Römer 13,1-7 - Von der klassischen Auslegung zu transformatorischen Aspekten


Seminararbeit, 2012

27 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Traditionelle Betrachtungen zu Röm 13,1-7
2.1 Exegetisch
2.1.1 Nach Otto Michel
2.1.2 Nach Michael Theobald
2.2 Ethisch
2.2.1 Der Staat als Notwendigkeit in einer gefallenen Welt
2.2.2 Die Verantwortung des Christen gegenüber dem Staat

3 Von der Distanz zur Transformation
3.1 Luthers „Zwei-Reiche-Lehre“
3.2 Karl Barths „Christengemeinde und Bürgergemeinde“

4 Paulus‘ Theologie aus anderer Sicht
4.1 Das Anliegen von Paulus
4.1.1 Paulus als leidenschaftlicher Missionar
4.1.2 Der Bund
4.1.3 König Jesus und das Evangelium
4.2 Röm 12,1 als theologischer Angelpunkt

5 Transformatorische Aspekte zu Röm 13,1-7
5.1 Transformation vs. Distanz
5.2 Transformation durch Nächstenliebe
5.3 Transformation durch tikun olam

6 Fazit

7 Bibliographie
7.1 Literatur
7.2 Internet

1 Einleitung

Die Paränese Röm 13,1-7 hat die politische Ethik des Christentums massgeblich geprägt. Je nach zeitgeschichtlicher Epoche und politischem Kontext werden die Verse ganz unterschiedlich ausgelegt.[1] So kann Oscar Cullmann sich auf Röm 13,1 beziehen und sagen: „Mit wenig Worten des Neuen Testaments ist soviel Missbrauch getrieben worden wie mit diesen.“[2] Dabei spricht er eine fraglose Unterordnung durch Christen in einem totalitären Regime an. Im europäischen Umfeld erfuhr Röm 13 insbesondere zur Zeit des 2. Weltkrieges weitreichende Bedeutung und löste einige Anfragen an die Christen aus[3], namentlich was das Recht zum politischen Widerstand betrifft. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten, heute noch durch die akademische Theologie konsultierten Konzeptionen.[4] So konnte beispielsweise Emil Brunner mit Bezug zu den Aussagen von Paulus über die Obrigkeit im Jahr 1939, also zur Zeit des Kriegsanfanges, sagen:

„Die Besinnung über den Staat ist darum keine akademische Angelegenheit, sondern das Einzige, was aus der praktischen Krisis herausführen kann. Sie ist auch dem Theologen zur Pflicht gemacht; denn die Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden, kann sich selbst und ihre Aufgabe in der Welt nicht verstehen, ohne zu wissen, was sie vom Staat zu denken hat.“[5]

Insbesondere aus den exegetischen Arbeiten zu Röm 13 entsteht allerdings der Eindruck, dass die Paränese zum Verhalten des Christen hinsichtlich der staatlichen Obrigkeit aus dem Gesamtzusammenhang von Paulus Anliegen herausgetrennt wird. Es kann nicht geleugnet werden, dass Paulus oft eher mit dem Bild eines Theologieprofessoren in Verbindung gebracht wird, welcher systematisch-theologische und ethische Antworten in komplizierten, aber geschickten Glaubenssätzen äussert, als mit einem feurigen Missionar, welcher ein ganz einschneidendes Erlebnis mit Gott gemacht hat (Apg 9,5), das sein Leben und sein Verhalten von Grund auf veränderte.[6]

Die Kapitel Röm 12-16 sind denn auch kein „add-on“[7], nachdem zuvor das Relevante, die individuelle Rechtfertigung durch Christus, bereits dargelegt wurde. Die Kapitel stellen im Gegenteil einen integralen Bestandteil des Briefes an die Römer dar. Paulus will aufzeigen, wie die Gläubigen in ihrem neuen Glauben leben können, nachdem ihr Leben durch den auferstandenen Jesus transformiert wurde. In diesem breiteren Zusammenhang muss auch Röm 13,1-7 betrachtet werden. Und so gelangt man zur Frage, wie dem Grundauftrag der Verantwortung und Mitgestaltung in dieser Welt, in der Schöpfung Gottes in der Jesus als König regiert, als Christ nachgelebt werden kann. Dieser Aspekt der Mitverantwortung geriet insbesondere in evangelikalen Kreisen allzu leicht in Vergessenheit. Ein Einlassen auf die Probleme, Gefahren, die Gesellschaft oder die Politik dieser Welt wurde und wird teilweise als gefährliche Irrlehre bezeichnet.[8] Man konzentrierte sich auch hier vornehmlich auf Röm 1-8 und sah die Hauptaufgabe in der Hinführung zur persönlichen Bekehrung, Heiligung und Evangelisation, also eine Zuwendung zur zukünftigen Welt. Daraus entstand zugleich aber auch die Gefahr einer Weltabgewandtheit.

Hinsichtlich dieser aufgeführten Tatsachen soll in vorliegender Konzeption in aller Kürze die traditionelle theologische Auslegung von Röm 13,1-7 betrachtet werden. Daran schliesst sich eine Auseinandersetzung mit den transformatorischen Aspekten der Paränese, wobei zuerst dargelegt werden soll, wie Paulus entgegen der herkömmlichen Sichtweise in seinem Anliegen auch noch verstanden werden kann.

2 Traditionelle Betrachtungen zu Röm 13,1-7

2.1 Exegetisch

Um die Position von Röm 13,1-7 in der historisch-kritischen Exegese zu beleuchten, werde ich mich auf zwei, allerdings exemplarische Theologen zu diesem Thema, Otto Michel und Michael Theobald, beschränken.

2.1.1 Nach Otto Michel

Michel[9] sieht in der eigenständigen Perikope eine Einlage mit einfachem Aufbau und einer ziemlichen „Selbständigkeit“ im Kontext des Römerbriefes. Er sieht die Worte jedoch als von Paulus geschrieben an, was in der historisch-kritischen Exegese keine Selbstverständlichkeit darstellt. So wird Röm 13,1-7 immer wieder durch einzelne Exegeten als unpaulinisch bezeichnet. Jedoch bezeichnet auch Michel den Text in dem Sinne als unpaulinisch, als er seinem Sinn nach dem „apokalyptischen Charakter des Urchristentums“ widerspreche.

Während in V1 eine These durch Paulus aufgestellt werde, folge anschliessend deren Begründung. Der ganze Abschnitt „spricht im Stil jüdischer Weisheitslehre“. Im Gegensatz zu Cullmann[10] sieht Michel im Text keine spekulativen Ansichten im Sinne einer Erhöhung von Jesus Christus über dämonische Mächte, sondern vielmehr einen einfachen Aufruf zum Gehorsam, den der Christ den staatlichen Mächten schuldig ist. Während allerdings die Liebe in Röm 12,9ff. und 13.8ff. durch Paulus eingehend eingeschärft wird, so bleibe sie bei diesem Einschub aussen vor. Michel gelangt zu folgendem Schluss: „Die konkrete Zuspitzung der paulinischen Mahnrede weist auf einen historischen Anlass hin, der entweder in jüdischen Unruhen oder in pneumatischer Überheblichkeit liegen kann.“[11] Den Dienst des Textes gegenüber den Gläubigen und der Kirche sieht Michel darin, dass er dem Enthusiasmus des Christen wehrt. Welchen Enthusiasmus Michel meint, ist nicht klar. Vermutlich bezieht er sich aber auf eine zu starke politische Tatkraft von Christen, welcher durch den Text Einhalt geboten werden soll.

2.1.2 Nach Michael Theobald

Theobald[12] sieht in Röm 13,1-7 eine „Einlage als Mahnung zu gesellschaftlicher Loyalität“, ein Einschub im Römerbrief, der nicht so richtig in den Gesamtzusammenhang des Römerbriefes passt. Der Einschub soll den Christen vor allem zu einem bestimmten korrekten Verhalten ermahnen. So soll aufgrund des Textes auch nicht eine ganze Staatslehre entfaltet werden.[13] Im Text wiederspiegle sich lediglich die frühjüdische Tradition, die Obrigkeit als von Gott eingesetzt anzusehen. Die Obrigkeit hätte im jüdischen Verständnis also ohnedem normative Funktion gehabt. Diese Annahme sieht Theobald dadurch erhärtet, dass der Text durch Paulus als plausibel vorausgesetzt und nicht weiter reflektiert wird.[14]

Allerdings gesteht Theobald ein, dass solche Einlagen zur Zeit des Paulus üblich waren und ein besonderes Merkmal in der Rhetorik darstellten. Zu einzelnen Stichworten wurden grössere Erörterungen assoziiert. Ausserdem sieht es Theobald nicht als verwunderlich, dass gerade in einem Brief an die Christen in der römischen Hauptstadt auch politische Aspekte durch Paulus angesprochen werden. Die Intention zum Schreiben der Paränese sieht er in Missständen des römischen Steuerwesens. Paulus Wille war es gemäss Theobald, den Christen eine Weisung zu erteilen, wie sie sich in dieser Situation zu verhalten haben und sie vor „unbedachten Schritten zu bewahren“.[15]

2.2 Ethisch

Das NT gibt keine ausführliche Staatslehre wieder. Paulus geht in Röm 13,1-7 nur der Frage nach, wie sich der Christ[16] gegenüber dem Staat zu verhalten hat, nicht wie der Staat an sich geordnet und aufgestellt sein soll. Ansätze zum Verhältnis des Christen gegenüber dem Staat finden sich ausser an der zentralen Stelle in Röm 13 in Apg 5,29; Tit 3,1f.; 1Petr 2,13-17; Offb 13 oder Lk 20,20-26, wobei der Text aus Lk den Worten von Paulus in Röm 13 am nächsten kommt und dieser aufgrund seiner Ausführlichkeit als relevanter Text im NT betrachtet werden kann.[17] In allen Texten sollen die Christen den Staat als Regierungsform achten, welcher „nach Gottes Anordnung und mit seinem Willen dem Chaos wehrt.“[18] Eine Ausnahme unter den Texten bildet Apg 5,29. Wenn die Träger der Staatsgewalt, der politischen Autorität, despotische, ja „dämonische Züge“[19] annehmen oder gar die Bezeugung des Evangeliums einschränken oder verbieten, dann soll Gott mehr gehorcht werden als den Menschen.

2.2.1 Der Staat als Notwendigkeit in einer gefallenen Welt

Die Aufgabe des Staates fasst Brunner folgendermassen zusammen: „Die Funktion des Staates ist die der Ordnungsschaffung, im Sinn der Befriedung und der Gerechtigkeit. Er schafft den notwendigen Rahmen des Lebens.“[20] Der Mensch braucht die ordnende Funktion des Staates, da sein Sozialverhalten im Unterschied zum Tier nicht von Natur aus festgelegt ist. Das menschliche Verhalten in der Gesellschaft muss aufgrund seiner, nicht zuletzt technischen Entwicklung, immer wieder neu normiert und formiert werden. „Um sein Leben ohne S(taat, D.J.) entfalten und gestalten zu können, müsste der Mensch entweder Gott oder ein Tier sein; er ist aber ein zoon politikon (Aristoteles), ein politisches Lebewesen.“[21]

Die Funktion des Staates wurde notwendig, um dem sündigen und gefallenen Menschen eine Rechtsordnung zu geben und einen friedlichen Rahmen zu schaffen. Brunner spricht sogar davon, dass der Mensch durch den Staat Frieden erbt:

„Darum erkennt der Christ den Staat, der ohne ihn da ist, und dessen Frieden er ‚erbt‘, als eine Gabe Gottes, als eine göttliche heilsame Zuchtordnung; sich in den Staat fügen und ihn annehmen ist Zucht und Busse zugleich.“[22]

Der Staat ist dazu da, mittels des geltenden Rechts Gerechtigkeit für jeden Bürger anzustreben. Dieses Gerechtigkeitsstreben des Staates ist sein gottgegebener Sinn.[23] Niemals jedoch ist der Staat an sich göttlich oder heilig. Der Staat ist lediglich eine, durch den Sündenfall (Gen 3,6) notwendig gewordene, weltliche Ordnung, welcher von Gott die Macht verliehen wurde, „um der Ordnung, der Gemeinschaft, des Rechtes willen.“[24] So sieht Brunner in jeder Ordnung, die von einem Staat ausgeht, mag sie auch noch so ungerecht sein, bereits einen Vorteil gegenüber einer absoluten Anarchie und bestätigt damit Röm 13,1: Jede Macht ist von Gott eingesetzt.[25] Der Staat selber ist jedoch auch durch eine von Gott eingesetzte Regierung niemals göttlich: „Der Staat ist nicht einfach göttlich, wie gewöhnlich aus Röm. 13,1ff. herausgelesen wird. Er ist nur gott gewollt, ‚von Gott geordnet ‘“.[26]

Die Vertreter der staatlichen Autorität befinden sich dennoch immer auf einer Gratwanderung zwischen der Stiftung von Gemeinschaft und Ordnung im Sinne Gottes und einem egoistischen Machtgebahren:

„In jedem wirklichen Staat … erkennen wir also dreierlei: ein Schöpfungsmässiges, die Gemeinschaft, eine auf die Sünde bezogene Zuchtordnung, die eine Art von Gemeinschaft erzwingt und die notwendige Basis und den harten Rahmen gesitteten Lebens schafft, und ein durch nichts zu rechtfertigendes, schlechthin faktisches, ungerechtes, machthungriges, halbdämonisches Machtwesen.“[27]

Ohne die Ausübung von Macht kann ein Staat nicht bestehen (Röm 13,2f.). Die Macht stellt ein Grundwesen des Staates dar. Die Autorität des Staates beruht in letzter Linie aber nicht auf Militär- oder Polizeimacht, sondern auf dem Respekt, welcher der einzelne Bürger dem Staat entgegenbringt.

Grundsätzlich unterschieden werden kann zwischen einem stärker lutherischen Staatsverständnis und einem stärker reformierten Staatsverständnis. Bei der lutherischen Position legt der Staat seine Gesetze mit Rücksicht auf das Naturrecht (Röm 2,15) selber fest. Der Staat ist insofern ein Machtstaat, als sich sein Recht aus seiner Macht begründet. Der Staat wird wie bei Brunner als Notordnung nach dem Sündenfall betrachtet, der das Chaos eindämmen soll. Allerdings versteht Luther auch das Naturrecht als eine von Gott gewollte Ordnungsinstanz und nicht als philosophisch begründetes Konstrukt.[28]

Die stärker reformierte Position hingegen vertritt einen Staat als Rechtsstaat. Der Staat selber untersteht dem Gesetz und seine Macht gründet in diesem Recht. Der Staat wird erkannt als Mandat Gottes auf

[...]


[1] Siehe: Peter Stuhlmacher, Der Brief an die Römer, NTD Bd. 6. (Göttingen und Zürich: Vandenhoeck & Ruprecht, 1989), 177. Zur zeitgeschichtlichen Prägung vgl. z.B.: Walter Künneth, Der Christ als Staatsbürger: Eine ethische Orientierung, (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag, 1984). Künneth befasst sich ebenfalls zentral mit Röm 13,1-7 und der daraus resultierenden ethischen Verantwortung für den Christen. Die zeitgeschichtliche Prägung des Autoren kommt sehr deutlich im Kapitel „Das ‚politische Ethos‘ im Atomzeitalter“ zum Vorschein. Ebd. 98-116.

[2] Oscar Cullmann, Der Staat im Neuen Testament, (Tübingen: J.C.B. Mohr, 1956), 40.

[3] Vgl. Michael Theobald, Der Römerbrief, (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2000), 307.

[4] So z.B.: Dietrich Bonhoeffer, Ethik, 8. Aufl. (München: Chr. Kaiser, 1975), 353-375. Zum politischen Widerstand gegen die Obrigkeit durch Christen im Kontext des 2. WK siehe z.B.: Kurt Meier, Der evangelische Kirchenkampf: Gesamtdarstellung in drei Bänden, 2. Aufl., (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1976).

[5] Emil Brunner, Das Gebot und die Ordnungen: Entwurf einer protestantisch-theologischen Ethik, 2. Aufl. (New York: Amerikanische Hilfskommission des ökumenischen Rates der Kirchen, 1946), 427.

[6] Eine neuere Darstellung dieser Art bietet: Stefan Krauter, Studien zu Röm 13,1-7: Paulus und der politische Diskurs der neronischen Zeit, (Tübingen: Mohr Siebeck, 2009). Das Schwergewicht in der Exegese von Röm 13 wird noch immer auf die politischen Verhältnisse zur Zeit des Paulus gelegt. Krauter sieht es als unerlässlich an, zuerst das „vielfältige Bild der neronischen (Früh-)Zeit – zu klären.“ Ebd. 88ff. Während noch immer über die grundsätzliche Glaubwürdigkeit der Person von Paulus und seinen Schriften diskutiert wird, macht es den Anschein, dass man darüber hinaus nicht zu wesentlichen Erkenntnissen hinsichtlich seiner Theologie und der Bedeutung für die Gemeinschaft der Gläubigen gelangt, wenn Krauter sagt: „Auf der anderen Seite wird zunehmend klar, dass man auch die Äusserungen in den paulinischen Briefen nicht einfach als historisch glaubhafte ‚Selbstzeugnisse‘ ihres Autors werten darf. Paulus stellt seinen Adressaten ein Bild von sich dar, und er setzt dieses Bild rhetorisch zu argumentativen Zwecken ein.“ Ebd. 89. Durch Krauter wird auch die Position von Douglas J. Moo angesprochen, welche allerdings als „naives Verständnis vom Ziel der Exegese“ und „naivem Verständnis von christlicher politischer Ethik als ‚Anwenden, was die Bibel vorschreibt‘“ unterstellt wird. Ebd. 32-34. N.T. Wright als einer der wichtigsten zeitgenössischen Neutestamentler, Leben-Jesu- und Paulusforscher, wird durch Krauter, trotz umfassender Bibliographie von rund 40 Seiten, gar nicht erst erwähnt. Wright war anglikanischer Bischof und ist Professor für Neues Testament und frühe Christenheit an der University of St. Andrews, Schottland. Er gilt als führender Neutestamentler im englischsprachigen Raum. Dies stellt sicher eine Lücke in seiner Untersuchung dar. Und so wird einmal mehr ersichtlich, wie sich auch die liberale Theologie in ihren eigenen Paradigmen bewegt und darüber hinaus nicht kommt.

[7] Dem Bild des „add-on“ widerspricht: Douglas J. Moo, Encountering the Book of Romans (Grand Rapids: Baker Academic, 2002), 176.

[8] Siehe dazu das kürzlich erschienene Buch von Martin Erdmann, welcher als Ursache für die Kraftlosigkeit evangelikaler Gemeinden eine unbiblische Zuwendung zur «Weltlichkeit» und darin insbesondere zur Politik, sieht. Martin Erdmann, Der Griff zur Macht: Dominionismus – der evangelikale Weg zu globalem Einfluss, (Oerlinghausen: Betanien Verlag, 2011), 9 passim. Aufschlussreich ist auch das Interview zwischen Erdmann und Tobias Faix, Leiter des Studienprogrammes «Gesellschaftstransformation» am Barburger Bildungs- und Studienzentrum in: Unbekannt, „Sollen Christen die Welt verändern?“, IdeaSpektrum 17 (2012): 22-24. Die beiden Exponenten geben kontroverse Antworten auf die Frage, ob sich evangelikale Christen mehr der diakonischen und gesellschaftspolitischen oder der missionarisch-seelsorgerlichen Arbeit widmen sollen.

[9] Vgl. für folgenden Abschnitt: Otto Michel, Der Brief an die Römer: kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament, 14. Aufl., 5. bearbeitete Aufl. dieser Auslegung (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1978), 393ff.

[10] Siehe dazu: Cullmann a.a.O., 45-50. Cullmann wird im Zusammenhang mit Röm 13 öfters zitiert für seine ausgeprägte Sicht von Engeln und Dämonen, welche er mit dem Wort εξουσἱαις (Gewalten, Mächte) verbindet. Hier muss allerdings entgegengehalten werden, dass er sich lediglich dahingehend äussert, dass für den jüdischen Leser auch Engel und andere überirdische Mächte als Obrigkeit verstanden werden könnten. M.E. leitet Cullmann dadurch noch lange keine angelologische Sichtweise aus Röm 13 ab, er bezieht lediglich die Möglichkeit dazu in seine Überlegungen ein. Wenn im Folgenden von Obrigkeit oder staatlicher Autorität gesprochen wird, so beziehe ich mich auf das gr. εξουσἱαις, welches übersetzt werden kann mit „Träger der Macht“, welchem „das Vermögen zugeschrieben (ist), von sich aus zu handeln; er ist imstande, aus seinem Willen ein Gebot zu machen, das Gehorsam verlangt, und hat die Mittel, diese zu erzwingen.“ (Fritz Rienecker, Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament, 22. Aufl. [Giessen: Brunnen Verlag, 2008], 343).

[11] Michel, a.a.O., 400.

[12] Vgl. für folgenden Abschnitt: Theobald, a.a.O., 306ff.

[13] Eine Staatslehre aufgrund von Röm 13,1-7 entfaltet z.B.: Valentin Zsifkovits, Der Staatsgedanke nach Paulus in Röm 13,1-7: Mit besonderer Berücksichtigung der Umwelt der patristischen Auslegung, (Wien: Verlag Herder, 1964).

[14] Delling sieht denn auch bereits 1962 „jüdisches Lehngut“ in der Paränese Röm 13 und geht von einer „isolierten Stellung“ des Textes innerhalb des NT aus. Siehe: Gerhard Delling, Römer 13,1-7 innerhalb der Briefe des Neuen Testaments, (Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1962), 8-20.

[15] Theobald, a.a.O., 309. So auch Moo, a.a.O., 184: Paulus will die Christen davon abhalten, sich gegen die Steuern zu ereifern.

[16] Während Althaus das Wort „jedermann“ (Röm 13,1) wirklich auf jedermann bezieht, „also auch die Christen“ (Paul Althaus, Der Brief an die Römer, 8. Aufl., [Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1954], 118), so bezieht Asmussen das Wort „jedermann“ausschliesslich auf die Christen. Siehe: Hans Asmussen, Der Römerbrief, (Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk: 1852), 263.

[17] Vgl. Stuhlmacher, a.a.O., 179. In Mt 17,24-27 wird von einer religiösen Obrigkeit gesprochen.

[18] Ebd. 184.

[19] Ebd.

[20] Brunner, a.a.O., 444.

[21] K. Motschmann, «Staat: a) allgemein», ElThG, Bd. 3, 1891. Hervorhebung im Original.

[22] Brunner, a.a.O., 432.

[23] Vgl. Ebd. 435.

[24] Ebd. 434.

[25] Vgl. Ebd. 435.

[26] Cullmann, a.a.O., 44. Hervorhebungen im Original.

[27] Brunner, a.a.O., 432. Hervorhebungen im Original. Vgl. dazu die Spannung zwischen Röm 13,1 (göttlicher Wille) und Offb 12,3 (widergöttlicher Egoismus, Staat als Drache Satans).

[28] Siehe dazu: Falk Wagner, „Naturrecht II“, TRE, Bd. 24, 155.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Römer 13,1-7 - Von der klassischen Auslegung zu transformatorischen Aspekten
Hochschule
Werkstatt für Gemeindeaufbau gGmbH
Veranstaltung
Vorlesung Römerbrief
Note
1.0
Autor
Jahr
2012
Seiten
27
Katalognummer
V203353
ISBN (eBook)
9783656299127
ISBN (Buch)
9783656300458
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Römerbrief, Römer 13, Staat, Emil Brunner, Karl Barth, Tikkun Olam, Tiqqun Olam, Gesellschaftstransformation, Christ, Paulus, transformatorisch, NPP, New Perspective on Paul, Neue Paulusperspektive, New Covenant International University Florida, Akademie für Leiterschaft
Arbeit zitieren
David Jäggi (Autor:in), 2012, Römer 13,1-7 - Von der klassischen Auslegung zu transformatorischen Aspekten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203353

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