorgehensweise und den Fokus auf die kognitive Hermeneutik an. Der Vergleich zwischen dem modernen Vampir-Bild (z.B. Twilight) und älteren Darstellungen bildet einen zentralen Ausgangspunkt.
Die Vampirfigur: Dieses Kapitel beleuchtet die Ursprünge und Einflüsse der Vampirfigur, deren Darstellung und Existenzgesetze im Laufe der Zeit. Es bildet die Grundlage für die spätere Analyse der weiblichen Vampirfigur, indem es den traditionellen männlichen Vampir und seine Attribute beschreibt. Die Entwicklung der Figur von einem reinen Schreckenssymbol zu komplexeren Charakteren wird hier analysiert. Der Fokus liegt auf der Vorbereitung des Vergleichs zwischen traditionellen und modernen Vampir-Darstellungen.
Sheridan Le Fanu: Carmilla: Diese Kapitel beinhaltet eine detaillierte Basis-Analyse und -Interpretation von Sheridan Le Fanus "Carmilla", inklusive Kurzdarstellung, Beschreibung der Textwelt, Analyse der Figur Carmilla und ihrer Opfer. Es untersucht die Hypothese über das Textkonzept und das Literaturprogramm, sowie das zugrundeliegende Überzeugungssystem. Die Verfilmung von "Carmilla" wird ebenfalls kurz beleuchtet und in Relation zu der literarischen Vorlage gestellt. Im Fokus steht die Funktion von Carmilla als weibliche Vampirfigur im Kontext des 19. Jahrhunderts und ihre spezifischen Charakteristika.
John A. Lindqvist: So finster die Nacht: Ähnlich wie das vorherige Kapitel, wird hier John A. Lindqvists "So finster die Nacht" einer Basis-Analyse und -Interpretation unterzogen, inklusive Kurzdarstellung, Beschreibung der Textwelt und Analyse der Figuren Eli und Oskar. Das Kapitel analysiert die Hypothesen über das Textkonzept und das Literaturprogramm sowie das Überzeugungssystem. Die Verfilmung, inklusive Kurzdarstellung und einer Interpretation der Figuren Eli und Oskar, wird ebenfalls betrachtet. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Vergleich zur "Carmilla"-Darstellung und den kulturellen Unterschieden.
Vergleich der weiblichen Vampire 1872 und 2004: Dieses Kapitel setzt den Vergleich zwischen den beiden analysierten weiblichen Vampirfiguren im Fokus. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Darstellung und Symbolik werden herausgearbeitet, und die Einflüsse der jeweiligen Epoche werden untersucht.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse weiblicher Vampirfiguren in "Carmilla" und "So finster die Nacht"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Magisterarbeit analysiert die Darstellung weiblicher Vampirfiguren in Literatur und Film anhand eines Vergleichs zwischen Sheridan Le Fanus "Carmilla" (1872) und John A. Lindqvists "So finster die Nacht" (2004). Der Fokus liegt auf der Symbolik der weiblichen Vampirfigur, dem Einfluss gesellschaftlicher Geschlechterrollen und der Entwicklung dieser Figur im Wandel der Zeit.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine kognitive Hermeneutik und vergleicht die beiden Werke auf Basis einer detaillierten Basis-Analyse und -Interpretation. Dies beinhaltet die Untersuchung von Kurzdarstellung, Textwelt, Figurencharakterisierung, Textkonzept, Literaturprogramm und dem zugrundeliegenden Überzeugungssystem beider Romane und deren Verfilmungen.
Welche Aspekte von "Carmilla" werden untersucht?
Die Analyse von "Carmilla" umfasst eine Kurzdarstellung des Romans, eine Beschreibung der Textwelt, eine Analyse der Figur Carmilla und ihrer Opfer, Hypothesen zum Textkonzept und Literaturprogramm sowie eine Untersuchung des Überzeugungssystems. Die Verfilmung wird ebenfalls kurz beleuchtet.
Welche Aspekte von "So finster die Nacht" werden untersucht?
Ähnlich wie bei "Carmilla" beinhaltet die Analyse von "So finster die Nacht" eine Kurzdarstellung, eine Beschreibung der Textwelt, eine Analyse der Figuren Eli und Oskar, Hypothesen zum Textkonzept und Literaturprogramm und eine Untersuchung des Überzeugungssystems. Die Verfilmung wird ebenfalls analysiert und interpretiert.
Wie werden "Carmilla" und "So finster die Nacht" verglichen?
Ein separates Kapitel widmet sich dem direkten Vergleich der beiden weiblichen Vampirfiguren. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in ihrer Darstellung und Symbolik werden herausgearbeitet, und der Einfluss der jeweiligen Epoche wird untersucht.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Veränderungen und Konstanten in der Darstellung des weiblichen Vampirs aufzuzeigen und die impliziten und expliziten Themen zu identifizieren, die in dieser Figur verborgen sind. Sie untersucht die Symbolik des weiblichen Vampirs, den Einfluss gesellschaftlicher Geschlechterrollen und die Entwicklung der Vampirfigur im Wandel der Zeit.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Symbolik des weiblichen Vampirs in Literatur und Film, den Einfluss gesellschaftlicher Geschlechterrollen auf die Vampirdarstellung, einen Vergleich zweier Werke aus unterschiedlichen Epochen, die Entwicklung der Vampirfigur im Wandel der Zeit und die Analyse kulturell-epochaler Probleme in der Darstellung der weiblichen Vampirfigur.
Gibt es eine Einleitung?
Ja, die Einleitung führt in die Thematik ein, stellt den Kontext des aktuellen Vampir-Booms dar, thematisiert den Wandel der Vampirfigur und kündigt die Vorgehensweise und den Fokus auf die kognitive Hermeneutik an. Ein Vergleich zwischen modernem und älteren Vampir-Bildern bildet einen zentralen Ausgangspunkt.
Gibt es ein Resümee?
Ja, die Arbeit schließt mit einem Resümee ab.
Welche Kapitel sind enthalten?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, Die Vampirfigur, Sheridan Le Fanu: Carmilla, John A. Lindqvist: So finster die Nacht, Vergleich der weiblichen Vampire 1872 und 2004 und Resümee. Jedes Kapitel enthält detaillierte Analysen und Interpretationen.
- Arbeit zitieren
- Laura Helm (Autor:in), 2009, Weibliche Vampire, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167876