Als Publius Quinctilius Varus um 7 n. Chr. als Legat der Rheinarmee und Germaniens an die Stelle seines Vorgängers Sentius Saturninus trat, waren die Römer bereits mehr als ein halbes Jahrhundert am Rhein präsent. Um 31 v. Chr. hatte Augustus seine Machtstellung an der Spitze des römischen Staates stabilisiert. Über 50 Jahre lang stand der Rhein im Jahre 7 n. Chr. unter der Herrschaft Roms, 37 Jahre unter der Herrschaft des Augustus. Ein langer Zeitraum indem sich im Hinblick auf das römische Engagement in Germanien viel verändert hatte. Zu Beginn der römischen Herrschaft am Rhein um 55, als Julius Cäsar Gallien erobert hatte, war der Fluss nichts weiter als eine relativ pragmatisch gewählte Grenzmarke gewesen. Ein Randbezirk, dem man keine größere Aufmerksamkeit als unbedingt notwendig zollte. Andere Dinge standen zunächst im Zentrum der römischen Aufmerksamkeit. Beispielsweise die Konsolidierung Galliens, das definitiv romanisiert werden sollte oder der Krieg in Spanien. Und schließlich hatte der Bürgerkrieg Jahre lang das Imperium in Atem gehalten. Es folgte eine, entweder bis 17/16 v. Chr. oder 12 v. Chr. gehende Phase, in der Rom nicht agierte aber gelegentlich reagieren musste, um sporadische Einfälle rechtsrheinischer Stämme zu vergelten oder die Rheingrenze mit diplomatischen Mitteln einigermaßen zu befrieden .
Vor 19 Jahren, um 12 v. Chr., hatte man damit begonnen sich intensiver mit dem Rhein und den Gebieten dahinter zu beschäftigen. Der Phase verhältnismäßiger Passivität folgte eine Phase starken militärischen Engagements. Feldherren führten Armeen über den Rhein, Lager wurden eingerichtet und die germanischen Stämme, zumindest ging Rom wohl davon aus, unterworfen. Bis man schließlich Publius Quintilius Varus, einem ehemaligen Statthalter, der kein Militär war, sondern ein Mann mit administrativen Fähigkeiten, um 7 n. Chr. des Kommando überließ. Zweifellos hatte sich in der römischen Germanienpolitik einiges verändert. Die Frage ist weshalb? Aus welchem Grund begann Augustus seine Germanienpolitik zu ändern? Welche Konzeption, welches Ziel stand dahinter? Gab es dieses Ziel überhaupt? War die augusteische Germanienpolitik möglicherweise ziellos? Oder war das Ziel um 7 n. Chr. eventuell ein ganz Anderes als das, welches zu Beginn bestanden hatte?
Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: Welche Strategien hat Rom, vertreten durch seine Feldherren, in Germanien unter Augustus aber auch vor ihm verfolgt?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Germanienpolitik von Cäsar bis zur Clades Lolliana
- Die Feldzüge des Drusus
- Die Rheinarmee unter dem Oberbefehl des Tiberius
- Zur Diskussion um die Zielsetzung der augusteischen Germanienpolitik
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die augusteische Germanienpolitik bis zum Amtsantritt des Varus im Jahr 7 n. Chr. Sie befasst sich mit der Entwicklung der römischen Strategie und der dahinterstehenden Ziele. Die Analyse der verschiedenen Phasen der römischen Germanienpolitik soll Einblicke in die politischen, militärischen und sozialen Aspekte der römischen Präsenz im germanischen Raum liefern.
- Die Entwicklung der römischen Germanienpolitik von Cäsar bis zum Amtsantritt des Varus
- Die militärische Strategie der Römer in Germanien
- Die Beziehungen zwischen Römern und Germanen
- Die Zielsetzung der augusteischen Germanienpolitik
- Die Bedeutung der Clades Lolliana für die römische Germanienpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel stellt den historischen Kontext der augusteischen Germanienpolitik vor und erläutert die Forschungsfrage der Arbeit. Es beleuchtet die Situation am Rhein vor dem Amtsantritt des Varus und stellt die Frage nach den Zielen und Strategien der römischen Germanienpolitik.
- Die Germanienpolitik von Cäsar bis zur Clades Lolliana: Dieses Kapitel beschreibt die Anfänge der römischen Präsenz am Rhein und beleuchtet die verschiedenen Handlungsweisen der Römer gegenüber den Germanen. Es werden verschiedene Feldzüge und strategische Maßnahmen erläutert, die die römische Germanienpolitik in dieser Phase prägten. Der Fokus liegt dabei auf der pragmatischen Vorgehensweise der Römer, die sowohl auf militärische Aktionen als auch auf Bündnisse und diplomatische Lösungen setzten.
- Die Feldzüge des Drusus: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Feldzüge des Drusus, der ab 12 v. Chr. eine aktive Militärpolitik in Germanien betrieb. Es beleuchtet seine militärischen Erfolge und seine strategische Vorgehensweise, die die römische Präsenz in Germanien deutlich verstärkte.
- Die Rheinarmee unter dem Oberbefehl des Tiberius: Dieses Kapitel beschreibt die Zeit der Statthalterschaft des Tiberius und fokussiert auf seine militärische Strategie und die Stabilisierung der römischen Position am Rhein. Es beleuchtet die Bedeutung der Rheinarmee für die Durchsetzung der römischen Interessen und die Sicherung der römischen Macht in der Region.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die römische Germanienpolitik unter Augustus und beleuchtet verschiedene Schlüsselbegriffe und Themen wie: römische Militärstrategie, germanische Stämme, Beziehungen zwischen Römern und Germanen, die Clades Lolliana, die politische Zielsetzung der augusteischen Germanienpolitik, und die Entwicklung der römischen Präsenz im germanischen Raum.
- Quote paper
- Florian Sanden (Author), 2009, Die augusteische Germanienpolitik bis zur Statthalterschaft des Varus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176730