Spätestens seit dem Sommerkrieg des Jahres 2006 zwischen der Hisbollah und Israel sind die libanesische Hisbollah und die Schlüsselrolle, welche sie im gesamten Nahostkonflikt spielt, in aller Munde. Durch die offensichtliche Unfähigkeit Israels sein im Laufe des Konflikts klar formuliertes Ziel, die Vernichtung der Hisbollah, zu erreichen, verlor die israelische Armee in den Augen vieler ihrer Gegner den vormals mühsam errungenen Nimbus der Unbesiegbarkeit. Die offene Unterstützung der Hisbollah durch Iran und die unverhohlenen Drohungen des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad an die Adresse Jerusalems verleihen der Situation zusätzliche Brisanz. Im Krieg des Jahres 2006 war es der Hisbollah trotz der israelischen Invasion in den Südlibanon auf eindrucksvolle Art und Weise gelungen über die gesamte Dauer des Konfliktes hinweg einen relativ konstanten Raketenbeschuss des nordisraelischen Kernlandes aufrechtzuerhalten. Die sich aus dieser neuen Gemengelage für das Verhältnis von Israel und Hisbollah ergebenden Konsequenzen sollen den Hintergrund der vorliegenden Arbeit darstellen. Zweck der Arbeit soll jedoch eine adäquate Bewertung sowohl der möglichen Motivation des Erwerbs als auch der Wahrscheinlichkeit des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen (MVW) seitens der Hisbollah sein. Hieraus erfolgt eine Risikoanalyse für einen möglichen MVW-Angriff. Auf Grund der bereits oben angedeuteten Aktualität soll hierbei das Hauptaugenmerk auf ein Krisenszenario zwischen Israel und Hisbollah gelegt werden. Trotzdem werden auch andere potentielle Einsatzoptionen für MVW wie im Rahmen eines neuerlich aufflammenden libanesischen Bürgerkriegs oder gegen die UNIFIL-Truppen im Süden des Landes zumindest am Rande beleuchtet. Da der israelische Staat durch eine sowohl qualitativ als auch quantitativ enorme Atomwaffenkapazität6 eine durchaus glaubwürdige atomare Abschreckung – der auch durch eine entschlossene inoffizielle Einsatzdoktrin für MVW zusätzliches Gewicht verliehen wird – aufrecht erhalten kann, kann die Wahrscheinlichkeit für einen MVW-Angriff auf Israel im generellen als sehr gering eingeschätzt werden. Diese Bewertung trifft auf staatliche Akteure zweifelsohne zu. Es wird jedoch die Frage zu klären sein, ob diese Einschätzung auch für eine nicht-staatliche Organisation wie die Hisbollah zu halten ist. Die Aktualität der Fragestellung ergibt sich zum Einen aus dem bereits oben angedeuteten angespannten Verhältnis zwischen Hisbollah samt ihren Sponsorm...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgehensweise
- Theoretischer Rahmen
- Kurzer Abriss der Hisbollah-Genese
- Akteursqualität der Hisbollah
- Ideologische Übereinstimmungen mit Teheran
- Machtpolitische und finanzielle Abhängigkeiten
- Zwischenfazit
- Die Positionierung der Hisbollah in der Libanesischen Gesellschaft
- Bevölkerungsverhältnisse im Libanon
- Die Unterstützung Hisbollahs durch die Libanesische Bevölkerung nach dem Sommerkrieg 2006
- Das Streben nach MVW und die Möglichkeiten dieses zu unterbinden
- Mögliche Kampfstoffe
- Kosten-Nutzen-Erwägungen
- Möglichkeiten einen potentiellen MVW-Besitz von Hisbollah zu verhindern
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die libanesische Hisbollah in der Lage und willens ist, Massenvernichtungswaffen (MVW) zu erwerben und einzusetzen. Dazu wird zunächst die Entstehung der Hisbollah und deren Verhältnis zu ihren wichtigsten staatlichen Sponsoren, insbesondere Iran, beleuchtet. Im Anschluss wird die Positionierung der Hisbollah innerhalb der libanesischen Gesellschaft analysiert, um die Wahrscheinlichkeit eines MVW-Einsatzes seitens der Hisbollah einzuschätzen.
- Die Rolle der Hisbollah im Nahen Osten und ihre Beziehung zu Israel
- Die politische und militärische Unabhängigkeit der Hisbollah
- Die Unterstützung der Hisbollah durch die libanesische Bevölkerung
- Die Motivation der Hisbollah für den Erwerb von MVW
- Die Möglichkeiten der internationalen Gemeinschaft, einen MVW-Besitz der Hisbollah zu verhindern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik ein und stellt die Relevanz der Fragestellung im Kontext des Nahostkonflikts und der veränderten „Großpolitischen Wetterlage“ im Nahen und Mittleren Osten heraus. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Der erste Teil behandelt die Entstehung der Hisbollah und deren Verhältnis zu ihren staatlichen Sponsoren, insbesondere dem Iran. Der zweite Teil analysiert die Positionierung der Hisbollah innerhalb der libanesischen Gesellschaft. Der dritte Teil beschäftigt sich mit der Frage, welche Kampfstoffe und Trägersysteme für einen Angriff auf Israel in Frage kämen und welche Kosten-Nutzen-Erwägungen die Hisbollah bezüglich ihres Einsatzes anstellen könnte. Darüber hinaus werden Möglichkeiten erörtert, einen potentiellen MVW-Besitz der Hisbollah zu verhindern.
Schlüsselwörter
Hisbollah, Massenvernichtungswaffen, MVW, Iran, Israel, Libanon, Nahostkonflikt, Terrorismus, Risikoanalyse, Kosten-Nutzen-Analyse, Akteursqualität, staatliche Sponsoren, Bevölkerungsunterstützung, internationale Politik.
- Quote paper
- Daniel Braner (Author), 2008, Hisbollah und Massenvernichtungswaffen - Eine realistische Kombination?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171821