Leseprobe
Inhalt
1. Einführung
2. Was ist AIDS/HIV?
3. Das Schweigen brechen! Für die Aufklärung und gegen die Stigmatisierung von HIV/AIDS
3.1 Das Theater
3.2 Die Auseinandersetzung in der Musik
3.3 Die Rezeption von HIV/AIDS in der Kunst
3.4 “I´m beautiful and HIV-positive” - Der Schönheitswettbewerb
4. Conclusio
Bibliografie
Abbildungsverzeichnis
Abbildungen
1. Einführung
Afrika[1] wird bei uns zumeist als das tragische Beispiel genommen für das außer Kontrolle geratene und nur schwerlich wieder zu handhabende Problem der HIV/AIDS Epidemie, die ohne Einschreiten des Westens nicht einzudämmen wäre.
In Bezug auf die medizinische Unterstützung sehe ich hier nicht die Notwendigkeit dagegen anzuschreiben, jedoch hinsichtlich der Aufklärung, Prävention und des öffentlich machen der Thematik.
In meiner Arbeit werde ich mich mit den dort eigenständig entwickelten Ansätzen und ihrer Durchführung beschäftigen, die neben den oben genannten Punkten auch gegen die Stigmatisierung arbeiten. Besonders auf das unterschiedliche Involvieren von HIV/AIDS in den öffentlichen Alltag, um das tödliche Schweigen zu brechen, richtet sich dabei mein Augenmerk.
Vier Bereiche haben sich dabei, im Zuge meiner Recherchen, als besonders wirkungsvoll und erfolgreich gezeigt: das Theater, die Musik, die Kunst und die Veranstaltungen von Schönheitswettbewerben für HIV-positive Frauen. Auf diese Punkte werde ich im Detail und exemplarisch eingehen, anhand der Auseinandersetzung mit dem Aufgreifen der Thematik, die Einbettung der Problematik, ihre Umsetzung und ihre Wirkungsweise.
Ziel meiner Arbeit ist es, zu zeigen, dass Krankheit und ihre Gefahr manchmal viel eher in nicht medizinischem Vokabular und Umfeld offen kommuniziert und aufgenommen wird, und dass das Inkorporieren in den Alltag eine notwendige Stufe ist, um das Bewusstsein für die Bedrohung durch, sowie Mittel und Wegen gegen HIV/AIDS zu erhöhen. Denn nur wenn man ohne Angst nachfragen und über ein Thema sprechen kann, ist es möglich offen Stellung zu nehmen und somit etwas zu verändern.
2. Was ist AIDS/HIV?
HIV steht für Human Immunodeficiency Virus (menschliches Immunschwächevirus). Es wird angenommen, dass es ein Abkömmling eines Virus von Menschenaffen ist, welches mutierte und irgendeinmal für Menschen pathogen (krankheitserregend) wurde. (vgl. AIDS HILFE WIEN 2008)
AIDS bedeutet Aquired Immune Deficiency Syndrome (erworbenes Immunschwächesyndrom). Es ist ein durch das Hi-Virus hervorgerufene Krankheitsbild, welches auf Grund des Angriffs und zunehmende Lahmlegung des Immunsystems entsteht. Somit ist AIDS nicht als eine Krankheit zu sehen, sondern zeigt sich durch eine Anzahl an Krankheiten, da das Immunsystem den infizierten Körper nicht mehr verteidigen kann. (vgl. Streimelweger 2003: 7)
Die Ansteckung mit dem HI-Virus passiert hauptsächlich durch ungeschützte Sexualkontakte (Sperma), oder Blut. Von der Infektion mit dem Virus bis zum tatsächlichen Ausbruch von AIDS[2] vergehen normalerweise bis zu zehn Jahre oder länger und verläuft in vier Stationen[3].
Was AIDS, wenn es zu einem Ausbruch kommt, so bedrohlich macht, ist zum einen selbstverständlich die Tatsache, dass es nicht heilbar ist. Das heißt, der Tod wird unweigerlich zu einem allgegenwärtigen Thema, tritt so –oftmals plötzlich und unerwartet – in das Leben der infizierten Person. Zum anderen geht mit der – möglichen - Diagnose HIV-positiv noch etwas Lebens- und Existenzbedrohendes einher: Die Stigmatisierung der Krankheit und somit der betroffenen Person. (vgl. Schachinger 1995: 121)
Was diese Kombination von Hilflosigkeit und Unsicherheit auslöst ist primär Angst und Scham, Verleugnung, Isolation und Schweigen. (vgl. Voppichler 2003: 19ff)
Dem voran geht einerseits die schablonenhafte Übertragung der Stigmatisierung auf bereits marginalisierte Gruppen, andererseits ein fehlendes Wissen oder unrichtige Wissensvermittlung bezüglich Ansteckung, Übertragung und Behandlungsmöglichkeiten. (vgl. Keusch / Kleinman / Wielentz 2006: 526)
Im folgenden Kapitel werde ich mich mit vier unkonventionellen Wegen in der Auseinandersetzung mit HIV/AIDS in Afrika beschäftigen, die dem Gedanken eines „Going Public“[4] folgen, dem öffentlich machen dieses Themas, um gegen die oben genannte Problematik anzukämpfen.
3. Das Schweigen brechen!
Für die Aufklärung und gegen die Stigmatisierung von HIV/AIDS
Neben einem möglichen Zugang zu medizinischen Einrichtungen – zwecks Austestung sowie Behandlung und Therapie - sind vor allem Aufklärung und ein Vorgehen gegen die Stigmatisierung hinsichtlich HIV/AIDS absolut notwendig, um dieser Epidemie weltweit
Einhalt gebieten zu können. (vgl. Keusch / Kleinman / Wielentz 2006: 527)
Besonders vier Bereiche, in denen HIV/AIDS öffentlich thematisiert wird, haben sich im Zuge meiner Recherchen diesbezüglich in Ländern Afrikas als besonders effektiv erwiesen: das Theater, die Auseinandersetzung in der Musik, die Rezeption von HIV/AIDS in der Kunst, und die Veranstaltungen von Schönheitswettbewerben für HIV-positive Frauen, die besonders auf die Situation weiblicher Personen und den Blick auf sie in Afrika aufmerksam machen.
Auf das Aufgreifen der Thematik, die Einbettung der Problematik und ihre Umsetzung werde ich in den nun folgenden Punkten eingehen.
3.1 Das Theater
Das Theater stellt in Uganda ein ideales Medium dar für den Transport von Informationen über und für die Auseinandersetzung mit HIV/AIDS[5]. In Geschichten verpackt wird Aufklärung betrieben, und so ist das Theater oft auch der „Knackpunkt“, um Aufmerksamkeit zu erregen, Desinteresse und Ablehnung zu durchbrechen. Dadurch, dass das stigmatisierte Thema HIV/AIDS Gegenstand des Stücks ist, wird es zum Mittelpunkt des Interesses. (vgl. Schachinger 1995: 95 f)
Die SchauspielerInnen sind zumeist Laiendarsteller, sie erhalten in den seltensten Fällen Bezahlung. Dennoch ist es für sie eine ernste und wichtige Aufgabe. Vielen von ihnen hat die Krankheit bereits Familienangehörige oder Freunde genommen. Was sie auf den Bühnen zeigen ist ihre authentische Betroffenheit und Eifer um einen „change of behaviour“ zu erreichen. (vgl. Schachinger 1995: 94)
Häufig treten Theatergruppen in Schulen auf, als Hauptzielgruppe werden Jugendliche genannte. (vgl. Hofer 2004: 165) Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass Gewalt – in welcher Form auch immer – eines der ernstesten Probleme dieser Tage und in diesem Alter darstellt, weswegen gerade dort Aufklärung so bedeutsam ist. (vgl. Seffner 2001: 40)
[...]
[1] Wenn ich von Afrika spreche, so meine ich besonders die Länder südlich der Sahara.
[2] „AIDS-krank oder Vollbild AIDS bedeutet, dass Krankheitssymptome oder Folgeerkrankungen auftreten.“ (AIDS HILFE WIEN 2008)
[3] “-Clinical stage 1 - asymptomatic or generalized swelling of the lymph nodes
-Clinical stage 2 - includes minor weight loss, minor mucocutaneous manifestations, and recurrent upper respiratory tract infections
-Clinical stage 3 - includes unexplained chronic diarrhoea, unexplained persistent fever, oral candidiasis or leukoplakia, severe bacterial infections, pulmonary tuberculosis, and acute necrotizing inflammation in the mouth. Some persons with clinical stage 3 have AIDS.
-Clinical stage 4 - includes 22 opportunistic infections or cancers related to HIV. All persons with clinical stage 4 have AIDS.” (UNAIDS 2008: 2)
[4] Den Ausdruck „Going Public“ habe ich in Anlehnung an Christina Hofer (2004: 155) gewählt.
[5] „Theater ist tief in den Kulturen der Völker verwurzelt. Jedes ugandische Kind wächst mit Tanz und Gesang auf. Theatralische Darstellungen sind Teil jedes Festes und Rituales“ (Schachinger 1995: 94)