Negative psychische Auswirkungen durch Hartz IV


Studienarbeit, 2012

31 Seiten, Note: 1,32


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Historische Einführung der Arbeitsmarktreform 2005
1.2 Kurzüberblick zu SGB

2 Grundlagen der empirischen Studie von Langzeitarbeitslosen
2.1 Problemlage
2.2 Ziel der Studie

3 Empirische Studie zu negativen psychischen Auswirkungen durch den Bezug von Hartz IV
3.1 Demografische Merkmale der befragten Langzeitarbeitslosen
3.2 Die Dauer der Arbeitslosigkeit
3.3 Tätigkeiten vor Eintritt der Arbeitslosigkeit
3.4 Quellen des Arbeitslosengeldes
3.5 Beschwerden der befragten Personen vor und während der Arbeitslosigkeit
3.5.1 Beschwerden der befragten Personen vor Eintritt der Arbeitslosigkeit
3.5.2 Beschwerden der befragten Personen seit dem Bezug von Hartz IV
3.6 Zugang zu Gesundheitsdiensten
3.7 Die Existenz eines eigenen sozialen Netzwerkes

4 Zusammenführung der quantitativen und qualitativen Ergebnisse

5 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anhang I: Fragebogen
Anhang II: Auswertungen „Beschwerden der befragten Personen vor und während der Arbeitslosigkeit“
Fragebogen

Auswertung „Beschwerden vor Eintritt der Arbeitslosigkeit“

Auswertung „Beschwerden während der Arbeitslosigkeit“

1 Einleitung

Hartz IV steht oftmals als Synonym für Krankheit, Armutsrisiko, Dauerarbeitslosigkeit und Debatten zwischen Politik, Sozialverbänden, Gewerkschaften und Betroffenen.

Mit der Einführung vor mehr als sieben Jahren, am 01.01.2005, trat das „Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ in Kraft. Eigens dafür wurde ein neues Sozialgesetzbuch geschaffen: das SGB II (Sozialgesetzbuch II - Grundsicherung für Arbeitssuchende). Es löste damit das bisherige Bundessozialhilfegesetz (BSHG) ab. Die bis dahin geltende Sozialhilfe wurde weiter entwickelt und in ein anderes Buch -- das SGB XII - integriert. Für alle, die zwischen 15 und 65 Jahre alt, hilfsbedürftig und erwerbsfähig sind, ergibt sich somit ein Anspruch auf die Grundsicherung nach SGB II.

Die vorliegende Ausarbeitung versucht die These zu beweisen, dass der Bezug von Arbeitslosengeld II, auch Hartz IV genannt, negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat. Zur Untermauerung dieser Annahme führte ich bundesweit eine empirische Studie durch. Sie erfasste anonyme Aussagen und Daten von Hartz IV-Empfängern über deren subjektive Wahrnehmung ihrer Gesundheit seit Beginn des Bezuges von Grundsicherung und umfasste einen Zeitraum von sieben Wochen. Es sollte die Frage beantwortet werden, ob sich die Aussagen der Befragten mit Daten von früher durchgeführten Studien decken.

Im letzten Teil der Arbeit werden einzelne Kommentare von Betroffenen aufgelistet und beurteilt. Die Auswertung stellt die Schlussbetrachtung zur Ausgangsfrage „Negative psychische Auswirkungen durch den Bezug von Hartz IV“ dar.

1.1 Historische Einführung der Arbeitsmarktreform 2005

„Wir werden Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung fördern und mehr Eigenleistungen von jedem Einzelnen abfordern müssen“, sagte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in seiner Regierungserklärung zur „Agenda 2010“ vom 14. März 2003 vor dem Deutschen Bundestag.1 Diese Arbeitsmarktreform hatte bei ihrer Einführung zum 01. Januar 2005 den Anspruch, Menschen ohne Arbeit zu fördern und zu fordern.2 Seit Inkrafttreten des SGB II gab es zahlreiche Änderungen und Korrekturen. Am 09. Februar 2010 erklärte das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil3 die Berechnung der Hartz IV-Sätze für verfassungswidrig und verlangte eine komplette Neukalkulation. Daraufhin stimmte der Bundestag im Februar 2011, rückwirkend zum 01. Januar des Jahres, sowohl einer Erhöhung der Regelsätze von 359 Euro auf 364 Euro und einem Bildungspaket für betroffene Eltern und deren Kinder zu. Zum 01. Januar 2012 wurde der Regelsatz erneut um zehn Euro auf 374 Euro angehoben.

Laut Arbeitslosenstatistik vom März 2012 der Bundesagentur für Arbeit4 (BA) sind aktuell rund zwei Millionen erwerbsfähige Menschen im Bezug von Arbeitslosengeld II und somit arbeitslos gemeldet. Hierbei nicht berücksichtigt sind die rund 204.0005 Arbeitslosen in Weiterbildungsmaßnahmen, Ein- Euro-Jobs, Erkrankungen von über sechs Monaten, sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer mit ergänzender Grundsicherung, Inhaftierte ab sechs Monaten, Elternzeiten bis zu drei Jahren, Vollzeitschüler und Studenten sowie befristete Erwerbsunfähigkeiten. Sie gelten für die Zählung und Statistik nicht als arbeitslos, sondern als arbeitsuchend. Entsprechend der Gesamtarbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit befanden sich somit 68,5 Prozent in der Grundsicherung nach dem SGB II und 31,5 Prozent im Rechtskreis des SGB III. Diese sind damit einer Arbeitslosendauer bis zu einem Jahr zuzuordnen.

1.2 Kurzüberblick zu SGB II

Einen Anspruch auf die Grundsicherung nach SGB II haben all diejenigen, die zwischen 15 und 65 Jahre alt, hilfsbedürftig6 und erwerbsfähig7 sind sowie ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben. Sie werden in den Jobcentern ihrer Stadt oder ihres Bezirkes betreut. Die Grundsicherung ist für alle identisch. Sie setzt sich zusammen aus Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes und Übernahme der Mietkosten.8 Diese betragen zurzeit 374 Euro für Alleinstehende, 337 Euro für Partner in einem Haushalt, 287 Euro für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren, 251 Euro für Kinder von 6 bis unter 14 Jahren und 219 Euro für Kinder von 0 bis unter 6 Jahren.9 Unter bestimmten Voraussetzungen können Zuschläge für Sonderernährung, Schwangerschaft, Erstausstattungen für Wohnungen und finanzielle Unterstützungen für Schulaktivitäten der Kinder beantragt werden.

Weitere mögliche Zuwendungen werden hier nicht berücksichtigt, da sie nicht meinen Themenschwerpunkt darstellen.

2 Grundlagen der empirischen Studie von Langzeitarbeitslosen

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der subjektiv wahrgenommenen Gesundheit von Langzeitarbeitslosen unter dem Bezug von Hartz IV. Dabei werden neben Geschlecht, Familienstand und Alter noch folgende Kriterien berücksichtigt: die Umgebung, Dauer der Arbeitslosigkeit, Tätigkeit vor der Arbeitslosigkeit, Quelle des Leistungsbezugs, wahrgenommene Erkrankungen vor und während der Arbeitslosigkeit, ärztliche Betreuung und das soziale Netzwerk. Die Studie wurde im Internet anonym, unter Ausschluss einer Erkennbarkeit der IP-Adresse des Anwenders, und mithilfe eines Online- Umfrage-Programmes durchgeführt.10 Der Fragebogen wurde sowohl auf einem Forum für Hartz IV- Empfänger 11 als auch für aktive Nutzer bei Twitter12 und Facebook13 eingestellt. Eine

Quotenstichprobe wird an der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit gemessen.14 Ich weise daraufhin, dass meine Umfrage nicht repräsentativ ist.

2.1 Problemlage

Arbeit hat eine elementare Bedeutung für die eigene Identität und das Selbstwertgefühl. Die Unsicherheit in der Zukunftsplanung, die fehlenden sozialen Kontakte mit Arbeitskollegen und die finanziellen Einschränkungen bei Arbeitslosigkeit lösen Ängste und Stress aus, die, je länger der belastende Zustand anhält, zu chronischen Krankheiten führen können. Der Arbeitslose gerät in einen Teufelskreis psychischer Selbstabwertung. Die Selbstzweifel nehmen zu, und dieser mentale Stress führt nicht selten zu psychischen Erkrankungen, die sich in vielfältigen körperlichen und psychosomatischen Beschwerden äußern.

2.2 Ziel der Studie

Ziel der vorliegenden Studie ist es, das Wissen in der Öffentlichkeit über die Auswirkungen von Leistungen nach dem SGB II auf die psychische und psychosomatische Gesundheit der Arbeitslosen zu erweitern und zu vertiefen. Die Ergebnisse beanspruchen weder vollständig noch repräsentativ zu sein, jedoch zeigen sie Tendenzen auf, die es lohnenswert machen, in der Zukunft weitere Untersuchungen anzustellen.

3 Empirische Studie zu negativen psychischen Auswirkungen durch den Bezug von Hartz IV

3.1 Demografische Merkmale der befragten Langzeitarbeitslosen

An der Untersuchung nahmen insgesamt 185 Personen teil. Die Teilnehmer/-innen waren zwischen 19 und 62 Jahre alt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 Befragungsteilnehmer/-innen nach Geschlecht

Aus Tabelle 1 geht hervor, wie sich die Befragungsteilnehmer/-innen nach Geschlecht aufteilen. Damit sind die Frauen (n=106) mit 58,9 Prozent im Verhältnis zu den Männern (n=74) mit 41,1 Prozent überrepräsentiert. Fünf Teilnehmer/-innen haben keine Geschlechtsangabe gemacht.

Diese Zahlen entsprechen nicht der Statistik der Bundesagentur für Arbeit15 vom März 2012, in der knapp 53 Prozent Männer rund 47 Prozent Frauen gegenüberstehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Befragungsteilnehmer/-innen nach Alter und Geschlecht

Tabelle 2 zeigt die Aufteilung der Befragungsteilnehmer nach Alter und Geschlecht. Zum Vergleich werden diese den Daten der Bundesagentur für Arbeit vom November 2011 gegenübergestellt.16 Aufgrund der teils fehlenden Angaben des Geschlechts oder des Alters ergibt sich eine Korrelation zwischen der Gesamtanzahl der Befragten (n2 =185) und der möglichen Auswertung (n1 =165).

Die unter 25-Jährigen zeigen in meiner Studie mit fast 4 Prozent einen stark unterrepräsentierten Teil der „erwerbsfähigen Hilfsbedürftigen“. Die amtliche Statistik weist die 15- bis 24-Jährigen, die noch zur Schule gehen aus, weil ihre Eltern hilfsbedürftig und nicht, weil sie selbst arbeitslos sind. Somit ist davon auszugehen, dass sich diese jungen Menschen nicht als Adressaten der Befragung gesehen haben.

Die nächste Tabelle (3) gibt über den Familienstand Auskunft.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3 Befragungsteilnehmer/-innen nach Familienstand

Knapp die Hälfte der Befragten ist ledig. 32,6 Prozent sind verheiratet, leben in einer Partnerschaft oder Lebensgemeinschaft. Geschieden oder getrennt lebend sind 20,5 Prozent. Zwei Personen gaben als Familienstand verwitwet an.

Tabelle 4 zeigt die geografische Verteilung der Befragungsteilnehmer. Demnach lebt knapp die Hälfte der Befragten in einer ländlichen Umgebung mit einer maximalen Einwohnerzahl bis zu 50.000. 30,4 Prozent der Teilnehmer wohnen in einer Großstadt ab 500.000 Einwohner.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4 Befragungsteilnehmer/-innen nach Wohnumgebung

[...]


1 Vgl. Schröder G. (2003) Regierungserklärung „Mut zum Frieden und Veränderung“ S.1

2 Vgl. Hüttenbrink J. (2009) Kapitel 1 SGB II Fördern und Fordern S.11

3 Vgl. BVerfG, 1 BvL 1/09 vom 9.2.2010, Absatz-Nr. (1 - 220)

4 Vgl http://statistik.arbeitsagentur.de/ (S. 49-51)

5 Vgl. http://statistik.arbeitsagentur.de/ (S.64)

6 Vgl. § 9 SGB II (1) Hilfebedürftig ist, wer seinen Lebensunterhalt, seine Eingliederung in Arbeit und den Lebensunterhalt der mit ihm in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen nicht oder nicht ausreichend aus eigenen Kräften und Mitteln, vor allem nicht durch Aufnahme einer zumutbaren Arbeit, aus dem zu berücksichtigenden Einkommen oder Vermögen sichern kann [...] und [...] erhält.

7 Vgl. § 8 SGB II (1) Erwerbsfähig ist, wer nicht wegen Krankheit oder Behinderung auf absehbare Zeit außerstande ist, unter [...] mindestens drei Stunden täglich erwerbstätig zu sein.

8 Vgl. § 19 (1) SGB II und § 20 Abs. 1, Abs. 2 (1) SGB II

9 Vgl. http://www.bmas.de S.9

10 Vgl. http://de.surveymonkey.com

11 Vgl. http://hartz.info/index.php

12 Vgl. #Hartz4ImNetz; #soz_In; #Soziales_Dorf

13 Vgl. FB Inge Hannemann

14 Vgl. www.arbeitsagentur.de/Veroeffentlichungen/Statistik 4

15 Vgl. http://statistik.arbeitsagentur.de/ S.60

16 Vgl. http://statistik.arbeitsagentur.de/ S.74

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Negative psychische Auswirkungen durch Hartz IV
Hochschule
Freie Journalistenschule Berlin
Veranstaltung
Fachjournalistik
Note
1,32
Autor
Jahr
2012
Seiten
31
Katalognummer
V197815
ISBN (eBook)
9783656239833
ISBN (Buch)
9783656240402
Dateigröße
1335 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hartz IV, Hartz 4, Studie, Empirische Studie, Auswirkungen durch Hartz 4
Arbeit zitieren
Inge Hannemann (Autor:in), 2012, Negative psychische Auswirkungen durch Hartz IV, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197815

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