Die Langlebigkeit der Weltnachrichtenagenturen in der neueren und neusten Geschichte ist bemerkenswert; in einer Epoche fortwährender Epochenumbrüche, in der nichts von allzu langer Dauer zu sein, nichts zu verweilen scheint, ist die ungebrochene Bedeutung der Weltagenturen, welche man wohlgemerkt als privatwirtschaftliche Unternehmen oder zumindest als Unternehmungen der Privatwirtschaft auffassen muss, fast beispiellos. Too big to fail? Die unbestritten Weltagenturen Reuters, AFP und AP, genießen einen guten Ruf, an dem auch die Debatte um die Weltinformationsordnung, die linke Medienkritik und nicht einmal die vielen vermeintlichen digitalen Revolutionen der letzten Jahre rühren konnten. Zu bedeutend ist ihre Rolle in der Struktur der Medien und viel zu nützlich sind sie für ihre Kunden und Unterstützter, zu denen u. a. Unternehmen aller Art, Staaten, Regierungen und nicht zuletzt der nachrichtenhungrige Durchschnittsbürger zählen, als dass jemals ihr Oligopol aufgehoben werden konnte. Vom Wohlwollen der öffentlichen Hand und der privaten Wirtschaft sowie von einer Art einzigartigem Konsens des Westens getragen, scheinen sie ohne Alternative zu sein. Und auch XINHUA vermag nach dem Ende der Sowjetunion und des ungebremsten Aufstiegs Chinas im Wesentlichen nichts anderes als nur die chinesische Version von ITAR-TASS zu sein. Dieser Essay soll die angedeutete Kritik im Überblick aussprechen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Nachrichtenoligopol und Weltinformationsordnung. Eine kritische Betrachtung der Einflüsse und Einflussnahme der Weltagenturen
- Qua ihrer Aufgabe, der Förderung von Erziehung, Wissenschaft und Kultur sowie Kommunikation und Information, hat sich die UNESCO immer wieder mit der Bedeutung von Nachrichtenagenturen auseinander gesetzt.
- Stellt man sich den Aufstieg der Nachrichtenagenturen als Symptom des Zerfalls der klassischen bürgerlichen Öffentlichkeit, also des rasanten Bedeutungsverlustes der durch das Publikum der Privatleute, z. B. in den Diskussionen des Räsonnements, ausgetragenen Publizität vor, so kann man diesen mit Jürgen Habermas als Brandbeschleuniger einer Entwicklung kritisieren, in welcher die Kultur- und Bewusstseinsindustrie der sogenannten Medien eine Scheinöffentlichkeit hervorbringt, welche die Diskussion dem Publikum entzieht, in die Form von Diskursen überführt und warenförmig macht.
- Noch viel schwerer als diese normative Kritik im Sinne der Frankfurter Schule wirkt allerdings das ungelöste Problem der Weltinformationsordnung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert das Oligopol der Weltagenturen und dessen Einfluss auf die Weltinformationsordnung. Er betrachtet kritisch die Legitimität, die Verflechtungen und das Strukturierungspotential dieser Nachrichtenagenturen. Zudem beleuchtet der Essay das Problem der ungleichen Verteilung von Informationen und Ressourcen im globalen Kontext und ruft an die Idee einer Neuen Weltinformationsordnung an.
- Das Oligopol der Weltagenturen und dessen Einfluss auf die Medienlandschaft.
- Die Legitimität und die Verflechtungen der Nachrichtenagenturen mit Staat und Wirtschaft.
- Das Strukturierungspotential der Weltagenturen als „Gatekeeper“ und „Private Wholesalers of Public Information“.
- Das Problem der Weltinformationsordnung und die ungleiche Verteilung von Informationen und Ressourcen.
- Die Idee einer Neuen Weltinformationsordnung als Alternative zum Nachrichtenoligopol.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I: Nachrichtenoligopol und Weltinformationsordnung. Eine kritische Betrachtung der Einflüsse und Einflussnahme der Weltagenturen
- Der Essay stellt die Dominanz der Weltagenturen (Reuters, AFP, AP) in der Medienlandschaft fest und hinterfragt deren Legitimität.
- Er untersucht die Verflechtungen der Agenturen mit Staat und Wirtschaft und zeigt auf, dass diese die Objektivität und Unabhängigkeit der Agenturen infrage stellen.
- Der Essay verdeutlicht die mächtige Position der Weltagenturen als „Gatekeeper“ und „Private Wholesalers of Public Information“ und betont deren Strukturierungspotenzial gegenüber den nachgeordneten Medien.
- Er kritisiert die „free flow“-Agenda der westlichen Welt und die daraus resultierende ungleiche Verteilung von Informationen und Ressourcen zugunsten der Industrieländer.
- Das Kapitel beleuchtet die Idee einer Neuen Weltinformationsordnung und die Bedeutung von alternativen Nachrichtenagenturen wie Inter Press Service (IPS).
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Nachrichtenoligopol, Weltinformationsordnung, Weltagenturen, Legitimität, Verflechtungen, Strukturierungspotenzial, „Gatekeeper“, „Private Wholesalers of Public Information“, „free flow“, Neue Weltinformationsordnung, Inter Press Service (IPS), Medienindustrie, Informationsordnung, Globalisierung, Entwicklung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2011, Nachrichtenoligopol und Weltinformationsordnung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188810