In der Vorlesung wurde die Frage wie der Begriff der Skulptur heute fassbar wäre bzw. was Skulptur heute sei öfters aufgegriffen. Als Antwort wurde natürlich keine strenge Definition sondern vielmehr eine Bandbreite von Grenzgängen, und Schnittstellenpositionen vorgestellt. In zeitgenössischen Werkbeschreibungen finden sich heute häufig Formulierungen wie z.B.: 'Die Künstlerin verortet ihre Arbeit an der Schnittstelle von Kunst und Design.' Diese und ähnliche Positionen sind meist sehr spezifisch. Die Grenzen sind zwar offen aber keineswegs unwichtig. Auch Abgrenzungen zu bestimmten anderen Bereichen werden besonders deutlich hervorgehoben.
Da ich mich vor dieser Vorlesung wenig mit Skulptur auseinandergesetzt habe möchte ich diese Arbeit nutzen um die allgemeine Frage nach den Grenzen des Skulpturbegriffes noch einmal zu erarbeiten und mich dem Medium und seinen Inhalten so weiter anzunähern. Welches sind also die dem Medium Skulptur anhaftenden historischen Grenzen, an denen sich KünstlerInnen abarbeiten?
Inhaltsverzeichnis
- Welche Grenzen und Traditionen werden von skulpturalen künstlerischen Arbeiten verhandelt?
- Grenze zwischen Kunst und Alltags- bzw. Massenkultur
- Grenze zwischen reiner Ästhetik und Zweckmäßigkeit
- Die Skulptur löst sich vom Sockel
- Schwerkraft und Vertikalität
- Autonomie der Skulptur
- Prozesshaftigkeit und Orts- bzw. Zeitgebundenheit versus Anspruch auf Ewigkeit
- Räumliche Erfahrung: Die BetrachterInnen rücken in den Mittelpunkt
- Das Komplexe wird (wieder) möglich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Skulpturbegriffs in der Moderne, indem sie die Grenzen und Grenzüberschreitungen des Mediums analysiert. Sie beleuchtet die historischen Konventionen der Skulptur und deren Bruch im 20. Jahrhundert. Die Arbeit konzentriert sich auf die Auseinandersetzung mit den Theorien von Rosalind Krauss und Benjamin H. D. Buchloh.
- Der Wandel des Skulpturbegriffs in der Moderne
- Die Kritik an der traditionellen Auffassung von Skulptur
- Die Rolle des Sockels und des Ortes in der Skulptur
- Der Einfluss von Materialien und der Prozesshaftigkeit
- Die Beziehung zwischen Skulptur und Betrachter
Zusammenfassung der Kapitel
Welche Grenzen und Traditionen werden von skulpturalen künstlerischen Arbeiten verhandelt?: Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Skulpturbegriffs und fragt nach den historischen Grenzen, an denen sich Künstlerinnen und Künstler abarbeiten. Sie analysiert die Kritik von Rosalind Krauss und Benjamin H. D. Buchloh an der unscharfen und teilweise verfälschten Geschichtsschreibung der Skulptur im Nachkriegskontext, die wesentliche Brüche übersehen habe. Krauss definiert die traditionelle Skulptur durch ihre Verbindung zur Logik des Denkmals, ihre Repräsentationsfunktion und den wichtigen Sockel. Buchloh ergänzt dies durch die Prinzipien Dauer, Kontinuität und Stabilität. Die Arbeit legt den Grundstein für die weitere Analyse der Grenzüberschreitungen in der modernen Skulptur.
Grenze zwischen Kunst und Alltags- bzw. Massenkultur: Dieses Kapitel analysiert die Auseinandersetzung mit der Grenze zwischen Kunst und Alltagskultur im Kontext der frühen Konstruktivisten, die industrielles Material verwendeten, um diese Grenze zu durchbrechen. Die Arbeit stellt den Kontrast zwischen den frühen Konstruktivisten und späteren Künstlern wie Naum Gabo und Antoine Pevsner dar, die diese Position später ablehnten und zum Teil wieder zu traditionellen Materialien und Formen zurückkehrten. Der Fokus liegt auf der Frage, wie die Verwendung von Alltagsmaterialien die künstlerische Autonomie beeinflusst und ob es eine "Liquidierung der Kunst" bedeuten kann.
Grenze zwischen reiner Ästhetik und Zweckmäßigkeit: Hier wird die Debatte um die Abgrenzung des "reinen Kunstwerks" vom Gebrauchsgegenstand beleuchtet. Die Arbeit zeigt, wie viele zeitgenössische Arbeiten, die an der Schnittstelle Kunst/Design angesiedelt sind, diese Grenze weiterhin thematisieren. Der Text beleuchtet den Konflikt zwischen ästhetischen und funktionalen Aspekten in der Skulptur und die Folgen dieses Konflikts für die künstlerische Praxis.
Die Skulptur löst sich vom Sockel: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Verlust des Ortes als Folge der Ablösung der Skulptur vom Sockel in der Moderne. Krauss interpretiert dies als Eintritt in den negativen Raum, während Buchloh die unterschiedlichen Strategien von Künstlern wie Gabo und Pevsner, die den Sockel wieder aufgreifen, im Vergleich zu Tatlin und Duchamp, die ihn ablehnen, aufzeigt. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des Sockels als Vermittler zwischen Skulptur und Ort und den verschiedenen künstlerischen Reaktionen auf dessen traditionelle Funktion.
Schwerkraft und Vertikalität: Hier wird die Thematik der Schwerkraft und der Vertikalität in der Skulptur behandelt. Die Arbeit erläutert wie Hängekonstruktionen von Künstlern wie Rodtschenko die traditionelle Vertikalität aufbrechen und die Schwerkraft thematisieren. Carl Andres Definition von Skulptur als Ort im Gegensatz zu Krauss’ Betonung der vertikalen Markierung eines Ortes wird analysiert. Der Schwerpunkt liegt auf der Transformation des räumlichen Verhältnisses zwischen Skulptur und Betrachter.
Autonomie der Skulptur: Dieses Kapitel diskutiert die Autonomie der Skulptur und stellt die scheinbare Autonomie des Kunstwerks auf dem Sockel der materialen Autonomie der Skulptur gegenüber, wie sie von Künstlern wie Tatlin und Duchamp vertreten wird. Die Arbeit betont, dass die Autonomie der Künstler nicht losgelöst von Betrachter, Ort und historischer Situation gesehen werden kann.
Prozesshaftigkeit und Orts- bzw. Zeitgebundenheit versus Anspruch auf Ewigkeit: Hier wird die Entwicklung von prozesshaften Arbeiten, beginnend bei Rodtschenko und Duchamp bis hin zur Performancekunst, untersucht. Die Arbeit beleuchtet die Abkehr vom Anspruch auf Kontinuität und materielle Stabilität in der modernen Skulptur. Der Fokus liegt auf der Veränderung des Verhältnisses zwischen Kunstwerk und Zeit.
Räumliche Erfahrung: Die BetrachterInnen rücken in den Mittelpunkt: Der Abschnitt behandelt die Abkehr von der konventionellen Autonomie der Skulptur hin zu einem Modell, das die räumliche und zeitliche Position und Bewegung des Betrachters in den Mittelpunkt stellt. Die Arbeit analysiert wie die Beziehung zwischen Skulptur und Betrachter neu definiert wird.
Schlüsselwörter
Skulpturbegriff, Moderne, Konvention, Grenzüberschreitung, Sockel, Ort, Material, Prozesshaftigkeit, Betrachter, Rosalind Krauss, Benjamin H. D. Buchloh, Konstruktivismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Entwicklung des Skulpturbegriffs in der Moderne
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit analysiert die Entwicklung des Skulpturbegriffs in der Moderne, untersucht die Grenzen und Grenzüberschreitungen des Mediums und beleuchtet den Bruch mit historischen Konventionen im 20. Jahrhundert. Im Fokus stehen die Auseinandersetzung mit den Theorien von Rosalind Krauss und Benjamin H. D. Buchloh sowie die Untersuchung verschiedener Aspekte wie die Beziehung zwischen Kunst und Alltagskultur, reiner Ästhetik und Zweckmäßigkeit, die Rolle des Sockels, die Bedeutung von Material und Prozesshaftigkeit, das Verhältnis zwischen Skulptur und Betrachter sowie die Transformation des räumlichen Verhältnisses.
Welche Autoren/Theorien werden in der Arbeit diskutiert?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Auseinandersetzung mit den Theorien von Rosalind Krauss und Benjamin H. D. Buchloh. Krauss' Definition der traditionellen Skulptur durch ihre Verbindung zur Logik des Denkmals, ihre Repräsentationsfunktion und den Sockel sowie Buchlohs Ergänzung durch die Prinzipien Dauer, Kontinuität und Stabilität bilden zentrale Bezugspunkte. Die Arbeit analysiert deren Kritik an der traditionellen Geschichtsschreibung der Skulptur und deren Überwindung in der Moderne.
Welche Aspekte der Skulptur werden im Detail untersucht?
Die Arbeit untersucht diverse Aspekte der Skulptur, darunter:
- Die Grenze zwischen Kunst und Alltags- bzw. Massenkultur (insb. am Beispiel der Konstruktivisten)
- Die Grenze zwischen reiner Ästhetik und Zweckmäßigkeit
- Die Bedeutung des Sockels und dessen Ablösung in der Moderne
- Die Rolle der Schwerkraft und Vertikalität
- Die Autonomie der Skulptur und deren Beziehung zu Betrachter, Ort und historischer Situation
- Prozesshaftigkeit und Orts-/Zeitgebundenheit im Gegensatz zum Anspruch auf Ewigkeit
- Die veränderte räumliche Erfahrung und die neue Rolle des Betrachters
Welche Künstler werden erwähnt und wie werden deren Werke analysiert?
Die Arbeit analysiert Werke verschiedener Künstler, u.a. im Kontext der Auseinandersetzung mit den Theorien von Krauss und Buchloh. Es werden z.B. die frühen Konstruktivisten, Naum Gabo, Antoine Pevsner, Tatlin, Duchamp, Rodtschenko und Carl Andre genannt und deren Positionen und Werke in Bezug auf die behandelten Themen analysiert. Der Fokus liegt dabei auf deren Umgang mit dem Sockel, Material, Prozesshaftigkeit und der Beziehung zur räumlichen Erfahrung.
Welche zentralen Fragen werden in der Arbeit gestellt?
Die Arbeit stellt zentrale Fragen nach den Grenzen und Traditionen skulpturaler Kunst, der Kritik an der traditionellen Auffassung von Skulptur, dem Wandel des Skulpturbegriffs in der Moderne und der Transformation des Verhältnisses zwischen Skulptur und Betrachter. Dabei wird hinterfragt, wie die Verwendung von Alltagsmaterialien die künstlerische Autonomie beeinflusst, und wie die Abkehr vom Sockel die räumliche Erfahrung verändert. Die Frage nach dem Verhältnis von Prozesshaftigkeit und dem Anspruch auf Ewigkeit wird ebenfalls kritisch beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter, die den Inhalt der Arbeit prägnant beschreiben, sind: Skulpturbegriff, Moderne, Konvention, Grenzüberschreitung, Sockel, Ort, Material, Prozesshaftigkeit, Betrachter, Rosalind Krauss, Benjamin H. D. Buchloh, Konstruktivismus.
- Quote paper
- Cornelia Hauer (Author), 2009, Die Grenzen und Grenzüberschreitungen der Skulptur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203123