Anliegen dieser Arbeit ist es, die Erzählstrukturen in den leicht zugänglichen und von einem breiten Publikum anerkannten Romanen der zeitgenössischen britischen Autorin Kate Atkinson zu untersuchen. Insbesondere soll dabei aufgezeigt werden, dass die Autorin sich typisch postmoderner Erzählstrategien, wie zum Beispiel dem unzuverlässigen Erzählen, Gattungs- und Genremischungen, Intertextualität, Metafiktionalität oder der Thematisierung von Geschichte in Form von historiographischer Metafiktion bedient. Untersucht werden hierbei die fünf Romane Behind the Scenes at the Museum (1995), Human Croquet (1997), Emotionally Weird: A Comic Novel (2000), Case Histories (2004) und One Good Turn: A Jolly Murder Mystery (2006). Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil gibt einen kurzen Überblick zum Begriff der Postmoderne und postmoderner Erzählstrategien. Dabei wird besonders auf die Schwierigkeiten zur Begriffsbestimmung der Postmoderne als auch zur Charakterisierung postmoderner Erzählstrategien eingegangen. Im zweiten Teil werden charakteristische Plotmuster und –elemente in Atkinsons Romanen behandelt. Dazu zählen zum Beispiel das unzuverlässige Erzählen und die Verwendung von magischen Elementen, wie zum Beispiel Zeitreisen, alternativer Realitäten und Metamorphosen. Im dritten Teil erfolgt eine Analyse der Strukturen der Dialogizität und der Selbstreflexivität in Atkinsons Romanen. Im ersten Teilschritt wird dabei zunächst die Intertextualität untersucht. Atkinson kreiert mit ihren textuellen Referenzen eine typisch postmoderne Mischung aus klassischen Texten auf der einen Seite und populären Erzählungen und Mythen auf der anderen. Des Weiteren reflektiert sie über die Beziehungen zwischen Texten. Im zweiten Teilschritt erfolgt eine Analyse der Metafiktion, in der untersucht wird, wie Atkinson Wirklichkeitserfassung und –darstellung literarisch reflektiert, indem sie die Künstlichkeit der Erzählung kontinuierlich durch metafiktionale Rückbezüge betont und den Gebrauch von Sprache thematisiert. Im letzten Teilabschnitt erfolgte eine Untersuchung zur Problematisierung von Geschichte in Atkinsons Romanen. Am Beispiel von Behind the Scenes at the Museum wird dargestellt, wie Atkinson mit Hilfe innovativer Erzählstrategien, wie zum Beispiel Fußnoten, ein revisionistisches Geschichtsbild aus dem Blickwinkel der Frau entwirft und Probleme der Geschichtsschreibung thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung - Thematische Schwerpunkte und Vorgehensweise der Arbeit
- 1.1 Kate Atkinson und die Postmoderne
- 2. Zum kultur- und literaturgeschichtlichen Hintergrund
- 2.1 Die Postmoderne
- 2.1.1 Versuch einer Begriffsbestimmung
- 2.1.2 Literarische Ausprägungen der Postmoderne
- 3. Plotmuster und -elemente
- 3.1 "I am the alpha and omega of narrators” – Unzuverlässiges Erzählen in Atkinsons Romanen
- 3.1.1 Zum Begriff des unzuverlässigen Erzählers
- 3.1.2 Ruby
- 3.1.3 Isobel
- 3.1.4 Effie
- 3.2 "Is this real?\" - Magische Elemente in Human Croquet
- 3.2.1 Der Magische Realismus im Kontext der Postmoderne
- 3.2.2 Zeitreisen
- 3.2.3 Alternative Realitäten
- 3.2.4 Metamorphosen
- 4. Strukturen der Dialogizität und Selbstreflexivität
- 4.1 Intertextualität
- 4.1.1 Arten und Funktionen der Intertextualität
- 4.1.2 Shakespeares romantische Komödien und andere Intertexte in Human Croquet
- 4.1.3 Der Gebrauch von Märchen
- 4.2 Metafiktion
- 4.2.1 Zum Begriff Metafiktion
- 4.2.2 Die Kunst des Erzählens in Emotionally Weird
- 4.2.3 Stilistische und graphische Strategien der Metafiktion
- 4.2.4 Metafiktion im Detektivroman
- 4.3 Historiographische Metafiktion
- 4.3.1 Das Konzept der Historiographischen Metafiktion
- 4.3.2 Zur Rekonstruktion der vergessenen und ungeschriebenen Geschichte der Frauen
- 4.3.3 Die Literarische Gestaltung weiblicher Geschichtserfahrung in Behind the Scenes at the Museum
- 4.3.4 Historische Figuren in Human Croquet
- Unzuverlässiges Erzählen
- Magische Elemente und alternative Realitäten
- Intertextualität und Metafiktion
- Historiographische Metafiktion und die Rekonstruktion weiblicher Geschichtserfahrung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit analysiert die Erzählstrukturen in den Romanen der zeitgenössischen britischen Autorin Kate Atkinson. Die Arbeit untersucht, wie Atkinson typisch postmoderne Erzählstrategien einsetzt, um die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verwischen und die Leser*innen in ein komplexes Spiel mit Zeit, Raum und Perspektiven zu verwickeln. Die Arbeit fokussiert sich auf folgende Themen:Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in den Begriff der Postmoderne und ihren Einfluss auf die Literatur. Es wird ein Überblick über postmoderne Erzählstrategien gegeben, die als Grundlage für die spätere Analyse der Romane dienen.
In Kapitel 3 werden charakteristische Plotmuster und -elemente in Atkinsons Romanen behandelt, darunter unzuverlässiges Erzählen, der Einsatz von magischen Elementen und die Manipulation von Zeit und Raum. Dabei wird exemplarisch die Figur der Effie aus "Emotionally Weird" analysiert.
Kapitel 4 widmet sich den Strukturen der Dialogizität und Selbstreflexivität in Atkinsons Romanen. Es werden verschiedene Formen der Intertextualität beleuchtet und am Beispiel von "Human Croquet" untersucht, wie Atkinson in ihren Romanen andere literarische Werke zitiert und integriert. In diesem Zusammenhang werden insbesondere Shakespeares Komödien und traditionelle Grimmsche Märchen analysiert.
Im weiteren Verlauf des Kapitels wird der Begriff der Metafiktion erläutert und am Beispiel von "Emotionally Weird" analysiert, wie Atkinson die Kunst des Erzählens selbst zum Thema macht. Die Arbeit beleuchtet verschiedene stilistische und graphische Strategien der Metafiktion und betrachtet die metafiktionalen Aspekte in Atkinsons Detektivromanen "Case Histories" und "One Good Turn".
Schließlich wird in Kapitel 4.3 das Konzept der historiographischen Metafiktion vorgestellt. Anhand von "Behind the Scenes at the Museum" wird gezeigt, wie Atkinson mit Hilfe innovativer Erzählstrategien ein revisionistisches Geschichtsbild aus dem Blickwinkel der Frau entwirft und Probleme der Geschichtsschreibung thematisiert. Die Arbeit beleuchtet die Funktion realer historischer Figuren in fiktionalen Werken unter dem Aspekt der historiographischen Metafiktion.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit postmoderner Literatur, Erzähltheorie, Kate Atkinson, unzuverlässiges Erzählen, magischer Realismus, Intertextualität, Metafiktion, Historiographische Metafiktion, Frauenliteratur, Geschichtsbild, Zeit und Raum.- Quote paper
- Nadine Röpke (Author), 2007, The Art of Storytelling - Eine Analyse der postmodernen Erzählstrategien in den Romanen von Kate Atkinson, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179785