Roman Polanskis Verfilmung des Macbeth aus dem Jahre 1971 ist sicher auch die blutigste. Die extensive Darstellung von Gewalt wurde stets auf die Biographie Polanskis bezogen. Geboren im August 1933 verbrachte der Regisseur seine Kindheit und Jugend im Krakauer Ghetto, von wo aus er kurz vor dessen Liquidierung entkam. Die Mutter starb im Konzentrationslager; er selbst floh vor den Nazis durch ganz Polen. Das andere prägende Ereignis seines bisherigen Lebens war die brutale Ermordung seiner zweiten Frau Sharon Tate, damals im achten Monat schwanger, und einigen engen Freunden 1969 in Polanskis Haus in Los Angeles durch Mitglieder der Kultbande "Manson-family". Erlebnisse, die der polnische Filmemacher zweifellos mithilfe seiner Werke zu bewältigen versucht hat.
Hinter der bluttriefenden Verfilmung des Macbeth durch Roman Polanski scheint aber mehr zu stecken. Der Film weicht in verschiedenen Punkten deutlich von der Vorlage Shakespeares ab. Wäre der Regisseur nur davon geleitet gewesen, seine tragische Biographie aufzuarbeiten, dann wäre ihm das auch ohne die Eingriffe in den Originaltext gelungen, da Shakespeare bereits genug Gewaltpotential im Text angelegt hat. Thema dieser Arbeit soll es daher sein, die Änderungen, die Polanski am Text, an Sprache, Handlung und an den Charakterkonzeptionen vorgenommen hat, zu analysieren und ihre Folgen für die Gesamtaussage des Films zu beschreiben. Im Mittelpunkt stehen wird dabei die Frage, ob in diesen Änderungen eine bestimmte Lesart des Dramas erkennbar wird und wenn ja, wodurch sie gekennzeichnet ist, bzw. inwiefern sie von Shakespeares Stück abweicht.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Umsetzung des Originaltextes
- Durch den Medienwechsel bedingte Veränderungen
- Subjektive Veränderungen des Regisseurs
- Streichungen und Kürzungen des Textes
- Frei gewählte Visualisierungen einzelner Handlungselemente
- Änderungen in der Sprache
- Eingriffe in die Struktur der Handlung
- Änderungen der Charakterzeichnungen
- Lady Macbeth
- Die Jugend der Macbeths im Film
- Hexen
- Rosse
- Malcolm
- Konsequenzen der Änderungen für die Gesamtaussage des Films
- Die Dominanz des foul
- Die Sinnlosigkeit des Leben im Angesicht von Gewalt
- Deckung der Interpretation durch den Shakespeare-Text
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Änderungen, die Roman Polanski in seiner Verfilmung von Shakespeares Macbeth vorgenommen hat. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, ob diese Änderungen eine bestimmte Lesart des Dramas hervorheben und inwiefern sie von der ursprünglichen Aussage des Textes abweichen.
- Die Folgen des Medienwechsels vom Text zum Film
- Die subjektiven Eingriffe des Regisseurs in den Text
- Die Auswirkungen der Änderungen auf die Charakterzeichnungen
- Die Bedeutung der Darstellung von Gewalt im Film
- Die Relevanz der Änderungen für die Gesamtaussage des Films
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort stellt die Verfilmung von Polanski als besonders blutige Umsetzung des Macbeth vor und verweist auf den Einfluss der Biographie des Regisseurs auf seine Interpretation des Dramas.
- Kapitel 2 analysiert die Veränderungen, die durch den Medienwechsel vom Text zum Film entstehen. Es wird herausgestellt, dass der Film bestimmte Interpretationen festlegt und der Phantasie des Zuschauers weniger Raum lässt. Dennoch bietet Shakespeares Macbeth durch seine bildhafte Sprache und Handlungsstruktur ideale Voraussetzungen für eine Verfilmung.
- Kapitel 2.1 beleuchtet die subjektiven Eingriffe des Regisseurs in den Text. Neben dem Streichen und Kürzen von Textpassagen, die die Existenz einer positiven Gegenwelt andeuten, werden auch bestimmte Visualisierungen der Handlungselemente des Films analysiert.
- Kapitel 2.2 geht auf die Änderungen der Charakterzeichnungen ein und untersucht insbesondere die Darstellung von Lady Macbeth und die Jugend der Macbeths im Film. Auch die Darstellung von Hexen, Rosse und Malcolm wird in Bezug auf die ursprüngliche Version des Textes betrachtet.
- Kapitel 2.3 untersucht die Konsequenzen der Änderungen für die Gesamtaussage des Films. Es wird herausgestellt, dass die Dominanz des foul und die Sinnlosigkeit des Lebens im Angesicht von Gewalt im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Roman Polanski, Macbeth, Verfilmung, Shakespeare, Gewalt, Änderungen, Interpretation, Charakterzeichnung, Medienwechsel, Filmsprache, Gesamtaussage, foul, Sinnlosigkeit, Leben, Gewalt, Tyrannenherrschaft, Schreckensherrschaft, Welt, Ordnung, Krone, Ehrgeiz, zerstörerische Gewalt.
- Arbeit zitieren
- Daniela Schroeder (Autor:in), 2000, Supp'd Full With Horrors - Änderungen und ihre Aussage in Roman Polanskis Film 'Macbeth' im Vergleich mit Shakespeares Text, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1816