Mit dem Begriff Kinderarmut assoziiert man zunächst „Dritte- Welt- Länder“. Jedoch ist sie
auch im Sozialstaat Deutschland existent. Die Anzahl der in Deutschland geborenen Kinder
hat sich von 1,325 Millionen im Jahr 1965 auf 675.000 im letzen Jahr nahezu halbiert.
Zugleich erhöhte sich der Anteil der Kinder, die auf sozialpolitisches Transferleistungen wie
Sozialhilfe bzw. Arbeitslosengeld II angewiesen sind, auf das Sechzehnfache. Die
Erwerbsquote von Müttern stieg von 1960 bis heute um fast 60 Prozent und sollte somit die
materielle Situation der Familien verbessern. Auch die Ausweitung des Kindergeldes und die
Einführung von Elterngeld und Kinderzuschlag verhinderten nicht, dass Anfang 2008 1,8
Millionen Kinder (knapp 14 Prozent) unter 15 Jahren in Deutschland als arm galten. Auch
die neueste Untersuchung der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung) belegt, dass die Bundesrepublik zehn bis 20 Prozent mehr Geld für Kinder als
die meisten Industriestaaten ausgibt und trotzdem die Kinderarmutsquote über dem OECDDurchschnitt
liegt.
Damit gehören Kinder und Jugendliche zur am meisten von Armut betroffenen
Altersgruppe. In der Sozialwissenschaft entstand der Ausdruck der „Infantilisierung“ der
Armut.
Wo liegen die Ursachen in dieser widersprüchlichen Entwicklung? Warum ist ein
reiches Land wie die Bundesrepublik nicht fähig, das Armutsrisiko zu verringern?
Dabei erfährt die Armut bei Kindern einen Sonderstatus, da sie sich nicht selbst aus
ihrer Bedürftigkeit befreien können und Kinderarmut Auswirkungen auf die
gesellschaftlichen und ökonomischen Chancen im Erwachsenenalter hat. Hieraus wird
ersichtlich, dass die Bekämpfung von Kinderarmut ein hohes Ziel darstellen sollte und es
stellt sich die Frage, welche Strategien zur Reduzierung der Kinderarmut bestehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Aufbau
- 1.3 Forschungsbericht
- 2. Der Begriff Armut und seine Messung
- 2.1 „Relative Armut“ vs. „bekämpfte Armut“
- 2.2 Relative Armut: Ressourcen- und Lebenslagenkonzept
- 3. Ursachen und Armutsrisiken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Ursachen und Auswirkungen von Kinderarmut in Deutschland zu untersuchen. Die Arbeit analysiert, wie Armut gemessen wird und welche Risikogruppen besonders betroffen sind. Zudem wird die regionale Verteilung von Kinderarmut beleuchtet und die Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit, Bildung, Sozialverhalten und Psyche der Kinder erörtert. Abschließend werden Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut vorgestellt.
- Messung von Armut: "Relative Armut" und "bekämpfte Armut"
- Risikogruppen von Kinderarmut: Alleinerziehende, Familien mit mehreren Kindern
- Regionale Verteilung von Kinderarmut: Gründe für Ungleichheiten
- Auswirkungen von Kinderarmut auf die Entwicklung von Kindern: Gesundheit, Bildung, Sozialverhalten
- Strategien zur Bekämpfung von Kinderarmut
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Problematik von Kinderarmut in Deutschland vor und erläutert den Aufbau der Arbeit. Im zweiten Kapitel wird der Begriff "Armut" definiert und verschiedene Messmethoden, wie "Relative Armut" und "bekämpfte Armut", gegenübergestellt. Das zweite Kapitel beschäftigt sich auch mit dem Ressourcen- und Lebenslagenkonzept zur Armutsmessung. Das dritte Kapitel analysiert die Ursachen und Armutsrisiken von Kinderarmut, indem es verschiedene Haushaltstypen und deren Armutsrisiken untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema Kinderarmut in Deutschland. Wichtige Schlüsselwörter sind: Kinderarmut, Armutsmessung, "Relative Armut", "Bekämpfte Armut", Ressourcenkonzept, Lebenslagenkonzept, Risikogruppen, Alleinerziehende, Familienstruktur, Auswirkungen von Kinderarmut, Gesundheit, Bildung, Sozialverhalten, Strategien zur Bekämpfung von Kinderarmut.
- Quote paper
- Annegret Vogel (Author), 2009, Kinderarmut im Wohlfahrtsstaat Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188756