Die Problematik der intimen Kommunikation unter dem Aspekt der AIDS-Prävention


Hausarbeit, 2000

15 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1.Theoretische Grundlagen der Intimen Interaktion
1.1. Merkmale der intimem Interaktion und Kommunikation
1.2. Der Prozess des Kennenlernens
1.3. Möglichkeiten der Stabilisierung
1.4. Sicherstellung zur Kontinuität
1.5. Der Übergang zum Intimverkehr

2. Auswertung des Fragebogens
2.1. Aufbau und Ziele
2.2. Statistische Daten zur Beteiligung
2.3. Ergebnis und interpretierende Auswertung

Zusammenfassung

Quellenverzeichnis

Anhang (Fragebogen mit prozentualen Antwortverhältnissen)

Einleitung

"Gib Aids keine Chance!" - So heißt es in dem "gesellschaftlichen Lernprogramm" gegen die weitere Verbreitung des HI-Virus´ seit die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Aids - Präventionskampagne im Jahre 1987 startete. Die Ziele waren damals und heute die Verhinderung von Neuinfektionen durch Aufklärung über Ansteckungsrisiken, Nichtrisiken und Schutzmöglichkeiten. Ebenso wollte diese Kampagne die Menschen zur Kondombenutzung in Risikosituationen motivieren und das gesellschaftliche Klima für Betroffene verbessern. Aber wie bearbeitet man dieses heikle Thema und bringt es den Rezepient näher ohne dabei in die Tiefen des Sexualunterrichts abzurutschen? Die Antwort war einfach. Mit bunten Kondomen und lustigen Sprüchen.

Überall Lächeln uns die Plakate mit den gewitzten Darstellungen von Kondomen in allen erdenklichen Farben und Situationen an. Und sagen wollen sie immer nur das Eine:"Schütz Dich!"

"Schütz Dich!" vor ansteckenden Geschlechtskrankheiten, vor Schwangerschaft und vor allem vor Aids.

Aber spielt Aids heute überhaupt noch "die" Rolle? Wie groß ist der Stellenwert dieser potentiellen Gefahr in der Intimen Interaktion im Jahr 2000?

Wie hoch ist die Aufklärung über diesen Problembereich der Sexualität? Und erreichen die "Mach Mit" - Kampagnen eigentlich noch soviel wie zu Beginn?

Diesen Fragen werden in dieser Hausarbeit näher betrachtet sowie die Rolle des Faktors Aids in der derzeitigen sexuellen Interaktion. Ich werde dabei näher auf die Situationen des Kennenlernens und die Entwicklung einer intimen Beziehung eingehen. Vom ersten Blickkontakt bis zum eigentlichen Intimverkehr existieren unsichtbare Richtlinien und Barrieren, die von beiden Partnern nicht überschritten werden dürfen ohne damit das noch dünne Band an Vertrauen und Verständnis zu gefährden. All diese "hausgemachten" Schwierigkeiten werden durch den Faktor Aids noch verstärkt und für Anhänger des romantischen Liebesideals in ihren Dimensionen erweitert. Wie kann man jemanden mit dem man sich gerade eine Beziehung aufbaut, darauf hinweisen doch ein Kondom zu benutzen ohne dabei die Andeutung aufkommen zu lassen wieder nur Eine/r von vielen zu sein? Das sich trotz all dieser Hindernisse noch genügend Paare zusammenfinden erscheint bisweilen wundersam. Vielleicht liegt es daran, dass der Trend seit einigen Jahren in Richtung Singledasein geht und bereits heute in Deutschland 20 Millionen Single-Haushalte existieren. Jeder möchte sich Selbst der Nächste sein, dass der Mensch aber nicht ohne Lust und Liebe leben kann wissen wir seit Adam und Eva. Da scheint es bei heutigen Maßstäben nicht verwunderlich, dass das Kondom für ein gesundes Sexualleben unentbehrlich geworden ist. Aber wie gestaltet sich nun der Umgang mit einem "Gummi" denn so. Was für den einen der Lustkiller schlechthin ist, baut der andere zum Spaßgewinn ins Liebesspiel ein. Mit welchen Problemen die Notwendigkeit Kondom nun genau behaftet ist werde ich den folgenden Ausführungen näher erläutern.

1. Theoretische Grundlagen zur intimen Interaktion

1.1. Merkmale der intimem Interaktion und Kommunikation

Die kommunikative Grundproblematik der intimen Interaktion ist die Existenz zweier Spannungspole. Einerseits besteht in den Anhängern des romantischen Liebesideals der Wunsch nach Vertrauen, Sicherheit und Verständnis indem der Romantiker Symmetrie und den Gleichklang der Seelen in einer Beziehung erwartet. Dagegen steht aber die totale Fremdheit in der sich die zukünftige Dyade zu Beginn gegenüber steht.

Zudem lässt sich eine Liebesbeziehung in der Realität nur schwierig herstellen und zusätzlich zu diesem überfordern sich die Partner indem sie zu viel voneinander erwarten. Da Sexualität in das Handlungsfeld Intimität eingebettet ist und diese als risikobehaftetes Handlungsfeld wahrgenommen wird ist die Beziehung zunächst durch Unstrukturiertheit und Offenheit gekennzeichnet.

Zwei Menschen fühlen sich voneinander angezogen, wissen aber weder warum noch wie sie es artikulieren können. Es bleibt nun die Variante der indirekten Kommunikationsform um einander näher zu kommen. Hierbei wird die wirkliche Intention einer Handlung hinter einer vordergründigen versteckt. Dies ermöglicht eine Zielverfolgung ohne dabei eventuell die Gefahr des Gesichtsverlustes erleiden zu müssen, da man sich immer in das Hintertürchen der vordergründigen Absicht zurückziehen kann. Damit sinkt das Risiko der Verletzbarkeit. Aus der Kette indirekter Kommunikation und deren Decodierungen ergibt sich der iterative Prozess der wechselseitigen Bezugnahme in dem die Dyade, durch ein "step-by-step" Vorgehen, aufeinander reagiert und dadurch eine zunehmende Verdeutlichung der Situation entsteht. Hier wird die Offenheit der Situation in eine definierte Geschlossenheit umgewandelt. Da dieser Verlauf aber höchst störanfällig ist, verbietet sich ein schnelles Vorbrechen von selbst, da man sich noch nicht auf eine festgelegte Definition der bisherigen Beziehung berufen kann. Erst wenn durch eine Interaktionsstruktur Vertrautheit und Gemeinsamkeit entwickelt wurde, kann Intimität entstehen.

Bis dahin ist es für das werdende Paar aber noch ein schwieriger Weg, der ein hohes Maß an Interpretationsfähigkeit und Definitionsarbeit erfordert.

1.2. Der Prozess des Kennenlernens

In dieser Phase wird die Interaktionsstruktur einer Beziehung aufgebaut. Sie entsteht in dem die Partner auf die gerade erfolgten Handlungen ihres Gegenübers reagieren.

Dieser Verlauf ist durch soziale Regelmäßigkeit gekennzeichnet und gilt für Anhänger des hedonistischen ebenso wie für Anhänger des romantischen Liebesideals. Er unterscheidet sich lediglich in der verschiedenartigen Ausprägung der Handlungssequenzen.

Allen voran muss sich das zukünftige Paar erst einmal Kennenlernen. Hier unterscheidet man in Orte, Zeiten und Strategien der Kontaktaufnahme.

Grundsätzlich ist dies nicht an jeden beliebigen Ort der Fall, sondern findet überdurchschnittlich häufig an bestimmten Plätzen statt. Dies kann zum Beispiel in der Disco, Kneipe oder auf Konzerten sein. Das liegt daran, dass diese Orte durch ihre hohe Besucherzahl den idealen Rahmen bieten, um unter möglichst vielen Anwesenden wählen zu können. Zudem bedingt die räumliche Enge sowie die Lautstärke der Musik eine körperliche Annäherung, um sich überhaupt miteinander verständigen zu können.

Des weiteren wird durch die Anrede " Du" eine gewisse Vertrautheit und Wärme vermittelt, welche den Kontakt als unverbindlich und folgenlos erscheinen lässt.

Auch die Multiintentionalität bestimmter Plätze wie zum Beispiel die Küche auf einer privaten Fete erhöht die Chancen eines Flirts. In dem der oder dem Angebeteten in die Küche folgt, lässt sich dies hinter einer vordergründigen Absicht verstecken. Indem ich mich in die Küche begebe, kann ich sowohl etwas essen wollen, aber auch das Gespräch suchen.

Ein weiterer Punkt ist sind die Zeiten des Kennenlernens. Ebenso ist dies nicht immer möglich. Allen voran findet dies in der Freizeit statt. Hier fühlt man sich frei und ist nicht an berufliche Rollenvorgaben gebunden. Also, an Zeiten in denen man die oben aufgeführten Orte am ehesten besucht. Dies findet seine Ursache darin, dass die Freizeitgestaltung zeitlich und sozial frei gewählt werden kann und nicht durch Begrenzungen gekennzeichnet ist d.h. es besteht die Offenheit für eine weitere Entwicklungsmöglichkeit der Situation. Zudem kommen in der Freizeit Stimuli wie Alkohol und weiter Drogen zum Einsatz, welche das Selbstbewusstsein steigern und die Abstreifung der Handlungsverantwortung ermöglichen. Wenn die "Bedingung " des Ortes und der Zeit erfüllt sind, fehlt es nun nur noch an einer brauchbaren Strategie.

Zunächst ist hier der Rückgriff auf kulturell vermittelte Kommunikationsverfahren möglich. Hier bieten sich vier verschieden Wege auf. Zum ersten kann eine Kontaktaufnahme durch rituelle Kundgebungen stattfinden d.h. Grüßen und Verabschieden. Diese Möglichkeit markiert im Wechsel den Zugänglichkeitsgrad der beteiligten Personen und eröffnet die einen weiteren Austausch.

Daneben kann man auch über eine sachbezogene Vermittlung zusammentreffen und diese zunehmend mit persönlichen Inhalten zu füllen. Das kann zum Beispiel in einer Kneipe zwischen Gast und Bedienung geschehen.

Die vorletzte Möglichkeit ergibt sich aus der Einbeziehung dritter Personen, die zum Beispiel ein Gespräch eröffnen und es beiden ermöglichen über den anderen, auf indirekte Art und Weise, Information zu sammeln.

Der vierte Möglichkeit ist die Nutzung der räumlichen Enge an Orten hoher Mobilität an den sich ein zufälliges Kennenlernen ermöglichen lässt.

Aber wie lässt sich jetzt eine Kontaktaufnahme genau gestalten?

Die erste Variante lässt sich anhand des Tanzvorgangs in einer Disco sehr gut veranschaulichen. Hier wird die Möglichkeit einer räumlichen Annäherung geboten ohne sich dabei aufeinander festlegen zu müssen. Hierbei lässt sich die vordergründige Intention des Tanzen hinter der eigentlichen Absicht des Näherkommens verstecken.

Meist findet der erst Kontakt über die Augen statt. Diese besonders weiche Form der Annäherung ermöglicht es wieder die eigentliche Intention zu verstecken.

Ein weiterer Aspekt dieser Art der Kontaktaufnahme ist die Wahlverwandtschaft zwischen der Sexualität und dem Tanzen. Beide beschreiben körperliche Aktivitäten bei denen man sich im Rhythmus wiegt, schwitzt und sich hingibt. Aber um zu zurück auf den Blickkontakt zu kommen. In den Strategien der Kontaktaufnahme ist er immer der Ausgangspunkt. Man kann dem Augenkontakt 4 Charakteristika zu schreiben. Der Blick ist immer gekennzeichnet durch Multiintentionalität d.h. verschiedene Absichten lassen sich hintereinander verstecken. Daneben gewährleistet er auch den Ausschluss der Öffentlichkeit, indem zwei Personen einander ansehen, schließen sie automatisch Dritte aus. Die sich bildende Dyade trägt somit ein Geheimnis und umherstehende werden zur Umwelt des entstehenden Sozialsystems. Durch den Blickkontakt ist auch eine Raumüberwindung möglich. Diese entfernte Kommunikation bietet gleichzeitig die Chance der Aufrechterhaltung des Geheimnisses, welches die Beteiligten tragen. Das wohl wichtigste Charakteristika des Blickkontaktes ist aber die Form der gleichzeitigen Kommunikation. Sprache dagegen zwingt immer in ein Nacheinander der kommunikativen Beiträge. Nur indem sich zwei Personen in die Augen sehen findet eine vollkommenen Gegenseitigkeit statt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Problematik der intimen Kommunikation unter dem Aspekt der AIDS-Prävention
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Soziologie)
Note
2
Autor
Jahr
2000
Seiten
15
Katalognummer
V19234
ISBN (eBook)
9783638234085
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Problematik, Kommunikation, Aspekt, AIDS-Prävention
Arbeit zitieren
Jessica Karcher (Autor:in), 2000, Die Problematik der intimen Kommunikation unter dem Aspekt der AIDS-Prävention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19234

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