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Literatur in der Gegenwart. Leser zwischen Kultur und Kurzweil

Titel: Literatur in der Gegenwart. Leser zwischen Kultur und Kurzweil

Essay , 2012 , 7 Seiten

Autor:in: Sander Kebnier (Autor:in)

Germanistik - Neuere Deutsche Literatur
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Zusammenfassung Leseprobe Details

„Was ist Literatur?“. Diese Frage scheint allgegenwärtig und zeitüberdauernd gestellt zu werden. Der »Mensch von Heute« denkt wahrscheinlich zuerst an die Unterhaltungsliteratur, die Belletristik, und, wenn er eine umfassendere Bildung genoss, an Schriftsteller wie Schiller oder Goethe. Immer wieder relevant zeigt sich der Begriff der Qualität. Können wir Texte unterscheiden, indem wir sie ihrem Gebrauch zuordnen, so können wir (mehr oder minder) über die Qualität urteilen. Gerade die Literatur der heutigen Zeit ist in den Verruf gekommen qualitätslos zu sein. Die Mehrheit des Publikums »fordert« heute nur noch kurzweilige Unterhaltungsgeschichten. Dieses Phänomen lässt sich auch statistisch belegen.

Leseprobe


Essay:

Literatur in der Gegenwart

Leser zwischen Kultur und Kurzweil

Zu Beginn stellt sich die Frage „Was ist Literatur?“. Diese Frage scheint allgegenwärtig und zeitüberdauernd gestellt zu werden. Der »Mensch von Heute« denkt wahrscheinlich zuerst an die Unterhaltungsliteratur, die Belletristik, und, wenn er eine umfassendere Bildung genoss, an Schriftsteller wie Schiller oder Goethe. Im Allgemeinen scheint es sich so bei Literatur nur um Texte zu handeln, die nicht unter Gebrauchstexte fallen. Fachliteratur, z.B. für Bildungszwecke, fällt nicht in diese Kategorie Literatur. Die Unterhaltungsliteratur setzt keinen Anspruch darauf, wahrheitsgemäß zu berichten oder Tatsachen wissenschaftlich zu erläutern. Dieser Gedanke ist aber relativ junger Natur (vgl. DJAKOVIĆ, A. 2006: 16). Bis ins 18. Jahrhundert wurde nicht zwischen Gebrauchstexten und Literaturtexten unterschieden. Alles was Geschrieben war, galt als Literatur. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts zog sich der Literaturbegriff immer weiter um die Belletristik zusammen (vgl. SEXL, M. 2004: 11).

Literatur scheint somit Etwas zu sein, dass (in gewisser Weise) über das Alltägliche hinausgeht und dem Leser Vergnügen bereiten soll (ebd.: 16). Dieses Vergnügen kann sowohl durch eine besonders schöne Form der künstlerischen Darstellung hervorgerufen werden, als auch durch »simple« interessante Inhalte, die vielleicht den aktuellen Zeitgeist treffen. Dabei ist es gar nicht so wichtig besonders viele und gute Informationen zu vermitteln, womit sich die »Literatur« noch einmal von den Gebrauchstexten abgrenzt. Nehmen wir es einem Sachtext übel, dass jener kompliziert ist, so können wir über solche Nichtigkeiten im Bereich der Unterhaltungsliteratur ruhig hinwegsehen, solange der Aspekt der Unterhaltung gewahrt bleibt (ebd.). So erfreuen sich Leser zum Beispiel an Krimis, die besonders verschachtelt sind, oder Thrillern, die den Leser in eine psychopathische Welt entführen, mit Gedankengängen, die kein Mensch (vielleicht auch nicht der Autor?!) jemals vollkommen verstehen kann. Die Unterhaltung bleibt dabei nicht auf der Strecke, sondern wird sogar weiter gesteigert.

Immer wieder relevant zeigt sich der Begriff der Qualität. Können wir Texte unterscheiden, indem wir sie ihrem Gebrauch zuordnen, so können wir (mehr oder minder) über die Qualität urteilen. Gerade die Literatur der heutigen Zeit ist in den Verruf gekommen qualitätslos zu sein. Von allem, was die Literatur einst ausgemacht hat, ist heute nur noch der Punkt der Unterhaltung geblieben (vgl. SCHÄRF, C. 2001: 12)

Die Mehrheit des Publikums »fordert« heute nur noch kurzweilige Unterhaltungsgeschichten. Dieses Phänomen lässt sich auch statistisch belegen. Betrachten wir die Bestsellerliste des Jahres 2011, so sehen wir auf den vorderen Plätzen Thriller, welche vom Autor im Quartalstakt veröffentlicht werden, Skandalromane, welche auf Pseudo-Sachbücher getrimmt sind und nur mit ihrem brisanten Thema Erfolg zu haben scheinen, Biographien aktuell verstorbener Persönlichkeiten, Vertextungen von erfolgreichen Fernsehserien und Fachbücher, die als Ratgeber daherkommen (Amazon 2012). All diese Werke sind entweder für Unterhaltungszwecke oder treffen mit ihrem Thema den aktuellen Zeitgeist der Leser.

Erkenntlich zeigt sich dieser Zeitgeist an aktuellen Ereignissen. Die FukushimaKatastrophe (11. März 2011) sorgte nicht nur in den Medien für einen erneuten Aufschwung des Themas der Atomenergie, sondern auch im Bereich der Literatur. Allerhand Autoren stürzen sich immer wieder nach solchen Ereignissen auf das neu entfachte Interesse. Die Verkaufszahlen sprechen dabei für sich.

Wer entscheidet eigentlich, ob ein literarischer Text das Prädikat »wertvoll« oder »trivial« verdient hat? Als »wertvoll« scheinen zuerst Texte, die einen besonders hohen künstlerischen Gehalt haben (z.B. den Schreibstil), gut erzählt sind oder auf eine andere Art und Weise »wertvoll« erscheinen. Bereits hier zeigt sich, dass eine Gliederung in Gut und Schlecht nicht möglich ist. Seit den 1960er Jahren scheint sich diese (vermeintlich?) klare Einteilung zwischen »wertvollen« und »trivialen« Texten aufzulösen. Außerdem ist klar erkennbar (siehe Bestsellerlisten), dass immer weniger Qualität von Nöten sein muss, um Erfolg zu haben. Wenn bereits 25-jährige Fernsehblondinen ihre »Lebensgeschichten« veröffentlichen, die gefüllt sind von Unsinn, wie der Rest ihres gesamten öffentlichen Lebens, so spricht das eindeutig gegen den Sinn von (traditioneller) literarischer Qualität. Denn diese Literatur basiert auf reinem Unterhaltungsfaktor und nicht etwas auf einem besonders feinen Schreibstil, der einen in die Welt des Geschehens zieht. Vielmehr kann der eifrige Fernsehgucker nun sein Gerät ausschalten und kurzzeitig seinen geliebten Inhalt unterwegs genießen, ohne die Mattscheibe mittragen zu müssen.

Der Qualitätsbegriff ist kein festlegbarer Aspekt, um Literatur bewerten zu können. Er hängt vielmehr von kulturellen und sozialen Gegebenheiten und Veränderungen ab. Der Leser entscheidet was für ihn qualitativ wertvoll ist, der Verlag entscheidet darüber was »qualitativ« genug ist, um verkauft zu werden und selbst der Buchhändler hat einen gewissen Einfluss. Doch auch gerade dieses individuelle Aufnehmen von Literatur macht es schwierig, eine Formung der Literatur einer ganzen Gesellschaft oder einer Zeit zuzuordnen (vgl. DJAKOVIĆ, A. 2006: 17).

Wie bereits erwähnt spielt der kommerzielle Teil eine wichtige Rolle. Wo früher Schriftsteller wohlhabende Leute waren oder jene, die es sich leisten konnten Zeit mit der Schreiberei zu verbringen, so gibt es heute ganze Heere von »Berufsschriftstellern«, die dementsprechend auch häufig Bücher publizieren (siehe auch hier die Bestsellerliste und ihre am häufigsten vorkommenden Autoren). Die Literatur reagiert, da sie nun ein wichtiger Teil der Wirtschaft geworden ist, auf den Markt und seine Veränderungen. Dabei ist dieses Phänomen keine wirkliche Neuerung, sondern schon seit Jahrhunderten zu beobachten. Jedoch scheint es immer weiter dazu zukommen, dass der Markt (definiert durch Nachfrage und Angebot) die »wahre Qualität« übersieht und der mutmaßliche »Schrott« weiterhin und immer erfolgreicher Absatz findet. Doch wie kommt es zu dieser Entwicklung? Ein genauer Grund ist auch hier wieder nicht festhaltbar. Viele Theoretiker gehen jedoch davon aus, dass unsere moderne Fernseh- und Computerkultur dazu führt, dass auch die Literatur immer weiter zum »Spaßobjekt« verkommt (vgl. DJAKOVIĆ, A- 2006: 60f). Ähnlich dem größten Teil des Nachmittag- und Abendprogramms, welches hauptsächlich aus banalen oder heiterkeitserregenden Themen besteht, verkommt auch die Literatur. Eine Studie der ARD und des ZDF zeigt, dass sich der Durchschnittsbürger knapp 600 Minuten am Tag den neuen Medien, wie z.B. Fernsehen, Radio hören oder dem Internet, zuwendet. Verglichen dazu scheinen die 65 Minuten Lesezeit, die sich aus Zeitungen, Büchern und Zeitschriften zusammensetzen, beinahe erbärmlich (RIDDER, C. M. & ENGEL, B. 2005: 3).

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Fokus des Essays "Literatur in der Gegenwart"?

Der Essay untersucht die Rolle der Literatur in der modernen Gesellschaft, insbesondere im Hinblick auf die wachsende Bedeutung der Unterhaltung und die damit einhergehende Abwertung von Qualität und anspruchsvollen Inhalten. Er thematisiert das Spannungsfeld zwischen kulturellem Wert und kommerziellem Erfolg in der Literaturlandschaft.

Wie hat sich der Literaturbegriff im Laufe der Zeit verändert?

Früher umfasste der Begriff Literatur alle geschriebenen Texte. Erst im 19. Jahrhundert verengte er sich zunehmend auf die Belletristik, also auf unterhaltende und fiktionale Werke. Gebrauchstexte, wie Fachliteratur, wurden zunehmend ausgegrenzt.

Welche Rolle spielt die Unterhaltung in der heutigen Literatur?

Die Unterhaltung hat in der modernen Literatur eine zentrale Bedeutung gewonnen. Viele Leser "fordern" kurzweilige Unterhaltungsgeschichten. Die Bestsellerlisten spiegeln diesen Trend wider und werden von Thrillern, Skandalromanen und anderen unterhaltungs- oder themenorientierten Werken dominiert.

Wie beeinflussen aktuelle Ereignisse die Literatur?

Aktuelle Ereignisse, wie die Fukushima-Katastrophe, können das Interesse an bestimmten Themen in der Literatur neu entfachen. Autoren greifen solche Ereignisse auf, um auf das gesteigerte Interesse der Leser einzugehen und ihre Verkaufszahlen zu erhöhen.

Wer entscheidet über die Qualität eines literarischen Textes?

Die Frage nach der Qualität von Literatur ist subjektiv und hängt von kulturellen und sozialen Gegebenheiten ab. Leser, Verlage und Buchhändler haben alle einen Einfluss auf die Bewertung von Literatur. Eine allgemeingültige Definition von Qualität ist schwer festzulegen.

Welchen Einfluss hat der kommerzielle Aspekt auf die Literatur?

Der kommerzielle Aspekt spielt eine immer größere Rolle in der Literatur. Die Literatur ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden und reagiert auf den Markt und seine Veränderungen. Dies kann dazu führen, dass der Markt die "wahre Qualität" übersieht und vermeintlicher "Schrott" erfolgreicher Absatz findet.

Wie beeinflussen neue Medien die Literatur?

Einige Theoretiker gehen davon aus, dass die moderne Fernseh- und Computerkultur dazu führt, dass die Literatur immer weiter zum "Spaßobjekt" verkommt. Die hohe Nutzungsdauer neuer Medien im Vergleich zur Lesezeit deutet darauf hin, dass die Literatur an Bedeutung verliert.

Welche Ansprüche werden an die heutige Literatur gestellt?

Zusammenfassend lassen sich zwei große Ansprüche an die heutige Literatur stellen: Unterhaltung und erfolgreiche Vermarktung. Kulturlastige oder geistig anspruchsvolle Literatur wird seltener für den breiten Markt veröffentlicht.

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Details

Titel
Literatur in der Gegenwart. Leser zwischen Kultur und Kurzweil
Hochschule
Universität Hamburg  (Institut für Germanistik II)
Veranstaltung
Einführung in das Studium der Neueren deutschen Literatur
Autor
Sander Kebnier (Autor:in)
Erscheinungsjahr
2012
Seiten
7
Katalognummer
V184913
ISBN (eBook)
9783656096962
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Germanistik Kultur Kurzweil Literaturtheorie Alexander Henkes Essay Popliteratur Popkultur Mediengesellschaft Literatur Gegenwart moderne Literatur Bestseller
Produktsicherheit
GRIN Publishing GmbH
Arbeit zitieren
Sander Kebnier (Autor:in), 2012, Literatur in der Gegenwart. Leser zwischen Kultur und Kurzweil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184913
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