Das erste ökumenische Konzil von Nizäa (325)


Seminararbeit, 2001

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Welche Konzile sind ökumenisch?

2. Vorgeschichte
2.1 Der Monarchianismus
2.2 Der Sabellianismus
2.3 Arius und seine Theologie

3. Das ökumenische Konzil von Nizäa 325
3.1 Verlauf und Ergebnisse
3.1.1 Der arianische Streit
3.1.2 Die Osterfestfrage
3.1.3 Die 20 Kanones

4. Ergebniszusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang: Die 20 Kanones in griechischer Schrift

1. Welche Konzile sind ökumenisch?

Diese Frage, welche der Konzile als „ökumenisch“ bezeichnet werden können, ist gewiss nicht einfach abzuhandeln.

Es mag vielleicht daran liegen, dass eine univoke Unterscheidung von „ökumenischen“, d.h. allgemeinen, und teilkirchlichen, also regionalen Synoden nicht exakt möglich ist.

Laut Klaus Schatz waren etliche Synoden mit allgemeinem Anspruch lange umstritten und sind es teilweise auch heute noch. Andere wiederum, meint er, die als nicht - ökumenisch eingestuft waren, sind im Nachhinein gegenteilig ausgelegt worden. Für eine solche gesamtkirchliche Rezeption wäre z.B. das erste Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 anzuführen. Das lange angezweifelte Glaubens -bekenntnis zähle heute verbindlich und sei nicht mehr wegzudenken.

Ein Beispiel für eine Synode, die auch Schatz in seinem Buch anführt, die zwar ökumenischen Anspruch hatte, trotzdem aber von katholischer und orthodoxer Seite aus nicht anerkannt wurde, ist die „Räubersynode“ vom zweiten Konzil in Ephesus im Jahre 449.1

Ökumenisch sind jene Konzilien, so heißt es bei ihm wörtlich, die im Nachhinein im Rezeptionsprozess wenigstens der römisch - katholischen Kirche bestanden haben.2

Insgesamt gibt es drei Konzilstypen, die in ihrer Struktur verschieden sind.

Da in dieser Arbeit das Altertum den zeitlichen Hintergrund bildet, soll hierauf das Augenmerk gelegt werden.

Im ersten Jahrtausend sind es die ersten sieben Konzile, die als ökumenisch gelten: Nizäa 325, Konstantinopel 381, Ephesus 431, Chalcedon 451, Konstantinopel 552 und 680, sowie Nizäa 787. Die folgenden fanden ohne die griechisch - orthodoxe Kirche und nach der Reformation ohne die Protestanten statt. Aus diesem Grund können diese nicht mehr als ökumenische Konzile bezeichnet werden.3

Von den sieben ökumenischen Konzilen ist das erste, das Konzil von Nizäa, Thema dieser Arbeit.

Zunächst soll ein Überblick über die zwei bedeutenden Irrlehren Monarchianismus und Sabellianismus in der Zeit vor 325 verschafft werden. Als Hinführung bis zur Einberufung des Konzils wird in den Arianismus und seine Problematik eingeführt. Den Hauptteil dieser Arbeit bildet das Konzil von Nizäa selbst. Hierbei werden nur diejenigen Streifragen in die Arbeit miteinbezogen, die der Verfasser in der Zeit um 325 als wichtig ansieht.

Nach einer kurzen Schilderung der damaligen Situation, soll besonders auf die Lösung der arianischen Frage und der Osterfestfrage eingegangen werden. Im Anschluss daran kommen noch die 20 Kanones, die das Konzil festsetzt, zur Sprache.

Den Schluss der Arbeit bildet schließlich eine Zusammenfassung der Ergebnisse, die auf dem ersten ökumenischen Konzil in Nizäa gewonnen wurden.

2. Vorgeschichte

Besonders im vierten Jahrhundert gab es Auseinandersetzungen um die Trinität.

Als Hauptrichtung sollen die sogenannten Monarchianer sowie die Sabellianer im zweiten und dritten Jahrhundert angesprochen werden.

2.1 Der Monarchianismus

Die Anhänger dieser Richtung vertraten die monotheistische Einheit Gottes und hatten die Absicht, so einer Zwei- bzw. Drei-Götter-Lehre entgegenzuwirken. Diese Einzigkeit Gottes kam in zwei verschiedenen Ansätzen zur Geltung: zum einen im dynamistischen und zum anderen im modalistischen Monarchianismus.4

Der dynamistische Monarchianismus lehrt, Jesus sei aus der Jungfrau Maria geboren. Erst durch die Taufe sei er zu göttlichem Wirken fähig, da Gottes Kraft und Geist über ihn gekommen sei.

Theodot, der Gerber aus Byzanz, gilt als der Begründer dieser Richtung.

Nachdem er im Jahre 190 aus der Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen worden war, entstand in Rom eine eigene monarchistische Gemeinde, deren Vorsitz Theodot, der Bankier und Asklepiodot inne hatten. Die Mitglieder der Gemeinde nannten sich Theodotianer.

Christus ist für sie eine Art adoptierter Gottessohn und nicht wesenhaft Gott. Deswegen kann auch von einem adoptianistischen Monarchianismus gesprochen werden.5

Der zweite Ansatz, um die Theorie der Einzigkeit Gottes zu vertreten, war der modalistische Monarchianismus.

Der Mensch sehe die drei göttlichen Personen als verschieden an. Es sei aber nur eine Person, die unterschiedlich benannt wird und in verschiedenen Formen in Erscheinung tritt. Zum ersten Mal hielt Noetus aus Smyrna um 200 einen theologisch durchdachten Vortrag über diesen Gedanken.6

Karl Suso Frank fasst in seinem Buch die Gedanken kurz und anschaulich zusammen. Er bezieht sich hierbei auf Hyppolyt, der schreibt , der Vater habe sich in der Menschwerdung selbst gezeugt, habe selbst gelitten, sei selbst am Kreuz gestorben und habe sich selbst auferweckt.7 Aus diesem Grund werden die Anhänger dieser Richtung von ihren Gegnern auch als Patripassianer bezeichnet.

Der Sohn ist also nur eine Art Erscheinungsform des Vaters. Hier findet keine Adoption eines Menschen statt, sondern die Menschwerdung des einzigen Gottes.

Diese Lehre starb nicht aus, sie wurde vielmehr weit verbreitet: In Rom und sogar in nach Nordafrika war das Wort Monarchianismus nicht unbekannt.

2.2 Der Sabellianismus

In Rom selbst spaltete sich eine Gruppe ab: die sogenannten Sabellianer.

Sabellius war der Wortführer der modalistischen Monarchianer in dieser Stadt.

Seine Gedanken fußten auf denen eines strengen Monarchianismus.

Bei ihm sind Vater, Sohn und Heiliger Geist verschiedene Bezeichnungen und Erscheinungsweisen Gottes, nicht aber unterscheidbare Personen.

Weiter sei der Sabellianismus eine konsequente Weiterführung des auf Noetus von Smyrna zurückgehenden Patripassianismus, der Vater und Sohn derart verbindet,

dass in Wirklichkeit der Vater Mensch wird, leidet und aufersteht.8

Eine andere Beschreibungsweise dieser Richtung findet sich bei Helmut Echternach:

„Gott gleicht der Sonne, die zugleich wärmt und leuchtet, von der viele Strahlen ausgehen. Christus“, so heißt es weiter, „war ein solcher Strahl, der Heilige Geist ist ein anderer.“9

Diese Denkweise geht auf die Philosophen Clemens und Origines zurück. Denn sie versuchten zunächst die Gedanken Platons in der christlichen Kirche zu verbreiten, die sich dann zu einer Denkweise formten, die man später Sabellianismus nannte.10

Die Neuerung im Vergleich zum modalistischen Monarchianismus war insbesondere die Miteinbeziehung des göttlichen Geistes, was nach Karl Suso Frank in der Entgegnung zu pneumatologischem Gedankengut geführt haben musste.

Als weitere Unterscheidung nennt er das Wort „πρόσωπα“.

Den Sohn nannte Sabellius „Sohn - Vater“. Er sah ihn also scheinbar als Person an. Doch Karl Suso Frank vermutet, dass eher die ursprüngliche Bedeutung hier zutreffe. Als „prosopa“ seien im antiken Theater die Masken der Schauspieler bezeichnet worden. Dies würde heißen, es handle sich nicht um reale Personen.

Vermutlich auf Grund dieser Wandlung in zweierlei Hinsicht nannte Karl Suso Frank diese Lehre eine Überdeckung des älteren Modalismus.11

Über den Verbreitungsraum wie auch über zeitliche Angaben können keine näheren Aussagen gemacht werden, da die nötigen Quellen dazu fehlen. Eine ungefähre Zeitangabe bezüglich des Sabellianismus wäre das Ende des zweiten bis Anfang des viertes Jahrhunderts.

2.3 Arius und seine Theologie

Nachdem Monarchianismus und Sabellianismus abgelehnt worden waren, beschäftigte man sich mit der Frage: Wie ist das Verhältnis der beiden Gottheiten des Vaters und des Sohnes zueinander?

Hier soll nun im Folgenden auf die Lehre des Arius und ihre Auswirkungen eingegangen werden.

Er selbst, ein Priester, stammt aus Antiochien im Osten. Für ihn stand fest, es gibt nur einen Gott. Da stellte sich ihm wohl die Frage, wo nun Jesus Christus, der

„Sohn - Gottes“ genannt wird, einzuordnen ist: Ist er dem Gottvater übergeordnet, ebenbürtig oder untergeordnet?

Arius entscheidet sich für die Subordination des Sohnes gegenüber dem Vater.

Er schafft keine neue Lehre, sondern verschärft die Gedanken des Modalismus, die er von seinem Lehrer Lucian von Antiochien übernommen hat.12 In seiner Schrift „Thalia“ schreibt er, „Gott im Vollsinne sei nur Einer, er sei ungeworden und unteilbar; der Sohn sei ein durch göttlichen Willen vor aller Zeit aus dem Nichts geschaffenes Wesen, er sei deshalb dem Vater wesensfremd und unähnlich.“13

Mit anderen Worten predigt er, der Sohn sei nicht gleich ewig wie der Vater, sondern das erste und höchste aller Geschöpfe. Bei ihm wird also ein scharfe Trennung zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn vorgenommen.

Helmut Echternach bezeichnet die Lehre des Arius als platten Rationalismus, der auf einem Axiom der Unveränderlichkeit Gottes aufgebaut ist. Wenn der Sohn aus dem Vater hervorgegangen wäre, so heißt es bei ihm wörtlich, so müsste der Vater entweder veränderlich oder zusammengesetzt sein.14

[...]


1Vgl. Klaus Schatz: Allgemeine Konzilien - Brennpunkte der Kirchengeschichte. Paderborn u.a.: Verlag Ferdinand Schöningh GmbH 1997, S. 13 und 17.

2Vgl. ebd., S. 15.

3Vgl. Friedrich Hauck und Gerhard Schwinge: Theologisches Fach- und Fremdwörterbuch. Mit einem Verzeichnis von Abkürzungen aus Theologie und Kirche. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 19876, S. 114.

4Vgl. Adolf Hanle u.a. (Hrsg.): Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden Bd. 2. Mannheim: F. A. Brockhaus GmbH:198719, S. 33.

5Vgl. Karl Suso Frank: Lehrbuch der Geschichte der Alten Kirche. Paderborn u.a.: Verlag Ferdinand Schöningh GmbH 19972, S. 159f..

6Vgl. A. Hanle u.a. (Hrsg.): Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden Bd. 2 (Anm. 4), S. 33.

7Vgl. K. S. Frank: Lehrbuch der Geschichte der Alten Kirche (Anm. 5), S. 160.

8Robert - Henri Bautier und Charlotte Bretscher - Gisiger (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters Bd. VII. München: Lexma Verlag 1995, S. 1215.

9Helmut Echternach: Kirchenväter Ketzer und Konzilien. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1962, S. 96.

10Vgl. ebd., S. 96.

11Vgl. K. S. Frank: Lehrbuch der Geschichte der Alten Kirche (Anm. 5), S. 161.

12Vgl. Hubert Jedin: Kleine Konziliengeschichte. Die zwanzig ökumenischen Konzilien im Rahmen der Kirchengeschichte. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder KG 1959, S. 16.

13R. - H. Bautier und C. Bretscher - Gisiger: Lexikon des Mittelalters Bd. VII (Anm. 8), S. 105.

14Vgl. H. Echternach: Kirchenväter Ketzer und Konzilien (Anm. 9), S. 98.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Das erste ökumenische Konzil von Nizäa (325)
Hochschule
Universität Augsburg  (Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte)
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
29
Katalognummer
V17575
ISBN (eBook)
9783638221214
ISBN (Buch)
9783638736886
Dateigröße
1102 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Konzil, Nizäa
Arbeit zitieren
Monika Reichert (Autor:in), 2001, Das erste ökumenische Konzil von Nizäa (325), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17575

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