[...] Soll die Idee Europa nicht stagnieren, ist eine europäische Identität unumgänglich. Nur wenn
die Europäer bereit sind, füreinander und für Europa einzustehen, kann das Staatengebilde als
Ganzes sprechen. Ohne Identität hat die Europäische Union auf lange Sicht weder politische
Handlungsfähigkeit, noch Legitimität, noch die Fähigkeit zur demokratischen Konfliktlösung.
Eine Identität bedeutet jedoch nicht den nuancenlosen Europäer; vielmehr sollen kulturelle
Unterschiede explizit bestehen bleiben. Dennoch können die Bürger Europas lernen, sich als
ein Ganzes zu fühlen, indem sie sich mit der Politik auf einen gemeinsamen Weg zu einem
ebenso gemeinsamen Ziel verständigen, das nicht die „Vereinigten Staaten von Europa“
heißen muss, sondern ein bisher gänzlich unbekanntes Format aufweisen kann.
Eine solche Kommunikation sowohl zwischen Politik und Bürgern, als auch unter den
Bürgern der verschiedenen Mitgliedstaaten ist nur mit einer funktionierende europäische
Öffentlichkeit möglich. Eine Öffentlichkeit, die bisher nicht existiert. Im Dezember 2000
diagnostizierten die Regierungschefs im Vertrag von Nizza zum wiederholten Mal ein
Öffentlichkeitsdefizit der Union, das sie in der Zukunft therapieren wollen.1 Nach einem näheren Blick auf Europa und seine besonderen Merkmale, sowie einer
Erläuterung der Frage, wo uns die Europäische Union letztendlich hinführen soll, beschäftigt
sich die vorliegende Arbeit mit dem Problem der Identität und Integration. Hier wird sowohl
auf die rein theoretischen Grundlagen, als auch auf die europäischen
Spezifika einer Vereinigung verschiedener Identitäten eingegangen. Eine Klärung des
Begriffes der Öffentlichkeit und ihrer Aufgaben für eine Demokratie soll Klarheit darüber
schaffen, welche Rolle ein öffentlicher – und nicht nur medialer – Diskurs in Europa spielen
kann. Um letztendlich die Ausgangsfrage zu beantworten, welchen Beitrag die Medien zu
einer solchen Öffentlichkeit und damit auch zu einer Vereinigung Europas leisten können,
wird die europäische Medienpolitik näher untersucht. Den Abschluss der Arbeit bildet ein
Ausblick auf die Rahmenbedingungen, die geschaffen werden müssen, um die Utopie einer
europäischen Öffentlichkeit als legitimierende Arena für den europäischen Diskurs und
Dialog wahr werden zu lassen.
1 vgl. Gerhards, 2002, S.136
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Europa - Traum und Wirklichkeit
- Versuch einer Abgrenzung
- Die Europäische Union als Staatengebilde
- Chancen einer europäischen Identität
- Eine Identität für Europa
- (Europäische) Identität schaffen
- Identität und Integration
- Identität
- Integrationstheorien
- Integration als Prozess – spezifische Probleme in Europa
- Öffentlichkeit und Kommunikation
- Der Begriff der Öffentlichkeit
- Die Aufgaben von Öffentlichkeit für eine Demokratie
- Die Funktionalität von Öffentlichkeit
- Kommunikation und Medien
- Wege in eine europäische Öffentlichkeit
- Öffentlichkeit in Europa heute - Probleme und erste Erfolge
- Medienpolitik in Europa
- Skizzierung
- Kritische Würdigung
- Plädoyer für öffentlich-rechtliche Sender
- Nutzung der Verstärkerfunktion der Medien
- Subventionen für das kulturelle Überleben Europas
- Die Zukunft einer europäischen Öffentlichkeit
- Öffentlichkeit für Europa - die Utopie einer Arena
- Ausblick/Rahmenbedingungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle der Medien für eine europäische Öffentlichkeit und untersucht, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um eine europäische Identität zu fördern. Der Fokus liegt auf der Bedeutung einer funktionierenden europäischen Öffentlichkeit für die politische Handlungsfähigkeit und Legitimität der Europäischen Union.
- Die Herausforderungen der europäischen Integration und die Bedeutung einer gemeinsamen Identität
- Die Rolle der Medien bei der Gestaltung einer europäischen Öffentlichkeit
- Die Bedeutung der Medienpolitik für die Förderung einer europäischen Öffentlichkeit
- Die Herausforderungen und Chancen für die Zukunft einer europäischen Öffentlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit untersucht die Rolle der Medien bei der Entwicklung einer europäischen Identität und die Notwendigkeit einer funktionierenden europäischen Öffentlichkeit.
- Europa - Traum und Wirklichkeit: Dieses Kapitel beleuchtet die Europäische Union als Staatengebilde, die Herausforderungen bei der Schaffung einer europäischen Identität und die Chancen einer europäischen Identität für die Zukunft.
- Eine Identität für Europa: Dieses Kapitel behandelt verschiedene Konzepte der europäischen Identität und beleuchtet die Bedeutung von Integrationsprozessen.
- Öffentlichkeit und Kommunikation: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung der Öffentlichkeit für eine Demokratie und die Rolle der Medien in der Kommunikation und Gestaltung einer europäischen Öffentlichkeit.
- Medienpolitik in Europa: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Aspekte der Medienpolitik in Europa, insbesondere die Bedeutung öffentlich-rechtlicher Sender und die Notwendigkeit einer verstärkten Medienförderung.
Schlüsselwörter
Europäische Öffentlichkeit, Medien, Identität, Integration, Demokratie, Kommunikation, Medienpolitik, öffentlich-rechtliche Sender, Subventionen, kulturelles Überleben Europas.
- Arbeit zitieren
- Birte Müller-Heidelberg (Autor:in), 2003, Die Rolle der Medien für eine europäische Öffentlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17824