Seit mehreren Jahrhunderten beschäftigt sich die politische Philosophie mit der Frage um die Legitimierung von politischer Macht. Thomas Hobbes war der erste Philosoph und Staatstheoretiker, welcher einen Gesellschaftsvertrag zur Begründung eines geordneten Staates vorschlug (Schmidt 2009: 33). Sein allumfassendes Werk „Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates“, welches im Jahre 1651 veröffentlicht wurde, beginnt mit Beschreibungen über den Menschen (Teil 1: Vom Menschen), bevor er in einem zweiten Teil über den Staat (Teil 2: Vom Staat) schreibt. In der vorliegenden Hausarbeit ist ausschließlich der erste Teil (Vom Menschen) von Bedeutung. Hobbes meint, dass zur Schaffung eines geordneten Staates eine externe Instanz von Nöten ist, welche Gesetze erlässt und auf welche sich die Menschen vorher geeinigt haben müssen (Hobbes 1966: 97). Die entscheidende, zugrundeliegende Fragestellung der vorliegenden Hausarbeit beschäftigt sich damit, warum es der Mensch von sich aus nicht schafft, den Naturzustand zu überwinden und somit einen geordneten Staat zu formen und daraufhin zu legitimieren? Warum hält sich der Mensch nicht an die formulierten natürlichen Gesetze, welche Hobbes in Kapitel 14 und 15 als Regeln der Vernunft bzw. als moralische Vorschriften beschreibt? Warum benötigt der Mensch zur Schaffung eines geordneten Staates wie beschrieben eine externe Instanz in der Form eines Staatsoberhauptes? Dieses Problem wird versucht anhand des aus der Spieltheorie stammenden Gefangenendilemmas zu analysieren und zu erklären. Dabei werden die empirischen und normativen Bedingungen des Naturzustands mit dem Gedankenexperiment des Gefangenendilemmas in Bezug gesetzt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Naturzustand bei Thomas Hobbes
- Die empirischen Bedingungen im Naturzustand
- Die normativen Bedingungen im Naturzustand
- Das Analyseinstrument: Spieltheorie
- Die Grundzüge der Spieltheorie
- Das Gedankenexperiment des Gefangenendilemmas
- Hobbes und spieltheoretische Gedanken
- Warum ist der Naturzustand vom Menschen selbst nicht überwindbar?
- Analyse der empirischen Bedingungen anhand des Gefangenen-dilemmas
- Analyse der normativen Bedingungen anhand des Gefangenen-dilemmas
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Frage, warum der Mensch den Naturzustand bei Thomas Hobbes nicht von sich aus überwinden kann. Sie analysiert die empirischen und normativen Bedingungen des Naturzustands anhand des Gedankenexperiments des Gefangenendilemmas aus der Spieltheorie. Ziel ist es, die Unüberwindbarkeit des Naturzustands durch den Menschen selbst zu erklären.
- Der Naturzustand bei Thomas Hobbes
- Die empirischen Bedingungen des Naturzustands
- Die normativen Bedingungen des Naturzustands
- Das Gefangenendilemma als Analyseinstrument
- Die Unüberwindbarkeit des Naturzustands durch den Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel der Hausarbeit beschreibt den Naturzustand bei Thomas Hobbes. Es wird zwischen empirischen und normativen Bedingungen unterschieden, wobei die empirischen Bedingungen die objektiven und subjektiven Gegebenheiten des Menschen im Naturzustand umfassen. Die objektiven Bedingungen beinhalten die natürliche Knappheit der Güter und die natürliche Gleichheit der Individuen, während die subjektiven Bedingungen den Selbsterhaltungstrieb, die Genussbefriedigung und das Streben nach sozialer Anerkennung umfassen. Die empirischen Bedingungen führen zu drei Konfliktursachen: Konkurrenz, Misstrauen und Ruhmsucht. Aus diesen Konfliktursachen resultiert ein Kriegszustand, in dem der Mensch ständig mit dem Tod konfrontiert ist.
Das dritte Kapitel stellt das Analyseinstrument der Spieltheorie vor. Es werden Parallelen zwischen der Spieltheorie und dem Naturzustand bei Hobbes herausgearbeitet, wobei Hobbes bereits grundlegende Ideen der Spieltheorie vorwegnahm. Das Gedankenexperiment des Gefangenendilemmas wird als Spezialfall der Spieltheorie vorgestellt.
Das vierte Kapitel analysiert die empirischen und normativen Bedingungen des Naturzustands anhand des Gefangenendilemmas. Es wird gezeigt, dass der Mensch aufgrund der rationalen Entscheidung für das eigene Wohl im Gefangenendilemma nicht in der Lage ist, den Naturzustand zu überwinden. Die rationale Entscheidung für das eigene Wohl führt zu einem Dilemma, in dem der Mensch selbst in einer Situation, in der Kooperation für alle Beteiligten das beste Ergebnis wäre, gezwungen ist, egoistisch zu handeln. Dies führt zu einem Kreislauf aus Misstrauen und Gewalt, der den Naturzustand perpetuiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Naturzustand, Thomas Hobbes, Spieltheorie, Gefangenendilemma, empirische Bedingungen, normative Bedingungen, Selbsterhaltungstrieb, Konkurrenz, Misstrauen, Ruhmsucht, Kriegszustand, rationale Entscheidung, Dilemma, Kooperation, Egoismus.
- Quote paper
- Daniel Schlögl (Author), 2011, Warum ist der Naturzustand vom Menschen selbst nicht überwindbar? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181828