Soziale Beratung von Flüchtlingen aus Perspektive der "Sozialpädagogik der Lebensalter"

Entwicklung eines Handlungskonzepts


Bachelorarbeit, 2010

64 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zugang der ‘Sozialpädagogik der Lebensalter’
2.1 Das Verständnis von biografischer Lebensbewältigung
2.1.1 Selbstwert
2.1.2 Rückhalt
2.1.3 Orientierung
2.1.4 Normalisierung
2.2 MigrantInnen und die Frage der Zugehörigkeit
2.3 Bewältigungsorientierte Arbeits- und Interventionsprinzipien
2.3.1 Empowerment
2.3.2 Milieubildung

3 Bewältigungskonstellationen der Klienten in der Sozialen Beratung von Flüchtlingen
3.1 Die Institution der Sozialen Beratung von Flüchtlingen
3.2 Spezifische Bewältigungskonstellationen von Flüchtlingen
3.2.1 Flucht: Bedrohung des Selbst und Normalisierungshandeln
3.2.1.1 Fluchtursachen
3.2.1.2 Fluchtweg
3.2.2 Fremdheit, sozialer Rückhalt und soziale Orientierungslosigkeit
3.2.2.1 Subjektives Moment
3.2.2.2 Gesellschaftliches Moment
3.2.3 Soziale Desintegration durch den Rechtsstatus
3.2.3.1 Aufenthaltsstatus und Arbeitsmarktzugang
3.2.3.2 Arbeitslosigkeit als Bewältigungskonstellation
3.3 Schlussfolgerungen für ein Handlungskonzept

4 Handlungskonzept für die Sozialen Beratung von Flüchtlingen
4.1 Bewältigung der Fluchterlebnisse durch biografische Fallrekonstruktion
4.2 Bewältigung der Fremdheitserfahrung
4.2.1 Milieuerschließung
4.2.2 Interkulturelle Gruppenarbeit
4.3 Bewältigung des eingeschränkten Arbeitsmarktzugangs und seinen Folgen durch bürgerschaftliches Engagement
4.4 Abschließende Gedanken

5 Fazit und Ausblick

Literaturangaben

Internetangaben und Filmmaterial

1 Einleitung

„Die soziale Arbeit mit Flüchtlingen entstand in einem restriktiven Rahmen mit dem Auftrag, die negativen Folgen dieser Restriktionen zu begrenzen“ (FLOTHOW 2002, S.07.023.001), was bei der konzeptionellen Entwicklung in der Flüchtlings- sozialarbeit bis heute wirkt (vgl. ebd.). Durch diesen Entstehungskontext unter- scheidet sich die Flüchtlingssozialarbeit signifikant von anderen Handlungsfel- dern der Sozialen Arbeit. Denn sie weist eine besondere Funktionsrichtung auf: Während es in der Sozialen Arbeit klassischerweise um die „die Bearbeitung der Klienten“ geht, zielt die Flüchtlingssozialarbeit vor allem auf die Veränderung der gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab (vgl. HAMBURGER 2008, S.425).

Dieser Auftrag hat jedoch seine Tücken: Die Geschichte der Flüchtlings- und Ausländerpolitik hat uns gezeigt, dass sich zumindest die rechtlichen Rahmenbe- dingungen nicht ohne weiteres durch die Flüchtlingssozialarbeit verändern lassen. Daher wohnt der Flüchtlingssozialarbeit immer noch eine Feuerwehrfunktion in- ne. Für die SozialarbeiterInnen/SozialpädagogInnen besteht damit die Gefahr, Erfahrungen von Überforderung und Ohnmacht zu machen, was wiederum Stress verursachend ist (vgl. FLOTHOW 2002, S.07.024.001). Ferner drohen die Sozialar- beiterInnen/SozialpädagogInnen, die Grenze zwischen persönlicher Betroffenheit und professioneller Arbeitsdistanz zu verlieren (vgl. ALBERT 2001, S.63). Die Folge dessen ist eine außergewöhnlich hohe Personalfluktuation in der Flücht- lingssozialarbeit (vgl. a.a.O., S.61).

Bis auf wenige Ausnahmen, wird diese Problematik in wissenschaftlicher Lite- ratur nicht behandelt. Generell ist Literatur über die Flüchtlingssozialarbeit rar. Auf der einen Seite gibt es Publikationen in Form von Konzepten, die von den Wohlfahrtsverbänden herausgegeben wurden (vgl. hierzu DIÖZESAN- CARITASVERBAND FÜR DAS ERZBISTUM KÖLN E.V. 2000 und DIAKONISCHES WERK KURHESSEN-WALDECK E.V. 2006). Diese basieren auf der Verpflichtung, die sich aus dem christlichen Menschenbild ergibt, und begründen somit eine Hal- tung. Die Aufgaben der Institution werden genannt, aber die Konstitution und der theoretische Überbau der Interventionen finden weniger Beachtung1. Auf der an- deren Seite findet sich die Flüchtlingsthematik in Literatur wieder, die sich nur auf eine Bezugswissenschaft der Sozialen Arbeit stützt, wie z.B. Ethik bzw. Politik (vgl. RETHMANN 1996), Soziologie (vgl. HAN 2000), Geschichte (vgl HERBERT 2001) oder Recht (vgl. HEINHOLD 2007). Ferner wird die Flüchtlingsthematik im Zuge von Migration genannt, aber nicht als eigenständiges Problem behandelt (vgl. VAHSEN 2000). Der Aspekt ‘Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft’, also der Interventionsmodus in der Flüchtlingssozialarbeit, wird hier eher vernachläs- sigt.

Das Ziel dieser Arbeit ist schließlich, ein Handlungskonzept zu entwickeln, das an die Problematik, welche die besondere Funktionsweise der Flüchtlingssozial- arbeit mit sich bringt, anknüpft, theoretisch fundiert ist und als Handlungsleitfa- den für die praktische Arbeit genutzt werden kann. Dem gewählten Zugang liegt dabei die Idee zugrunde, dass Flüchtlinge durch die Aktivierung ihrer Ressourcen auch in dem gegebenen restriktiven Rahmen ihre psychosoziale Handlungsfähig- keit wieder herstellen bzw. erlangen können. Durch diesen Ansatz wird der Auf- trag der Flüchtlingssozialarbeit erweitert und es findet eine Annäherung zu ande- ren Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit statt, sodass die besondere Funktions- weise letztlich relativiert wird. Nur so können die eingangs genannten Span- nungsverhältnisse m.E. nachhaltig bearbeitet werden.

Das nötige Erklärungswissen, auf welches das Handlungskonzept aufbaut, lie- fert in dieser Arbeit die ‘Sozialpädagogik der Lebensalter’ von BÖHNISCH (2008). Ihr Vorteil ist, dass sie sich auf die gesellschaftliche Struktur der (post)modernen Industriegesellschaft, wie in Deutschland derzeit vorherrscht, bezieht. Betrachtet wird sowohl der Mensch als Subjekt als auch die sich wandelnden gesellschaftli- chen Prozessen, denen er ausgeliefert ist. Im Interventionsmodus der Sozialen Arbeit spiegelt sich dies wieder, indem die ‘Sozialpädagogik der Lebensalter’ sowohl nach der Bewältigungsfrage der Individuen als auch nach dem gesell- schaftlichen Auftrag, sozial desintegrierten Menschen Integrationshilfen zu leis- ten, fragt. Der Zugang, mit dem BÖHNISCH auf lebensaltertypische Bewältigungs- konstellationen verweist, soll hier auf strukturtypische Bewältigungskonstellatio- nen von Flüchtlingen übertragen werden. Sie sind als Krisenphänomene im Kon- text der Flucht und als hervorzuhebende Bruchstellen in der Biografie der Flücht- linge zu verstehen.

Der erste Teil der vorliegenden Arbeit (Kapitel 2) besteht also in der detaillier- ten Darstellung des Verständnisses von biografischer Lebensbewältigung und Sozialer Arbeit, die aus der ‘Sozialpädagogik der Lebensalter’ hervorgehen. Im anschließenden Kapitel (3) werden die spezifischen Bewältigungskonstellationen von Flüchtlingen, mit denen sie als Klienten in die Soziale Beratung von Flücht- lingen2 kommen, anhand der theoretischen Überlegungen zu biografischer Le- bensbewältigung herausgearbeitet. In Kapitel 4 wird schließlich das Handlungs- konzept entwickelt. Es beinhaltet Interventionen für die Bewältigung der zuvor dargelegten Probleme von Flüchtlingen im Rahmen der Sozialen Beratung von Flüchtlingen. Abschließend wird ein Fazit gezogen sowie ein Ausblick für die weitere Entwicklung der Sozialen Beratung von Flüchtlingen gegeben (Kapitel 5).

2 Zugang der ‘Sozialpädagogik der Lebensalter’

In seinem Werk ‘Sozialpädagogik der Lebensalter’ versteht BÖHNISCH die Soziale Arbeit als Schnittmenge von Sozialpädagogik und Sozialarbeit in Form von Hil- fen zur Lebensbewältigung (2008, S.13). Diesem Denken liegt „ein historisch- soziologischer Zugang, in dem die Entwicklungen in der Sozialen Arbeit (...) epo- chal betrachtet und relativiert werden“ (ENGELKE/BORRMANN/SPATSCHECK 2009, S.466) zugrunde. Die gemeinsame strukturelle Rückbindung der Sozialpädagogik und Sozialarbeit ist der Fortgang der ökonomischen und sozialen Arbeitsteilung in der modernen Industriegesellschaft (vgl. BÖHNISCH 2008, S.26f). Denn deren Konsequenz ist der anhaltende gesellschaftliche Prozess der Individualisierung. Der Einzelne wird aus historisch vorgegebenen Sozialformen und -bindungen freigesetzt und verliert damit traditionelle Sicherheiten. Individualisierung bein- haltet aber auch die Suche nach einer neuen Art der sozialen Einbindung (vgl. a.a.O., S.31), für die moderne Gesellschaften selbst keine Orte bieten. So können pathologische Erscheinungsformen sozialer Desintegration entstehen, die DURKHEIM Anomien nennt (vgl. a.a.O., S.28). Es kann dabei zwischen strukturel- len Anomieproblemen, die nicht direkt lebensweltlich erfahrbar sind und nur indi- rekt auf die Lebenslage der Menschen wirken, und manifesten Anomieproblemen unterschieden werden. Die manifesten Anomieprobleme beeinflussen, im Gegen- satz zu den strukturellen, die aktuelle soziale Orientierung, das Verhalten und das Handeln der Menschen unmittelbar und sind somit direkt lebensweltlich erfahrbar (vgl. a.a.O., S.67). Und da „die Problematik sozialer Desintegration dem arbeits- teiligen Industriekapitalismus strukturell immanent ist und sich in ihren Folgen am Einzelnen auswirkt, enthalten die psychosozialen Folgeprobleme selbst einen pädagogischen Aufforderungscharakter“ (a.a.O., S.27). Die Jugendprobleme, um die sich die Sozialpädagogik kümmert(e) und die Lebensrisiken, welche die Sozi- alarbeit bearbeitet(e), waren und sind dabei aber „keine pädagogischen und für- sorgerischen Sonderprobleme, sondern lebensalter- und sozialstrukturtypische Bewältigungskonstellationen in der industriellen Risikogesellschaft“ (a.a.O., S.28). Hilfen zur Lebensbewältigung als Verbindungskonstrukt der Sozialpädago- gik und Sozialarbeit sind somit als gesellschaftliche Reaktionen auf die Bewälti- gungstatsache zu verstehen (vgl. a.a.O., S.27).

Mittlerweile hat es die Soziale Arbeit mit einer noch ausgeprägteren Individua- lisierung als zu Beginn der modernen Arbeitsteilung zu tun. Dies hat dazu geführt, dass heute das Projekt der Biografie stärker im privaten und öffentlichen Interesse steht, als das der Gesellschaft. Soziale Konflikte haben sich ins Private verscho- ben und Problembelastungen werden als Zeichen des Nicht-Mithalten-Könnens abgewertet. Auch der Zugang zum Menschen und seinen nun verdeckten Bewälti- gungsproblemen hat sich damit verändert. Und zwar dahingehend, als dass das Biografische der Schlüssel geworden ist (vgl. BÖHNISCH 2008, S.11). Neben der Individualisierung ist also auch die Biografisierung ein gesellschaftlicher Prozess, welcher die Zugänge der Sozialpädagogik und Sozialarbeit miteinander ver- schränkt (vgl. a.a.O., S.25)

BÖHNISCH nennt seine Theorie ‘Sozialpädagogik der Lebensalter’, da er den Ansatz der biografischen Lebensbewältigung ausschließlich anhand der lebensal- tertypischen Bewältigungskonstellationen weiter verfolgt und konkretisiert. Le- bensaltertypische Bewältigungskonstellationen sind „als gesellschaftlich vorstruk- turierte Lebensphasen zu betrachten, die biographisch gestaltet werden können, aber auch bewältigt werden müssen“ (a.a.O., S.81). Die verschiedenen Lebens- phasen sind Kindheit, Jugend, Erwachsenen- und Erwerbsalter sowie Alter. Jedes Lebensalter weist dabei spezifische biografische Einschnitte bzw. Bewältigungs- aufgaben auf: In der Kindheit ist dies z.B. der Grundschuleintritt (vgl. a.a.O., S.126), während Jugendliche in die zentralen gesellschaftlichen Mitgliedsrollen einrücken (vgl. a.a.O., S.145). Im Erwachsenenalter können Bewältigungsproble- me z.B. in Partnerschaft, Familie oder Erwerbsleben auftreten (vgl. a.a.O., S.227ff) und im Alter verändert sich schließlich „das psychosoziale Magnetfeld von Befindlichkeit, Rückhalt und Orientierung entsprechend dem strukturellen Zwang, den die Entberuflichung und die Entstrukturierung sozialer Beziehungen ausüben“ (a.a.O., S.265).

Dieser Ansatz wird in der vorliegenden Arbeit nicht weiter verfolgt. Vielmehr sollen die theoretischen Überlegungen bezüglich der biografischen Lebensbewäl- tigung aufgegriffen und auf die sozialstrukturellen Bewältigungskonstellationen3 von Flüchtlingen (Kapitel 3) übertragen werden. Daher wird das Verständnis von biografischer Lebensbewältigung im Folgenden eingehender betrachtet. Anschließend werden auch ausgewählte Arbeits- und Interventionsprinzipien einer bewältigungsorientierten Sozialen Arbeit aufgezeigt, die dann im zu entwickelnde Handlungskonzept wieder aufgegriffen werden.

2.1 Das Verständnis von biografischer Lebensbewältigung

Ausgangspunkt für die biografische Lebensbewältigung ist das Theorem der Indi- vidualisierung, auf das oben bereits hingewiesen wurde. Das Individualisierungs- theorem ist eine soziologische Strukturkategorie und kein individualpsychologi- sches Konstrukt, sodass es für die Soziale Arbeit von erheblicher Relevanz ist. Unterschieden wird zwischen dem, was mit dem Menschen geschieht und wie sie damit umgehen. Letzteres wird im Sinne des Strebens nach psychosozialer Hand- lungsfähigkeit als biografische Lebensbewältigung verstanden (vgl. BÖHNISCH 2008, S.31).

„Lebensbewältigung meint (...) das Streben nach subjektiver Handlungsfähigkeit in Lebenssituationen, in denen das psychosoziale Gleichgewicht - im Zusammenspiel von Selbstwert, sozialer Anerkennung und Selbstwirksamkeit - gefährdet ist. Le- benskonstellationen werden von den Subjekten dann als kritisch erlebt, wenn die bislang verfügbaren personalen und sozialen Ressourcen für die Bewältigung nicht mehr ausreichen.“ (a.a.O., S.34)

Da das Individualisierungstheorem auch darauf hindeutet, dass Menschen nach einer neuen Art der sozialen Einbindung suchen, besteht die Aufgabe der Sozialen Arbeit aus gesellschaftlicher Sicht darin, sozial desintegrierten Menschen Integra- tionshilfen zu leisten. Aus Sicht der betroffenen Individuen steht hingegen die Bewältigungsfrage, der akute Verlust der Handlungsfähigkeit, im Vordergrund. Die Herausforderung besteht darin, dass der Versuch, die Handlungsfähigkeit wiederherzustellen, nicht zwangsläufig mit der Lösung der Integrationsproblema- tik einhergeht, vielmehr greift der Mensch oft zu Mitteln, die sozial desintegrativ wirken können. Es ist aber auch zu beachten, dass das Bewältigungshandeln nicht nur auf die „Handlungsfähigkeit in der Situation“ ausgerichtet ist, sondern dass auch auf die eigenen Bewältigungserfahrungen im bisherigen Lebenslauf zurück- gegriffen wird. Das Bewältigungshandeln ist also biografisch strukturiert (vgl. a.a.O., S.35f). Ist die biografische Erfahrung vor allem durch soziale Desintegrati- on geprägt, kann diese selbst Anstoß für die neuen sozialintegrativen Orientierungen sein, indem sie ein Gefühl von Zusammengehörigkeit hervorbringen und entsprechende Milieus entstehen4.

Bezugspunkt für die Soziale Arbeit ist also die Biografie der KlientInnen. Sie wird als Konstrukt verstanden und weist auf „das biografisch handelnde und im- mer wieder dem sich wandelnden gesellschaftlichen Prozess ausgesetzte Subjekt im Lebenslauf hin“ (BÖHNISCH 2008, S.38). Der Lebenslauf an sich ist entstruktu- riert, was bedeutet, dass die individuelle Biografie der „Normbiografie“ entspre- chen, aber auch von ihr abweichen kann. Der Lebenslauf ist gleichermaßen vorge- zeichnet wie gestaltbar. In jedem Fall ist an die Stelle der traditionalisierten Rol- lenübernahme als Steuerungsmedium aber die Selbstthematisierung getreten. Das bedeutet jedoch nicht, dass die soziale Herkunft und ihr Rücklauf im Verlauf des Lebens keine Rolle mehr spielt (vgl. a.a.O., S.38f). In der Praxis der Sozialen Ar- beit gilt es hier zu erkennen, „inwieweit und unter welchen Umständen sich der Einzelne dennoch von seiner benachteiligten sozialen Herkunft lösen, seine Be- nachteiligung biografisch überwinden kann“ (a.a.O., S.39f). Besonders in offenen Übergängen des Lebenslaufs ist dieser selbst in der biografischen Erfahrung auch subjektgebunden. Impliziert ist jedoch eine eigenverantwortliche Steuerung, wel- che die Biografie zu einer selbständigen Integrationsinstanz werden lässt (vgl. a.a.O., S.40).

In kritischen Lebenskonstellationen ist, wie wir gesehen haben, die biografische Handlungsfähigkeit und mit ihr die soziale Integration, bedroht. BÖHNISCH gliedert diese Bedrohung in vier Grundsegmente:

- die Erfahrung des Selbstwertverlusts und die Wiedergewinnung des Selbstwerts,
- die Erfahrung des fehlenden sozialen Rückhalts und die Suche nach Halt, Unterstützung und Anerkennung,
- die Erfahrung der sozialen Orientierungslosigkeit und die entsprechende Suche nach unbedingter Orientierung bzw. der Abfall in Rückzug und A- pathie und
- die Sehnsucht nach Normalisierung (vgl. a.a.O., S.49f).

Anders als die hiesige Darstellung der Dimensionen suggeriert, sind sie in der sozialen Wirklichkeit eng miteinander verwoben und können nur in der fachlichen Analyse abgegrenzt voneinander betrachtet werden (vgl. BÖHNISCH 2008, S.50). In der Sozialen Arbeit gilt es, sie sozialwissenschaftlich aufzuklären und in deren Bezug Handlungskonzepte zu entwickeln. Daher sind sie auch für die weiteren Kapitel dieser Arbeit von großer Relevanz.

Die einzelnen Dimensionen werden im Folgenden näher ausgeführt. Wichtig ist, dass sie bei jedem Bewältigungshandeln von den Menschen bewusst oder unbewusst aktiviert werden (vgl. a.a.O., S.49).

2.1.1 Selbstwert

Diese Dimension basiert auf der Grundüberlegung, dass die Menschen kritische Lebensereignisse nicht mehr selbstverständlich als Schicksal hinnehmen, sondern als individuelles Betroffen-Sein empfinden. Losgelöst von der sozialen Umwelt verweist es auf das Selbstsein und ist mit den Gefühlen der Hilflosigkeit, des Ausgesetztseins und des auf sich Zurückgeworfenseins verbunden. Im Fokus des Erlebens stehen also die emotionalen Zustände. Der Zugang zu diesem Betroffen- sein kann durch das Konzept der Identität erfolgen (vgl. BÖHNISCH 2008, S.51f). Es beinhaltet eine Gegenseitigkeit und meint „dass ich mir ein Bild von mir über andere mache, allerdings in der mir eigenen Personalität und Individualität der Interpretation“ (a.a.O., S.52). Dadurch entwickelt sich eine gegenseitige Wert- schätzung und soziale Anerkennung. Diese muss sich aber auch vom Konkreten lösen und auf der Anerkennung menschlicher Integrität, also auf den Menschen- rechten, gründen, um einen Maßstab für die sozialintegrative Dimension zu errei- chen. Ergänzend zieht BÖHNISCH die Erklärung des Triebhaften zur Erschließung dieser Dimension hinzu, da das Identitätskonzept eine soziale Integration impli- ziert, welcher die meisten Klienten kaum genügen können, und somit nicht hinrei- chend ist. Die Triebstruktur ist hier immer in der Spannung und Konfrontation mit sozialen Kontexten zu betrachten und die Triebbezüge dürfen nicht negativ be- setzt und bewertet werden. Denn Auflehnung und Ohnmacht liegen in desintegra- tivem Verhalten nah beieinander und auch wenn das Triebverhalten in sozialer Spannung steht, „stecken in ihm auch Widerständigkeit, Eigensinn und Protest gegen Verdrängung und Entmündigung des Menschen durch die gesellschaftli- chen Entwicklungslogiken und ihren Zwangscharakter“ (BÖHNISCH 2008, S.54). Auf der einen Seite wird Soziales also durch Triebabwehr gebildet, auf der ande- ren Seite wird es durch Triebausbruch herausgefordert. Entwickelt wird die Span- nung zwischen Triebverhalten und Sozialentwicklung im frühen Kindesalter vor allem durch das Verhältnis zur primären Bezugsperson, erstreckt sich aber auch fortlaufend in der Sozialisation und über den gesamten Lebenslauf hinweg. In dem Modell der personalen Autonomie wird diese als Vermögen verstanden, posi- tiv mit den Unzulänglichkeiten der menschlichen Natur umzugehen. Sie beinhaltet ferner ein Selbst mit dem Zugang zu den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu haben. Da menschliche Hilflosigkeit für die Gesellschaft nicht förderlich ist, wer- den dem Menschen die Grunderfahrungen dessen sozial verwehrt (vgl. a.a.O., S.55ff).

Für die Soziale Arbeit ergibt sich daraus zweierlei: Das Triebverhalten bzw. die Auflehnung dessen muss in der sozialpolitische Deutung von Sozialarbeite- rInnen und SozialpädagogInnen einbezogen werden (vgl. a.a.O., S.54). Darüber hinaus müssen sie fragen, inwieweit Soziale Arbeit helfen kann, „in ihren Inter- ventionsbereichen soziale Strukturen zu schaffen, in denen Hilflosigkeit sozial anerkannt ist“ (a.a.O., S.59).

Der Vollständigkeit halber soll noch erwähnt werden, dass BÖHNISCH in der Dimension des Betroffenseins signifikant geschlechtstypische Tendenzen erkennt (vgl. a.a.O., S.59). Dieser Aspekt spielt für die vorliegende Arbeit aber nur eine untergeordnete Rolle, sodass er hier keine weitere Beachtung findet.

2.1.2 Rückhalt

Die moderne Sozialisation bringt eine Zwiespältigkeit mit sich: Auf der einen Seite muss der Mensch flexibel sein, um den Anforderungen der Arbeits- und Konsumgesellschaft zu entsprechen, auf der anderen Seite kann ihm das nur ge- lingen, wenn er psychosozialen Rückhalt hat. Ohne das eine ist das andere nicht möglich. Der moderne Individualisierungsprozess verstärkt also das Angewiesen- sein auf psychosozialen Rückhalt. Da er somit unausweichlich ist, kann die Suche nach sozialem Anschluss um jeden Preis erfolgen (vgl. BÖHNISCH 2008, S.62).

Strukturiert werden kann diese Dimension mit dem Milieukonzept. Milieu meint in diesem Zusammenhang ein sozialwissenschaftliches Konstrukt und um- 10 fasst die Gegenseitigkeits- und Bindungsstrukturen als Rückhalte für soziale Ori- entierung und soziales Handeln. Entsprechende Charakteristika sind intersubjekti- ve, biografische und räumliche Erfahrungen (vgl. ebd.), Milieubeziehungen „steu- ern also die Lebensbewältigung, strukturieren das Bewältigungsverhalten bei psy- chosozialen Belastungen und in kritischen Lebensereignissen“ (a.a.O., S.63). Durch Milieus zeichnen sich aber auch die Deutungsmuster von Normalität und Abweichung ab, sodass alltägliche Stereotypen durch sie gesteuert werden. Im Pädagogischen hingegen darf der Milieuzusammenhalt die Integrität der Derjeni- gen, die sich nicht in dem Milieu befinden, nicht angreifen. Für Gruppen, die in ihrer Lebensbewältigung auf den sozialen Nahraum angewiesen sind, müssen die Angebote der Sozialen Arbeit also lebensweltlich gestaltet sein, um das Finden von Vertrauen zu sich selbst und zu anderen zu ermöglichen (vgl. a.a.O., S.63f).

Darüber hinaus ist im Zusammenspiel von subjektiven und gesellschaftlichen Bezügen das Konzept der Sicherheit aufschlussreich. Die soziale Sicherheit wird in der Moderne über den Sozialstaat vermittelt und soll ein kulturelles Klima der Verlässlichkeit und Normalität schaffen. In Zeiten, in denen die Wirtschaft vom Sozialstaat eine Rücknahme sozialer Sicherheitsgarantien verlangt, ist das Ver- trauen in die Normalität gefährdet. Die sozialstaatliche vermittelte soziale Sicher- heit bekommt also eine lebensweltliche Funktion, die aktiviert und gestaltet wer- den muss (vgl. a.a.O., S.64f).

2.1.3 Orientierung

Wie wir mehrfach gesehen haben, besteht eine enge Verbindung zwischen perso- naler Befindlichkeit und gesellschaftlichen Zuständen. Vor dem Hintergrund, dass der Mensch also nur als ein soziales Wesen existieren kann, wird diese Verbin- dung noch deutlicher. Wie der Mensch mit sich selbst zurecht kommt, ist auch von der Sozialstruktur der Gesellschaft abhängig: Ist sie ausbalanciert, verspricht sie ihren Mitgliedern soziale Teilhabe und biografische Realisierung und lässt sie erreichbar werden. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, kann die subjektiv erlebte soziale Regellosigkeit eintreten. Diese Anomie ist das zentrale Krisen- und Be- standsproblem moderner Industriegesellschaften. Wenn lebensweltliche und sys- temische Prozesse auseinanderdriften, kann der Mensch neben der psychosozialen Verunsicherung auch radikal von der gesellschaftlichen Entwicklung abgeschnit- ten werden und somit sozial entwertet werden (vgl. BÖHNISCH 2008, S.66f). Denn die Menschen „entwickeln im Alltag sozialintegrativen Gestaltungssinn, aber die sozialen Systeme nehmen das lebensweltliche Kapital nicht auf“ (a.a.O., S.67). Besonders treten die lebensweltlichen Anomieprobleme auf, wenn die individuelle Existenz und biografische Integrität der Menschen durch gesellschaftliche Um- brüche berührt wird. Zentrale Anomieprobleme unserer Gesellschaft sind z.B. die neue Armut und die anomische (Jugend-)Gewalt (vgl. a.a.O., S.67f).

Hinsichtlich der Frage, warum in sozialen Strukturen gleichzeitig abweichen- des und konformes Verhalten nebeneinander bestehen kann, bestehen zwei ver- schiedene Erklärungsansätze. Zum einen sind die Mittel zur Erreichung von ge- sellschaftlichen Zielen ungleich verteilt, sodass die Ziele und die Mittel zu ihrer Erreichung auseinanderklaffen. Zum anderen kommt es vor, dass Menschen, auch wenn die Mittel gleich verteilt sind, anomische Konstellationen von ihren biogra- fischen Ressourcen her unterschiedlich bewältigen (vgl. a.a.O., S.69).

2.1.4 Normalisierung

Das aus herrschender gesellschaftlicher Sicht abweichende Verhalten weist drei Dimensionen auf, die für das subjektive Handeln in seinem Gesellschaftsbezug relevant sind. Die erste Dimension ist der individuelle Versuch in anomischen Strukturen handlungsfähig zu bleiben. Die Zweite umfasst ferner, dass dieser Versuch sozialintegrativ ist während in der dritten Dimension angelegt ist, dass Probleme erst dann entstehen, wenn die sozialintegrative Absicht und die sozialintegrativen Normen der Gesellschaft auseinanderklaffen. Die soziale Handlungsfähigkeit ist schließlich von der gelungen Reduktion von Anomie und sozialer Orientierungslosigkeit geprägt (vgl. BÖHNISCH 2008, S.69f).

Das Normalisierungshandeln weist eine typische Zeit/Raumstruktur auf. Da sich die subjektive Handlungsfähigkeit primär an ihrer situativen Wiederherstel- lung und erst sekundär an der sozialen Norm orientiert, ist das Normalisierungs- handeln meistens gegenwartsbezogen. Der räumliche Bezug entsteht dadurch, dass die Aktionen im Raum erfolgen, dass ein Raum also für sich besetzt wird. Aber auch das Rückzugsverhalten in Krisensituationen folgt der sozialräumlichen Logik. Insgesamt drängt das auf Handlungsfähigkeit gerichtete Bewältigungsver- halten auf die noch verfügbaren Räume, ob individuelle und private oder akzidentiell besetzte und öffentliche (vgl. a.a.O., S.70f).

2.2 MigrantInnen und die Frage der Zugehörigkeit

In der Spannung von Lebensbewältigung und sozialer Integration stellt sich be- züglich MigrantInnen die Frage nach der Zugehörigkeit in besonderer Weise. Ant- wort geben kann hier die Perspektive der Diversität: BÖHNISCH (2008, S.45ff) erinnert daran, dass moderne Gesellschaften längst ethnisch different und plural sind und dies vorausgesetzt und anerkannt ist. Das bedeutet konkret, dass vor dem Hintergrund der strukturellen Verschiedenheit nicht zuerst nach Ethnizität, Ge- schlecht oder auch Alter gefragt werden soll, sondern nach den Kontexten der Vergesellschaftung, also nach der Modernisierung, sozialen Ungleichheit und der Segregation. Angeführt wird hier das Beispiel von sozial benachteiligten Jugend- lichen mit Migrationshintergrund. Aus der Diversitätsperspektive wird erkannt, dass die soziale Benachteiligung ebenso „einheimische“ Jugendliche betrifft. Un- gleichheiten gehen also quer durch die sozialen Gruppen der Gesellschaft, sodass im Bereich der Migration primär die sozialstrukturellen Konstellationen betrachtet werden müssen und erst anschließend der ethnische Bezug relevant wird.

Dennoch müssen sich die Interventionen in der Arbeit mit MigrantInnen an den biografischen Bewältigungsproblemen der Betroffenen orientieren. Dies darf je- doch nicht durch einen integrationsfixierten Zugehörigkeitsdiskurs erfolgen, son- dern anhand der Zugehörigkeit, die sich die MigrantInnen in ihren Bewältigungs- formen selber schaffen. Entgegen diesem Paradigma stehen häufig die sozialpoli- tischen Institutionen, „die durch rechtliche und soziale Abschottung die Auslän- derfrage weiter vereinheitlichen und damit politisch berechenbar halten möchten“ (a.a.O., S.47). Die Einrichtungen der Sozialen Arbeit laufen dadurch Gefahr, zum Auffangbecken von MigrantInnen werden, die keinen Zugang zu Arbeit, Bildung oder zum Sozialsystem haben. Im Kontext dieser Theorie müssen Sozialpädago- gInnen und SozialarbeiterInnen umso aufmerksamer sein, um die jeweiligen Be- wältigungsprobleme dabei nicht in personale Integrationshürden und die unter- schiedlichen Bewältigungsversuche in abweichendes Verhalten umzudefinieren (vgl. ebd.).

2.3 Bewältigungsorientierte Arbeits- und Interventionsprinzipien

Die Soziale Arbeit unterliegt einem modernen Interventionsparadox, das darin besteht, dass das zunehmende Wissen über strukturelle Bedingungen nicht zwangsläufig auch mit größerer Interventionsmacht einhergeht. Denn Sozialarbei- terInnen und SozialpädagogInnen sind dem Eigensinn der KlientInnen ausgesetzt. Relativiert werden kann dies, so BÖHNISCH, durch seine Theorie der Sozialpäda- gogik der Lebensalter, durch die ein Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis hergestellt wurde. Über die bisherigen Darstellungen der Theorie hinaus, macht BÖHNISCH (2008, S.290f) den Vorschlag, auch die Hilfen und Angebote der Sozi- alen Arbeit biografisch zu strukturieren, sodass sie als mehr oder weniger nach- haltige Interventionen in das biografische Geschehen verstanden werden können. Daraus abgeleitet, ergeben sich für das sozialpädagogische Handeln fünf Grund- prinzipien:

- Das subjektive Bewältigungshandeln der KlientInnen muss verstanden werden und für sich als solches akzeptiert werden. Es darf aber nur Aus- gangsbedingung und nicht Maßstab der Intervention sein.
- Neben der Funktion als professionelle Helfer sind SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen auch Vermittelnde von direkter Hilfe und vielmehr noch von Zugängen zu sozialen Ressourcen für die Weckung und Stär- kung von Selbsthilfeaktivitäten.
- Professionelles Handeln zeichnet sich durch eine biografische Reflexivität aus. Die Hilfen sollten für die KlientInnen biografisch integrierbar sein5.
- SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen werden sich der intervenie- renden Bedeutung ihrer Persönlichkeit, dem pädagogischen Bezug ihres Handelns (über die berufliche Rolle hinaus) bewusst.
- Damit eine Entstigmatisierung der Belastungs- und Bewältigungskonstel- lation erfolgen kann, müssen SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen viel Empathie und professionelle Risikobereitschaft aufbringen.

Letzteres kann unter der Perspektive des Empowerments aufgehen (vgl. a.a.O., S.292ff). BÖHNISCH (2008, S.294) sieht das Empowerment zusammen mit der Milieubildung sogar als das zentrale Leitprinzip für Interventionen in der Bewäl- tigungsperspektive. Daher sollen diese beiden Arbeitsprinzipien vertieft werden.

2.3.1 Empowerment

Empowerment ist eine Methode, aber vielmehr noch eine professionelle Haltung in der Sozialen Arbeit (vgl. BÖHNISCH 2008, S.97). Übersetzt bedeutet Empo- werment die Selbst-Bemächtigung bzw. Stärkung von Autonomie und Selbstbe- stimmung (vgl. HERRIGER 2006, S.13). „Handlungsziel (...) ist es, Menschen das Rüstzeug für ein eigenverantwortliches Lebensmanagement zur Verfügung zu stellen“ (a.a.O., S.19). Der Empowerment-Begriff impliziert in einer biografi- schen Intervention ferner, dass KlientInnen „einen eigenen Beitrag zur Problemlö- sung erbringen und dafür auch verfügbare soziale Unterstützung (...) aktivieren (...) können“ (BÖHNISCH 2008, S.294). Denn es wird schließlich von einer Suche nach Handlungsfähigkeit von Seiten der KlientInnen ausgegangen. Das Empo- werment ermöglicht dadurch, dass die KlientInnen durch Eigentätigkeit ihren Wert erkennen und durch sozial konstruktive Einbindung in ihrer Umwelt soziale Anerkennung erfahren, eine gestaltende Bewältigung der Problemlage. In der In- terventionsstrategie des Empowerments wird eine Neustrukturierung des Selbst bei den Betroffenen vorausgesetzt, weshalb SozialpädagogInnen und Sozialarbei- terInnen auf Kooperation mit den KlientInnen setzen müssen, damit die Interven- tion in der Interaktion entwickelt werden kann (a.a.O., S. 294ff).

In der Konsequenz braucht Empowerment als Voraussetzung einen schützen- den Milieubezug, damit durch neuen psychosozialen Rückhalt für die KlientInnen die Chance besteht, ohne Angst mit der eigenen Hilflosigkeit umzugehen und die Schwächen anzunehmen. Zentral ist hier der Neuaufbau von sozialen Netzwerken, um sozialen Zusammenhängen Sinn zu geben und eine Verbindung zu Gleichbe- troffenen herzustellen. Der Sozialpädagogik der Lebensalter folgend, muss dieser Milieubezug unter Berücksichtigung von den Lebensaltern als Bewältigungskons- tellationen erfolgen (vgl. a.a.O., S.295ff). Im Kontext dieser Arbeit muss er schlussendlich der flüchtlingsspezifischen Lebensbewältigung gerecht werden.

[...]


1 Für diese Arbeit sind sie insofern relevant, als dass die formulierten Aufgaben in dem hier theoretisch hergeleiteten Handlungskonzept in Kapitel 4 teilweise wieder aufgegriffen werden.

2 Die Soziale Beratung von Flüchtlingen ist eine bestimmte Institution in der Flüchtlingssozialar- beit in NRW. Auf die Strukturen und deren Relevanz für diese Arbeit wird in Kapitel 3.1 näher eingegangen.

3 Sozialstrukturelle Bewältigungskonstellationen werden von BÖHNISCH nicht explizit definiert. Analog zu den lebensaltertypischen können sie jedoch als biografische Brüche des Einzelnen verstanden werden, die in die Gesellschaftsstruktur eingebunden sind. Handeln es sich dabei um kritische Lebenslagen, bilden sie in ihrer Summe ein soziales Problem.

4 Diese Milieus haben meistens eine sozial regressive Ausrichtung, sodass sie wiederum mit der Erfahrung der sozialen Desintegration biografisch zusammenpassen (vgl. BÖHNISCH 2008, S.36).

5 Es wird also davon ausgegangen, dass jede Intervention das Risiko birgt, dass sie zu einem biografischen Fremdkörper wird. Grund hierfür ist die Annahme, dass Interventionen nicht kulturell neutral sein können und KlientInnen die jeweiligen Menschenbilder der Professionel- len sowie deren Definitionen von Normalität und Zumutbarkeit spüren (vgl. BÖHNISCH 2008, S.293).

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Details

Titel
Soziale Beratung von Flüchtlingen aus Perspektive der "Sozialpädagogik der Lebensalter"
Untertitel
Entwicklung eines Handlungskonzepts
Hochschule
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
Autor
Jahr
2010
Seiten
64
Katalognummer
V176906
ISBN (eBook)
9783640986811
ISBN (Buch)
9783640986910
Dateigröße
1234 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Flüchtlinge, biografische Lebensbewältigung, Handlungskonzept, Flucht, Sozialpädagogik der Lebensalter, Soziale Arbeit, Beratung, Flüchtlingsberatung
Arbeit zitieren
Barbara Kremkau (Autor:in), 2010, Soziale Beratung von Flüchtlingen aus Perspektive der "Sozialpädagogik der Lebensalter", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176906

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Titel: Soziale Beratung von Flüchtlingen aus Perspektive der "Sozialpädagogik der Lebensalter"



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