Europa braucht eine neue Wirtschaftsstrategie. Der erste gesamteuropäische Versuch der EU, die 2010 ausgelaufene Lissabon-Agenda, gilt gemeinhin als gescheitert. Die neue großangelegte Europa 2020-Strategie soll anders werden - sie steht für nachhaltiges, intelligentes und integratives Wachstum. Kann Europa 2020 den enorm hohen Ansprüchen tatsächlich gerecht werden und in den kommenden zehn Jahren die Grundlage der Wirtschaftspolitiken von 27 Mitgliedstaaten vorgeben? Oder wird die neue Strategie sang- und klanglos untergehen, weil sie von den Regierungen aufgrund mangelnder Sanktionsmaßnahmen einfach ignoriert wird?
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Europa 2020-Strategie aus österreichischer Sicht. Eingangs wird die ausgelaufene Lissabon-Strategie vorgestellt und analysiert. Eine objektive Bilanz der Agenda soll hin zu der Frage führen, warum Europa überhaupt so dringend einen Nachfolger für die erfolglose Lissabon-Strategie braucht. Eine Sammlung von Kernaussagen wissenschaftlicher Aufsätze versucht anschließend darzustellen, welche Fehler der Lissabon-Agenda korrigiert werden sollten und wie die Nachfolgerstrategie aussehen könnte. Anschließend wird der finale Entwurf der neuen Europa 2020-Strategie vorgestellt.
Der Hauptteil dieser Diplomarbeit beschäftigt sich mit Österreich und dem Umgang mit der Europa 2020-Strategie. Es wird sowohl Bezug auf den innerösterreichischen Positionsfindungsprozess als auch auf nationale Forderungen im Konsultationsverfahren auf europäischer Ebene genommen. Es soll außerdem diskutiert werden, wie konkret Europa 2020 in den nächsten zehn Jahren Einfluss auf Österreich und die Bundesregierung nehmen wird. Das erste Nationale Reformprogramm zu Europa 2020 ist ebenso ein zentraler Baustein dieser Arbeit. Es wird detailliert dargestellt und eingehend begutachtet, um zu klären, wie ambitioniert die Ziele ausgefallen sind und wie diese in den nächsten zehn Jahren erreicht werden sollen.
Im Rahmen dieser Arbeit wird überdies versucht, Positionen von österreichischen Institutionen hinsichtlich der Strategie herauszuarbeiten. Hierzu wurden vom Autor elf Interviews geführt, die allesamt ganz entscheidend zu seinem Erkenntnisgewinn beigetragen haben. Im letzten Kapitel werden alle Forschungsfragen noch einmal aufgegriffen und hinsichtlich der Ergebnisse aus rund einem Jahr Forschungstätigkeit analysiert. Ein kurzer spekulativer Ausblick wird die Arbeit schließen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 1.1. Einführung
- 1.2. Gliederung und Forschungsfragen
- 1.3. Methoden
- 2. Die Lissabon-Strategie – ein Fiasko der EU oder ein erster Schritt in die richtige Richtung?
- 2.1. Der erste Versuch einer europäischen Wirtschaftsstrategie
- 2.2. Österreich und die Lissabon-Strategie
- 2.3. Bilanz der Lissabon-Strategie
- 3. Eine neue Strategie für Europa - Lissabon neu oder Neustart?
- 3.1. Braucht Europa überhaupt eine neue Wirtschaftsstrategie?
- 3.2. Impulse zu einer Post-Lissabon-Strategie
- 4. Europa 2020 – nachhaltig, intelligent und integrativ?
- 4.1. Der Europa 2020-Entwurf
- 4.2. Die fünf Kernziele
- 4.3. Die sieben Flaggschiff-Initiativen
- 4.4. Die integrierten Leitlinien
- 4.5. Die Aufgabenverteilung
- 4.6. Die Verabschiedung von Europa 2020
- 5. Österreich und Europa 2020
- 5.1. Österreich im Jahr 2010 - eine Insel der Seligen?
- 5.2. Das Österreichische Positionspapier zu Europa 2020
- 5.2.1. Positionen österreichischer Institutionen
- 5.3. Österreichs Wachstumshemmnisse
- 5.3.1. Budgetkonsolidierung
- 5.3.2. Stärkung des Finanzsektors
- 5.3.3. Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Binnennachfrage
- 5.3.4. Erhöhung der Erwerbsbeteiligung
- 5.3.5. Wissensbasierung und Innovation im globalen Wettbewerb
- 5.4. Das österreichische Reformprogramm 2010
- 5.4.1. Ad Kernziel Beschäftigung
- 5.4.2. Ad Kernziel Forschung und Entwicklung
- 5.4.3. Ad Kernziel Klimaschutz und Energie
- 5.4.4. Ad Kernziel Bildung
- 5.4.5. Ad Kernziel Armutsbekämpfung und Verminderung sozialer Ausgrenzung
- 5.4.6. Ad Wettbewerb und Unternehmen
- Analyse der Europa 2020-Strategie im Kontext der Lissabon-Strategie
- Bewertung der Kernziele und Flaggschiff-Initiativen der Strategie
- Untersuchung der Rolle Österreichs bei der Umsetzung der Strategie
- Analyse der österreichischen Reformprogramme und deren Übereinstimmung mit den Zielen der Strategie
- Bewertung der Chancen und Herausforderungen der Strategie für Österreich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit untersucht die Europa 2020-Strategie mit dem Ziel, die Relevanz der Strategie für Österreich zu analysieren und zu beurteilen, inwieweit sich die österreichische Politik aktiv an der Umsetzung beteiligt.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 1 bietet eine Einführung in die Thematik und stellt die Forschungsfragen sowie die methodische Vorgehensweise vor. Kapitel 2 beleuchtet die Lissabon-Strategie als Vorläufer der Europa 2020-Strategie und analysiert deren Erfolge und Misserfolge. Kapitel 3 diskutiert die Notwendigkeit einer neuen europäischen Wirtschaftsstrategie und stellt die wichtigsten Impulse für die Entwicklung der Europa 2020-Strategie vor. Kapitel 4 behandelt den Inhalt der Europa 2020-Strategie mit ihren fünf Kernzielen, sieben Flaggschiff-Initiativen, integrierten Leitlinien und der Aufgabenverteilung. Kapitel 5 analysiert die Rolle Österreichs bei der Umsetzung der Europa 2020-Strategie und untersucht die österreichischen Reformprogramme im Kontext der strategischen Ziele.
Schlüsselwörter (Keywords)
Europa 2020-Strategie, Lissabon-Strategie, Wirtschaftsstrategie, nachhaltige Entwicklung, intelligente Wirtschaft, integrative Wirtschaft, Beschäftigung, Forschung und Entwicklung, Klimaschutz, Bildung, Armutsbekämpfung, soziale Ausgrenzung, Österreich, Reformprogramm, Wachstumshemmnisse, Wettbewerbsfähigkeit
- Quote paper
- Gerhard Paleczny (Author), 2011, Österreich und die Europa 2020-Strategie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174286