Bereits Winston Churchill erklärte 1946 nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges:
„Wenn Europa eines Tages vereint wäre in der Teilhaberschaft an seinem gemeinsamen
Erbe, dann wäre seinen 300 oder 400 Millionen Menschen unendliches Glück,
Wohlstand und Ruhm beschieden.“1
Nach Jahren etlicher Verhandlungen öffnen sich jetzt im kommenden Jahr für zehn
weitere Beitrittskandidaten2 die Tore zur EU. Dies bedeutet eine große Herausforderung
für alle beteiligten Staaten, aber auch ein weiterer Schritt hin zur Verwirklichung von
Churchills einstiger Vision.
Die europäische Integration und diesbezüglich insbesondere die Koordination der
europäischen Sozialpolitik stehen im Laufe dieses EU-Osterweiterungsprozesses immer
mehr im Brennpunkt des Interesses. So stellt sich zum einen die Frage nach einer
geeigneten Koordinierung der verschiedenen sozialen Sicherungssysteme, zum anderen
die Frage nach einer Harmonisierung der Arbeitsbedingungen im Inneren der EU3.
Im folgenden soll ausschließlich letzterer Frage nachgegangen werden, da dieser Aspekt
eine besondere ökonomische Brisanz in sich trägt und die sozialen Sicherungssysteme
einen zu umfassenden Themenkomplex für den hier vorgegebenen Rahmen darstellen.
Zunächst werden einige wichtige, für diese Arbeit relevante, Sozialstandards genannt.
Ausgehend von einem kurzen Überblick über die Situation der Arbeitsbedingungen und
-strukturen in den zukünftigen Mitgliedsländern werden daraufhin einige grundlegende
Mindeststandards und ihre Übertragung auf die Beitrittsländer ausführlich diskutiert.
Anschließend werden drei verschiedene ordnungspolitische Konzepte zur
Verwirklichung einer supranationalen Sozialpolitik in der EU skizziert.
Den Abschluss bildet eine Betrachtung über die erörterte Problematik der Übertragung
der EU-Sozialstandards im Sinne einer Harmonisierung und ein kurzer Überblick über
den aktuellen Stand Polens in ein paar der angesprochenen Bereiche.
1 Vgl. Arens, Heinz-Werner (1997), S.5.
2 Am 1. Mai 2004 werden der Europäischen Union Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien,
Slowakei, Ungarn, Slowenien, Zypern und Malta beitreten. Bulgarien und Rumänien könnten 2007
Mitglieder der EU werden und die Türkei hat bisweilen einen Kandidatenstatus inne (vgl. Broschüre
„Europa 2003“, herausgegeben vom Europäischen Parlament).
3 Vgl. Feldmann, Horst (2000), S. 405f..
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Überblick über die Sozialstandards
- 3 Arbeitsbedingungen und –strukturen in den Beitrittsländern
- 4 Einige ausgewählte Mindeststandards
- 4.1 Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
- 4.2 Allgemeine Arbeitsbedingungen
- 4.3 Schutz bestimmter Personengruppen am Arbeitsplatz
- 4.4 Nicht-Diskriminierung einzelner Personengruppen
- 5 Möglichkeiten und Probleme einer Harmonisierung
- 5.1 Drei ordnungspolitische Konzepte
- 5.1.1 Das Wettbewerbskonzept
- 5.1.2 Das Harmonisierungskonzept
- 5.1.3 Das Konzept eines funktionsfähigen, insbesondere sozialverträglichen Wettbewerbs
- 5.2 Probleme bei einer Harmonisierung
- 5.1 Drei ordnungspolitische Konzepte
- 6 Kurzer Abriss des aktuellen Stands Polens
- 7 Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Übertragung von EU-Sozialstandards auf die Beitrittsländer im Rahmen der Osterweiterung der Europäischen Union. Die Arbeit analysiert die Herausforderungen und Probleme der Harmonisierung von Arbeitsbedingungen und diskutiert verschiedene ordnungspolitische Konzepte zur Verwirklichung einer supranationalen Sozialpolitik in der EU.
- Harmonisierung von Arbeitsbedingungen in der EU
- Übertragung von Sozialstandards auf Beitrittsländer
- Ordnungspolitische Konzepte zur supranationalen Sozialpolitik
- Aktuelle Situation in Polen
- Herausforderungen und Probleme der Harmonisierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Relevanz des Themas der EU-Osterweiterung und der Harmonisierung von Sozialstandards dar. Die Arbeit fokussiert auf die Harmonisierung der Arbeitsbedingungen und skizziert die Vorgehensweise.
- Überblick über die Sozialstandards: Das Kapitel beschreibt die Bedeutung der Sozialstandards innerhalb der EU und stellt einige wichtige Standards wie das Recht auf Freizügigkeit der Arbeitnehmer, das Recht auf gleiche Lebens- und Arbeitsbedingungen und das Recht auf Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz vor.
- Arbeitsbedingungen und –strukturen in den Beitrittsländern: Dieses Kapitel liefert einen Überblick über die Situation der Arbeitsbedingungen und -strukturen in den zukünftigen Mitgliedsstaaten.
- Einige ausgewählte Mindeststandards: Das Kapitel diskutiert einige grundlegende Mindeststandards, wie Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, allgemeine Arbeitsbedingungen, Schutz bestimmter Personengruppen und die Nicht-Diskriminierung einzelner Personengruppen.
- Möglichkeiten und Probleme einer Harmonisierung: Dieses Kapitel präsentiert drei verschiedene ordnungspolitische Konzepte zur Verwirklichung einer supranationalen Sozialpolitik in der EU und analysiert die Herausforderungen und Probleme bei der Harmonisierung.
- Kurzer Abriss des aktuellen Stands Polens: Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die aktuelle Situation in Polen in Bezug auf die diskutierten Themen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: EU-Osterweiterung, Sozialstandards, Arbeitsbedingungen, Harmonisierung, Ordnungspolitik, supranationale Sozialpolitik, Beitrittsländer, Wettbewerbsfähigkeit, Diskriminierung, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz.
- Arbeit zitieren
- Heike Kammerer (Autor:in), 2003, Die Übertragung der EU-Sozialstandards auf die Beitrittsländer im Rahmen der EU-Osterweiterung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19745