Thomas Bernhards: Die Ursache. Eine Andeutung

Das Werk, Inhalt, Zusammenfassung und Biographie


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

44 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Bernhard Thomas: Die Ursache:

I) Biographie:

II) Inhaltsangabe:

ΠΙ) Begriffserklärungen:

A) Die Welt als Strafanstalt:

1) Foucault’ s Theorie in der Untersuchung > Überwachen und Strafen<:

a) Das Individuum als Subjekt:

- Bis zum MA ist das Individuum im Zentrum des religiösen Interesses: Man kümmert sich nur um sein Seelenheil. Der Mensch ist noch kein Erziehungsgegenstand. Mit seinen psychischen und seelischen Problemen bleibt der Mensch sich selbst überlassen.
- Unter dem absolutistischen Staat schränken sich die mittelalterlichen Freiheiten nach und nach ein.
- In der Neuzeit, zu Beginn des 19. Jhdts. entdeckt man die Kindheit und die der Kindheit speziell kindlichen Verhaltensweisen: Das Individuum rückt ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses.

b) Das Individuum als Objekt:

Im Laufe des 19. Jhdts. und besonders unter Freud werden Orte (Familie, Schule, Lehrwerkstätte, Armee, Fabrik, Krankenhaus, Gefängnis) beobachtet, überwacht und die Ergebnisse werden registriert und studiert. Vor allem unter Freud nutzt man dieses Wissen, um Kinder / Jugendliche (also Individuen) zu erziehen, unter der Obhut der Wissenschaft und des Staates.

Eine neue Aufgabe kommt diesen oben zitierten Beobachtungsorten zu: es sind Apparaturen / Institutionen, die das Individuum nach dem Modell eines idealen Typs formen sollen. Sie sind Menschenproduktionsapparate, Zuchtanstalten. Mit anderen Worten: ein riesiges Gefängnis / eine Strafanstalt, in der jeder ständig beobachtet, überwacht, kontrolliert, reglementiert, dressiert, zensuriert, verurteilt und bestraft wird.

2) Die Einrichtungen laut Foucault: Es gibt 6 Einrichtungen: Familie, Schule, Lehrwerkstätte, Fabrik, Krankenhaus und Armee. Sie gleichen dem Gefängnis und das Gefängnis gleicht ihnen.

3) Thomas Bernhard’s autobiographischer Romanzyklus: Zeitspanne von 7Jahren zwischen 1975-82:

a) Werke:

- Welche?:

Die Ursache. Eme Andeutung. 1975

Der Keller. Eine Entziehung. 76 (siehe Seiten 39-41 Zusammenfassung)

Der Atem. Eine Entscheidung. 78 (siehe Seiten 41-42 ZF)

Die Kälte. Eine Isolation. 81 (siehe Seiten 42-43 ZF)

Em Kind 82 (siehe Seiten 43-46 ZF)

- Warum eine Autobiographie?

Weil diese 5 Werke Aufschluss über einzelne Lebensphasen von Th. Bernhard geben. Diese Werke sind aber kein richtiges Lebensdokument, eher ein fiktives Kunstwerk.

- kurzer Inhalt:

Im ersten Band „Die Ursache. Eine Andeutung.“ wird über den Schulbesuch in Salzburg ab 1943 und den Krieg berichtet.

Im zweiten Band „Der Keller. Eine Entziehung.“ behandelt Bernhard den Gesangunterricht, den Abbruch der Gymnasialstudien und die Arbeit in einem Gemischtwahrenladen als Lehrling.

Im dritten Band „Der Atme. Eine Entscheidung.“ handelt es sich um die Krankheitsgeschichte des Großvaters und des Enkels mit dem Tod des Großvaters.

Im vierten Band „Die Kälte. Eine Isolation.“ geht es um den Aufenthalt des Autors im Sanatorium und über seine Gedanken über den Tod.

Im fünften Band „Das Kind.“ hat man eine Schilderung seiner Geburt als uneheliches Kind des Tischlers Alois Zuckerstätter und der Tochter des Schriftstellers Johannes Freumbichler, Herta Bernhard (später verehelichte Fab] an), seiner Kindheit in Wien, Traunstein und Henndorf.

b) Wo befindet sich das Zitat „die Welt sei eine Strafanstalt“?

Im Roman „Die Kälte“:

Laut Bernhard ist die Welt eine Strafanstalt und die Menschen sind Strafgefangene, sonst nichts. Es kommt zu einer systematischen Versklavung des Menschen, die mit der Geburt anfangt und mit dem Tod endet. Der Mensch ist „bei Geburt zu lebenslänglicher Strafhaft verurteilt“. Er hat „Vorschriften haargenau zu befolgen“. „Befolgst du sie nicht, wird deine Strafhaft verschärft.“

c) Die Institutionen laut Bernhard

Es gibt 4 Institutionen in diesem 5bändigen autobiographischen Werk:

Die Familie, die Schule, die Lehre und schließlich das Krankenhaus.

d) Beschreibung und Funktionen:

Sie fungieren als Modell fur den Ausgang des Individuums aus seiner unverschuldeten Unmündigkeit in eine Mündigkeit der Schuld (Kant).

e) Was erzählt die Autobiographie:

Sie erzählt den Werdegang des Menschen aus der Neuzeit von seiner Geburt bis zu seinem Tod durch 4 Institutionen, die als Strafanstalten fungieren, nach 4 Parametern (Ort, Tätigkeit, Herrschaft /Disziplin, Sozialität/ Gesellschaftlichkeit (als Ergebnis der ersten drei)).

- in der Familie des Ich- Erzählers konkurrieren noch das mittelalterliche und das neuzeitliche Gefängnis miteinander. Der Großvater verkörpert das alte System (das Mittelalterliche).
- In der Schule, in der Lehre und im Krankenhaus setzt sich die Neuzeit endgültig durch. Die Mutter verkörpert das neue System, was im Erziehungsverhalten Thomas ‘ gegenüber deutlich zu erkennen ist.
- Im Krankenhaus stirbt der Großvater, der sich als Schriftsteller und Künstler versteht, während sein Enkel seine Krankheit überlebt und erst durch den Tod seines Großvaters zur „Freiheit zu sich selber“ findet, die seinem Kunstwillen enormen Auftrieb gibt, bis er über den Gesang- und Musikunterricht selbst Schriftsteller wird.

4) Orte, wo die Individuen gesammelt werden:

a) Zelle im Gefängnis:

Das Guckloch und die Stirnseite des Aufsehers produzieren die Sichtbarkeit im Gefängnis, um besser zu beobachten, überwachen, kontrollieren.

b) Die Geometrie der Schule und im Krankenhaus:

- Warum?

In Berhards Buchzyklus spielt die Geometrie der Orte dieselbe Rolle wie die Zelle im Gefängnis. Sie zieht ein bestimmtes Maß an Sichtbarkeit nach sich und auch damit einen gewissen Zwang zur Selbstbeobachtung und Reglementierung.

- Welches Ergebnis und welche Schlussfolgerung gibt es?

Es tauchen in diesen zwei Orten am häufigsten Suizidgedanken oder ganz einfach Lebensüberdruss auf, weil die Überwachung sich an diesen 2 Orten am wirkungvollsten zeigt.

5) Tätigkeiten:

In der Schule Normierung und Entfremdung:

a) Wie?

Durch Zeitrhythmen, durch Monotonie und Uniformierung.

b) Warum?

Um der Anpassung und Unterwerfung der Schüler willen.

c) Ziel?

Formung und Umformung des Individuums in der Schule.

6) Herrschaft und Disziplin:

Das Strafsystem in den gesellschaftlichen Einrichtungen:

a) In der Familie:

In Form der Erziehungsgewalt der Eltern gegenüber ihren Kindern.

b) In der Schule:

In Form der Rechte des Lehrers gegenüber der Schüler.

c) In der Lehre:

In Form der Ausbildungsgewalt des Meisters gegenüber seinen Lehrlingen und Gesellen.

7) Sozialität / Gesellschaftlichkeit:

a) In wie weit ist die Wirkung dieser drei Parameter (Ort, Tätigkeit und Disziplin) entscheidend?

Sie entscheidet fur gute oder schlechte zwischenmenschliche Beziehungen.

b) Und bei Th. Bernhard im Werk?

Bernhards Ich- Erzähler passt sich am wenigsten beim Jungvolk und in der Schule, besonders im Salzburger Gymnasium an.

B) Historischen Entwicklung dieser 4 Einrichtungen:

1) Die Familie:

a) im MA:

- Begriff: Eine monogame Gattengemeinschaft mit wenigstens einem Kind, die gemeinsam unter einem Dach lebt: Das hat es im MA nicht immer gegeben, hn Gegenteil versteht man unter dem Begriff Familia die gesamte Hausgemeinschaft einschließlich der Dienstboten und Halbfreien.
- Verschiedene Bilder: Ein bestimmter Typ von Familie als Norm gibt es nicht. Es gibt eher viele Familienbilder.
- Aufgabe: Die Aufgabe der mittelalterlichen Familie beschränkt sich auf die Sicherung der Generationenabfolge und die Übertragung von Besitz und Stellung auf den Nachwuchs. Die Tätigkeit beschränkt sich auf die Sicherung der Lebensbedürfnisse. Die Familie lebt in engen Räumen. Die Bindung des Mannes an seine Sippe erweist sich oft als stärker als die Bindung an seine Frau vor allem auf dem Land.
- Verhältnis der ma Gesellschaft zur Kindheit: keins. Die Gesellschaft mag zwar die Kinder, sie hat allerdings kein Verständnis für die kindlichen Besonderheiten. Das Kind ist nur solange Kind, als es ohne fremde Hilfe nicht überleben kann. Während dieser kurzen Zeit (zwischen 4-6 Jahren) wird das Kind von den Erwachsenen oberflächlich gemocht. Der Grund ist wohl die extrem große Säulings- und Kindersterblichkeit und eine zu enge Geftlhlsbindung an die Kleinen würde die Eltern zu stark belasten.
- Leben des Kindes als Halberwachsener: Hat das Kind jene Altersperiode überlebt, in der die meisten sterben, mischt er sich unter die Erwachsenen. Es trägt die gleichen Kleider wie diese, spielt die gleichen Spiele und verrichtet auch die gleiche Tätigkeit. Es verdingt sich entweder auf einem Bauernhof, lebt bei einem Handwerker in einer Axt Lehrverhältnis, besucht die Schola oder zieht mit einer Gruppe anderer Kinder bettelnd und stehlend über Stadt und Land. Die Herrschaft des Elternhauses (des Vaters) dauert also nicht lange. Das Kind ist noch kein Erziehungsgegegstand.

b) Im Aufkommen des Absolutismus (15. Jhdt):

Es erfolgt eine entscheidende Wende:

- Welche?

Die Bindungen zwischen den Mitgliedern der Familie wird verstärkt.

- Wie?

Eine neue Religiosität errichtet ein Schutzschild, das die Intimität des Haushalts schützen sollte. Die moderne Kemfamilie wird geboren.

- Ergebnis:

Das Gefühl in der Familie beginnt eine große Rolle zu spielen. Es treten Zuneigung, Liebe und Sympathie auf. Man misst die Familienmitglieder an dem was sie sind. Die Familie wird zu einer Kemfamilie.

c) Im 16. 17 und 18. Jhdt.:

- Neue Richtung:

Männer der Kirche und der Wissenschaft interessieren sich für die Besonderheit der Kindheit.

- Innovationen:

Neuen Orden werden gegründet: Die Jesuiten und Oratorianer. Die Moralisierung der Gesellschaft setzt ein. Die neuen Orden übernehmen z.T. den Unterricht der Schola, um den Priestemachwuchs besser zu sichern. Ein neuer Schultyp, das Jesuitenkolleg, wird gebildet: Kinder und Erwachsene werden getrennt angesprochen.

- Verantwortung der Eltern:

Die Eltern sind nicht nur für das Seelenheil ihrer Kinder (vgl. MA), sonder auch für das leibliche Wohl ihrer Kinder verantwortlich.

- Neue Aufgabe der Familie:

Die Aufgabe der moralischen Erziehung, welche durch die geistige Erziehung der Schule unterstützt und vervollständigt werden soll. Die neue Schule ist eine mit ungewohnter Disziplin; sie kommt sogar unter den Schutz der Gerichtshöfe und der Polizei zu stehen.

d) Im 19. Jhdt:

- Der moderne Familiensinn:

Bezeichnet die Einstellung zur Kindheit und die neue Aufgabe der Familie, welche das Kind, zusammen mit der Schule neuen Typs jetzt als Erziehungsgegenstand betrachtet.

- In welchen Familien?

In allen. Sowohl für die Familie eines Arztes, Beamten und Handwerkers als auch für die Familie des Industriellen.

e) Die Familie von Th. Bernhard:

- Der Ort: Rotterdam (Bernhard bleibt 1 Jahr in Pflege bei einer Fischerfrau.), Wien (2 Jahre bei den Großeltern), Seekirchen am Wallersee und Henndorf in Ö. (mit Großeltern übersiedelt, nicht mit der Mutter), Traunstein und Ettendorf in Oberbayem (D) und Salzburg.
- Die mittelalterlichen Kennzeichen in der Familie (alte System): Stellvertretend ist der Großvater: er regiert als Patriarch, willkürlich und absolut; er bestimmt die Tätigkeiten der Familienmitglieder, die sich auf die Sicherung der fundamentalen Lebensbedürfnisse (Arbeit und Beruf) beschränken; er hasst die Institutionen (Schule und Lehrer); er ist ein Individualist, ein Philosoph und ein Schriftsteller.
- Die neuzeitlichen Kennzeichen in der Familie (neues System): stellvertretend ist Th’s Mutter Herta: sie wollte zuerst Primaballerina werden und endet als Haushaltsgehilfm; sie betrachtet Th als Erziehungsgegenstand; sie greift zu den Mitteln der neuzeitlichen Strafjustiz, zu einer Disziplinierung durch kombinierten körperlichen und seelischen Strafen; sie wird somit zur Komplizin der Schule.

2) Die Schule: a) die alte Schola:

- Der Ort: Der Lehrer muss für den Ort, für den Raum, sorgen (er mietet z.B. einen Saal, der mit Stroh ausgelegt wurde, woraus seine zahlenden Schüler Platz nehmen.).
- Tätigkeiten: Unterrichtet werden nicht Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern die Artes Liberales, denn die Elementarkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen erwerben die Schüler bis ins 17. Jhdt. hinein von Eltern, Freunden und Bekannten. Der Lehrer nimmt keine Rücksicht auf die verschiedenen Altersstufen seiner Zuhörer, und die Zuhörer belegen mehrere Artes gleichzeitig. Die Fortgeschrittenen unterscheiden sich von den Anfängern nur durch die Anzahl der Wiederholungen und durch die mündliche Fähigkeit, das Gehörte wiederzugeben. Der Schüler wählt seinen Schulort, seinen Lehrer und bestimmt auch die Anzahl der Wiederholungen z.B. der künftige Theologe wird mehr Wiederholungen in der lateinischen Grammatik, der künftige Baumeister mehr in Geometrie haben. Das erwartete Niveau ist ungefähr bekannt, und wer es nicht erreicht oder aus dem Lehrer hat man, wenn dieser fachlich eine Autorität ist. Es gibt in der mittelalterlichen Schule richtige Tumulte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Reaktion: Im 15. Jhdt. lassen geistliche und weltliche Herren Häuser fur den Unterricht bauen, die sogenannten Kollegien, die ursprünglich nur für arme Schüler gedacht sind, weil sie dort nicht nur lernen, sonder auch leben. Die große Mehrheit bleibt außerhalb dieser Schulhäuser immer noch unbeaufsichtigt und lebt in Privatquartieren. Und so entsteht eine neue Schola.

b) Die neue Schola:

Vorwiegend die der Jesuiten:

- Die Räume: Die Tntemen haben einen ausgezeichneten Ruf, der eine Folge der Einsperrung ist. Kinder und Erwachsene leben in getrennten Räumen, worin eine gewisse Disziplin herrscht.
- Lehrstoff: Man beginnt zu erkennen, dass das Kind kein kleiner Erwachsener ist, sondern ein Wesen mit besonderen Verhaltensweisen, auf welche Rücksicht genommen werden muss. Darin liegt die Ursache der ersten großen Abstufung des Lehrstoffes: man teilt die Schüler in Klassen auf.
- Lehrpläne: Die Schüler rekrutieren sich nicht mehr hauptsächlich nicht mehr aus zukünftigen Theologen, sondern aus Söhnen, die den Beruf des Beamten, Kaufmanns und Handwerks anstreben. Der Kollegunterricht trägt diesem Trend Rechnung, indem er das Schwergewicht vom Trivium (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) auf das Quadrivium (Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik) verlegt. Die Jesuiten gründen um dem Priestemachwuchs besser ausbilden zu können, eigene Schulen: die Stifts­und Jesuitenkollegen.
- Die Studienordnung: Die Jesuiten schaffen eine Studienordnung d.h. einen Stundenplan mit einer Unterrichtsdisziplin und einem Studiengang. Tn der absolutistischen Zeit gilt diese neue Schule als vorbildlich und die alte weltliche Schule muss auch eine vergleichbare Studienordnung übernehmen. Die Umorientierung geht von Frankreich aus, breitet sich auf alle Länder West- und Mitteleuropas aus.
- Die Disziplin: Die Freiheit der Schüler wird außerhalb des Kollegs durch die Staaten eingeschränkt. Die Leiter der Privatunterkünfte müssen den Zu- oder Abgang ihrer Pensionsschüler der Gendarmerie oder dem Gericht melden.

Die Lehrer wiederum empfehlen den Eltern ihrer Schüler Pensionate, die mit den staatlichen Gesetzen in Einklang sind. Deshalb wird aus dem Pensionat ein Pädagogium.

c) Am Anfang des 19. Jhdts.:

- Ideai: ais Ideai gilt die Abkapselung des Kindes gegenüber der Weit und der Familie als Ideal. Jedes Kolleg versucht ein eigenes Internat zu haben, denn die Schule hat eine neue Aufgabe: Sie soll das Kind nach einem menschlichen Ideal typ formen und wird dadurch zu einer Menschenproduktionsstätte, Zuchtanstalt.

- Die Schuljustiz: Sie wird von den Jesuiten etabliert und beinhaltet ein System von Belohnung und Strafe. Als Belohnungen bieten sich Lob, gute Noten oder Schulgeldnachiasse an, als Bestrafung Geldbußen, Karzer und körperliche Züchtigung an. Ursprünglich verhängt der Lehrer fast ausschließlich Geldstrafen. In der Zeit des Absolutismus ist die Kömerstrafe dominant. Nach dem 16. Jhdt. ändert sich die Methode der Zucht und hängt von den regierenden politischen Systemen ab. Klar ist, dass die Körperstrafe in den meisten Ländern Europas bis etwa in die Mitte des 20. Jhdt. gegolten hat oder wie im Fall GB bis heute gilt. Aus dem freien mittelalterlichen Scholaren ist ein bevormundeter, unmündiger, wehrloser Schüler geworden und wenn er noch im Internat leben muss eine Art Strafhäftling.

d) Der Ich- Erzähler bei Th. Bernhard:

- Räume: Alle Schulen, die der Ich- Erzähler besucht oder besuchen muss, verfügen über Räume, die mit bestimmten Altersklassen identisch sind. Die Institution stellt die Lehrer ein, bezahlt sie und legt auch den Unterrichtsstoff fest.
- Tätigkeiten: Der Lehrstoff ist in der Klasse für alle Schüler methodisch gleich aufgebaut, ohne aber auf ein bestimmtes Berufsziel ausgerichtet zu sein. Die Schüler werden von einem bestimmten Alter an mindestens 8 Jahre lang zum Schulbesuch gesetzlich verpflichtet. Der Lehrstoff folgt einem Stundenplan im kleinen und einem Lehrplan im großen. Die Beherrschung des Vorgetragenen wird regelmäßig kontrolliert, und wer den steigenden Anforderungen nicht oder nur mangelhaft nachkommt, verfällt der Schuljustiz.
- Die Schuljustiz: Sie verfugt über ein ausgeklügeltes System von Lohn und Strafe. Der gesamte Studiengang ist streng reglementiert, Ausnahmen werden nicht geduldet.
- Was kann das Individuum denn tun? Dem Schüler bleibt nur eine Wahl: Sich dem System zu unterwerfen oder an ihm zu zerbrechen. Wäre der Jugendliche in Th. Bernhards Werk nicht in die Lehre geflüchtet, hätte er Selbstmord begangen.

Die Lehre: a) Geschichte:

- zuerst: die mittelalterlichen Zünfte setzten ihre Bedingungen fest.
- dann: durch die Aufklärung werden diese Bedingungen abgeändert.
- schließlich: es gibt eine Gewerbeordnung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Thomas Bernhards: Die Ursache. Eine Andeutung
Untertitel
Das Werk, Inhalt, Zusammenfassung und Biographie
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
44
Katalognummer
V185077
ISBN (eBook)
9783656098720
ISBN (Buch)
9783656098898
Dateigröße
3493 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
gescannter Text mit Korrekturanmerkungen. E-Book lässt sich nicht per Software durchsuchen
Schlagworte
Thomas Bernhard;, Ursache;, Andeutung;
Arbeit zitieren
MMag. Dr. Sabine Picout (Autor:in), 2001, Thomas Bernhards: Die Ursache. Eine Andeutung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185077

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