„Die Analyse der Personen, Charaktere und Figuren in Filmen und Fernsehsendungen ist besonders wichtig, weil diese in den Erzählungen die Handlung vorantreiben“ (Mikos 2008, 163). Meist ist es eine der handelnden Figuren, aus deren Perspektive ein Spielfilm erzählt wird. Je nach Inszenierung funktionieren Figuren als Träger von Sympathie und Antipathie und stellen Identifikationsfiguren dar (ebd.). Da es sich beim Film um ein audiovisuelles Medium handelt, sind Gefühle, Gedanken und innere Zustände von Personen jedoch schwieriger zu gestalten, als etwa in einem Buchroman. Daher kommt den tatsächlich eingesetzten und inszenierten Figuren eine besondere Bedeutung zu (vgl. Faulstich 2002, 95).
Die Figurenanalyse stellt somit einen unverzichtbaren Bestandteil der Filmanalyse dar. Aufgrund der vielfältigen Aspekte, die eine Figur betreffen und die sich in Kombination miteinander ergänzen, überschneiden und verdichten, ist eine komplexe Figur schwer zu ana-lysieren. Auch die unterschiedliche Begrifflichkeit der einzelnen Facetten stellt eine Herausforderung dar, da verschiedene Begriffe oft unterschiedlich verwendet werden und zum Teil schwer voneinander abzugrenzen sind.
In der vorliegenden Arbeit versuche ich ein zur praktischen Analyse geeignetes Modell zu finden. Dazu stelle ich im 2. Kapitel zunächst die theoretischen Ansätze zur Figurenanalyse von Dominique Blüher, sowie Margrit Tröhler und Henry Taylor vor und fasse sie an-schließend zusammen. Nach einigen theoretischen Vorbemerkungen zur Rolle der Frau im 19. Jahrhundert und zur Rolle des weiblichen Vampirs prüfe ich die beiden Ansätze auf ihre Anwendbarkeit. Dazu werde ich am Beispiel von Francis Ford Coppola’s „Bram Stoker’s Dra-cula“ die Figur der Mina Murray analysieren und dabei die theoretisch untersuchten Modelle praktisch anwenden. Dabei möchte ich die Frage beantworten, inwieweit die vorgestellten Analysemodelle ein geeignetes Hilfsmittel darstellen, um komplexe Filmfiguren umfassend zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Ansätze zur Figurenanalyse
- Französische Ansätze zur Analyse der filmischen Figur
- Die vier Komponenten von Gardies
- Narratologischer Ansatz zur Figurenanalyse
- Figurative Aspekte des Darstellers
- Facetten der menschlichen Figur im Spielfilm
- Französische Ansätze zur Analyse der filmischen Figur
- Figurenanalyse der Mina Murray
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, ein zur praktischen Analyse geeignetes Modell für die Analyse von Filmfiguren zu finden. Dazu werden zunächst verschiedene theoretische Ansätze zur Figurenanalyse vorgestellt und diese anschließend anhand der Figur Mina Murray aus Francis Ford Coppola's „Bram Stoker's Dracula“ auf ihre Anwendbarkeit geprüft.
- Theoretische Ansätze zur Figurenanalyse
- Analyse von Filmfiguren
- Die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert
- Der weibliche Vampir
- Anwendung der theoretischen Ansätze am Beispiel der Figur Mina Murray
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Bedeutung der Figurenanalyse im Film dar und unterstreicht die Komplexität von Filmfiguren. Die Arbeit möchte ein praktisches Modell für die Analyse von Filmfiguren entwickeln und dazu verschiedene theoretische Ansätze vorstellen.
- Theoretische Ansätze zur Figurenanalyse: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene theoretische Ansätze zur Analyse von Filmfiguren, darunter die Ansätze von Gardies, Vernet und Brenez. Diese Ansätze werden im Detail vorgestellt und miteinander verglichen.
- Figurenanalyse der Mina Murray: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse der Figur Mina Murray aus Francis Ford Coppola's „Bram Stoker's Dracula“. Dabei werden die zuvor vorgestellten theoretischen Ansätze auf die Figur angewendet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Analyse von Filmfiguren, insbesondere mit der Anwendung verschiedener theoretischer Ansätze zur Figurenanalyse. Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Figurenanalyse, Filmfigur, Filmtheorie, Dramaturgie, Charakter, Rolle, Aktant, Darsteller, Narratologie, Frau im 19. Jahrhundert und weiblicher Vampir.
- Quote paper
- Andrea Harings (Author), 2008, Figurenanalyse am Beispiel der Mina in Bram Stoker’s „Dracula“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201333