Leseprobe
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Ursprung des Festes
2.1 Ianu
2.3 Herakles
2.4 Pelasger
3. Ablauf des Festtages
3.1 Allgemein
3.2 Spätere Veränderungen
3.2.1 Augustus
3.2.2 Caligula
3.2.3 Claudius
3.2.4 Julianische Kalenderreform
4. Die verschiedenen Bedeutungen der Saturnalia
4.1 Einbringung der Ernte
4.2 Das gegenseitige Beschenken
4.3 Jahresabschluss
4.4 Karneval
5. Besonderheiten am Festtag
5.1 Aufhebung der sozialen Distinktion
5.2 Tischgespräche
5.3 Spiele
5.4 Weitere Besonderheiten
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
8. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Das größte römische Bauernfest, die Saturnalien, erfreuten sich großer Beliebtheit bei den römischen Bürgern und bei den Soldaten im Heer.
Meine Hausarbeit soll eine Darstellung des Festes, seines Ursprungs und dessen Bedeutung aufzeigen. Des Weiteren versuche ich es mit heutigen uns bekannten Festen zu vergleichen, um es selbst auch besser erläutern zu können.
In meiner Ausarbeitung hab ich mich auf die Quellen von Macrobius, Plinius und Livius gestützt. Auch Lexika wie der Neue Pauly oder das Lexikon der griechischen und römischen Mythologie waren sehr hilfreich bei meiner Ausarbeitung.
Vor allem soll aber die Frage geklärt werden ob die Bräuche wie das gegenseitige Beschenken oder die Aufhebung der sozialen Distinktion zwischen Sklaven und Herren wirklich römischen Ursprungs sind. Hier werden die Lexika die nötigen Antworten geben.
Um das Fest zu verstehen, soll zunächst einmal der Tagesablauf geschildert werden und anschließend gehe ich näher auf die verschiedenen Bedeutungen und Besonderheiten des Festes ein.
2. Ursprung des Festes
Die Saturnalia wurden zu ehren, den zu den kleinen Göttern zählenden Gott des Ackerbaus Saturn, gefeiert.
2.1 Ianus
Eine Erzählung geht davon aus, dass das Fest zu Ehren des Saturnus abgehalten wurde. In der Regierungszeit des Königs Ianus verschwand plötzlich der geschätzte Kulturbringer Saturnus und es wurde ihm zu Ehren dieser Tempel des Saturns gestiftet.[1] So auch Macrobius; „Als indes Saturn plötzlich entrückt wurde, ersann Ianus noch höhere Ehren für ihn. Erstens nämlich nannte er das gesamte Gebiet, das seiner Herrschaft unterstand, saturnisches Land; zweitens stiftete er ihm wie einem Gott einen Altar mit Kult und nannte diesen Kult Saturnalien. So viele Jahrhunderte geht das Saturnalienfest der Gründung der Stadt Rom voraus. Ianus befahl also, Saturn als Stifter höherer Lebensart durch religiöse Würden zu ehren. Dies beweist Saturns Standbild, dem Ianus die Sichel als Zeichen der Ernte beigab.“[2]
2.2 Herakles
Eine andere Erzählung deutet darauf hin, dass das Fest und der Tempel von den von Herakles zurückgelassenen Gefährten gestiftet wurden.[3]
2.3 Pelasger
Eine weitere Erzählung spricht den Ursprung des Festes eines sehr alten griechischen Volkes, der Pelasger, zu. Das Volk stammt ursprünglich von den
südlichen Balkaninseln.[4]
3. Ablauf des Festtages
3.1 Allgemein
Die Saturnalia war das größte römische Bauernfest der damaligen Zeit und wurde am 17. Dezember gefeiert. Das Fest reihte sich ein zwischen römischen Festen Consulia, welches am 15. Dezember und Opalia, welches am 19. Dezember begangen wurde.[5]
Die Bürger Roms wuschen sich früh morgens, um von dem Tag nichts zu verlieren.[6]
Am Tempel des Saturns wurde dem Gott ein Opfer dargebracht. Dies Geschah mit unbedecktem Haupt und die sonst so steife Toga wurde durch bequemere Kleidung sowie einer Filzkappe auf dem Kopf ersetzt.[7] Anfangs gab es ein menschliches Opfer, später wurde dies durch Kerzen und Tonfiguren ersetzt. Im Heer konnte dieses Menschenopfer auch der Saturnalicius princeps, also der Karnevalskönig sein, welcher nach einer Frist von 30 Tagen geschlachtet wurde.[8] Am Festtag wurden die Wollbinden, die sich das ganze Jahr über an der Tempelstatue befanden, entfernt.
Der Opfergabe schloss sich ein öffentlich finanziertes Festmahl vor dem Saturntempel an. Dieser Teil schloss mit den Worten Io Saturnalia.[9]
Im weiteren Verlauf des Tages zog man sich ins private Heim zurück. Die Schulen, Gerichte und sonstigen öffentlichen Einrichtungen blieben zunächst für einen Tag geschlossen. Später änderte sich die Dauer der feriae. Doch der einzige religiöse Tag blieb der 17. im Monat Dezember. Die spätere Verlängerung der feriae bezog sich nur auf die privaten Feierlichkeiten. [10]
3.2 Spätere Veränderungen
Die Bedeutung der Saturnalia nahm bis ins 3. Jahrhundert ab, bis es im Jahr 217 vor Christus erneuert und zum größten römischen Bauernfest ausgebaut wurde. Vor dieser Erneuerung gab es keine öffentliche Speisung. So beschrieb es Livius in seiner römischen Geschichte. Des Weiteren schreibt er: „ Noch in den letzten Tagen des Monats Dezember opferte man bereits am Tempel des Saturn in Rom. Ein Göttermahl wurde angeordnet, bei dem die Senatoren den Göttern das Polster bereiteten, und eine öffentliche Speisung auf Staatskosten. In der Stadt rief man einen Tag und eine Nacht „Saturnalien“. Das Volk erhielt den Auftrag, diesen Tag festlich zu begehen und dies auch in Zukunft so zu halten“.[11] Dies lässt die Vermutung zu, dass die eigentlichen privaten Feierlichkeiten erst nach der Erneuerung einsetzten. Zunächst war es nur eine Feierlichkeit die vom 15. bis zum 17. Dezember ging. Dabei war der 17. Dezember der eigentliche Festtag. [12]
3.2.1 Kaiser Augustus
Kaiser Augustus Oktavian (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) fügte zu der dreitägigen Festperiode einen vierten Tag hinzu.
3.2.2 Kaiser Caligula
Caligula (12 n. Chr. – 41 n. Chr.) fügte einen weiteren Tag hinzu.
3.2.3 Kaiser Claudius
Claudius (10 v. Chr. – 54 n. Chr.) fügte einen fünften Tag der Festperiode hinzu.[13]
3.2.4 Julianische Kalenderreform
Bei der julianischen Kalenderreform im Jahr 45 vor Christus blieb es auch weiterhin bei einem religiösen Festtag. Macrobius schreibt zwar, dass vor der julianischen Kalenderreform der Tag Saturnalia der 19. Dezember war,[14] jedoch geht die neuere Forschung davon aus, dass es schon immer der 17. Dezember war.[15]
4. Die verschiedenen Bedeutungen der Saturnalia
4.1 Einbringung der Ernte
Traditionell wurde am Saturnalientag das Beenden der Winteraussaat gefeiert.[16] Die Bürger Roms feierten somit die Einbringung der Ernte, die zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen war. Genau genommen wurde das Hervorholen des unterirdisch gelagerten Ernteguts feierlich begangen.[17]
Im Laufe der Zeit, aber vor allem im Zuge der Hellenisierung um 217 vor Christus schwindet die Bedeutung als bäuerliches Fest. Harrauer und Hunger vermuten daher, dass nicht alle Bräuche des Festes ihre Bedeutung im Ursprung dieses Festes haben, sondern später hinzu traten.[18]
Im heutigen Sinne kann man davon ausgehen, dass die Römer eine Art Erntedankfest ursprünglich gefeiert haben.
4.2 Das gegenseitige Beschenken
Der wohl bekannteste Brauch der Saturnalia ist das gegenseitige Beschenken. Vor allem war man darauf bedacht, die weniger bemittelten Schichten zu beschenken. [19]
Das Beschenken fand dabei nach den öffentlichen Feierlichkeiten im privaten Bekannten- und Freundeskreis statt.
Gebräuchliche Geschenke waren unter anderen Kerzen und Tonfiguren. Dabei kam es, besonders bei den ärmeren Schichten oft zu Überschätzungen, was dessen eigenes Vermögen betraf. Macrobius beschreibt, dass der Volkstribun Publicius sogar ein Gesetz erlassen hatte, man soll nur Wachskerzen verschenken. [20]
Auf den Geschenken wurden auch manchmal witzige Schriftzüge aufgebracht, um die Ausgelassenheit dieser Tage Ausdruck zu verleihen.[21] Besonders beliebte Geschenke waren kleine Tonpuppen. Es wurde eigens dafür ein Markt abgehalten, der sich über die gesamte Zeit der Saturnalia abhielt.[22]
Vergleichbar ist dieser Brauch des Beschenkens mit unserem heutigen Weihnachtsfest. So auch die Anmerkung von Otto und Eva Schönberger; „ […] Die Verwandtschaft mit dem Weihnachtsfest (Termin, Geschenke, Lichter) ist offenkundig, zum Teil auch bezüglich der allgemeinen Gleichheit […]“[23]
[...]
[1] Nilsson, Martin Persson: Saturnalia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Band II A,1, Stuttgart 1921, Sp. 202.
[2] Macrobius, Ambrosius Theodosius; Tischgespräche am Saturnalienfest – Einleitung,Übersetzung und Anmerkungen von Otto und Eva Schönberger; Würzburg 2008; S. 43; 1,7 24.
[3] Nilsson; Sp. 202.Harrauer, Christine und Hunger, Herbert; Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Punkersdorf 2006; Sp. 436.
[4] Nilsson; Sp. 202. Macrobius; S. 45; 1,7 31 -32.
[5] Cancik, Hubert(hrsg.); Der Neue Pauly – Enzyklopädie der Antike, Band11 - Altertum; Stuttgart– Weimar 2001; Sp. 113.
[6] Ziegler, Konrat(hrsg.) Der Kleine Pauly – Lexikon der Antike in fünf Bänden, Band 4; München 1975; Sp. 203.
[7] Cancik; Sp. 114.
[8] Harrauer und Hunger; Sp. 440.
[9] Nilsson: Sp. 203.
[10] Cancik; Sp. 113.
[11] Livius, Titus; Römische Geschichte, herausgegeben und übersetzt von Josef Feix; München 1991; 147.
[12] Harrauer und Hunger; Sp. 437.Ziegler; Sp. 203.
[13] Cancik; Sp. 113. (alle drei Kaiser)
[14] Macrobius; S. 50; 1,10 2 und S. 51; 1,10 18.
[15] Harrauer und Hunger; Sp. 437.Syska, Ekkehart; Studien zur Theologie im ersten Buch der Saturnalien des Theodosius Macrobius; Stuttgart 1993; S. 93.
[16] Harrauer und Hunger; Sp. 437.
[17] Cancik; Sp. 113.
[18] Harrauer und Hunger; Sp. 437.
[19] Ziegler; Sp. 204.
[20] Macrobius; S. 45; 1,7 31.
[21] Ziegler; Sp. 204.
[22] Harrauer und Hunger; Sp. 437.
[23] Macrobius; S. 10.