Im Sommer d.J. fanden in Rumänien Kommunal-, Bürgermeister- und Kreisratswahlen statt. Der seit dem Jahr 2000 amtierende Bürgermeister von Sibiu/ Hermannstadt, Klaus-Werner Johannis, wurde mit 88% der abgegebenen Stimmen im Amt bestätigt. In den Stadtrat wählte die Hermannstädter Bevölkerung die lokale Liste des DFDR mit ca. 60%, so daß es über eine absolute Mehrheit verfügt. Auf Kreisebene erreichte das Forum eine relative Mehrheit von knapp 30% und stellt nun mit Martin Bottesch den Vorsitzenden des Kreisrates.
In Rumänien wird der außergewöhnliche Wahlerfolg des DFDR in den drei größten Städten des Kreises sowie auf Kreisebene gemeinhin eng mit der Person des Hermannstädter Bürgermeisters Johannis in Verbindung gebracht. Der Begriff „Johannis-Effekt“ ist hierfür prägend.
Das DFDR ist – im Gegensatz zu den Parteien – keine politische Organisation, sondern anerkannte Minderheitenvertretung der Rumäniendeutschen. Ihr Bevölkerungsanteil beträgt in Hermannstadt etwa 1,6%. Auf Kreisebene reduziert sich diese Zahl nochmals.
Vor allem im so genannten Alten Land zwischen Sighişoara/ Schäßburg, Mediaş/ Mediasch und Hermannstadt stellten die Siebenbürger Sachsen bis 1990 eine große historische Bevölkerungsgruppe (WAGNER: 11-13).
Die der Arbeit zugrundeliegende Hypothese lautete: Das DFDR wurde aufgrund sachkompetenter Spitzenkandidaten als Alternative zu den als korrumpiert geltenden Parteien gewählt. Die Motive liegen in einer Mischung aus positiven Stereotypen, der Parteienkorruption sowie der Annahme, daß der Einflußgewinn des DFDR direkt mit
wirtschaftlichem Aufschwung und EU-Integration verbunden sei.
Anhand von sechs Experteninterviews sollten erste Erkenntnisse gewonnen werden, um diese Hypothese zu überprüfen. Im einer Hausarbeit angemessenen Rahmen ist dabei von Interesse, ob es tatsächlich einen „Johannis-Effekt“ gab oder andere Gründe – politischer, ökonomischer oder ethnisch-stereotyper Art – von Belang waren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Hauptteil
- 1.1. Einleitung
- 1.2. Geschichtlicher Exkurs
- 1.3. Zur Hypothese
- 1.4. Datenentstehung und -aufbereitung
- 1.5. Selbstbild und „Bild vom Andern“
- 1.6. Fazit
- 1.7. Ausblick
- 2. Anhang
- 2.1. Leitfaden zum Interview
- 2.2. Zusammenfassung der Interviews
- Person A
- Person B
- Person C
- Person D
- Person E
- Person F
- 2.3. Interviewtranskriptionen
- 2.4. Person C, Transkription
- 2.5. Person E, Transkription
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gründe für den außergewöhnlichen Wahlerfolg des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) bei den Kommunalwahlen im Sommer 2004. Die Analyse konzentriert sich auf den „Johannis-Effekt“, der den Erfolg des DFDR in der Stadt Hermannstadt und auf Kreisebene mit der Person des Bürgermeisters Klaus-Werner Johannis in Verbindung bringt.
- Die Hypothese der Arbeit: Das DFDR wurde aufgrund sachkompetenter Spitzenkandidaten als Alternative zu den als korrumpiert geltenden Parteien gewählt.
- Die Rolle von Stereotypen und Vorurteilen in der rumänischen Gesellschaft und deren Einfluss auf die Wahlentscheidung.
- Der Einfluss von Korruption auf das politische System in Rumänien und die Bedeutung des DFDR als Alternative.
- Die Bedeutung der EU-Integration für die rumäniendeutsche Bevölkerung und deren Verbindung zum DFDR.
- Die Rolle der Geschichte und die Entwicklung des DFDR im Kontext des rumänischen Nationalkommunismus und der „Revolution“ von 1989.
Zusammenfassung der Kapitel
1.1. Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext der Kommunalwahlen 2004 in Rumänien und den außergewöhnlichen Wahlerfolg des DFDR in Hermannstadt dar. Sie führt den Begriff „Johannis-Effekt“ ein und skizziert die Hypothese der Arbeit.
1.2. Geschichtlicher Exkurs
Dieser Abschnitt beleuchtet die historische Entwicklung der rumäniendeutschen Bevölkerung, insbesondere der Siebenbürger Sachsen, und deren Einbindung in den rumänischen Vielvölkerstaat. Er thematisiert die Rolle des Nationalismus und den Exodus der Siebenbürger Sachsen nach Deutschland in den 1990er Jahren.
1.3. Zur Hypothese
Dieser Abschnitt wiederholt die Hypothese der Arbeit und beleuchtet die Faktoren, die zum Wahlerfolg des DFDR beigetragen haben könnten, wie z.B. die Korruption im rumänischen politischen System, die Rolle von Stereotypen und die Bedeutung der EU-Integration.
1.4. Datenentstehung und -aufbereitung
Dieser Abschnitt beschreibt die Methode der Datengewinnung und -aufbereitung. Es werden die Auswahl der Interviewpartner, die Interviewsituationen und die Anonymisierungsstrategie erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen DFDR, „Johannis-Effekt“, Kommunalwahlen, Rumänien, Siebenbürger Sachsen, rumäniendeutsche Bevölkerung, Stereotypen, Korruption, EU-Integration, Geschichte und Politik.
- Quote paper
- Joachim Cotaru (Author), 2004, „Johannis-Effekt“, Parteienkorruption und Wohlstandswunsch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168642