Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen von Mobbing
2.1 Definitionen von Mobbing
2.2 Fünf Handlungstypen von Mobbing
3. Ursachen, Verlauf und Folgen von Mobbing am Arbeitsplatz
3.1 Ursachen von Mobbing
3.2 Verlaufsphasen des Mobbing
3.3 Folgen von Mobbing
4. Zusammenfassung und Stellungnahme
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Der Mobbingprozess – Ganzheitliche Darstellung Eigene Darstellung (2010)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
In der heutigen Gesellschaft und vor allem in der Arbeitswelt, ist Mobbing ein weit verbreiteter Begriff. Vor noch 15 Jahren war dieser Begriff kaum bekannt, obwohl es auch schon damals diese Art von Diskriminierung gab. Nach Auswertung einer Repräsentativ- studie aus dem Jahre 2002 (Meschkutat, Stackelberg & Langenhoff, 2002) wurde festgestellt, dass jede neunte Person im erwerbsfähigen Alter, schon mal von Mobbing- handlungen betroffen war. Daraus abgeleitet stellt sich die Frage, was überhaupt Mobbing ist und wie sich Mobbing auf den Arbeitsplatz auswirkt. Im nachfolgenden Text wird Mobbing beschrieben und die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass es sich hierbei nicht um eine Aktivität, sondern vielmehr um einen Prozess handelt. Ferner werden in Kapitel 2 theoretische Grundlagen erklärt, die das Verständnis der unterschiedlichen Handlungs- typen von Mobbing erleichtern. In Kapitel 3 werden auf die Ursachen, Verlaufsphasen und die daraus resultierenden Folgen eingegangen. Nach der anschließenden Zusammenfassung in Kapitel 4, wird zu den Auslösefaktoren, in Anlehnung an die Untersuchungsergebnisse von LEYMANN aus dem Jahre 1994, Stellung genommen.
2. Theoretische Grundlagen von Mobbing
In diesem zweiten Kapitel werden theoretische Grundlagen von Mobbing dargestellt, um ein besseres Verständnis für den Mobbingprozess zu schaffen. Nachdem unterschiedliche Definitionen vorgestellt werden, wird mit einem Beispiel auf die mögliche Fehlnutzung der Verwendung des Begriffes hingewiesen. Anschließend werden die fünf Handlungstypen von Mobbing erklärt. Diese stellen die möglichen Ausgestaltungsvarianten von Mobbingaktivitäten dar.
2.1 Definitionen von Mobbing
Die Herkunft des Wortes Mobbing lässt sich aus dem englischen „to mob“ herleiten, was soviel heisst wie schikanieren, anpöbeln oder angreifen (LEO). Eine allgemeingültige Definition nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gibt es nicht, da die verschiedenen Merkmale von Mobbing unterschiedlich interpretiert oder aufgefasst werden. Es gibt jedoch innerhalb der unterschiedlichen Definitionen viele Ähnlichkeiten, sodass man, bei Einigen von sehr treffenden und zweckmäßigen Definitionen sprechen kann. Eine einfache, aber doch sehr treffende Begriffsbestimmung des Wortes Mobbing, lässt sich nach NEUBERGER (1999) wie folgt definieren: „Jemand spielt einem übel mit und man spielt wohl oder übel mit“ (NEUBERGER, 1999, S.18). Eine weitere sehr präzise
Definition des Wortes Mobbing geht auf den schwedischen Psychologen LEYMANN zurück, der auch als Pionier in der Mobbingforschung gilt. Dieser beschreibt, ausgehend von der allgemeinen Definition von Mobbing die Begrifflichkeit von Mobbing am Arbeitsplatz (LEYMANN, 1994, S.21). In einer mehrjährigen Studie, mit Interviews zur Thematik Mobbing, stellte LEYMANN einige Gemeinsamkeiten fest, so dass er diesen Begriff operationalisierte. Er definierte, dass Mobbing am Arbeitsplatz dann vorliegt, wenn eine Person von mindestens einer, der von ihm exakt beschriebenen 45 Mobbinghandlungen belästig wird und zwar mindestens einmal pro Woche, während mindestens eines zusammenhängenden halben Jahres (SCHILD & HEEREN, 2001, S. 8, zitiert nach LEYMANN, 1996). Inhaltlich handeln die 45 Mobbinghandlungen von einer konfliktbelastenden Kommunikation oder Diskriminierung am Arbeitsplatz (vgl. Kapitel 2.2). Es gibt noch viele weitere, treffende Definitionen zum Themenkomplex Mobbing (NEUBERGER, 1999, S. 13), die nach LEYMANN weiterentwickelt und präzisiert worden sind. Im weiteren Verlauf des Textes wird auf die LEYMANN´sche Definition Bezug genommen, da sie der Lösung der Problemstellung dieses Textes am hilfreichsten ist und diese Formulierung sich in Deutschland als prägend durchgesetzt hat.
Im heutigen, alltäglichen Sprachgebrauch lässt sich leider zunehmend eine Fehlnutzung und Sinnverschiebung von der Begrifflichkeit des Mobbing finden. So berichtet der SPIEGEL in seiner Onlineausgabe vom 08. Februar 2003, über einen BILD- Zeitungsbericht mit dem Titel „Superstar-Psychoterror – BILD mobbt Vanessa“ (SPIEGEL). Hierbei hat diese Boulevardzeitung vorab in einem Bericht abgestimmt, wer als nächstes die RTL Show „Deutschland sucht den Superstar“ verlassen muss. Die Nutzung des Wortes Mobbing ist in diesem Zusammenhang völlig unpassend und falsch, wenn man die Definition nach LEYMANN betrachtet. Weder einer der 45 Mobbinghandlungen, noch die zeitliche Ge-bundenheit, gemäß der Definition liegen hier vor.
Die Ansatzpunkte und Ausgestaltungsvarianten von Mobbing sind facettenreich und lassen sich nur schwer kategorisieren, daher wird im nächsten Abschnitt die Thematik Mobbing am Arbeitplatz, in Handlungstypen unterteilt, um somit der Problemstellung einen einfacheren Beschreibungsrahmen zu geben.
2.2 Fünf Handlungstypen von Mobbing
In der Mobbinglandschaft lassen sich unterschiedlichste Ausprägungen von Psychoterror oder Diskriminierung am Arbeitsplatz finden. Daher ist es sinnvoll eine Kategorisierung
vorzunehmen. Ausgehend von LEYMANNs explorativer Studie aus dem Jahr 1994, lassen sich fünf Handlungstypen heraus kristallisieren, „wobei […] als Bezugspunkt die Auswirk- ungen für das Opfer genommen“ werden (LEYMANN, 1994, S. 22f). Die Fünf Handlungstypen von Mobbing am Arbeitspatz sind:
a) Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen
b) Angriffe auf die sozialen Beziehungen
c) Angriffe auf das soziale Ansehen
d) Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation
e) Angriffe auf die Gesundheit
Im Laufe der Jahre gab es Ergänzungen und Weiterentwicklungen dieser Liste. Diese Überarbeitungen waren teilweise inkonsistent oder zu problemspezifisch, sodass die LEYMANN Liste eine fundierte und qualitativ zweckmäßige Ausgangsbasis darstellt und im weiteren Verlauf dieses Textes Bezugspunkt ist. Des Weiteren ist anzumerken, dass es keine scharfen Abgrenzungen innerhalb der Kategorien gibt und somit auch andere Einordnungen und Mischformen Gültigkeit haben.
a) Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen
In dieser ersten Rubrik lassen sich kommunikative Merkmale finden. Hierbei wird der Gemobbte in seiner Kommunikationsfreiheit beschnitten, indem er beispielsweise ständig unterbrochen wird oder ihm nicht die Möglichkeit gegeben wird, sich zu äußern. Bei dem Mobbingopfer stellt sich das Gefühl ein, dass man es „nicht wert ist, angesprochen zu werden“ (LEYMANN, 1993, S. 24). Diese Ausprägungen erfahren noch eine Steigerung in Form von Anschreien, Telefonterror, schriftlicher oder mündlicher Drohung oder sogar Kontaktverweigerung (SCHILD & HEEREN, 2001, S. 10f).
b) Angriffe auf die sozialen Beziehungen
Ausgehend von der Kontaktverweigerung beschreibt diese Kategorie die weiterführende Stufe. Hier erfährt der Gemobbte eine Isolierung. Er wird beispielsweise in einen anderen Raum, weitab von den Kollegen versetzt, oder wird wie Luft behandelt (ebd.). Hierbei wird anderen Mitarbeitern verboten mit ihm Kontakt zu haben oder sich in seiner Nähe aufzuhalten.
c) Angriffe auf das soziale Ansehen
Dieser Abschnitt beschreibt Handlungen, die das Ansehen und das damit verbundene Selbstvertrauen beschädigen oder sogar zerstören. „Jemanden lächerlich […] machen, respektlos […] beschimpfen, […] verhöhnen, [oder…] erniedrigen“ (LEYMANN, 1994, S.
28) sind Beispiele dieses Handlungstyps. Steigerungsformen sind hierbei, Belustigungen über eine Behinderung oder Glaubenszugehörigkeit und führen hin bis zur sexuellen Anspielung oder Intrige.
d) Angriff auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation
Die Ausprägungen dieser Kategorie führen dazu, den Gemobbten in seinen berufsbe- dingten Tätigkeiten einzuschränken oder mürbe zu machen. Die Handlungen sollen hierbei als Bestrafung dienen. So werden beispielsweise dem Betroffenen sinnlose oder kränkende Arbeitsaufgaben gegeben. Oder „man gibt […ihm…] Arbeitsaufgaben, die seine Qualifikation übersteigen, um ihn zu diskreditieren“ (SCHILD & HEEREN, 2001, S. 12).
e) Angriffe auf die Gesundheit
In dieser fünften und letzten Kategorie summiert LEYMANN Handlungen, die direkten Einfluss auf die körperliche Unversehrtheit des Betroffenen haben. Es werden Kosten verursachende Denkzettel oder auch körperliche Repressalien angekündigt. Beispiele hierfür sind, physische Beschädigungen von Eigentum des Gemobbten oder sogar körperliche Misshandlungen, die dann in den Bereich einer Straftat fallen (LEYMANN, 1994, S. 31f).
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