Ähnlich wie auch Simmel (1950) kommt Coleman zu dem Schluss, dass Individuen stets eine Wahl haben, und sei der zwingende Charakter3 eines Herrschaftssystems noch so groß und unüberbrückbar (Maurer 2004). Ferner gibt es Herrschaftssysteme, die aufgrund von Vertrauen zu Stande kommen, doch, so will Coleman entdeckt haben, vertrauen die Untergeordneten gerade in solchen Systemen den Übergeordneten eigentlich weniger als in Herrschaftssystemen, die bloßer Kosten-Nutzen Überlegungen zu Folge eingegangen worden sind. Steuerung gestaltet sich daher in konjunkten Herrschaftssystemen deutlich schwieriger als in disjunkten (Coleman 1980). Diese Arbeit bedeutet bei gelungener Illustration des Paradoxes nach Coleman am Beispiel der Demokratie ein Voranschreiten der Wissenschaft, da sich die Erklärungen Colemans als erneut bewährt gezeigt haben. Bei deren Scheitern müssen die Ursachen und Methoden untersucht werden um mit dem Verwerfen Colemans Theorie und der letztendlichen Falsifikation anfangen zu können. In letzterem Falle sollten jedoch Hilfshypothesen aufgestellt werden und keine voreiligen Schlüsse gezogen werden. Eine Einstufung bleibt den Ergebnissen überlassen. Im Nachfolgenden findet eine Besprechung der Theorie en detail statt. Hierzu wird zunächst das Konstrukt Herrschaftssystem definiert und anschließend wird die Mikroperspektive der Makroperspektive gegenübergestellt. Insbesondere wird auf die Handlungsoptionen der Übergeordneten und der Untergeordneten eingegangen. Anschließend werde ich die Beweggründe für eine Kontrollrechtabgabe der im Fokus stehenden Untergeordneten erläutern. Mit diesem Wissen kann dann versucht werden das Paradox von Herrschaftssystemen am Beispiel der Demokratie zu besprechen. Gefolgt von einer Einstufung der Ergebnisse sowie den daraus folgenden Politikvorschlägen wird mit einem Ausblick die Arbeit abgerundet
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Definition eines Herrschaftssystems
- 1.2. Mikrofundierung
- 1.3. Die Makro-Ebene
- 2. Handlungsoptionen in Herrschaftssystemen
- 2.1. Der Übergeordnete
- 2.2. Der Untergeordnete
- 2.3. Der Agent
- 3. Kontrollrechtabgabe
- 3.1. Extrinsische Motivation
- 3.2. Nicht extrinsische Motivation
- 4. Das Paradoxe in Herrschaftssystemen
- 4.1. Das Beispiel Demokratie
- 4.2. Kosten des Ausstiegs
- 5. Schlussfolgerungen
- 5.1. Politikvorschläge
- 5.2. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Paradoxon in Herrschaftssystemen, die auf nicht-extrinsischer Motivation beruhen, am Beispiel der Demokratie. Ziel ist es, Colemans Theorie der „authority systems“ zu analysieren und ihre Anwendbarkeit auf demokratische Strukturen zu überprüfen. Die Arbeit prüft, ob und wie Colemans Erklärungsansätze für das Vertrauen und die Motivation von Individuen in Herrschaftssysteme auf die Demokratie anwendbar sind.
- Definition und Kategorisierung von Herrschaftssystemen nach Coleman
- Handlungsspielräume von Über- und Untergeordneten in Herrschaftssystemen
- Der Einfluss von extrinsischer und nicht-extrinsischer Motivation auf die Kontrollrechtabgabe
- Das Paradoxon des Vertrauens in Herrschaftssysteme und seine Implikationen für die Demokratie
- Mögliche Politikvorschläge basierend auf den Ergebnissen der Analyse
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der politischen Steuerung ein und stellt Colemans Theorie der „authority systems“ als analytischen Rahmen vor. Sie definiert den Untersuchungsgegenstand – die Steuerung und Regelung in Herrschaftssystemen – und beschreibt das zentrale Paradoxon, das im weiteren Verlauf der Arbeit am Beispiel der Demokratie illustriert werden soll. Der Fokus liegt auf der Kategorisierung von Herrschaftssystemen und der Bedeutung von Vertrauen und Motivation für das Funktionieren dieser Systeme. Die Einleitung skizziert den Aufbau der Arbeit und klärt die Übersetzung von „authority systems“ als „Herrschaftssysteme“.
2. Handlungsoptionen in Herrschaftssystemen: Dieses Kapitel analysiert die Handlungsoptionen der beteiligten Akteure (Übergeordneter, Untergeordneter, Agent) innerhalb eines Herrschaftssystems. Es beleuchtet die Interaktionen und Abhängigkeiten zwischen diesen Akteuren und die verschiedenen Möglichkeiten des Handelns, die ihnen zur Verfügung stehen. Die unterschiedlichen Rollen und ihre jeweiligen Handlungsspielräume werden im Detail untersucht, um das Verständnis des Gesamtsystems zu fördern und die Basis für die spätere Analyse des Paradoxons zu legen.
3. Kontrollrechtabgabe: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Prozess der Kontrollrechtabgabe als zentralen Aspekt der Interaktion in Herrschaftssystemen. Es unterscheidet zwischen extrinsischer und nicht-extrinsischer Motivation als Beweggründe für die Abgabe von Kontrollrechten durch den Untergeordneten an den Übergeordneten. Die unterschiedlichen Motivationen und ihre Auswirkungen auf das Herrschaftssystem werden ausführlich erläutert, um die Komplexität der Dynamiken innerhalb solcher Systeme aufzuzeigen. Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis des zentralen Paradoxons.
4. Das Paradoxe in Herrschaftssystemen: In diesem Kapitel wird das zentrale Paradoxon nach Coleman am Beispiel der Demokratie detailliert dargestellt und analysiert. Es wird untersucht, wie die Abhängigkeit von Vertrauen und nicht-extrinsischer Motivation in demokratischen Systemen zu Herausforderungen und Spannungen führt. Die Kosten des Ausstiegs aus dem System werden ebenfalls betrachtet. Das Kapitel verbindet die vorhergehenden Analysen und bereitet die Schlussfolgerungen vor.
Schlüsselwörter
Herrschaftssysteme, politische Steuerung, nicht-extrinsische Motivation, Demokratie, Kontrollrechtabgabe, Coleman, Paradox, Vertrauen, Handlungsoptionen, Mikrofundierung, Makro-Ebene.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von Herrschaftssystemen nach Coleman
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Paradoxon in Herrschaftssystemen, insbesondere in Demokratien, die auf nicht-extrinsischer Motivation beruhen. Sie untersucht die Anwendbarkeit von Colemans Theorie der „authority systems“ auf demokratische Strukturen und prüft, wie Colemans Erklärungsansätze für Vertrauen und Motivation in Herrschaftssystemen auf die Demokratie angewendet werden können.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und Kategorisierung von Herrschaftssystemen nach Coleman; Handlungsspielräume von Über- und Untergeordneten; Einfluss von extrinsischer und nicht-extrinsischer Motivation auf die Kontrollrechtabgabe; das Paradoxon des Vertrauens in Herrschaftssystemen und dessen Implikationen für die Demokratie; mögliche Politikvorschläge basierend auf den Analyseergebnissen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung (Definition von Herrschaftssystemen, Mikro- und Makroebene); Handlungsoptionen in Herrschaftssystemen (Übergeordneter, Untergeordneter, Agent); Kontrollrechtabgabe (extrinsische und nicht-extrinsische Motivation); Das Paradoxon in Herrschaftssystemen (am Beispiel der Demokratie, Kosten des Ausstiegs); Schlussfolgerungen (Politikvorschläge, Ausblick).
Was versteht man unter „Kontrollrechtabgabe“?
„Kontrollrechtabgabe“ beschreibt den Prozess, in dem Untergeordnete Kontrollrechte an Übergeordnete abgeben. Die Arbeit untersucht die Motivationen hinter dieser Abgabe, insbesondere die Unterscheidung zwischen extrinsischer (z.B. Belohnungen) und nicht-extrinsischer Motivation (z.B. Vertrauen, Überzeugung).
Welches Paradoxon wird untersucht?
Das zentrale Paradoxon bezieht sich auf die Abhängigkeit von Vertrauen und nicht-extrinsischer Motivation in demokratischen Systemen. Die Arbeit analysiert, wie diese Abhängigkeit zu Herausforderungen und Spannungen führt.
Welche Rolle spielt Colemans Theorie?
Colemans Theorie der „authority systems“ dient als analytischer Rahmen für die Untersuchung. Die Arbeit prüft, ob und wie seine Erklärungsansätze auf die Funktionsweise demokratischer Systeme angewendet werden können.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Herrschaftssysteme, politische Steuerung, nicht-extrinsische Motivation, Demokratie, Kontrollrechtabgabe, Coleman, Paradox, Vertrauen, Handlungsoptionen, Mikrofundierung, Makro-Ebene.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Schlussfolgerungen umfassen eine Zusammenfassung der Ergebnisse und mögliche Politikvorschläge, die auf den Analysen basieren. Ein Ausblick auf weiterführende Forschungsfragen rundet die Arbeit ab.
Welche Akteure werden in der Analyse berücksichtigt?
Die Analyse berücksichtigt drei Akteure: den Übergeordneten (der die Autorität ausübt), den Untergeordneten (der die Kontrollrechte abgibt), und den Agenten (der als Vermittler agieren kann).
Wo liegt der Fokus der Arbeit?
Der Fokus liegt auf der Analyse des Vertrauens und der Motivation von Individuen in Herrschaftssystemen und der Anwendbarkeit von Colemans Theorie auf demokratische Strukturen. Das zentrale Thema ist das Paradoxon, das aus der Abhängigkeit von nicht-extrinsischer Motivation resultiert.
- Arbeit zitieren
- Frank Weinert (Autor:in), 2006, Das Paradox in Herrschaftssystemen, die nicht auf extrinsischer Motivation beruhen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180139