Sind Remittances eine Möglichkeit nachhaltige Entwicklung zu generieren? Fallbeispiel Mexiko


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

24 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition von nachhaltiger Entwicklung

3. Definition von Remittances und ihr Bezug zu Entwicklung
3.1. Ökonomische Remittances
3.2. Soziale Remittances

4. Fallbeispiel Mexiko
4.1 Remittance-Auswirkungen auf Haushalte
4.2 Remittance-Auswirkungen auf Regionen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Verhältnis von Remittances und offizieller Entwicklungshilfe

Abbildung 2: Weibliche Migranten prozentual zu internationalen Migranten

Abbildung 3 Jährliche Rückzahlungen im Jahr 2000 in 1000 US Dollar

Abbildung 4: Aspiration/Ability Modell nach Carling

Abbildung 5 Anbaufläche genutzt für Pfirsichanbau in Jerez

1. Einleitung

Innerhalb der letzten drei Jahrzehnte hat sich ein deutlicher Wandel bezüglich der Analyse von Migration und Entwicklung vollzogen. Wurde Migration lange Zeit als problematisch und aus der Unterentwicklung heraus resultierend und diese festigend, angesehen, so hat sich diese Anschauung verändert. Heute wird ein Potenzial in der Migration erkannt. Eine besondere Rolle kommt hier den Remittances, also den Rückzahlungen, welche von Migranten geleistet werden, zu, da diese auf Mikroebene ansetzten und somit auch bei den Bedürftigen ankommen. Diese Investitionen können somit zu einer Entwicklung dieser Länder beitragen. Jedoch gibt es diesbezüglich einige Fragen zu klären, wie beispielsweise die Verteilung von Remittances, die Nutzung und auch die Effekte, die auf diese Art generiert werden können.

Um die Frage „Sind Remittances eine Möglichkeiten nachhaltige Entwicklung zu generieren?“ zu beantworten, wird diese Arbeit mit einer Definition von nachhaltiger Entwicklung beginnen. Es wird deutlich gemacht, dass nachhaltige Entwicklung ein mehrdimensionales Konzept ist, welches nicht durch eine einzelne Maßzahl fassbar ist. Vielmehr gilt es die diversen Aspekte von Entwicklung zu berücksichtigen um ein vollständiges Bild zu gewinnen. Im darauf folgenden Abschnitt werden Remittances definiert. Hierzu werden diese in zwei Kategorien, ökonomisch und sozial, eingeteilt. Es wird verdeutlicht, dass Rückzahlungen mehr sind als nur monetäre Leistungen. Diese Multidimensionalität der Remittances offenbart das Potenzial, welches in ihnen enthalten ist, um nachhaltige Entwicklung zu initiieren, jedoch erschwert diese Komplexität auch die Messung der Erfolge. Ebenso wird deutlich, dass Remittances auf Mikroebene einen positiven Einfluss haben können, sich auf Makroebene jedoch negativ auswirken können und vice versa.

Der zweite Teil der Arbeit widmet sich dem Fallbeispiel Mexiko, eines der Migrationsländer per se. Begonnen wird mit einer allgemeinen Einführung in die geleisteten Remittances nach Mexiko. Darauf folgend wird untersucht, welchen Einfluss Rückzahlungen auf einzelne Haushalte und deren Individuen haben. Hier wird deutlich, dass eine große Interdependenz zwischen den diversen Formen der Remittances herrscht. Es werden sowohl positive sowie negative Aspekte beleuchtet. Die zweite Analyseebene befasst sich mit Regionen. Besonderes Gewicht wird hier auf die Hometown Associations und das damit verbundene staatliche Programm „Iniciativa 3x1“ gelegt. Den Abschluss der Arbeit bildet ein Fazit.

2. Definition von nachhaltiger Entwicklung

Entwicklung ist ein häufig gebrauchter Begriff, welcher jedoch äußerst unterschiedlich interpretiert wird. Daher ist es notwendig, eine Definition von Entwicklung zu erarbeiten. Auguste Comte sah Entwicklung als „ordnend und zielbewusst in Marktprozesse“ eingreifen (Kolland 2007: 7). Wer diese regulierende Kraft sein soll, dafür gab es zahlreiche Vorschläge im Laufe der Zeit ohne dass ein Konsens geschaffen wurde. Nun gilt es zu klären, was heute mit „ordnend und zielbewusst“ gemeint ist. Dieter Nohlen definiert Entwicklungspolitik als „die Summe aller Mittel und Maßnahmen […], die von Entwicklungsländern und Industrieländern eingesetzt und ergriffen werden um die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Entwicklungsländer zu fördern, d.h. die Lebensbedingungen der Bevölkerung in den Entwicklungsländern zu verbessern“ (in Nuscheler 2006: 76). Anhand dieser Definition wird deutlich, dass die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Umstände der Bevölkerung als Entwicklung gesehen werden kann. Betrachtet man jedoch die Weltbank, stößt man auf eine andere Definitionen von Entwicklung. Für die Weltbank ist lediglich das Pro - Kopf - Einkommen relevant, wenn es um den Entwicklungsstand und die Förderungswürdigkeit eines Landes geht (Nuscheler 2006: 103). Die Weltbank orientiert sich somit an Adam Smith. Dies ist jedoch problematisch, da hier keine Rücksicht auf die Verteilung innerhalb der Nation genommen wird. Und da schon Smith festgestellt hat, dass es für eine Gesellschaft wichtig ist, dass zumindest der größte Teil der Bevölkerung am Wohlstand teilhat1, darf die Einkommensverteilung nicht außer Acht gelassen werden. Doch auch diese beiden Variablen sind nicht extensiv genug. Der Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen (United Nations, UN) nutzt mehr als 70 verschiedene Parameter zur Messung von Entwicklung. Dies ermöglicht ein differenziertes Bild einer Nation, wenn auch kein vollständiges (United Nations 2011). Problematisch ist, dass die Indikatoren keine absoluten Rückschlüsse auf die Qualität des Lebens zulassen. So können sich beispielweise jugendliche Schulabgänger, trotz abgeschlossener Ausbildung, auf Grund von Arbeitslosigkeit nicht entfalten und ihre erlernten Kenntnisse nicht anwenden. Auch Geschlechterunterschiede, sowie Unterschiede der Altersklassen werden nicht berücksichtigt. Sen versuchte mit seinem Ansatz, diesen Defiziten gerecht zu werden und definiert Entwicklung als “process of expending the real freedoms people enjoy” (de Haas 2007: 2). Diese Freiheiten beschreibt Sen durch “human capabilities”, womit er meint, dass Menschen die Fähigkeiten erlangen müssen, ihr Leben so zu gestalten, dass es einen Wert für sie erhält und auch lebenswert wird. Indem hier die Lebensqualität in den Vordergrund gestellt wird, wird der Entwicklungsbegriff deutlich weiter gefasst als es von der Weltbank getan wird. Doch auch der Human Development Index wird durch diesen Ansatz erweitert, da hier auch Aspekte wie „social well-being, poverty alleviation, income inequality, gender equality and universal access to primary education, health care and meaningful employment“ beinhaltet sind (de Haas 2007: 2).

Diese Entwicklung ist laut dem Brundtland - Bericht jedoch nur als nachhaltig zu bezeichnen, wenn folgendes gilt: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“ (in Nuscheler 2006: 383). Dies bedeutet, dass auch die capabilities der zukünftigen Generationen gestärkt werden müssen und dass es eben nicht genügt, eine kurzfristige Verbesserung der Lebensumstände zu erreichen.

3. Definition von Remittances und ihr Bezug zu Entwicklung

Remittances werden häufig nur als monetäre Leistung gesehen. Sie sind jedoch mehr als die Überweisung von Migranten in ihre Heimatländer. Dies wird im Folgenden deutlich gemacht. Es gibt verschiedene Ansätze, in welche Arten die Remittances unterteilt werden. Hier werden der Einfachheit halber nur zwei Gruppen unterschieden, einerseits die ökonomischen Remittances und andererseits die sozialen Remittances. Unter letztere fallen auch die politischen und die technischen Remittances, da beide häufig stark mit den sozialen verwoben sind und eine klare Trennung sich daher meist als schwierig erweist. Begonnen wird mir den ökonomischen Remittances, da diese lange Zeit als die einzige Art von Rückzahlungen angesehen wurden. Diese werden nochmals unterteilt werden in familiäre, kollektive und unternehmerische Remittances. Die sozialen Remittances gehen meist einher mit den monetären, doch wurde diesen erst in der jüngeren Vergangenheit Beachtung geschenkt. Nach einer allgemeinen Definition werden auch hier bestimmte Aspekte hervorgehoben, wie die politischen und technischen Rückzahlungen und Gender Aspekte.

3.1. Ökonomische Remittances

Das Oxford English Dictionary definierte schon 1964 Remittances als „a sum of money sent from one place or person to another“(in Ray Chaudhuri 1993: 35). Durch die monetäre Definition ist eine Quantifizierung auch leichter vorzunehmen. Hier ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Im Jahre 1999 waren die drei Entwicklungsländer mit den höchsten verzeichneten Remittances Indien, die Philippinen und Mexiko. Indiens Remittances betrugen 2,6% des Bruttoinlandproduktes (BIP), auf den Philippinen waren es 8,9% des BIP und in Mexiko 1,7%. Schon in 2001 hat sich die Rangfolge verschoben, nun führte Mexiko die Liste der Entwicklungsländer an, welche am meisten Remittances erhalten. Mexiko erhielt Remittances im Wert von 9.920 Millionen US Dollar, Indien 9.119 Millionen US Dollar und die Philippinen 6.235 Millionen US Dollar. Weltweit werden die Remittances auf über 100 Milliarde US Dollar jährlich geschätzt2 (Goldring 2004: 801). Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schätzt die Remittances die von Migranten in Entwicklungsländer getätigt wurden im Jahre 2002 sogar auf 149.4 Milliarden US Dollar, womit sie um ein dreifaches höher liegen als die offizielle Entwicklungshilfe. Hier wird das Bild jedoch verzehrt, da es große starke regionale Unterschiede gibt, da besonders Asien und auch Lateinamerika stark von Remittances profitieren, wohingegen Afrika nur wenige erhält. Betrachtet man das Verhältnis von Remittances zu der geleisteten Entwicklungshilfe wird deutlich, dass lediglich in Afrika (ohne Nordafrika) die Entwicklungshilfe überwiegt (siehe Abb. 1) (Straubhaar &Vadean 2005: 15). Ein deutlicher Vorteil von Rückzahlungen gegenüber offizieller Entwicklungshilfe besteht darin, dass Remittances häufig contra-zyklisch und weniger unberechenbar sind (de Haas 2007: 8&9).

Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängt, ist, in wieweit die Remittances der Bevölkerung zu Gute kommen. Während davon ausgegangen wird, dass die offizielle Entwicklungshilfe zielgerichtet eingesetzt wird, so kann davon nicht automatisch auch bei Remittances ausgegangen werden.

[...]


1 “No society can surely be flourishing and happy, of which by far the greater part of the numbers are poor and miserable” (Adam Smith in Heilbronner 1999:60/61).

2 All diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, da nicht alle Geldströme dokumentiert sind, besonders in dem Fall einer illegalen Einwanderung, so dass davon auszugehen, dass die realen Beträge wesentlich höher sind.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Sind Remittances eine Möglichkeit nachhaltige Entwicklung zu generieren? Fallbeispiel Mexiko
Hochschule
Universität Trier
Note
1,5
Autor
Jahr
2011
Seiten
24
Katalognummer
V183382
ISBN (eBook)
9783656076889
ISBN (Buch)
9783656076681
Dateigröße
854 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Remittances, Rückzahlungen, nachhaltig, Mexiko
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Esther Schuch (Autor:in), 2011, Sind Remittances eine Möglichkeit nachhaltige Entwicklung zu generieren? Fallbeispiel Mexiko, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183382

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