Geld ist Männersache: Investieren Männer anders als Frauen?


Bachelorarbeit, 2011

42 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Behavioral Finance
2.1 Gegenstand und Ziele der Behavioral Finance
2.2 Overconfidence

3 Geschlechterspezifische Unterschiede bei Anlageentscheidungen
3.1 Geschlechterspezifische Unterschiede in der Risikoneigung
3.1.1 Literaturanalyse
3.1.2 Studie zur Risikoneigung
3.2 Auswirkungen auf das geschlechterspezifische Anlageverhalten
3.2.1 Wahl der Anlagen
3.2.2 Erzielte Renditen

4 Portfoliorisiko
4.1 Zweifaktorenmodell
4.2 Unterschiede zu weiteren Multifaktorenmodellen
4.2.1 CAPM
4.2.2 Dreifaktorenmodell

5 Zusammenfassung und Ausblick

A Fragebogen

B Zwei-Faktoren Modell Regression (Barber und Odean)

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

3.1 Ilaushalle mil risikobeliaflelen Gel< lanlagen

Tabellenverzeichnis

3.1 Umfrageergebnisse: Geschlechterspezifische Risikoneigung

3.2 Anteil der Wertpapierarten in den Privatanlegerdepots bei der DAB Bank

Einleitung

Taglich investieren Millionen von Menschen in die unterschiedlichsten Finanzanlagen. Ob privat oder geschaftlich, es gibt viele verschiedene Moglichkeiten sein Geld anzulegen. Aktien, Investmentfonds, Zertifikate, Futures und Optionen aber eben auch weniger ris- kante Anleihen oder Sparkonten sind nur einige dieser Moglichkeiten. Jeder Anleger sucht also ein fur sich moglichst passendes Produkt oder eine moglichst passende Kombination solcher Produkte. Jeder will mit seinem Portfolio auch die fuar ihn perfekte Mischung zwischen Rendite und Risiko finden. Hoheres Risiko entspricht in der Regel auch einer hoheren (erwarteten) Rendite, allerdings bedeutet dies auch ein erhohtes Risiko auf mogliche Verluste. Als Anleger hat man also selbst die Moglichkeit das Ausfallrisiko der Anlage zu bestimmen. Man kann selbst mitentscheiden, wie viel Risiko man bereit ist auf sich zu nehmen, um bei positivem Verlauf eine hohere Rendite erzielen zu konnen. Jeder Anleger entscheidet individuell. Nun ergibt sich die Frage, ob sich diese Entscheidung geschlechterspezifisch unterscheidet. Gibt es also Produkte, welche eher von Frauen oder eben eher von Monnern bevorzugt werden und wenn ja, worin unterscheiden sich die Anlagen?

In den letzten Jahren hat die Frage, ob Frauen sich moglicherweise in ihrem Anlage- verhalten von dem der Mhnner unterscheiden, an praktischem und wissenschaftlichem Interesse gewonnen. Zahlreiche Studien liegen in diesem Bereich vor. Nahezu immer fuhrt das Ergebnis in die gleiche Richtung. Fur Manner besteht die perfekte Mischung eines Anlageportfolios aus etwas mehr Risiko. Manner erhoffen sich dadurch also eine hohere Rendite. Frauen verzichten dagegen eher auf zusatzliches Risiko und investieren in risikoarmere, folglich sicherere Anlagen mit demensprechend kleineren erwarteten Renditen. Frauen sind also risikoscheuer, bzw. risikoaverser als Manner. Doch sind sie damit auch erfolgreicher oder wie wirkt sich das unterschiedliche Investitionsverhalten auf die erzielten Renditen aus?

Die hier vorliegende Arbeit hat das Ziel mogliche Unterschiede im Investitionsverhalten von Frauen und Mannern zu untersuchen und darzustellen. Ausgangspunkt bildet die Analyse der theoretischen und empirischen Literatur zweier Disziplinen. Es werden die okonomischen Aspekte hinsichtlich der Anlagewahl untersucht, aber auch psychologische Aspekte im Bereich der Behavioral Finance liefern aufschlussreiche und interessante Ergebnisse. Mit einer eigens durchgefuhrten Studie wird zusatzlich das unterschiedliche Risikoverhalten von Frauen und Mannern untersucht und mit verschiedenen fruher erforschten Ergebnissen in diesem Bereich vergleichen.

Im ersten Teil der Arbeit soll zunachst erklart werden, was der noch sehr junge For- schungszweig der „Behavioral Finance“ bedeutet und was die Ziele sind, die mit dieser neuen Denkweise erreicht werden. Einer der am haufigsten untersuchten Begriffe, der im Zusammenhang mit der Behavioral Finance und dem Anlageverhalten steht, ist die sogenannte „Overconfidence“ (= Selbstuberschatzung). Da diese Selbstuberschatzung Einfluss auf das Anlageverhalten hat, wird in Kapitel 2 auch diese zunachst etwas genauer definiert und erklart. Es zeigt sich im Verlauf der Arbeit, dass Manner sich selbst mehr uberschatzen als dies Frauen machen, vor allem eben auch im Bereich der Finanzentscheidungen. Dies fuhrt schliefilich zu mehr Transaktionen bzw. zu haufigerem Handeln am Markt und hat somit wiederum Auswirkungen auf die erzielte Rendite. Auch diese Beobachtungen und Einflusse der Overconfidence auf das Anlageverhalten werden genauer beschrieben und auf geschlechterspezifische Unterschiede untersucht.

Den Hauptteil der Arbeit bildet Kapitel 3. In diesem werden die geschlechterspezifi- schen Unterschiede bei Anlageentscheidungen beschrieben und die daraus resultierenden Unterschiede bei der erzielten Rendite aufgezeigt. Da die Anlagewahl sehr von dem Risiko abhangt, welches man bereit ist einzugehen, um gewisse Renditen zu erzielen, wird zunachst allgemein auf die Risikoeinstellung von Frauen und Mannern eingegangen. Hier wurde auch eine Umfrage durchgefuhrt, welche die Risikoneigungen von Studenten untersucht und nach Geschlecht differenziert. Die Ergebnisse daraus stimmen mit der Mehrheit der Studien uberein und zeigen, dass Frauen tendenziell weniger risikoreich bzw. vorsichtiger sind als Manner. Ob im Strafienverkehr, im Casino oder eben bei der Geldanlage ist es der Mann, der mehr Risiko geht.

Der zweite Teil dieses Kapitels ist in zwei Hauptpunkte unterteilt. Zunachst wird ausfuhr- lich untersucht, wie sich die unterschiedlichen Risikoneigungen auf das Anlageverhalten auswirken. Welche Arten von Anlagen werden von Frauen bevorzugt, welche von Mannern und welche Renditen werden dadurch erhofft und schliefilich erzielt? Da aber neben Geschlecht auch weitere Variablen Einfluss auf das Anlageverhalten haben, gilt es oft als umstritten, beim Anlageverhalten nur auf Geschlecht zu unterscheiden. Der neben dem Geschlecht wohl wichtigste Einflussfaktor ist das Einkommen bzw. das vorhandene Vermogen der Anleger. Dies kann bei der Anlagewahl auch eine Rolle spielen, da man fur einige Finanzprodukte uber gewisse finanzielle Mittel verfugen muss um in diese uberhaupt investieren zu konnen. Da es durchaus Unterschiede im Vermogen zwischen Frauen und Mannern gibt, wird in Kapitel 3 auch auf diesen Punkt kurz eingegangen werden. Das zweite Unterkapitel zeigt, wie sich die unterschiedliche Anlagewahl auf die erzielte Rendite auswirkt. Es lasst sich nur schwer sagen, ob Manner mit den risikorei- chen Produkten besser abschneiden als die Frauen oder eben umgekehrt, da es je nach Konjunkturphase Unterschiede gibt. Um die Ergebnisse besser zu differenzieren, wird in der vorliegenden Arbeit unterschieden, ob die Renditen in Phasen steigender Kurse (Hausse) oder in Phasen sinkender Kurse (Baisse) erzielt wurden.

Im letzten Kapitel werden schliefilich noch verschiedene Modelle vorgestellt, welche es er- moglichen, die Risikomerkmale und die erwartete Rendite bei gewohnlichen Aktienanlagen zu bestimmen, bzw. abzuschatzen. Obwohl dieser Teil nicht zentraler Punkt der Arbeit ist, soll dieser kurz erwahnt werden, da man anhand von diesen Modellen Ergebnisse erzielen kann, welche zeigen, dass Frauen weniger riskante Positionen bei ihren Aktienanlagen halten als Manner dies tun. Mit diesen Modellen wird also empirisch dargestellt, was man anhand verfugbarer Daten nur schatzen kann. Dass Frauen weniger risikoreich sind als Manner, soll anhand des Zweifaktorenmodells mit den Berechnungen von Barber und Odean nochmals bestatigt werden. Barber und Odean machten ihre Studie mit Hilfe des Zweifaktorenmodells. Dieses ist eine Abwandlung des Dreifaktorenmodells nach Fama und French. Da der Fokus in dieser Arbeit jedoch auf dem Zweifaktorenmodell liegt, soll dieses in Kapitel 4 zuerst genauer dargestellt und erklart werden, bevor noch kurz auf die wesentlichen Unterschiede zum Dreifaktorenmodell eingegangen wird.

2. Behavioral Finance

2.1 Gegenstand und Ziele der Behavioral Finance

Als Behavioral Finance (deutsch: Verhaltensorientierte Finanzierungslehre) bezeichnet man eine Unterkategorie der Verhaltensokonomie (Behavioral economics), welche Kennt- nisse aus der Psychologie und der Soziologie in ihre Theorien mit einbezieht [BeFi, 2004]. In der Vergangenheit wurde wirtschaftliches Handeln gerne mit der Gestalt des Homo oeconomicus dargestellt und erklart. Dabei wurde von vollkommen rationalem und uberlegtem Vorgehen bzw. Handeln ausgegangen, durch welches der Mensch mit minimalem Mitteleinsatz einen maximalen Gewinn anstrebt [BfD, 2009]. Klar ist, dass diese Sichtweise von reinem rationalen Verhalten das Wirtschaftsgeschehen alleine nicht erklaren kann, da viele weitere Einflusse hinzukommen, wie eben auch das individuelle Verhalten vieler Anleger. Und genau dieses Verhalten zu untersuchen und die daraus entstehenden Auswirkungen fur jegliche Bereiche des Finanzwesens herauszufinden, ist Ziel der Behavioral Finance.

Schon in den 80er Jahren setzten sich in den USA Psychologen, Soziologen, Natio- nalokonomen und Finanzwissenschaftler zusammen, um gemeinsam Schlusse uber das Entscheidungsverhalten verschiedenster Anleger treffen zu konnen. Nach und nach finden sich inzwischen auch in Europa immer mehr Anhanger dieser noch relativ neuen Theorie. Da Aktienkurse oft okonomisch kaum nachvollziehbare Schwankungen aufweisen und diese Kursschwankungen auch nicht im Zusammenhang von Kurs und Fundamentaldaten stehen, wurden die jahrelang dominierenden Modelle der Kapitalmarkttheorie als zuneh- mend unbefriedigend angesehen. Im Vergleich zur vorherrschenden Kapitalmarkttheorie handelt es sich bei der Behavioral Finance um einen Forschungsansatz, bei dem versucht wird, durch Einbeziehen der menschlichen Verhaltensweisen das Geschehen auf den Markten exakter zu erklaren. So wird im Gegensatz zur Kapitalmarkttheorie, bei welcher die Faktoren Risiko und Rendite die zentrale Rolle bei der Preisbildung spielen, auch neben diesen okonomischen Aspekten, Erkenntnisse der Psychologie und der Soziologie berucksichtigt.

Zentraler Ausgangspunkt der Behavioral Finance ist, dass der Mensch nicht nur im Sinne vom Homo oeconomicus handelt und somit auch von seinem rationalen Verhalten aufgrund psychischer und mentaler Einfliissen abweicht. Dieses irrationale Verhalten wird schon in den 50er Jahren in der auf Simon zurickgehenden „Theory of Bounded Rationality“ [Simon, 1957] begrundet. Nach Simon handelt der Marktteilnehmer zu grofien Teilen rational, nichtsdestotrotz existieren gelegentlich Situationen, bei denen aufgrund aufierer Einflusse irrationales Handeln vorteilhaft sein kann. Einer der wohl wichtigsten und dadurch auch am haufigsten untersuchten Einflussfaktoren, welcher das psychische Verhalten bei Entscheidungen beeinflusst, ist die sogenannte „Overconfidence“ (deutsch: Selbstuberschatzung, Vermessenheit). Wie sich diese Selbstuberschatzung vor allem eben auch im Bereich der Finanzen auswirkt, wird in Kapitel 2.2 noch genauer erklart.

Wie bereits erwaahnt ist das Hauptziel der Behavioral Finance, eine weiterentwickelte Finanzmarkttheorie bzw. eine Weiterentwicklung zur Kapitalmarkttheorie zu finden, welche auch verhaltenswissenschaftliche Bezuge in ihren Modellen beinhaltet. In Kapi­tel 4 werden Modelle vorgestellt, welche versuchen, mehrere Faktoren in Betracht zu ziehen, wie das CAPM, welches eines der wichtigsten Modelle der Kapitalmarkttheorie ist. Durch eine solche Theorie und durch solche Modelle soll das Geschehen auf den Finanzmarkten und somit die Schwankungen der Markte effektiver erklart werden, um bessere Vorhersagen machen zu konnen. Die praktische Umsetzbarkeit der bisherigen Erkenntnisse der Behavioral Finance muss in den kommenden Jahren erst noch bewiesen werden. Auf jeden Fall aber dienen diese ersten Ansatze schon jetzt den Akteuren auf den Finanzmaarkten, ihre eigenen Verhaltensmechanismen zu verdeutlichen und kann somit zu rationalerem Anlageverhalten fuhren [BehavFin, 2001].

Diese Ansatze und Sichtweisen der Verhaltensakonomie werden in den kommenden Kapiteln eine wichtige Rolle spielen um das unterschiedliche Anlageverhalten von Frauen und Mannern zu untersuchen und darzustellen und schliefilich auf Abweichungen in der Risikowahl und der erwarteten Rendite zu verglichen.

2.2 Overconfidence

Wie schon im vorigen Unterkapitel erwahnt, ist Overconfidence eine der wichtigsten psychischen Einflussfaktoren im Anlageverhalten. Overconfidence (deutsch: Vermessen- heitsverzerrung, Selbsthberschatzung) ist ein Begriff aus der Psychologie, welcher oft in Verbindung mit der Behavioral Finance gebracht wird. Eine gaangige Definition ist folgende:

„Overconfidence ist eine Uberschatzung der Richtigkeit der eigenen Urteile. Wenn Perso- nen gefragt werden, wie sicher sie sich ihrer Antworten sind, uberschatzen sie systematisch die Sicherheit, mit der sie richtige Urteile oder Antworten geben“ [Lexikon der Psycholo- gie].

Nach Glaser, Noth, Weber wird Overconfidence gewohnlich auch als Uberschatzung der Exaktheit von privaten Informationen definiert [Glaser, Noth und Weber, 2004]. Bezogen auf den Finanzmarkt bedeutet dies, dass Investoren ihr Wissen oder die Genau- igkeit ihres Wissens uber die jeweiligen Aktien- bzw. Finanzmarkte uberschatzen [Alpert und Raiffa, 1982]. Barber und Odean bringen dies sehr schan auf den Punkt. So wurden sich Menschen in ihren Fahigkeiten, ihrem Wissen und in ihren Zukunftsaussichten falsch einschatzen bzw. diese uberschatzen [Barber und Odean, 2001]. Trotz zahlreicher Statistiken und Daten, die taglich analysiert und ausgewertet werden, gibt es zu viele Einflussfaktoren die nicht vorhersehbar sind und welche den Markt in ungeahnter Weise verandern konnen. Solche Ereignisse bzw. Kursschwankungen lassen sich allerdings nicht vorhersagen.

Wie wirkt sich dies hinwieder auf Finanzentscheidungen aus, bzw. warum beeinflusst diese ,,Overconfidence“ die Entscheidungsfahigkeit im Bereich der Finanzen? Um Aktien auszuwahlen, welche die Performance des Marktes ubertreffen, benotigt man sehr genaue Informationen darfiber. Diese Informationen mlissen sehr aktuell sein und sind daher (noch) nicht far alle Marktteilnehmer offensichtlich und haben dadurch in der Regel einen hohen Preis. Doch selbst wenn man liber solche Informationen verfligt, bleibt es noch immer eine schwierige Aufgabe, den Markt zu hbertreffen. Barber und Odean begrunden dies damit, dass Vorhersagen sehr ungenau und vor allem unsicher sind und einem derartigen Unternehmen im Nachhinein ein schnelles und klares Feedback fehlt [Barber und Odean, 2001]. Doch genau in diesem Bereich, also fuar Vorhersagen mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit und fehlendem schnellen Feedback, uaberschaatzen sich die Menschen sogar am meisten. Hier ist die Neigung zur Overconfidence also am grdfiten [Barber und Odean, 1999]. Solche vermessene bzw. zu selbstsichere Anleger fiberschatzen die Mdglichkeiten, dass die von ihnen berechneten Sicherheitswerte fiber Eintrittswahrscheinlichkeiten genauer und besser sind, als die Bewertungen von Anderen. So kommt es, dass solche Investoren mehr an ihre eigenen Bewertungen glauben und sich daher weniger ffir Meinungen von anderen Investoren interessieren und sich somit hohe Renditen erhoffen. Aus diesem selbstsicheren Agieren resultieren Meinungsverschie- denheiten unter den Anlegern und eben solche Meinungsverschiedenheiten ffihren zu vermehrtem Handel [Barber und Odean, 2001].

Vergleicht man nun rationale Investoren mit Investoren die zu Overconfidence neigen, so handeln oder kaufen rationale Investoren Informationen nur dann, wenn ihr erwar- teter Nutzen dadurch auch erhdht wird [Grossman und Stiglitz, 1980], die hingegen zu selbstsicheren Investoren verringern ihren erwarteten Nutzen durch zu haufiges Handeln. Nach Odean ist das Handelsvolumen eines Investors umso hoher, je grdfier seine ,,Over- confidence“ ist. Grund hierffir ist die realitatsferne Uberzeugung darfiber, wie hoch die Ertrage sein werden und wie exakt diese bestimmt werden kannen. Aufierdem investieren solche Anleger zu viel Geld und verbringen zu viel Zeit damit, an konkrete, neue Informa­tionen zu kommen. Ebenso halten solch vermessene Anleger im Vergleich zu rationalen Investoren riskantere Portfolios, wenn man von gleicher Risikoaversion ausgeht [Odean, 1998].

In ihrem Artikel ,,Boys will be Boys: Gender, Overconfidence, and Common Stock Invest­ment" behaupten Barber und Odean, dass sowohl Manner als auch Frauen ,,overconfident“ sind, Manner jedoch wesentlich starker [Barber und Odean, 2001]. Ein Ergebnis ihrer Studie zeigt, dass Manner in einem Jahr 45 Prozent mehr handeln als Frauen. Bei Allein- stehenden ist die Differenz sogar noch grofier. So handeln alleinstehende Manner im Jahr um 67 Prozent mehr als alleinstehende Frauen. Auch Auswertungen von Psychologen zeigen Ergebnisse, welche den eben genannten sehr nahe kommen. Diese kommen zum Ergebnis, dass Manner gerade im Finanzbereich oder anderen fur den Mann typischen Bereichen sich mehr uberschatzen als dies Frauen machen. In wie fern diese geschlech- terspezifischen Unterschiede im Bereich der Overconfidence wirklich zutreffen, und wie diese sich auf das Anlageverhalten der Individuen auswirken, ist Teil der empirischen Analyse in Kapitel 3.

3 Geschlechterspezifische Unterschiede bei Anlageentscheidungen

Bereits 1996 machten Nancy Ammon Jianakoplos und Alexandra Bernasek die erste empirische Studie auf akonomischer Basis, welche Unterschiede im Anlageverhalten von Mannern und Frauen untersuchte [Jianakoplos und Bernasek, 1996]. Das damalige Ergeb- nis war, dass Frauen im Bezug auf Finanzentscheidungen risikoaverser sind als Manner. In ihrer Studie bezogen sich Jianakoplos und Bernasek auf die Daten der 1989 Survey of Consumer Finances (SCF89), einer ausfhhrlichen Umfrage von US-amerikanischen Haushalten die alle drei Jahre durchgefhhrt wird. Ein zentrales Ergebnis daraus zeigt, dass Frauen 40 Prozent und Manner 46 Prozent ihres Vermogens in risikoreichen Anlagen investiert haben [Jianakoplos und Bernasek, 1996]. Auch Barber und Odean, welche viele verschiedene Studien in diesem Bereich gemacht und auch zentrale Ergebnisse geliefert haben, kommen zu dem Ergebnis, dass Frauen in Finanzentscheidungen weniger Risiko gehen und begrunden dies unter anderem durch die Haufigkeit des Handelns. Dieses wiederum wird von dem ubermafiigen Selbstvertrauen der Anleger beeinflusst (= Overconfidence). Die Ergebnisse von Barber und Odean bezogen auf das Portfoliorisi- ko, sind Ergebnisse aus linearen Zeitreihen-Regressionen, die mit Hilfe eines Zwei-Faktoren Modells durchgefuhrt werden. Dieses Modell werden wir uns in Kapitel 4 noch genauer anschauen, um die Ergebnisse von Barber und Odean besser nachvollziehen zu konnen. Das Zwei-Faktoren Modell wird also Kapitel 4.1 dargestellt und erklart.

Vertraut man auf Jianakoplos und Bernasek oder auch auf Barber und Odean, welche sich ebenfalls ausfuhrlich mit dieser Thematik beschaftigen, lassen sich also Unterschiede im Anlageverhalten zwischen Frauen und Manner erkennen. Allgemein gilt jedoch auch, dass Frauen mehr risikoavers sind als Manner. Dieses Ergebnis, wird in Kapitel 3.1.2 mittels einer eigenen Studie nochmals untersucht. Die Studie soll zeigen, ob Frauen wirklich risikoscheuer sind als Manner. Welche Auswirkungen die unterschiedlichen Risikoneigungen dann schliefilich auf das Anlageverhalten der Individuen haben, wird dann in Kapitel 3.3 beschrieben.

3.1 Geschlechterspezifische Unterschiede in der Risikoneigung

In diesem Kapitel wird zuerst auf Basis empirischer Befunde untersucht, ob es Unter­schiede in der Risikoneigung bei Mannern und Frauen gibt und wie sich diese bemerkbar machen. Danach werden diese Erkenntnisse anhand einer eigens durchgefuhrten Studie uberpruft und die Ergebnisse dargestellt.

3.1.1 Literaturanalyse

In der Sozialpsychologie wurden viele Experimente und Umfragen durchgefuhrt, um geschlechterspezifische Unterschiede in der Risikoneigung zu finden und diese zu belegen. Ein dadurch haufig bestatigter Befund zeigt deutlich, dass Frauen weniger Risiko bei Entscheidungen auf sich nehmen, als Manner. Um nur einige von diesen Ergebnissen zu nennen, so fahren Frauen mit weniger Risiko Auto oder auch Motorrad [Bosak, 2006], sie benutzen im Vergleich zu den Mannern haufiger einen Sicherheitsgurt im Auto und gehen auch weniger Risiko in der Gesundheitsvorsorge ein [Hersch, 1996][Sibert, 2009]. Andere Studien, die sich mehr auf das Finanzwesen beziehen zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Mannern Wertpapiere mit weniger Risiko wahlen [Jianakoplos und Bernasek, 1996] [Bernasek und Shwiff, 2001] oder allgemein bei Geldanlagen eher konservativ investieren und das Risiko meiden [Niessen und Ruenzi, 2007]. Ebenso sind Frauen risikoaverser, wenn es um die finanziellen Moglichkeiten im Ruhestand geht. So investieren Frauen in ihre Pensionen wesentlich zurackhaltender und vorsichtiger, als dies Manner machen [Bajtelsmit und Bernasek, 1996].

Oftmals wird diese unterschiedliche Risikoneigung durch die schon in Kapitel 1 beschrie- bene Selbstuberschatzung (=Overconfidence) erklart, durch welche die Anleger vom rationalen Ideal abweichen. Sowohl Manner als auch Frauen gelten als „overconfident“, Manner allerdings zeigen eine grofiere Selbstuberschatzung [Lundeberg, Fox und Pun- cochar, 1994] vor allem eben auch bei finanziellen Angelegenheiten, im Sport oder anderen Bereichen die gerade fur Manner typisch und interessant sind. Barber und Odean haben dies schon in den 90er-Jahren untersucht und behaupten, dass Manner wesentlich mehr Zeit und Geld fur die Sicherheitsanalyse ihrer Anlagen aufbringen, sich jedoch weniger von anderen beraten lassen oder weniger auf die Beratung horen. Dies ist auch ein Ergebnis aus einer aktuellen Studie der GLS Bank und Green City Energy. Manner lassen sich bei ihren Entscheidungen fur eine Geldanlage gerne von den eigenen Erfahrungen leiten. Der Rat des Vermogensberaters dagegen ist fur Frauen wichtiger, als er dies fur Manner ist (52% vs. 44%) [GLS Bank und Green City Energy, 2011].

Eine weitere Beobachtung ist, dass Manner wesentlich ofters am Markt handeln. Sie glauben an eine bessere bzw. sicherere Vorhersage der Ertrage und erwarten dadurch auch hohere mogliche Ertrage als Frauen [Barber und Odean, 2001]. Und eben genau in diesen Verhaltensweisen zeigen Manner eine hdhere Selbstuberschatzung bzw. Vermessenheit im Vergleich zu den Frauen. Wie genau sich diese „Overconfidence“ schliefilich auf die erwarteten Renditen, bzw. auf die erzielten Renditen auswirkt, ist in Kapitel 3.2 zu finden.

Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Geld ist Männersache: Investieren Männer anders als Frauen?
Hochschule
Universität Ulm
Note
2,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
42
Katalognummer
V197479
ISBN (eBook)
9783656236566
ISBN (Buch)
9783656239031
Dateigröße
810 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Anlageentscheidung, geschlechterspezifisch, behavioral finance, geschlechtersprezifische Anlageentscheidung, geschlechtsspezifisch
Arbeit zitieren
Andreas Fürst (Autor:in), 2011, Geld ist Männersache: Investieren Männer anders als Frauen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197479

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