Nationalparktourismus im deutschen Mittelgebirge

Konfliktfeld oder Chance fur die Region?


Magisterarbeit, 2008

107 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung

2 Allgemeine Grundlagen zu Großschutzgebieten
2.1 Die Nationalpark-Idee
2.2 Großschutzgebiete in Deutschland

3 Nationalpark Bayerischer Wald
3.1 Das Gebiet - Allgemeine Informationen
3.2 Das touristische Angebot und die touristische Nachfrage
3.2.1 Unterkünfte
3.2.2 Sport und Gesundheit
3.2.3 Kultur und Regionales
3.2.4 Mobilität
3.2.5 Einrichtungen
3.3 Die Nationalparkverwaltung
3.3.1 Allgemeine Informationen
3.3.2 Der Nationalparkplan
3.3.3 Zonierung

4 Nationalpark Harz
4.1 Das Gebiet - Allgemeine Informationen
4.2 Das touristische Angebot und die touristische Nachfrage
4.2.1 Unterkünfte
4.2.2 Sport und Gesundheit
4.2.3 Kultur und Regionales
4.2.4 Mobilität
4.2.5 Einrichtungen
4.3 Die Nationalparkverwaltung
4.3.1 Allgemeine Informationen
4.3.2 Der Nationalparkplan
4.3.3 Zonierung
4.3.4 Die Europäische Charta für nachhaltigen Tourismus in Schutzgebieten

5 Nationalpark Sächsische Schweiz
5.1 Das Gebiet - Allgemeine Informationen
5.2 Das touristische Angebot - Die touristische Nachfrage
5.2.1 Unterkünfte
5.2.2 Sport und Gesundheit
5.2.3 Kultur und Regionales
5.2.4 Mobilität
5.2.5 Einrichtungen
5.3 Die Nationalparkverwaltung
5.3.1 Sitz und Aufgabe
5.3.2 Das Nationalparkprogramm
5.3.3 Zonierung

6 Analyse und Auswertung
6.1 Nationalparktourismus
6.2 Konfliktfeld Naturschutz - Erholungsnutzung
6.2.1 Schäden durch die Nationalparktouristen
6.2.2 Besucherlenkung
6.2.3 Besuchermonitoring
6.2.4 Konfliktbeispiele der Untersuchungsgebiete
6.3 Akzeptanz von Großschutzgebieten
6.4 Die regionalwirtschaftliche Bedeutung

7 Zusammenfassung und Ausblick

Literatur- und Quellenverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Entwicklung der Gebietsschutzkonzeptionen

Abb. 2: IUCN- Schutzgebietskategorien

Abb. 3: Bundesnaturschutzgesetz § 24, Abschnitt 1 und 2

Abb. 4: Übersichtskarte Nationalpark Bayerischer Wald

Abb. 5: Logo „Nationalpark-Partner“ Bayerischer Wald

Abb. 6: Igelbus - Logo

Abb. 7: Organisationsmodell der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald

Abb. 9: Übersichtskarte Nationalpark Harz

Abb. 10 : Der Harzer Hexenstieg - Streckenverlauf.

Abb. 11: UmweltbildungseinrichtungenNationalpark Harz

Abb. 12: Organigramm derNationalparkverwaltung Harz

Abb. 13: Zonierung im Nationalpark Harz

Abb. 14: Übersichtskarte Nationalpark Sächsische Schweiz

Abb. 15: Die Felsenbühne Rathen

Abb. 16: Streckennetz der OVG

Abb. 17: Informationsstellen im Nationalpark Sächsische Schweiz

Abb. 18: Organisation des Nationalparkamtes Sächsische Schweiz

Abb. 19: Besucherlenkung

Abb. 20: Besucherlenkung durch Sichtreize und Wegebau: ungesteuerter Ausgangszustand

Abb. 21: Besucherlenkung durch Sichtreize und Wegebau: Steuerungseffekt 80%

Abb. 22: Besucherlenkung durch unterschiedliche Intensität beim Wegebau: Steuerungseffekt 90 %

Abb. 23: Konflikttypen nach Ziener

Abb. 24: Illegale Abholzungenbei der Vehmhöhle/ Sächsische Schweiz

Abb.27: Harzer Schmalspurbahn

Abb. 29: Nationalparkklage Bayerischer Wald

Abb. 31: Tourismus-Beteiligte auf regionaler Ebene und ihre Handlungsfelder

Abb. 32: Vorgehensweise bei der Berechnung der Arbeitsplatzäquivalente

Abb. 33: Gästebefragung Tourbu Sächsische Schweiz 2007

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Gesamtflächen ausgewählter Schutzgebietstypen in den Bundesländern und in Deutschland

Tab. 2: Die deutschen Nationalparke

Tab. 3: Besuchererfassungsmethoden

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

"Nationalparke befinden sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand oder sind geeignet, sich in einen Zustand zu entwickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden, der einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet" (§ 24 BnatSchG).

Laut diesem Paragraphen des Bundesnaturschutzgesetzes sind deutsche Nationalparke gesetzlich zu einem intensiven Naturschutz verpflichtet. 75% der Fläche eines Nationalparks sollen nach den internationalen Richtlinien der „International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources“ (IUCN), dem so genannten Prozessschutz unterliegen, das heißt, dass in dem entsprechenden Teil des Gebietes die Natur nach dem Motto „Natur, Natur sein lassen“, sich selbst überlassen werden soll. Ebenso fordern die Richtlinien der IUCN die Erholungsnutzung als ein weiteres primäres Management-Ziel eines Nationalparks. In der Tat haben die Nationalparke durch die intakte Natur, die umfangreiche Flora und Fauna sowie die sagenhaften Landschaftsbilder ein hohes touristisches Potential.

Die durch den Tourismus entstehenden Schäden an der Natur, wie z.B. Trittschäden oder akustische sowie optische Störungen der Tierwelt stehenjedoch im extremen Gegensatz zu den eigentlichen Naturschutz-Zielen eines Nationalparks, was nicht selten zu starken Nutzungskonflikten führen kann. Besonders Hauptanziehungspunkte wie der Brocken im Harz, der Lusen und der Rachel im Bayerischen Wald oder der Große Winterberg in der Sächsischen Schweiz, werden sehr stark von Besuchern frequentiert. Über 5000 Touristen besuchen an schönen Tagen den Brocken. Wenn solche massiven Besucherströme auch eine deutliche Problematik bezüglich des Naturschutzes aufweisen, so spielt der durch den Tourismus entstandene finanzielle Nutzen sowie das damit verbundene Interesse an der Region doch eine bedeutende Rolle. Nationalparke können die Natur erlebbar machen und besonders hier wird durch die Natur- und Naturinszenierungen der Bildungsauftrag der Gesellschaft nach Umweltbildung in hohem Maße erfüllt.

Nationalparkregionen befinden sich überwiegend in strukturschwachen ländlichen Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und Abwanderung. Neben dem Schutz der Natur bieten Nationalparke in diesen Gebieten auch Möglichkeiten zur Sicherung der Lebensqualität und der wirtschaftlichen Basis der regionalen Bevölkerung. Der Nationalparktourismus schafft in diesen schwachen Regionen Arbeitsplätze und fördert die strukturelle Entwicklung der regionalen Infrastruktur. Um eine nachhaltige Regionalentwicklung zu fördern, bedarf es einer außerordentlich guten Zusammenarbeit zwischen Nationalparkverwaltung und Nationalparkregion, um spezifische, vor allem nachhaltige touristische Produkte entwickeln und vermarkten zu können. Auf diese Weise soll die Wirtschaftskraft der Region gestärkt und die Natur geschützt werden.

1.2 Zielsetzung

Das Hauptziel dieser Arbeit ist ein qualitativer Vergleich hinsichtlich der touristischen Struktur der drei ältesten deutschen Mittelgebirgs-Nationalparke in Deutschland: der Bayerische Wald, der Harz und die Sächsische Schweiz. Die beiden hier nicht aufgeführten Mittelgebirgs-Nationalparke Eifel und Kellerwald­Edersee wurden erst im Jahr 2004 gegründet und eignen sich somit noch nicht für eine ausreichende qualitative Analyse.

Diese Arbeit soll einen allgemeinen Überblick über die touristische Struktur der drei oben genannten Untersuchungsgebiete geben, aber auch den angesprochenen Nutzungskonflikt zwischen Naturschutz und Erholungsnutzung sowie die regionalwirtschaftliche Bedeutung aufzeigen.

Anhand von einheitlichen Untersuchungselementen wird dieser Vergleich unter folgenden Gesichtspunkten realisiert:

- Allgemeine Informationen wie Lage, Größe und Entstehungs­geschichte,
- das touristische Angebot und die touristische Nachfrage,
- die Nationalparkverwaltungen und das touristische Management und Marketing,
- das Umweltmanagement,
- die Bedeutung für die Regionalentwicklung
- und der nationalparkspezifische Tourismus

Nach einem Einstieg über die allgemeinen Informationen, die wichtig für eine bessere Einordnung der Gebiete sind, wird ein Überblick über das touristische Angebot der drei Nationalparke gegeben. Hierbei werden die Elemente Unterkünfte, Sport und Gesundheit, Kultur und Regionales sowie Mobilität beschrieben. Interessant ist auch das jeweilige Besucheraufkommen in den drei Nationalparken, hierbei spielt ebenso das ÖPNV- Angebot eine wichtige Rolle. Jedes Jahr strömen Tausende von Besuchern auf den Brocken, dem höchsten Berg Norddeutschlands, der mitten im Nationalpark Harz liegt. Für den Erhalt der unberührten Natur ein Dorn im Auge, für den Tourismus ein Segen. Wie gehen die einzelnen Nationalparke mit den teilweise massiven Besucherströmen um? Ein wichtiges Instrument hierfür bildet die Besucherlenkung. Über ein gut durchdachtes Wegenetz haben die Nationalparke die Möglichkeit die Massen aus den empfindlichen Gebieten fernzuhalten. Wie wird dies in den drei Untersuchungsgebieten umgesetzt? Welche Instrumente werden außerdem verwendet?

Ein weiterer Vergleichspunkt sind die jeweiligen Nationalparkverwaltungen bezüglich ihrer Zielsetzungen und Leitbilder sowie dem touristischen Management und Marketing. Aus den Zielsetzungen der Nationalparke, wie z.B. der allgemeinen touristischen Ziele werden Strategien entwickelt, die wiederum die Basis für die Leitlinien und Projekte bilden.

Anhand von Expertengesprächen vor Ort soll zudem herausgefunden werden, wie hoch der nationalparkspezifische Anteil des Tourismus ist, das heißt, wie viele Besucher kommen explizit wegen der Nationalparke und wie viele werden lediglich durch andere touristische Angebote, wie touristische Freizeiteinrichtungen, in die Region gelockt?

Die Expertengespräche wurden jeweils mit einem Vertreter der Tourismusverbände sowie einem Vertreter der Nationalparkverwaltungen geführt. Im Nationalpark Bayerischer Wald waren die Interviewpartner Herr Wanninger von der Nationalparkverwaltung und Frau Rossberger von der Tourist-Info in Zwiesel. Im Harz Herr Knolle von der Nationalparkverwaltung und Herr Krooß vom Harzer Verkehrs Verband. In der Sächsischen Schweiz Herr Knaak von der Nationalparkverwaltung, Frau Nestler vom Tourismusverband Sächsische Schweiz sowie Herr Teichmann vom Tourismusverein Elbsandsteingebirge.

Am Ende dieser Arbeit soll deutlich werden, wie der aktuelle Stand bezüglich der fünf genannten Untersuchungselemente in den drei Nationalparken ist. Positive Entwicklungen und Aussichten sollen ebenso aufgezeigt werden wie etwaige Missstände.

2 Allgemeine Grundlagen zu Großschutzgebieten

2.1 Die Nationalpark-Idee

Die Nationalpark-Idee entstand Ende des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten von Amerika. 1872 öffnete der Yellowstone-Nationalpark als erster Nationalpark der Welt seine Pforten. Die Idee entstand zum Einen aus der gewandelten Vorstellung der Natur. Stand die ungezähmte Natur im Mittelalter noch für Chaos und wurde als Bedrohung für den Menschen angesehen, so wandelte sich die Natur in der Romantik zum Inbegriff des Reinen und Guten. Auf der anderen Seite suchten die amerikanischen Einwanderer nach einer neuen nationalen Identität und fanden diese in den einzigartigen nordamerikanischen Landschaften, deren Schönheit sie so erhalten wollten (vgl. Job/Metzler/Vogt 2003, S. 4).

Die Ziele der amerikanischen Nationalparke waren damals bereits ähnlich wie Heute, die Erhaltung von besonders schönen Landschaften und deren Schutz vor menschlichen Eingriffen sowie die Bereitstellung der Nationalparke zu Erholungszwecken der Bevölkerung (vgl. Job/Metzel/Vogt 2003, S. 4).

Dennoch wurden, im absoluten Gegensatz zu Heute, die Nationalparke weiterhin ökonomisch genutzt. Holznutzung, Jagd, Dynamit-Fischerei sowie Straßen- und Schienenbau wurden offiziell autorisiert. Erst im Jahre 1916 wurde das Gesetz über Nationalparke erlassen. Hiermit nahm das amerikanische Totalschutzmodell seinen Anfang, welches die weltweite Vorstellung von Naturschutz des 20. Jahrhunderts bedeutend prägte. Dieses Modell beinhaltete auch Landenteignungen und Zwangsumsiedlungen. Die lokale Bevölkerung wurde komplett ausgeschlossen. Lediglich Tourismus und Forschung wurden als Nutzung zugelassen (vgl. Job/Metzel/Vogt2003, S. 5).

In den 1970er Jahren wurde diese extreme Naturschutzpolitik nach und nach gelockert. Unter anderem die Erkenntnis, dass die einzige Konstante bei Ökosystemen ihr dauernder Wandel ist, und dass diese Biodiversität häufig auch durch den Menschen bedingt ist, führte zu der Lockerung. Aus politischer Sicht schien es beim Betrachten der hohen Bevölkerungszuwächse und der steigenden Armut in den Entwicklungsländern, wo die meisten der weltweiten Schutzgebiete ausgewiesen wurden, nicht mehr tragbar die einheimische Bevölkerung länger von der Nutzung der Ressourcen aus den Schutzgebieten auszuschließen (vgl. Job/Metzel/Vogt2003, S. 5).

Ein Antrieb zu dieser Zeit war das "Der Mensch und die Biosphäre"-Programm der UNESCO von 1970. Ziel dieses Programms war es, ein weltweites Netz an Schutzgebieten, so genannten Biosphärenreservaten aufzubauen, in denen die lokale Bevölkerung an der regionalen, sozialen und ökonomischen Entwicklung teilnimmt (s. Kapitel 2.2).

Im Wandel der Schutzgebietskonzeptionen ist 1990 die "World Conservation Strategy" von IUCN, UNEP und WWF ins Leben gerufen, ein weiterer wichtiger Wendepunkt. Sie zielt auf eine Integration von Naturschutz und Entwicklung und auf eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Lebensgrundlagen ab (vgl. Job/Metzel/Vogt2003, S. 5).

Seit der Konferenz der vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro und dem IV. Weltkongress für Nationalparke und andere Schutzgebiete in Caracas 1992 herrscht Einigkeit darüber, dass Schutzgebiete ökologisch, wirtschaftlich und sozial in die jeweilige Region integriert werden müssen. Es soll eine Partnerschaft zwischen Schutzgebiet und örtlicher Bevölkerung erstrebt werden. "Großschutzgebiete werden explizit als Chance für die lokale Bevölkerung verstanden, den Standortvorteil einer intakten Natur nachhaltig in Wert zu setzen “ (Job/Metzel/Vogt 2003, S. 6). Hierbei wird dann von integriertem Management gesprochen. In der folgenden Abbildung 1 ist die Entwicklung der Schutzgebietskonzeptionen seit Mitte des 19. Jahrhunderts graphisch dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Entwicklung der Gebietsschutzkonzeptionen (Quelle: Job/Metzel/Vogt 2003, S. 7)

IUCN (International Union for the Conservation of Nature and Natural Resources)

Die IUCN ist eine internationale Naturschutzorganisation mit Sitz in Gland in der Schweiz und wurde im Jahre 1948 gegründet. Seit 1990 nennt sich die Organisation "World Conservation Union". Die Abkürzung IUCN ist allerdings weiterhin die gängige Bezeichnung. Ihre Aufgabe ist es, den weltweiten Naturschutz zu koordinieren und zu organisieren. Alleine in Europa existieren mehr als 90 verschiedene Kategorien von Schutzgebieten, weshalb bereits 1978 ein System zur Einordnung von Naturschutzgebieten mit 10 Schutzgebietskategorien entwickelt wurde. Dieses System wurde 1994 auf sechs Kategorien begrenzt und dient heute unter anderem als Grundlage für die „UN List of National Parks and Protected Areas“, einer vollständigen Auflistung aller Nationalparke weltweit.

Abb. 2: IUCN- Schutzgebietskategorien

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Großschutzgebiete in Deutschland

Naturschutz in Deutschland ist Sache der Bundesländer. Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Abschnitt 4, § 22 „Erklärung zum Schutzgebiet“ besagt, dass „die Länder bestimmen, dass Teile von Natur und Landschaft zum 1. Naturschutzgebiet, Nationalpark, Biosphärenreservat, Landschaftsschutzgebiet, Naturpark oder 2. Naturdenkmal oder geschützten Landschaftsbestandteil erklärt werden können“.

Naturparke, Biosphärenreservate und Nationalparke werden als Großschutzgebiete bezeichnet, wobei keine festgelegte Mindestgröße für die Gründung eines solchen Gebietes besteht. Das kleinste Großschutzgebiet in Deutschland ist der Nationalpark Jasmund auf der Halbinsel Jasmund im Nordwesten der Insel Rügen mit einer Größe von 3.003ha. Die Errichtung eines Großschutzgebietes mit solch geringer Fläche wird durch die Einzigartigkeit seiner Landschaft gerechtfertigt.

Tab. 1 Gesamtflächen ausgewählter Schutzgebietstypen in den Bundesländern und in Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2008 nach Angaben der Länder und Recherchen des BfN's)

Der Schutzgebietstyp mit den geringsten Naturschutzzielen sind die Naturparke. In Deutschland wurden seit 1958 insgesamt 98 Naturparke gegründet, die zusammen 25% der Fläche Deutschlands einnehmen (vgl. www.nationale- naturlandschaften.de) (siehe auch Tab. 1). Naturparke sollen in erster Linie die Kulturlandschaft, also die durch den Menschen geprägte Landschaft erhalten und pflegen. Sie sollen insgesamt, im wirtschaftlichen wie auch im ökologischen Bereich, eine nachhaltige Entwicklung fördern, wobei sie insgesamt „eine Balance zwischen intakter Natur, wirtschaftlichen Wohlergehen und guter Lebensqualität“ (www.nationale-naturlandschaften.de) anstreben sollen. Die deutschen Naturparke sind im „Verband Deutscher Naturparke e.V.“ zusammengefasst, der sich seit 1963 um die Interessen der Schutzgebiete kümmert.

Im Rahmen des Programms „Man and Biosphere“ weist die UNESCO weltweit Biosphärenreservate aus. Diese Biosphärenreservate sollen als Modelle „zur Erforschung und Demonstration von Ansätzen zu Schutz und nachhaltiger Entwicklung auf regionaler Ebene sein“ (UNESCO 1996, S. 20). Sie sollen die Landschaften, Ökosysteme, Arten und genetische Vielfalt schützen und die wirtschaftliche und menschliche Entwicklung fördern, die sozial und ökologisch nachhaltig ist (vgl. UNESCO 1996, S. 20 f.). Bei diesen Aufgaben werden die Gebiete von der UNESCO logistisch unterstützt. In den Biosphärenreservaten geht es demnach auch um den Schutz der durch den Menschen geprägten Kulturlandschaften. In Deutschland bestehen zur Zeit 13 Biosphärenreservate, nachdem das Biosphärenreservat Bayerischer Wald 2006 aus dem Weltverbund herausgenommen wurde, da die Ausweisung einer Entwicklungszone aufgrund regionaler Proteste nicht zustande kam.

Die Abbildung 3 zeigt einen Ausschnitt aus dem Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege, dem Bundesnaturschutzgesetz, in dem die deutschen Nationalparke spezifiziert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Bundesnaturschutzgesetz § 24, Abschnitt 1 und 2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: www.gesetze-im-internet.de)

Deutschland verfügt derzeit über 14 Nationalparke. Die Tabelle 2 gibt einen aktuellen Überblick über alle deutschen Nationalparke.

Tab. 2: Die deutschen Nationalparke

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Eigene Darstellung nach Daten von EUROPARC e.V.)

Die Großräumigkeit der Nationalparke ist nicht genau definiert, es wird in der Regel von 10.000ha Mindestgröße ausgegangen, wobei es auch Ausnahmen wie den Nationalpark Jasmund gibt (siehe S. 8).

Aufgrund der kulturhistorischen Entwicklung und der hohen Bevölkerungsdichte in Deutschland sind ursprüngliche Naturlandschaften praktisch nicht mehr vorhanden (vgl. Becker et. al. 1996, S. 100). Alle deutschen Nationalparke sind daher so genannte Entwicklungs- oder Zielnationalparke. Ihr Ziel ist es mittel- bis langfristig die internationalen Richtlinien, nach denen mindestens 75% der Fläche dem Prozessschutz unterliegen soll, zu erfüllen.

Fast alle Bundesländer können inzwischen einen Nationalpark aufweisen. Davon ausgenommen sind bis jetzt die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland- Pfalz, das Saarland, Bremen und Berlin. Hierbei fallt auf, dass es sich, lässt man Berlin außen vor, ausschließlich um die alten Bundesländer handelt. Das hat vor allem mit dem politischen Umbruch im Jahre 1989 zu tun. Im letzten Jahr der DDR, also von 1989 bis 1990 fand ein umfangreiches Programm zur Einrichtung von Nationalparken in Ostdeutschland statt. Fünf der gegenwärtigen Nationalparke, nämlich Jasmund, Müritz, Vorpommersche Boddenlandschaft, Hochharz und Sächsische Schweiz entstanden in dieser Zeit (vgl. www.nabu.de).

3 Nationalpark Bayerischer Wald

3.1 Das Gebiet - Allgemeine Informationen

Der Nationalpark Bayerischer Wald, auch „das grüne Dach Europas“ genannt, liegt im Osten Bayerns entlang der tschechischen Grenze und wurde als erster deutscher Nationalpark am 07.10.1970 gegründet (vgl. www.nationalpark- bayerischer-wald.de). 1997 wurde er auf insgesamt rund 24.000ha erweitert und ist heute, neben dem Nationalpark Harz, der zweitgrößte deutsche Waldnationalpark. Zusammen mit dem tschechischen Nationalpark Šumava bildet er das größte Waldschutzgebiet Mitteleuropas. Ein großer Teil des Gebietes liegt auf über 1000m über dem Meeresspiegel, mit den höchsten Erhebungen Falkenstein (1315m), Lusen (1373m) und Großer Rachel (1453m). Geologisch gesehen liegt der Nationalpark Bayerischer Wald im Gebirge Böhmerwald, welches seit Anfang des 20. Jahrhunderts in drei politische Einheiten aufgeteilt ist: der tschechische „Böhmerwald“ im tschechischen „Šumava“, der Bayerische Wald und der österreichische “Böhmerwald“ im Mühlviertel. Über 98% der Nationalparkfläche ist bewaldet.

Abb. 4: Übersichtskarte Nationalpark Bayerischer Wald

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.2 Das touristische Angebot und die touristische Nachfrage

Der Tourismus im Bayerischen Wald begann erst Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau einer Eisenbahnstrecke nach Zwiesel, durch den viele Orte an die Außenwelt angeschlossen werden konnten. Für die Besucher aus den großen Städten war ein Aufenthalt im Bayerischen Wald mit seiner Ursprünglichkeit und Natürlichkeit eine willkommene Abwechslung zum städtischen Leben. Der Ausbau der Bahnstrecke von Zwiesel nach Grafenau im Jahre 1890 öffnete auch den Raum Grafenau für den Tourismus.

Als im Jahre 1970 der Nationalpark Bayerischer Wald eröffnet wurde, geschah dies zunächst zur Strukturverbesserung in dem Zonenrandgebiet. Seit der Eröffnung des Nationalparks und der damit verbundenen Imageverbesserung des Tourismus in der Region boomt der Fremdenverkehr im Bayerischen Wald. Heute ist die Nationalparkregion Bayerischer Wald eine der beliebtesten Ferienregionen Deutschlands, nicht zuletzt auch oder gerade wegen des Nationalparks.

3.2.1 Unterkünfte

Die Unterkunftsstruktur in der Nationalparkregion Bayerischer Wald ist überwiegend privat organisiert. Große Sorge bereitet der Region die seit 1992 sinkende Zahl der Übernachtungen. In der Region um Zwiesel am nördlichen „Erweiterungsteil“ des Nationalparks gelegen, lag die Zahl der Übernachtungen Anfang der 90er Jahre nach dem Boom der Wiedervereinigung Deutschlands noch bei ca. 500.000 Übernachtungen und sank bis zum Jahre 2007 auf lediglich 280.000 Übernachtungen. Dies entspricht dem allgemeinen Trend im Bayerischen Wald, wo eine stetig sinkende Zahl der Übernachtungen bei gleich bleibenden Gästeankünften beobachtet wird (Experteninterview Frau Rossberger vom 03.03.08).

Dies hat verschiedene Gründe. Zum Einen spielt der allgemeine bundesweite touristische Trend zu kürzeren Reisen eine Rolle und zum Anderen wird die mangelnde Unterkunftsqualität der privaten Betriebe verantwortlich gemacht (Experteninterview Frau Rossberger vom 03.03.08). Diese wurden größtenteils seit vielen Jahren nicht mehr renoviert und modernisiert. Mangels finanzieller Möglichkeiten der Betriebe, aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage, wird sich an diesem Zustand auch nur sehr schwer etwas ändern lassen. Die Erweiterung des Nationalparks 1997/1998 wird allerdings von offizieller Seite nicht für die sinkenden Übernachtungszahlen verantwortlich gemacht. Das wird auch daran deutlich, dass die Übernachtungen bereits fünf Jahre vor der Erweiterung, im Jahre 1992 sanken (Experteninterview Frau Rossberger vom 03.03.08).

„Nationalpark-Partner“

Die Nationalparkverwaltung hat das Qualitätssiegel „Nationalpark-Partner“ für Beherbergungsbetriebe eingeführt, um besondere Betriebe, die im Sinne der Nationalpark-Idee handeln, auszuzeichnen (s. Abb. 5). Zu den Partnerbetrieben des Nationalparks gehören zur Zeit insgesamt 20 Hotels, 9 Gasthöfe und Pensionen, 19 Ferienwohnungen und Ferienhäuser sowie 8 Bauernhöfe und Hütten . Eine kostenlose Broschüre führt alle Partnerbetriebe übersichtlich auf (www.nationalpark-bayerischer-wald.de).

Somit ist von der Nationalparkverwaltung bereits ein erster Schritt getan, um die mangelnde Qualität der Unterkünfte in der Region zu verbessern. Damit die Region Bayerischer Wald in Zukunft wieder mit Wachstum rechnen kann, müssten entscheidende Maßnahmen getroffen werden. In diesem Zuge sind bereits Pläne für eine bundesweite Marketingkampagne in Radio und Fernsehen in Arbeit, die in naher Zukunft umgesetzt werden sollen (Experteninterview Frau Rossberger vom 03.03.08).

Abb. 5: Logo „Nationalpark-Partner“ Bayerischer Wald

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: www.nationalpark-bayerischer-wald.de)

3.2.2 Sport und Gesundheit

Der Nationalpark Bayerischer Wald bietet für die Wanderer umfangreiche Möglichkeiten. Über 300km gut markierte Wanderwege stehen dem Wanderer zur Verfügung. Die beliebtesten Wandergebiete befinden sich rund um den Lusen, Rachel, Falkenstein sowie in Bayrisch Eisenstein. Des Weiteren wurden verschiedene Erlebniswege eingerichtet, deren Idee die Ermöglichung des Zugangs zu den schönsten und attraktivsten Stellen im Nationalpark ist. Auch im Winter ist Wandern möglich: Einige Wege werden geräumt und gewalzt.

Im Herbst 2006 wurde der Qualitätswanderweg „Goldsteig“ eröffnet. Er wurde mit dem Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ des deutschen Wanderverbandes ausgezeichnet und hat somit die 9 Kernkriterien sowie die 23 Wahlkriterien (siehe Anhang I) erfüllt. Auf über 650km zieht er sich von der 946m hohen Platte im Steinwald zum 1379m hohen Plöckenstein im Dreiländereck Deutschland, Tschechien und Österreich quer durch das größte zusammen­hängende Waldgebirge Mitteleuropas. Hauptattraktion des Goldsteigs ist die Passage durch das Kerngebiet des Nationalparkes vorbei am großen Falkenstein, großen Rachel und Lusen (vgl. www.wandern-im-bayerischen-wald.de) (s. Anhang IV).

Der Nationalpark Bayerischer Wald verfügt ebenso über ein gut ausgebautes Radwegenetz. Über 200km Radwege stehen zur Verfügung und verbinden an drei Grenzübergängen den Nationalpark Bayerischer Wald mit dem Nationalpark Sumava. Der Radfahrer kommt sehr nah an viele Attraktionen heran und kann das letzte Stück zu Fuß meistern. Die Nationalparkverwaltung hat Haltebügel zum sicheren Abschließen der Räder zur Verfügung gestellt (vgl. www.nationalpark- bayerischer-wald.de).

In den Randbereichen des Nationalparks ist auch Skilanglauf möglich. Ca. 80km Loipen werden gespurt und präpariert. Gute Ausgangspunkte für Langlauftouren sind die Langlaufzentren Mauth und Zwieslerwaldhaus (vgl. www.nationalpark- bayerischer-wald.de).

Darüber hinaus sind auch Schneeschuhgehen, Rodeln und Reiten im Nationalpark möglich.

3.2.3 Kultur und Regionales

„Glas und Holz ist Zwiesels ganzer Stolz“ (Traditionelles Bayerisches Sprichwort).

Der Bayerische Wald ist besonders bekannt für seine Glashütten, die dort bereits vor 700 Jahren entstanden sind. Das Zentrum der Glasbearbeitung bildet die Region um Zwiesel und Frauenau. Zur Erkundung dieses Handwerks hat der Besucher vielfältige Möglichkeiten: Er kann entlang der Glasstraße, die sich zwischen Arber und Frauenau erstreckt fahren und dabei zahllose Glashütten besichtigen. Oder er besucht das Glasmuseum in Frauenau, die „Gläserne Scheune“ in Rauhbühl bei Viechtach oder den „Gläsernen Wald“ bei der Burgruine Weißenstein (www.bayerischer-wald.de).

Viele alte Burgen und Schlösser sowie Klöster und Kirchen sind im Bayerischen Wald erhalten geblieben. Sie sindjederzeit ein sehr beliebtes Ausflugsziel für die Besucher.

Für die feierliche Unterhaltung bietet der Bayerische Wald unzählige Freilichtfestspiele und folkloristische Feiern.

3.2.4 Mobilität

Der Nationalpark Bayerischer Wald verfügt über ein sehr gut funktionierendes Verkehrskonzept. Unter dem Motto „Natur schützen, Bus benützen“ betreibt die „Regionalbus Ostbayern GmbH“ (RBO) zehn Erdgasbusse im Nationalpark Bayerischer Wald unter dem Namen „Igelbusse“ (s. Abb. 6). Sie verkehren in den Monaten von Mai bis Oktober sehr häufig und in regelmäßigen Abständen. Die vier Buslinien „Rachel-Bus“, „Lusen-Bus“, „Finsterau-Bus“ und „Freyung-Bus“ können mit dem „Igel-Bus Ticket“ oder mit dem „Bayerwald-Ticket“ genutzt werden. Das Bayerwald-Ticket ist darüber hinaus für Fahrten im gesamten Naturpark Bayerischer Wald gültig.

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(Quelle: www.rbo.de)

Die nachhaltige Mobilität wird von „Bayerwald-Ticket“ und „Igelbusse“ aktiv unterstützt. Wer mit Bus und Bahn anreist, braucht beispielsweise bei Führungen nur die Hälfte zu bezahlen.

Weitere Verkehrsangebote sind die Waldbahn, die direkt entlang der Nationalparkgrenze verläuft und Bayerisch Eisenstein, das Haus zur Wildnis in Ludwigsthal, Zwiesel, Frauenau, Spiegelau und Grafenau miteinander verbindet. Die so genannten Falkensteinbusse verkehren zwischen Zwiesel und dem Wandergebiet rund um den Falkenstein.

Verkehrstechnisch ist die Nationalparkregion Bayerischer Wald demnach außerordentlich gut erschlossen.

3.2.5 Einrichtungen

Neben den sehr guten Sportmöglichkeiten existieren einige spezielle Einrichtungen und touristische Hauptattraktionen die nicht nur der Erholung, sondern auch der Bildung und der Information dienen (www.nationalpark- bayerischer-wald.de):

Das Informationszentrum „Hans Eisenmann Haus“ bei Neuschönau soll die erste Anlaufstelle im Nationalpark sein. Hier kann sich der Besucher ein erstes Bild des Nationalparks machen. Tonbildschauen und Filme sollen die Bedeutung und die Philosophie des Nationalparks vermitteln. Es besteht außerdem eine Bibliothek mit über 3500 Naturbüchern.

Im „Informationszentrum Haus zur Wildnis“ bei Neuschönau soll wie im „Hans-Eisenmann-Haus“ über den Nationalpark informiert werden. Den Besucher erwarten u.a. verschiedene Ausstellungen und ein 3D-Kino, wobei die Entwicklung der Nationalparkwälder hin zur Wildnis im Mittelpunkt stehen.

Im Waldspielgelände bei Spiegelau sollen Kinder und Erwachsene die Natur spielend begreifen. Der Rundwanderweg „Tagpfauenauge“ führt in ca. einer Stunde durch das Gelände. Dort befinden sich Spielplätze, auf denen spielerisch die traditionelle Nutzung des Waldes nachvollzogen werden kann. Ein ca. zwei Kilometer langer Naturerlebnispfad auf dem der Wald den Besuchern auf sehr vielfältige und ungewöhnliche Weise näher gebracht wird. Auf der Waldwiese befinden sich u.a. Hütten, in denen gegrillt werden darf.

Im Nationalpark Bayerischer Wald existieren zwei Tierfreigelände:

Im Tierfreigelände I bei Neuschönau verteilen sich 16 Großgehege auf ca. 250ha Fläche. Das Gelände bietet einen 7km langen Rundweg mit verschiedenen waldbezogenen Themen an. Hier leben aktuell 36 verschiedene Vogel- und Säugetierarten.

Die Hauptattraktionen des Tierfreigeländes II bei Ludwigsthal sind eine Luchsfamilie, ein Wolfsrudel, Wildpferde und Urrinder. Es besteht aus drei Großgehegen mit rund 65ha. Ein zweieinhalb Kilometer langer Rundweg fährt durch das Gelände.

Bei Neuschönau befindet sich außerdem ein großer Naturgarten. Über 700 Pflanzenarten sind hier nach Lebensbereichen geordnet. An das Pflanzengelände ist das Gesteinsgelände angegliedert, in dem die typischen Gesteinsarten des Nationalparks beschrieben werden.

3.3 Die Nationalparkverwaltung

3.3.1 Allgemeine Informationen

Die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald hat ihren Hauptsitz in Grafenau im südlichen Teil des Bayerischen Waldes. Seit dem 14.10.2003 untersteht sie direkt dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (www.nationalpark-bayerischer-wald.de). Die Abbildung 7 zeigt den organisatorischen Aufbau der Verwaltung (Stand 03/2006). Die in der vorliegenden Arbeit untersuchten Managementfelder, die sich im engeren aber auch weiteren Sinne mit der touristischen Entwicklung und Planung befassen, sind hier in den Sachgebieten I, II und III untergebracht.

Von den etwa 200 Mitarbeitern sind der überwiegende Anteil Förster und Waldarbeiter. Der übrige Teil sind Verwaltungsangestellte, Pädagogen, Zoologen, Schreiner, Elektriker und andere (www.nationalpark-bayerischer-wald.de). Hinzu kommen noch zahlreiche Zivildienstleistende, Teilnehmer am Freiwilligen Ökologischen Jahr und Praktikanten.

Abb. 7: Organisationsmodell der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: www.nationalpark-bayerischer-wald.de)

3.3.2 Der Nationalparkplan

„Entsprechend § 7 Nationalparkverordnung (NP-VO) ist von der Nationalparkverwaltung unter Mitwirkung des Kommunalen Nationalparkausschusses (§ 16 Abs. 3 Nr. 1 NP-VO) ein Nationalparkplan auszuarbeiten “ (www.nationalpark-bayerischer-wald.de).

Der Nationalparkplan des Bayerischen Waldes gliedert sich in drei Teile: Einem Zielteil (Leitbild und Ziele), einem Anlagenteil (z.B. Wegeplan) und einer Bestandsaufnahme (Gebietsmonographie) (www.nationalpark-bayerischer- wald.de). Aufgabe des Nationalparkplans ist es, mittelfristig die Ziele und Maßnahmen für den Nationalpark festzulegen. Er bildet also die Grundlage für die jährlichen Einzelmaßnahmen und Programme.

Hauptinhalte des Leitbildes sind der Prozessschutz, der Arten- und Biotopschutz, die Bereitstellung des Nationalparks zu Bildungs- und Erholungszwecken sowie die wissenschaftliche Beobachtung und Forschung. Des Weiteren gilt der Nationalpark als Imageträger der Region für einen natur- und kulturverträglichen Tourismus und soll zudem die wirtschaftliche Struktur stärken. Um die Integration und Akzeptanz des Nationalparks in der Region zu fördern, sollen die Belange der Bevölkerung in den Planungen und Maßnahmen des Nationalparks angemessen berücksichtigt werden (vgl. Nationalparkplan Bayerischer Wald, S. 5).

Der zweite Teil des Zielteils beschreibt die konkreten Ziele für Naturschutz, Bildungs-, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Forschung, Erholung und Integration in die Region. Wichtig für die vorliegende Arbeit sind dabei vor allem die Bereiche Naturschutz, Erholung und Integration in die Region, die in den folgenden Abschnitten näher beschrieben werden:

Naturschutz

Für einen Nationalpark mit internationaler Anerkennung ist das Naturschutzziel selbstverständlich das oberste aller Managementziele. Für den Nationalpark Bayerischer Wald sind folgende Ziele im Nationalparkplan festgelegt:

1. Die Bewahrung einer für Mitteleuropa charakteristischen, weitgehend bewaldeten Mittelgebirgslandschaft ist das vorrangige Ziel des Nationalparks. Das geschlossene Waldgebiet entlang der tschechischen Grenze ist eine der wenigen Großlandschaften, die noch als naturnah gelten kann (vgl. NationalparkplanBayerischer Wald, S. 6).
2. Schutz einer natürlichen, vom Menschen ungestörten Entwicklung des Waldes. Gemäß den nationalen und internationalen Richtlinien soll also im Nationalpark Bayerischer Wald auf 75 % der Fläche Prozessschutz betrieben werden. (vgl. Nationalparkplan Bayerischer Wald, S. 6).
3. Bewahrung und Wiederansiedlung von Natur aus heimischen Tier- und Pflanzenarten. Durch die Veränderung der Tier- und Pflanzenwelt im Laufe der Besiedlungs- und Nutzungsgeschichte des Bayerischen Waldes, sind bestimmte Regulations- oder Stützungsmaßnahmen durch den Menschen erforderlich. Die Ausweisung von Ruhezonen, also die Kerngebiete mit Wegegebot, soll die Artenschutzmaßnahmen unterstützen (vgl. Nationalparkplan Bayerischer Wald, S.
7).
4. Bewahrung und Wiederherstellung von natürlichen, nicht bewaldeten Biotopen wie Moore, Felspartien und Gewässer. Besonders in diesen sensiblen Biotopen sollen die Störeinflusse durch den Besucherverkehr vermieden werden. Besucherlenkungsmaßnahmen sorgen dafür, dass die Belastung möglichst gering gehalten wird (vgl. Nationalparkplan Bayerischer Wald, S. 7).
5. Sozialverträglicher Abbau bestehender Nutzungen die dem Nationalparkzweck entgegenstehen. Der Abbau von solchen Nutzungen erfolgt innerhalb von bestimmten Übergangszeiträumen. Die durch besondere Rechte und Genehmigungen zulässigen Maßnahmen, insbesondere die Wassernutzung, bleiben davon unberührt (vgl. Nationalparkplan Bayerischer Wald, S. 7).
6. Erhalt kulturhistorisch wertvoller Flächen und Denkmäler. Zeugnisse kulturhistorischer Entwicklung der Region, wie ehemalige Glashüttenstandorte oder ehemalige Waldarbeiterhütten sollen schon allein aus Bildungszwecken erhalten bleiben (vgl. Nationalparkplan Bayerischer Wald, S. 8).
7. Arrondierung des Nationalparkgebiets mit naturschutzfachlich wertvollen Flächen. Vorrang haben dabei Flächen innerhalb der festgesetzten Außengrenzen des Nationalparks (vgl. Nationalparkplan Bayerischer Wald, S. 8).
8. Gewährleistung der Einhaltung der Schutzvorschriften im Nationalpark. Mit der Überwachung der Schutzvorschriften ist vorrangig die Nationalparkwacht beauftragt.

Erholung

Gemäß den gesetzlichen Rechtsvorschriften, als auch den internationalen Richtlinien der IUCN, soll der Nationalpark Bayerischer Wald neben dem Naturschutzziel auch für Erholungszwecke zur Verfügung gestellt werden. Fünf Punkte sind hierfür im Nationalparkplan Bayerischer Wald vorgesehen:

1. Die Öffnung des Nationalparks für naturverträgliche Formen der Erholung und des Naturerlebens. Da es sich bei Naturschutz und Erholungsnutzung grundsätzlich um konkurrierende Ziele handelt, soll der Tourismus den Schutzzweck des Nationalparks nicht beeinträchtigen. Dies wird vor allem durch das vorbildlich gestaltete Wegenetz erreicht werden (vgl. NationalparkplanBayerischer Wald, S. 15).
2. Schaffung von Möglichkeiten, ursprüngliche Natur (Wildnis) zu erleben, durch die Einrichtung von Naturerlebnispfaden wie dem „Seelensteig“ oder Programmen wie den „Naturerlebnistagen“.
3. Errichtung und Weiterentwicklung zeitgemäßer Besuchereinrichtungen für die naturkundliche Bildung und zur Besucherlenkung. Wichtigste Besuchereinrichtungen wie das Hans-Eisenmann-Haus sowie das Haus zur Wildnis sollen in Zukunft konsequent weiterentwickelt werden.
4. Betreuung von Besuchern des Nationalparks. Der Besucher soll im Vorfeld durch die Nationalparkverwaltung Informationen über die Ziele und den Zweck des Nationalparks bekommen, aber auch über Möglichkeiten zur Gestaltung seines Aufenthaltes. Im Gelände ist die Nationalparkwacht der wichtigste Betreuer der Besucher (vgl. Nationalparkplan Bayerischer Wald, S. 16).

[...]

Ende der Leseprobe aus 107 Seiten

Details

Titel
Nationalparktourismus im deutschen Mittelgebirge
Untertitel
Konfliktfeld oder Chance fur die Region?
Hochschule
Universität Trier  (Geographie und Geowissenschaften)
Note
2
Autor
Jahr
2008
Seiten
107
Katalognummer
V189758
ISBN (eBook)
9783656143154
ISBN (Buch)
9783656142713
Dateigröße
4318 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationalpark, Harz, Sächsische Schweiz, Bayerischer Wald, Tourismus, Nationalparktourismus, Fremdenverkehrsgeographie
Arbeit zitieren
Dennis Brüning (Autor:in), 2008, Nationalparktourismus im deutschen Mittelgebirge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189758

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