„Phobie gegen Praxisnähe“, „theoretische Verspieltheit“, oder „sprachliche Abschottung“ dies sind unter anderem Vorwürfe der Politik an die Wissenschaft bezüglich ihrer Politikberatung. Im Gegensatz dazu werden von den Wissenschaftlern Kritikpunkte wie „die Verarmung zukunftsgerichteten Denkens“, „ die Unfähigkeit zur Prioritätensetzung“ oder „die politischen Scheuklappen“ geäußert (Thunert 2003: 30).Ein weiterer Vorwurf ist die „technokratischen Instrumentalisierung von Forschungsergebnissen“ (Kümmel 2004: 9), was letztendlich heißt, dass die Wissenschaft lediglich als Legitimitätsbeschaffung für bereits getroffene Entscheidungen fungiere und somit eine Entlastungsfunktion für die Politik habe.Das Spannungsverhältnis zwischen Politik und Wissenschaft wird an den gegenseitigen Vorwürfen deutlich. Dieses Spannungsverhältnis resultiert aus den unterschiedlichen Funktionslogiken. Die Erwartungshaltung der Politiker einen political advice zu bekommen, wird insofern „enttäuscht“, als dass wissenschaftliche Berater meist nur policy advice geben wollen (vgl. Heilemann 1998 zit. in Thunert 2003: 30). Die Think Tanks wollen an dieser Stelle der praxisorientierten Politikberatung anknüpfen und Brücke zwischen Politik und Wissenschaft sein (Stone/Denham/Garnett 1998: 16).Es wurde erkannt, dass die klassische Beratung durch die Administration, welche immer noch den größten Teil der Politikberatung ausmacht, aber auch traditionelle wissenschaftliche Dienste den Ansprüchen einer allumfassenden Politikberatung nicht vollständig gerecht werden. Think Tanks entwickelten deshalb einen neuen Typus der Politikberatung: „Etablierte Beratungsformen und -akteure finden ihre Grenze dort, wo technisch-informatives Wissen mit der Vermittlung politisch-strategischer Erwägungen verschmilzt und der Entwurf von Zukunftsbildern in den Vordergrund tritt“ (Thunert 1999: 13) Im Rahmen dieser Arbeit soll dieser Typus unter der Fragestellung „Think Tanks – Politisches offensives Unternehmertum?“ untersucht werden.Eingehens soll zunächst der Begriff Think Tank definiert werden, um im Folgenden die unterschiedlichen Funktionen von Think Tanks zu erläutern. Dabei werde ich speziell Augenmerk auf den deutschen Think Tank Forscher Martin Thunert richten und seine Think Tank Typologie vorstellen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition und Funktionen von Think Tanks im politischen Prozess
- 3. Thunerts Typologie
- 4. Entwicklung der Think Tanks in Deutschland
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Rolle von Think Tanks im politischen Prozess, insbesondere die Frage, ob sie als „politisches offensives Unternehmertum“ betrachtet werden können. Dazu werden zunächst der Begriff „Think Tank“ definiert und die unterschiedlichen Funktionen von Think Tanks erläutert.
- Die Definition und Abgrenzung des Begriffs „Think Tank“
- Die unterschiedlichen Funktionen von Think Tanks im politischen Prozess
- Die Typologie von Think Tanks nach Martin Thunert
- Die Entwicklung von Think Tanks in Deutschland mit Fokus auf den Wandel von akademischen zu advokatischen Think Tanks
- Die Rolle von Think Tanks als „politisches offensives Unternehmertum“
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt das Spannungsverhältnis zwischen Politik und Wissenschaft dar und führt die Kritikpunkte beider Seiten an. Es wird hervorgehoben, dass Think Tanks eine Brücke zwischen Politik und Wissenschaft schlagen wollen und einen neuen Typus der Politikberatung bieten, der sich von traditionellen Beratungsformen abhebt.
2. Definition und Funktionen von Think Tanks im politischen Prozess
Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Definitionen des Begriffs „Think Tank“ und stellt die vielfältigen Funktionen von Think Tanks heraus, die sie im politischen Prozess übernehmen. Dabei wird auf die intermediäre und kommunikative Rolle von Think Tanks in Deutschland eingegangen und die vier wichtigsten Funktionen von Think Tanks nach Gellner/Glatzmeier beschrieben.
3. Thunerts Typologie
In diesem Kapitel wird die Typologie von Martin Thunert vorgestellt, die vier verschiedene Typen von Think Tanks unterscheidet: Akademische Think Tanks, Auftragsforschung, Advokatische Think Tanks und partei- bzw. interessennahe Think Tanks. Die Charakteristika und Besonderheiten jedes Typs werden erläutert.
4. Entwicklung der Think Tanks in Deutschland
Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung von Think Tanks in Deutschland. Es wird die Veränderungstendenz von akademischen Think Tanks zu advokatischen Think Tanks beleuchtet und die Ursachen für diese Entwicklung analysiert.
Schlüsselwörter
Think Tank, Politikberatung, politische Prozesse, Wissenschaft, Politik, Typologie, akademische Think Tanks, advokatische Think Tanks, Entwicklung, Deutschland, Zivilgesellschaft, privater Sektor, Informations- und Ideengewinnung, Informations- und Ideenverbreitung, Agenda-Setting, Allokations- und Netzwerkfunktion, Elitentransfer- und -rekrutierungsfunktion, Forschungsinstitute.
- Arbeit zitieren
- Christian Fan (Autor:in), 2007, Think Tanks - Politisches offensives Unternehmertum? , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193336