„Die Freiheit ist das Meer: Die einzelnen Wogen vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich.“
Václav Havel
Václav Havel stellt fest, was so viele Bürger der ehemaligen DDR verspürt haben müssen um all die Risiken und Gefahren auf sich zu nehmen um das „Meer“ zu erreichen.
Die vorliegende Hausarbeit widmet sich der Fluchtbewegung der DDR und versucht diese im Detail zu analysieren.
Gliederung
1. Einleitung
2. Ursachen der Flucht
3. Fluchtbewegung Teil I, 1945 bis 1961
4. Der Mauerbau, Fluchtbewegung Teil II, 1961 bis 1989
4.1 Folgen des Mauerbaus auf die DDR Bürger
4.2 Folgen des Mauerbaus auf die Fluchtbewegung
4.2.1 Die legale Ausreise
4.2.2 Effekt auf die „illegale“ Fluchtbewegung
5. Möglichkeiten der Flucht
6. Fazit
7. Quellen
1. Einleitung
„ Die Freiheit ist das Meer: Die einzelnen Wogen verm ö gen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich. “
Václav Havel
Václav Havel stellt fest, was so viele Bürger der ehemaligen DDR verspürt haben müssen um all die Risiken und Gefahren auf sich zu nehmen um das „Meer“ zu erreichen. Die vorliegende Hausarbeit widmet sich der Fluchtbewegung der DDR und versucht diese im Detail zu analysieren.
Von enormer Wichtigkeit ist der Motor der Fluchtbewegung, es stellt sich also vorab die Frage, was trieb die Menschen an, all die Entbehrungen und Gefahren auf sich zu nehmen. Anschließend wird ein genauer Blick auf die Fluchtbewegung vor der Mauerbau geworfen. Diese Unterteilung ist unvermeidlich da, am 13.08.1961, eine deutliche Zäsur der Fluchtbewegung statt fand.
Mit dem Punkt Fluchtbewegung Teil II wird auf die Folgen für Staat und Gesellschaft eingegangen.
Im weiteren wird neben der illegalen Ausreise auch auf den legale Weg, den Ausreiseantrag eingegangen.
Abschließend zeigt ein kleiner Fundus an Ausreisetaktiken mit welcher Kreativität und Einsatz versucht wurde der DDR zu entkommen.
Im Fazit wird nochmals die enorme Problematik der Fluchtbewegung für den Staat, deren Ursachen und den dagegen unternommenen Maßnahmen eingegangen um abschießend das Kernproblem festzustellen.
2. Ursachen der Flucht
Nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 und der Trennung Deutschlands in die Besatzungszonen wurde deutlich, dass eine starke Abwanderung aus der Zone der UDSSR statt fand. Auch nach der Gründung der „Deutschen Demokratischen Republik“ änderte sich an diesem Zustand nichts. Welche Gründe hatten diese Menschen um unter Gefährdung des eigenen Lebens ihre Heimat, ihr vertrautes Umfeld, die Freunde, Bekannte und Verwandte zurück zu lassen um einem Leben in ungewisser Zukunft entgegen zu gehen. Beispiele hierfür finden sich in den verschiedensten Sektoren. Die Einschränkung der Rede - sowie
Pressefreiheit, die Bespitzelung durch die Staatssicherheit, die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, die Indoktrinierung der Bevölkerung, die Wehrpflicht, die Verstaatlichung der Wirtschaft, Verfolgung von Beziehungen zum Westen und dadurch auch Blockierung von Familienzusammenführungen, der Wunsch nach besseren Wohnungs- und Einkommensverhältnissen,Zusammengefasst ist festzustellen, „dass 56% der Geflüchteten politische Gründe für deren Flucht angaben, 15% familiäre Ursachen, 13% wirtschaftliche Gründe und 10% gaben an, die Unzufriedenheit mit den Einkommens- sowie Wohnungsverhältnissen waren ausschlaggebend.“1 Die Motive haben sich auch bis in die letzten Jahre der DDR nicht verändert. Neben diesen harten Fakten sollte ein Punkt, der vor allem für Grenznahe Regionen bzw. Städte (z.B. Berlin) immens wichtig ist, nicht außer Acht gelassen werden, die Strahlkraft des Westens, der vermeintlichen Freiheit. Viele Bürger der DDR empfanden das Leben als „trist“, „grau“ sowie „arm“, wohingegen von vielen Flüchtlingen das Leben im Westen aufgrund des „bunten“, „vielfältigen“, „reichen“ und „warmen“ polarisierte.
3. Fluchtbewegung Teil I, 1945 bis 1961
Die Fluchtbewegung Teil I, 1945 bis 1961 unterscheidet sich qualitativ Enorm von der, im weiteren Verlauf noch zur Sprache kommenden, Fluchtbewegung Teil II, 1961 bis 1990 da die Mauer, als entscheidender Faktor, erst ab dem 13.08.1961 vorhanden war. Grundlegend ist jedoch anzumerken dass die Fluchtbewegung, in den 45 Jahren der Teilung Deutschlands, immer als ein Gradmesser der politischen Akzeptanz gegenüber dem SED Regime zu verstehen war.
Beispielhaft hierfür steht der Sprunghafte Anstieg der Flüchtigen im Jahr 1953, in welchem die Aufstände des 17 Juni gewaltsam niedergeschlagen wurden (siehe Abb. 1). „Bis zum Mauerbau 1961 sind 2 686 942 Flüchtige verzeichnet, davon flüchteten 1 649 070 Menschen über West-Berlin sowie 1 037 872 über die innerdeutschen Grenzen oder das Ausland (Abbildung 1).“2 Auch der 1957 eingeführte Straftatbestand der „Republikflucht“ verringerte die Fluchtbewegung nicht.
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1 Wendt, Hartmut. 1991. Die deutsche Wanderung. Bilanz einer 40jährigen Geschichte von Flucht und Ausreise. DeutschlandArchiv4.1991:386-395.
2 Presse und Informationsamt des Landes Berlin. 1996. Die Mauer und ihr Fall. 7. Auflage.
- Arbeit zitieren
- Johannes Küstner (Autor:in), 2011, Die Fluchtbewegung in der DDR 1945 bis 1989, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203591