Bei Diskussionen rund um das Thema Demokratisierungen von Staaten taucht auch die Frage nach der idealen Reihenfolge der Reformen auf: Müssen für eine erfolgreiche Demokratisierung die Reformen am politischen System vor oder nach der Implementierung einer freien Marktwirtschaft erfolgen?
In der vorliegenden Arbeit wird argumentiert, dass der Erfolg oder Misserfolg einer Demokratisierung von der Kombination aus der Reihenfolge der Reformen (Reformsequenz) und bestimmten Ausgangsbedingungen abhängt. Konkret wird vermutet, dass die Demokratisierung eines Staates dann erfolgreich verläuft, wenn die Reformen am politischen System vor der Implementierung einer freien Marktwirtschaft erfolgen und dabei eine hohe sozioökonomische Entwicklung, keine gesellschaftlichen Konflikte, starke pro-demokratische Akteure und keine Veto-Player bestehen. Ebenfalls zum Erfolg einer Demokratisierung führt gemäss dieser Annahme, wenn bei der Umsetzung der Reformen des politischen Systems bereits eine freie Marktwirtschaft vorhanden ist.
Zur empirischen Überprüfung dieser theoretisch begründeten Kausalbeziehungen zwischen Ausgangsbedingungen, Reformsequenz und Ausgang einer Demokratisierung werden 18 Transformationen auf diese Beziehung hin miteinander verglichen. Diese Querschnittsanalyse wird mit Hilfe der Methode fsQCA (fuzzy-set Qualitative Comparative Analysis) durchgeführt.
Die Ergebnisse dieser Analyse zeigen, dass für eine erfolgreiche Demokratisierung idealerweise eine der drei folgenden Konstellationen aus Ausgangsbedingungen und Reformsequenz geben sein sollte:
– Bei Beginn der Reformen am politischen System besteht bereits eine freie Marktwirtschaft, d.h. die Wirtschaft-Reformen wurden vor den Reformen am politischen System umgesetzt.
– Existieren starke pro-demokratische Akteure und sind keine Veto-Player aktiv, bestehen ebenfalls klare Kräfteverhältnisse zu Gunsten einer Demokratisierung. In einem solchen Fall können die Reformen am politischen System bereits vor den Wirtschaft-Reformen umgesetzt werden.
– In dieser Reihenfolge können die Reformen auch dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn nebst starken pro-demokratischen Akteuren zusätzlich eine hohe sozioökonomische Entwicklung besteht und keine Konflikte in der Gesellschaft vorkommen.
Somit kann die eingangs gestellte Forschungsfrage wie folgt beantwortet werden: Der Erfolg einer Demokratisierung ist davon abhängig, welche Ausgangsbedingungen bestehen und in welcher Reihenfolge die Reformen umgesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Zusammenfassung der Kapitel
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Fundierung
- 2.1 Die Abhängigkeit des Demokratisierungs-Ergebnisses von Ausgangsbedingungen und Reformsequenz
- 2.2 Die Bedeutung von Ausgangsbedingungen für die Erfolgschancen von Demokratisierungen
- 2.3 Die Bedeutung der Reformsequenz für die Erfolgschancen von Demokratisierungen
- 2.4 Zusammenfassende Darstellung der theoretischen Erwartungen
- 3. Operationalisierung und Forschungsdesign
- 3.1 Datengrundlage
- 3.2 Variablendefinition und Operationalisierung
- 3.3 Anwendung der Methode fsQCA
- 4. Analyse der Ergebnisse
- 4.1 Ergebnisdarstellung
- 4.2 Interpretation der Ergebnisse
- 5. Diskussion und Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Ausgangsbedingungen, Reformsequenz und dem Erfolg von Demokratisierungen. Im Zentrum steht die Frage, ob die Demokratisierung eines Staates erfolgreicher verläuft, wenn die Reformen am politischen System vor oder nach der Implementierung einer freien Marktwirtschaft erfolgen.
- Die Bedeutung von Ausgangsbedingungen für den Erfolg von Demokratisierungen
- Der Einfluss der Reformsequenz auf die Erfolgschancen von Demokratisierungen
- Die Kombination aus Ausgangsbedingungen und Reformsequenz als Schlüsselfaktor für erfolgreiche Demokratisierungsprozesse
- Empirische Analyse von 18 Transformationsprozessen mittels fuzzy-set Qualitative Comparative Analysis (fsQCA)
- Identifizierung von Konstellationen aus Ausgangsbedingungen und Reformsequenz, die zu erfolgreichen Demokratisierungen führen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel stellt die Forschungsfrage und die Relevanz des Themas dar. Es wird der Forschungsstand zusammengefasst und der Aufbau der Arbeit erläutert.
- Kapitel 2: Theoretische Fundierung
Dieses Kapitel präsentiert die theoretische Basis der Arbeit, indem es die Abhängigkeit des Demokratisierungs-Ergebnisses von Ausgangsbedingungen und Reformsequenz diskutiert. Es beleuchtet die Bedeutung von Ausgangsbedingungen wie sozioökonomische Entwicklung, gesellschaftliche Konflikte, pro-demokratische Akteure und Veto-Player für den Erfolg von Demokratisierungen. Darüber hinaus werden verschiedene Theorien zur Bedeutung der Reformsequenz für den Erfolg von Demokratisierungen vorgestellt.
- Kapitel 3: Operationalisierung und Forschungsdesign
Dieses Kapitel beschreibt die Datengrundlage der Arbeit, die Variablendefinition und -operationalisierung sowie die angewandte Methode der fuzzy-set Qualitative Comparative Analysis (fsQCA).
- Kapitel 4: Analyse der Ergebnisse
Dieses Kapitel präsentiert und interpretiert die Ergebnisse der empirischen Analyse. Es werden die wichtigsten Befunde diskutiert und ihre Bedeutung für die Forschungsfrage erläutert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themenfeldern Demokratisierungen, Ausgangsbedingungen, Reformsequenz, freie Marktwirtschaft, sozioökonomische Entwicklung, gesellschaftliche Konflikte, pro-demokratische Akteure, Veto-Player und fuzzy-set Qualitative Comparative Analysis (fsQCA). Die Arbeit analysiert empirisch den Zusammenhang zwischen diesen Faktoren und dem Erfolg von Demokratisierungen.
- Quote paper
- Hans-Jakob Boesch (Author), 2011, Ist eine erfolgreiche Demokratisierung nur bei Bestehen einer freien Marktwirtschaft möglich?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174323