In einer offenen Volkswirtschaft spielen Mobilität und Flexibilität eine entscheidende Rolle für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen: Nicht nur ein Großteil unserer Konsumgüter wird aus allen Teilen der Welt importiert und – v.a. in Deutschland – eigene Produktion in viele Länder exportiert, sondern es sind auch die Menschen selbst, die international mobil sind. Vor allem für qualifizierte Fachkräfte ist es von immer größerer Bedeutung, spontan den Standort wechseln zu können. Im Ausland zu studieren, zu arbeiten oder auch einfach zu leben, wird von global agierenden Unternehmen gefordert, von Stiftungen gefördert und von der Gesellschaft hochgradig respektiert. Mehrere Fremdsprachen zu sprechen und sich in anderen Kulturkreisen heimisch zu fühlen, ist nicht nur für die eigene Karriere förderlich, sondern erzeugt auch Prestige und Ansehen. Nicht selten führt ein Auslandsaufenthalt dazu, dass das vormals fremde Land zur neuen Heimat erklärt wird, weil bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen eine Rückkehr unattraktiv erscheinen lassen. Dieses Phänomen ist zwar für das Individuum und für internationale Unternehmen vorteilhaft, doch wie ist es um das Heimatland bestellt, das viel in ein gutes Bildungssystem investiert und diese internationale Mobilität finanziell begünstigt hat? Ist dieses Abwandern von Fachkräften für den Staat negativ zu bewerten und können dabei volkswirtschaftliche Entwicklungsprozesse gehemmt werden?
Vorherrschend ist die Auffassung, dass die Abwanderung von Humankapital mehr Kosten verursacht, als sie nützt. Dafür gibt es, wie nachfolgend gezeigt wird, auch gute Gründe. Allerdings setzt sich die vorliegende Arbeit kritisch mit einer solchen, vielleicht zu einseitigen Betrachtungsweise auseinander, indem sie prüft, ob und unter welchen Umständen Brain-Drain für eine Volkswirtschaft auch vorteilhaft sein kann. Zuallererst soll jedoch eine Einführung in die Begrifflichkeiten gegeben und auf die Ursachen des Phänomens näher eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in den Begriff und Entstehung des Phänomens
- Der Begriff „Brain-Drain“
- Ursachen des Brain-Drain
- Push-Faktoren des Brain-Drain
- Pull-Faktoren des Brain-Drain
- Volkswirtschaftliche Verluste durch Brain Drain
- Die nationalistische Perspektive
- Akteure
- Das Individuum
- Das Heimatland
- Mögliche Auswege
- Brain Gain
- Die Internationalistische Perspektive
- „A brain drain with a brain gain“
- Modellannahmen
- Ergebnisse
- Interpretation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht kritisch das Phänomen des Brain-Drain, die Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften. Sie hinterfragt die vorherrschende negative Bewertung und prüft, unter welchen Bedingungen Brain-Drain auch Vorteile für eine Volkswirtschaft mit sich bringen kann. Die Arbeit beleuchtet sowohl die Ursachen des Brain-Drain als auch mögliche volkswirtschaftliche Konsequenzen.
- Definition und historische Entwicklung des Begriffs „Brain-Drain“
- Analyse der Push- und Pull-Faktoren, die die Abwanderung von Fachkräften beeinflussen
- Bewertung der volkswirtschaftlichen Folgen von Brain-Drain aus nationalistischer und internationalistischer Perspektive
- Untersuchung des Konzepts „Brain Gain“ und dessen Bedingungen
- Diskussion möglicher Lösungsansätze zur Bewältigung des Problems
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Brain-Drain ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach den potenziellen Nutzen und Nachteilen dieses Phänomens für das Heimatland. Sie betont die zunehmende internationale Mobilität qualifizierter Arbeitskräfte und die Notwendigkeit, die Auswirkungen dieser Mobilität auf die Volkswirtschaft zu analysieren, indem sie die vorherrschende negative Sichtweise kritisch hinterfragt und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise unterstreicht.
Einführung in den Begriff und Entstehung des Phänomens: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Brain-Drain“ und beleuchtet seine historische Entwicklung. Es differenziert zwischen verschiedenen Arten von Brain-Drain (z.B. zwischen Industrieländern, zwischen Entwicklungs- und Industrieländern, innerhalb eines Landes) und zeigt, dass es sich um ein historisch gewachsenes und kein modernes Phänomen handelt. Der Abschnitt erläutert die Definition des Begriffs, ausgehend von der britischen Royal Society, bis hin zu den modernen Interpretationen, welche die Wanderungsbewegungen von qualifizierten Arbeitskräften in verschiedenen Kontexten miteinbeziehen.
Volkswirtschaftliche Verluste durch Brain Drain: Dieses Kapitel befasst sich mit den negativen Auswirkungen von Brain-Drain aus nationalistischer Perspektive. Es analysiert die Verluste für das Heimatland, die durch den Verlust von qualifizierten Arbeitskräften entstehen, und diskutiert die Rolle verschiedener Akteure (Individuum, Heimatland) in diesem Prozess. Die Diskussion umfasst die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Abwanderung sowie mögliche Strategien zur Abmilderung dieser negativen Auswirkungen.
Brain Gain: Dieses Kapitel präsentiert die internationalistische Perspektive auf Brain-Drain und führt das Konzept des „Brain Gain“ ein. Es argumentiert, dass unter bestimmten Umständen die Abwanderung von Fachkräften auch positive Auswirkungen haben kann. Das Kapitel untersucht ein Modell, welches die Bedingungen für einen positiven Nettoeffekt des Brain-Drain beleuchtet und diskutiert die Ergebnisse und Interpretationen dieses Modells.
Schlüsselwörter
Brain-Drain, Humankapital, internationale Mobilität, Push-Faktoren, Pull-Faktoren, Volkswirtschaft, Entwicklung, Brain Gain, nationale Wettbewerbsfähigkeit, qualifizierte Arbeitskräfte, Bildungspolitik, wirtschaftliche Entwicklung.
Häufig gestellte Fragen zur Seminararbeit: Brain-Drain - Fluch oder Segen?
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht kritisch das Phänomen des Brain-Drain, also die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte. Sie hinterfragt die gängige negative Bewertung und analysiert unter welchen Bedingungen Brain-Drain auch Vorteile für eine Volkswirtschaft haben kann. Die Arbeit beleuchtet Ursachen des Brain-Drain und mögliche volkswirtschaftliche Konsequenzen.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition und historische Entwicklung des Begriffs „Brain-Drain“, die Analyse von Push- und Pull-Faktoren, die Bewertung der volkswirtschaftlichen Folgen aus nationalistischer und internationalistischer Perspektive, das Konzept „Brain Gain“ und mögliche Lösungsansätze.
Wie ist die Seminararbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Einführung in den Begriff und Entstehung des Phänomens, zu volkswirtschaftlichen Verlusten durch Brain-Drain und zu Brain Gain. Zusätzlich enthält sie eine Zusammenfassung der Kapitel und eine Liste von Schlüsselbegriffen.
Was versteht man unter „Brain-Drain“ und wie wird er in der Arbeit definiert?
„Brain-Drain“ beschreibt die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte. Die Arbeit verfolgt eine differenzierte Betrachtungsweise, die verschiedene Arten von Brain-Drain (z.B. zwischen Industrieländern, Entwicklungs- und Industrieländern, innerhalb eines Landes) berücksichtigt und die historische Entwicklung des Begriffs beleuchtet, von der britischen Royal Society bis zu modernen Interpretationen.
Welche Faktoren beeinflussen den Brain-Drain?
Die Arbeit analysiert sowohl Push-Faktoren (Faktoren, die die Abwanderung aus dem Heimatland begünstigen) als auch Pull-Faktoren (Faktoren, die die Ansiedlung im Zielland attraktiv machen).
Welche volkswirtschaftlichen Folgen werden im Zusammenhang mit Brain-Drain betrachtet?
Die Arbeit betrachtet die Folgen aus nationalistischer Perspektive (Verluste für das Heimatland) und internationalistischer Perspektive (möglicher „Brain Gain“). Es werden sowohl wirtschaftliche als auch gesellschaftliche Folgen diskutiert.
Was ist „Brain Gain“ und unter welchen Bedingungen kann es auftreten?
„Brain Gain“ beschreibt den positiven Effekt der Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte. Die Arbeit untersucht ein Modell, das die Bedingungen für einen positiven Nettoeffekt des Brain-Drain beleuchtet und diskutiert die Ergebnisse und Interpretationen dieses Modells. Es wird argumentiert, dass unter bestimmten Umständen die Abwanderung von Fachkräften auch positive Auswirkungen haben kann.
Welche Lösungsansätze zur Bewältigung des Brain-Drain werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert mögliche Strategien zur Abmilderung der negativen Auswirkungen von Brain-Drain und zur Förderung eines positiven Nettoeffekts (Brain Gain).
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Seminararbeit relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Brain-Drain, Humankapital, internationale Mobilität, Push-Faktoren, Pull-Faktoren, Volkswirtschaft, Entwicklung, Brain Gain, nationale Wettbewerbsfähigkeit, qualifizierte Arbeitskräfte, Bildungspolitik und wirtschaftliche Entwicklung.
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- Carolin Rauch (Author), 2011, (Auch) Nutzen oder (nur) Nachteil aus Brain-Drain?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174019