Leseprobe
2 Theoretische Vorbetrachtungen, Biologische Basis für Kraft und Schnellkraft 102
exzentrischer Arbeit höhere Kräfte, da sowohl Kraft als auch Beschleunigung zunehmen (vgl. Abbildung 2-62, Zatsiorsky & Kraemer, 2008). Der Energieverbrauch ist bei exzentrischen Kontraktionen aufgrund der passiven Kräfte und der geringeren Aktivierung der ME (vgl. Kapitel 2.3.1) niedriger als bei der konzentrischen Arbeitsweise (Dudley, Tesch, Harris, Golden, & Buchanan, 1991; Hollmann et al., 2009). In diesem Zusammenhang wird eine selektive Rekrutierung höherrangiger ME vermutet (Enoka, 1996), die bei supramaximalen exzentrischen Belastungen zu erhöhten muskulären Schädigungen und Muskelkater (DOMS, delayed onset muscle soreness) führt (Crewther et al., 2005).
Eliasson et al. (2006) konnten zeigen, dass maximale exzentrische Kontraktionen im Vergleich zu maximalen konzentrischen und submaximal exzentrischen Kontraktion zu einer stärkeren, vom Akt-Signalweg unabhängigen, p70 S6 Kinase (p70 S6K) Phosphorylierung führen. Als auslösende Faktoren wird die Kombination von größerer Spannung und Dehnung betrachtet. Darüber hinaus wird bei exzentrischen Kontraktionen MAPK stärker aktiviert (Long, Widegren, & Zierath, 2004). Die zeitliche Verlängerung (Hollmann et al., 2009; Kelso, 2000) bzw. eine höhere Belastung (Bishop & Kaminski, 2005) der exzentrischen Bewegungsphase lässt einen zusätzlichen Kraftzuwachs erwarten. Bezüglich einer Verlängerung der exzentrischen Phase von 2 auf 4 Sekunden konnten Remmert, Brcko und Hennig (2007) im Rahmen eines 10-wöchigen Einsatz-Trainings keine Unterschiede feststellen._Paddon-Jones, Leveritt, Lonergan und Abernethy (2001) hingegen konnten nach schnellem exzentrischen Training signifikant höhere Kraftwerte als nach konzentrischem isokinetischen Training zeigen, die mit einer prozentualen Typ II Faserzunahme einhergingen. Farthing und Chilibeck (2003) bestätigen diese Untersuchungsergebnisse und führen den größeren Hypertrophieeffekt schneller exzentrischer Kontraktionen auf stärkere muskuläre Schädigungen mit nachfolgender Proteindegradation zurück. Chapman, Newton, Sacco und Nosaka (2006) fanden bei parallelisierter Spannungsdauer größere muskuläre Schädigungen bei schnellen im Vergleich zu langsamen exzentrischen isokinetischen Kontraktionen. Für konzentrische, auxotonische Kontraktionen konnten Tran, Doherty und Behm (2006) zeigen, dass eine höhere konzentrische Spannungsdauer zu einer stärkeren akuten peripheren Ermüdung führt. Unter der Prämisse eines nicht zu stark reduzierten Trainingsvolumens könnten mit einer höheren konzentrischen Spannungsdauer langfristig höhere Kraft- und Muskelmassenzunahmen zu erwarten sein.
2.3.5.5 Trainingsfrequenz, -periodisierung und -variation
Schlussendlich haben die Anzahl der Trainingseinheiten (Deskriptor x5), die Dauer der Trainingsperiode (Deskriptor x6) und die Trainingsvariation (Deskriptor x14) einen Einfluss auf die Ergebnisse von Krafttrainingsinterventionen. Die optimale Trainingsfrequenz für ein Muskelaufbautraining scheint zwischen 2 bis 3 Trainingseinheiten pro Woche und Muskelgruppe zu liegen (vgl. Abbildung 2-63, Ratamess et al., 2009).
Abbildung 2-63: Trainingsfrequenz pro Muskelgruppe und Kraftzuwachs (mod. Peterson et al., 2005, p. 952).
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