2009 sorgte die Räumung eines Flüchtlingslagers bei Calais international für Aufsehen. Mehrere hundert illegale Einwanderer wurden verscheucht oder festgenommen. Laut offizieller Begründung richte sich dies „nicht gegen die Migranten an sich“, aber das Lager sei ein Schleuserstützpunkt gewesen. Zudem hätten „unhygienische und gefährliche Bedingungen geherrscht.“
Das Ablenken von den „Migranten an sich“ auf andere Probleme ist in zweifacher Hinsicht interessant. Erstens wird zugleich davon ablenkt, dass die EU sich mit derartigen Barrikaden gegen Einwanderer abschottet, dass sie dabei vielfach deren Tod in Kauf nimmt. Zweitens fällt auf, dass zumindest in Großbritannien bereits in der Nachkriegszeit argumentiert wurde, man habe nichts gegen schwarze Einwanderer an sich, aber es gebe nicht genügend Kapazitäten um sie in die Gesellschaft zu integrieren.
Eine Abschottung gegenüber Einwanderern mit außereuropäischen Wurzeln wurde jedoch von Europäern nicht seit jeher betrieben. Das Vereinigte Königreich bestätigte mit dem British Nationality Act 1948 ein Staatsbürgerschaftsrecht, dass allen Bürgern des Commonwealth das Recht einräumte, sich in Großbritannien als britische Staatsbürger niederzulassen. Vierzehn Jahre später jedoch wurde dieses Recht grundlegend beschränkt, indem man nur noch solchen Commonwealthbürgern die Einreise genehmigte, die bereits eine Zusage für einen Arbeitsplatz im Land vorweisen konnten. In den folgenden Jahrzehnten wurden immer strengere Einwanderungsgesetze geschaffen.
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage, warum das liberale Einwanderungsrecht im Jahr 1948 zunächst bestätigt wurde, um dann ab 1962 immer weiter eingeschränkt zu werden. Welche Motive gab es jeweils für diese Gesetze? Es sollen die verschiedenen Gesichtspunkte geprüft werden, die zu den Überlegungen über eine Beschränkung der Einwanderung aus dem New Commonwealth beigetragen haben. Nach einem Überblick zum Umfang der Einwanderung und die unmittelbare Reaktion der Aufnahmegesellschaft folgt eine Erörterung des Hintergrundes für den British Nationality Act von 1948, in dem ein liberales Einreiserecht für Bürger des Commonwealth bestätigt wurde. Anschließend soll geprüft werden, inwiefern Arbeitslosigkeit, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt sowie die Behandlung der Einwanderung in der Presse auf deren Einschränkung hingewirkt haben mögen. Abschnitt 5 beschäftigt sich darüber hinaus mit den Einstellungen gegenüber der Einwanderung auf Regierungsebene.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangspunkt und Verlauf der Einwanderung bis zum Commonwealth Immigrants Act von 1962
- Die Bedeutung der Commonwealth-Staatsbürgerschaft
- Arbeitslosigkeit unter Einwanderern
- Argumente und indirekte Maßnahmen der Regierung gegen die zunehmende Einwanderung
- Gewaltausbrüche, Vorurteile und alltägliche Fremdenfeindlichkeit
- Darstellungen in der Presse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des britischen Einwanderungsrechts im Kontext der Zuwanderung aus den ehemaligen britischen Kolonien in der Nachkriegszeit. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, warum ein zunächst liberales Einwanderungsrecht, das allen Bürgern des Commonwealth das Recht auf Niederlassung in Großbritannien einräumte, ab 1962 zunehmend eingeschränkt wurde.
- Der Einfluss der Commonwealth-Staatsbürgerschaft auf die Einwanderung
- Die Rolle von Arbeitslosigkeit, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt in der öffentlichen Debatte über Einwanderung
- Die politischen Reaktionen der britischen Regierung auf die zunehmende Einwanderung
- Die Darstellung der Einwanderung in der Presse
- Die Ursachen für die Verabschiedung des Commonwealth Immigrants Act von 1962
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas und den Forschungsstand dar. Sie fokussiert auf die Problematik der Abgrenzung von Einwanderern und zeigt die Entwicklung des britischen Einwanderungsrechts in der Nachkriegszeit auf.
- Kapitel 2 befasst sich mit dem Umfang der Einwanderung aus dem Commonwealth in Großbritannien und ihren Ursachen, sowie mit der Bedeutung des "Empire Windrush" als Symbol für die Einwanderung aus den ehemaligen Kolonien.
Schlüsselwörter
Einwanderung, Commonwealth, Großbritannien, Nachkriegszeit, Staatsbürgerschaft, Rassismus, Diskriminierung, Arbeitsmarkt, Fremdenfeindlichkeit, Presse, Politik.
- Arbeit zitieren
- Arndt Schmidt (Autor:in), 2009, Von Commonwealth Citizens zu Commonwealth Immigrants, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189010