Die Kernlehre des Buddhismus. Die Lehre von den "Vier Edlen Wahrheiten"


Hausarbeit, 2011

21 Seiten


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Grundlagen buddhistischer Ethik
2.1 Handeln nach buddhistischen Werten
2.2 Die drei Juwelen

3. Die'VierEdlen Wahrheiten'
3.1 Die erste Edle Wahrheit - Die 'Edle Wahrheit des Leids'
3.1.1 DieLeidensarten
3.1.2 Vergänglichkeit
3.1.3 Karma
3.2 Die zweite Edle Wahrheit - Die 'Edle Wahrheit des Ursprungs'
3.2.1. Verlangen
3.2.2. Unwissenheit
3.2.3. Identitätslosigkeit
3.2.4. WeitereUrsachendesLeids
3.3 Die dritte Edle Wahrheit - Die 'Edle Wahrheit der Beseitigung'
3.3.1. DieDaseinsbereiche
3.3.2. Vier Stufen der Erleuchtung
3.4 Die vierte Edle Wahrheit - Die 'Edle Wahrheit des Weges'
3.4.1. Der 'Edle Achtfache Pfad'

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Ziel und Zweck der verschiedenen Religionen sind nicht verschieden, sondern gleich. Das Ziel aller geistigen Wege sollte es sein, die Lebewesen von Unwissenheit und Leid zu befreien und sie in einen Zustand dauerhaften und reinen Glücks zu versetzen. Welche Methoden und Wege auch immer zu diesem Ziel führen, sie sind alle gleich wertvoll.“1

Im Rahmen des Blockseminars „Buddhismus und die Menschenrechte“ unter der Leitung von Frau XXX, habe ich am 02. Juli 2011 ein einführendes Referat über den buddhistischen Lehrbestandteil „Die Vier Edlen Wahrheiten“ gehalten. Diese Arbeit ist eine Ausformulierung und Erweiterung des Referats.

„Jeder geistige Weg hat drei essentielle Punkte: Eine Anschauung, eine Ethik und eine Methode um den Geist zu schulen“2. Demnach veranlassen die Lehrinhalte eine geistige Neuorientierung(pannä) (s. Kapitel 3), die Verhaltensregeln zielen auf ethisches Verhalten ab (slla) (s. Kapitel 2.2) und die Anleitungen führen zur Meditation(samädhi)(s. Kapitel 3.4.1). Diese Bereiche stellen auch den Schwerpunkt dieser Arbeit dar.

Im ersten Kapitel wird auf die Grundlagen buddhistischer Ethik eingegangen, um auf die genauere Darstellung der 'Vier Edlen Wahrheiten' vorzubereiten. Die drei Juwelen teilen den Inhalt buddhistischer Philosophie in drei Bereiche. Den des Buddha, den der Lehre und den der buddhistischen Glaubensgemeinschaft. Zu diesen drei Juwelen nimmt ein werdender Buddhist Zuflucht und geht damit eine persönliche Verpflichtungen ein, nach buddhistischen Werten zu Handeln.

Das zweite Kapitel gilt der Beschäftigung mit den 'Vier Edlen Wahrheiten'. Dabei wird in mehreren Unterkapiteln versucht, einen umfassenden Einblick in tiefere Hintergründe der 'Vier Edlen Wahrheiten' zu gewinnen.

Liebe möchte für die Wesen

2. Die Grundlagen buddhistischer Ethik

Glück - Erbarmen möchte fü3 die Wesen Freiheit von Leid.“3

„Der Kernpunkt des Buddhismus [...] sind die fühlenden Wesen“4 und „alle Erklärungen des Buddha beziehen sich auf ihre Situation, ihre Leiden, die Ursachen ihrer Leiden und auf die Befreiung von diesen Leiden bis zum Erlangen der Erleuchtung“4.

Um diese Erklärungen zu verstehen bedarf es allerdings eines grundsätzlichen Fundaments. Die wesentlichen Grundverständnisse der buddhistischen Lehre sind „Geben -Großzügigkeit/Ethik/Karma - Jenseits [das Nirvana] -himmlisches Dasein [die Daseinsbereiche] und [...] Überwindung der Sinnenwelt“5.

Geben: Das „Geben (dana)“6 ist eine der wertvollsten Handlungen, die ein Buddhist in seiner Praxis tun kann (s. Kapitel 2.2). Nur durch Geben kann auch ein Nehmen möglich sein.

Karma: Das Gesetz des Karma „beschreibt einen unauflöslichen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Als Ursache gilt unser Tun und Lassen, als Wirkung das aus ihm hervorgehende Erleben“7. Das bezieht sich auf das eigene Erleben, die eigenen Lebensumstände, die eigene Wiedergeburt, sowie auf die Auswirkungen, die sich auf andere Menschen beziehen. „Aus einer gefühlsbezogenen und gefühlsbedingten Tat erwachsen karmische Resultate“8 (s. Kapitel 3.1.3).

Nirvana: Das buddhistische Verständnis vom Jenseits ist komplex und nicht leicht erklärbar. Gonsar Rinpotsche, ein tibetischer Meister beschreibt das Jenseits als Freiheit: „Im Buddhismus wird diese Freiheit Nirvana genannt, wasjenseits von Leid bedeutet“9. „Erst wenn wir die eigenen Verblendungen beseitigt haben, existiert das eigene Nirvana“10 (s. Kapitel 3.3).

Daseins-bereiche: Das „himmlisches Dasein“11 hat im Buddhismus eine wesentliche Bedeutung. Denn im Kreislauf der Wiedergeburten können als karmische Wirkung, die unterschiedlichsten Wesensformen angenommen werden (s. Kapitel 3.3.1).

Sinnenwelt:

Das „himmlisches Dasein“11 hat im Buddhismus eine wesentliche Bedeutung. Denn im Kreislauf der Wiedergeburten können als karmische Wirkung, die unterschiedlichsten Wesensformen angenommen werden (s. Kapitel 3.3.1).

Die unterschiedlich bezeichnete Versenkung, Vertiefung, Sammlung, Konzentration oder Einigung(samädhi)oder Meditation ist eine Methode zur „Überwindung der Sinnenwelt“11 (s. Kapitel 3.2.2). Nur dadurch kann eine Ablösung vom weltlichen Geschehen gelingen (s. Kapitel 3.4.1).

Ein weiteres wichtiges Kernverständnis, ist das des Glücks. Es gilt zu verstehen, dass jedes Lebewesen das alles erfüllendeGlückanstrebt. Die Entwicklung der Empfindungen und Verhaltensweisen, Mitgefühl, Erbarmen und Gewaltlosigkeit, bzw. „Schadlosigkeit“12,(ahimsa)hängen damit zusammen.

AuchGüteundGleichmutsind wesentliche buddhistische Einstellungen. Jedes Lebewesen ist wertvoll und gleich zu schätzen. Selbst wennjemand einem anderen Schaden zufügt, sollte mit Mitgefühl reagiert werden. Denn die schädliche Person steht noch unter der Macht ihrer Verblendung. Der Buddhismus sieht diese Menschen als die wahren Meister an. Denn „wie viel und wie gut wir die eigene Religion wirklich anwenden, zeigen uns vor allem die Wesen, denen wir im täglichen Leben begegnen. So sind diese prüfenden Meister sehr wertvoll“13.

2.1 Handeln nach buddhistischen Werten

„Jede positive und negative Handlunge hat ein unmittelbares und ein langfristiges Resultat, das die Person selbst erfährt.“14

Der Buddhismus hält wenig von festen Geboten und zu befolgenden Dogmen. Ihm gilt „die erfahrbare Wirklichkeit des Daseins als oberste entscheidende Instanz“15.

Das Fundament, auf dem die buddhistische Lehre aufgebaut ist, sind fünf ethische Grundregeln. Der Kernbestand buddhistischer Ethik. In diesen „grundlegenden Handlungsweisen(sila)fasst der Erwachte seine Ratschläge zusammen“16 : Kein Lebewesen töten, kein unrechtmäßiges Besitztum, keine unrechtmäßigen sexuellen Handlungen, nicht lügen, kein Konsum berauschender Mittel17.

„Die unheilsamen Handlungen von Körper, Rede und Geist müssen wir zusehends vermeiden, angefangen von den gröbsten bis zu den feinsten.“18

„Die fünf slla“19, Stufen, oder Basislehren sind eine Vorraussetzung, bevor mit der eigenen spirituellen Arbeit an den 'Vier Edlen Wahrheiten' begonnen werden kann. Diese Kerninhalte der Lehre sind die ersten Richtlinien, wie sie auch in anderen Religionen zu finden sind. Mehr zum Handeln nach buddhistischen Werten und zum Karma in Kapitel 3.1.3.

2.2 Die drei Juwelen

Sobald sich eine Person dazu entscheidet den buddhistischen Grundsätzen zu folgen, nimmt sie Zuflucht zu den drei Juwelen. Diese drei 'Zuflüchte' oder 'Schätze', wie sie auch genannt werden, stellen eine der wichtigsten Gemeinsamkeiten zwischen den drei Lehrrichtungen des Buddhismus, dem 'Mahayana', dem 'Theravada' und dem Diamantweg, oder 'Vajrayana' dar.

Das erste Zufluchtsobjekt ist das Dharma. Je nach Übersetzung wird dieses Wort mit „Unterweisung, manchmal als Gesetz, manchmal als Weg und manchmal als Religion“19 oder Lehre bezeichnet. Es gibt zwei Unterscheidungen: das „Dharma der Unterweisungen“ und das „Dharma der Erkenntnisse“20. Der schon eingangs erwähnter Meister Gonsar Rinpotsche,

begründet die Reihenfolge der Juwelen folgendermaßen: „Zunächst müssen wir Unterweisungen hören, lernen und verstehen, um im eigenen Geist die notwendigen Erkenntnisse erzeugen zu können.“20

Eine weitere Zuflucht wird zuBuddhagenommen, da er die erleuchteten Wesen verkörpert, die das Dharma lehren. Zuletzt wird die dritte Zuflucht zumSanghagenommen. Die „höchste“ und „kostbare Gemeinschaft“21.

3. Die 'Vier Edlen Wahrheiten'

Die Kernlehre des Buddhismus ist die Lehre der 'Vier Edlen Wahrheiten'. Es gibt keine festgeschriebene Übersetzung, daher sind die Wahrheiten stets in einer anderen Formulierung zu finden. Rinpotsche beschreibt sie in seinem Buch'Buddhas erste Unterweisung'folgendermaßen:

1. Die edle Wahrheit des Leids
2. Die edle Wahrheit des Ursprungs (des Leids)
3. Dieedle WahrheitderBeseitigung
4. Die edle Wahrheit des Weges (zu dieser Beseitigung)

Der historische Buddha soll es gegenüber seinen Schülern selbst so gesagt haben:

„Erkenne das Leid, überwinde die Ursachen des Leids, erlange die Beseitigung, und wende den Weg an“22.

Eine andere Formulierung ist diese:

1. Das Leben ist leidvoll.
2. Die Ursachen des Leidens sind: Gier, Hass und Verblendung.
2. Erlöschen die Ursachen, erlischt auch das Leiden.
3. Der Weg zum Erlöschen des Leidens führt über den 'Edlen Achtfachen Pfad'. Beginnen wir mit der näheren Betrachtung der 'Ersten Edlen Wahrheit'.

3.1 Die erste edle Wahrheit - Die 'Edle Wahrheit des Leids'

Das Leben ist leidvoll.

Im Kreislauf von Wiedergeburten, dem 'samsara', erfährt der Mensch verschiedene Arten von Leiden. Sie treten in Form von Alter, Krankheit und Tod, Vergänglichkeit und Bedingtheit auf.

„Samsara“ bezeichnet im buddhistischen Sprachgebrauch die „anfangslose, und heillose Daseinswanderung“23 der Wesen.

„Der Samsara selbst hat kein letztes Ziel, keinen Sinn und keinen höchsten Zweck. Er ist der unfassbar lange Kreislauf von Geborenwerden, Altern, Sterben und erneutem Geborenwerden, Altern und Sterben, in dem die Wesen gefangen sind und den sie von Weltzeitalter zu Weltzeitalter aus Blindheit durchlaufen.“24

[...]


1 Rinpotsche, Gonsar: Buddhas erste Unterweisung. Le Mont-Pelerin. 2004. S. 16.

2 Ebd. S. 49.

3 Rinpotsche. S. 147.

4 Ebd. S. 20 f.

5 Weil, Alfred: Morgenröte -undheller Tag. Die vier befreienden Wahrheiten des Buddha.

6 Ebd. S. 55.

7 Ebd. S. 81.

8 Ebd. S. 83. 3. Auflage. Stammbach 2010. S. 307.

9 Rinpotsche. S. 100.

10 Ebd. S. 102.

11 Weil. S. 307.

12 Rinpotsche.S.21.

13 Ebd.S.160.

14 Ebd.S.71.

15 Weil.S.14.

16 Ebd.S.101

17 Vgl. Fronsdal, Gil: Die fünf Grundsätze. In: Kornfield, Jack: DieLehren desBuddha. München 1996. S. 110.

18 Rinpotsche. S. 123 f.

19 Weil. S. 108.

20 Rinpotsche. S. 127.

21 Ebd. S. 131.

22 Rinpotsche. S. 23.

23 Weil. S. 161.

24 Ebd. S.168.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Kernlehre des Buddhismus. Die Lehre von den "Vier Edlen Wahrheiten"
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Religionswissenschaft)
Veranstaltung
Der Buddhismus
Autor
Jahr
2011
Seiten
21
Katalognummer
V185069
ISBN (eBook)
9783656098751
ISBN (Buch)
9783656098966
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kernlehre, buddhismus, lehre, vier, edlen, wahrheiten, Die Vier Edlen Wahrheiten, Buddha
Arbeit zitieren
Laura Naumann (Autor:in), 2011, Die Kernlehre des Buddhismus. Die Lehre von den "Vier Edlen Wahrheiten", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185069

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