Interkulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht unter methodischem Aspekt

Die Konfliktlösunsstrategie „Peer-Mediation“ in der Schule nutzt natürliche Kommunikationsanlässe zur Verbesserung sprachlicher Kompetenzen im interkulturellen Kontext


Hausarbeit, 2008

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmungen
2.1. Mehrsprachigkeit
2.2. Mehrkulturheit
2.3. Interkulturelles Lernen

3. Grundlagen des Fremdsprachenerwerbs
3.1. Das optimale Alter
3.2. Gesteuerter und ungesteuerter Spracherwerb

4. Interkulturelle Kommunikation im Unterricht
4.1. Enstehung von Konflikten
4.1.1. „Störfall“ Stereotype
4.1.2. „Störfall“ Kommunikation

5. Mediation
5.1. Das Ziel der Mediation
5.2. Grundprinzipien der Mediation
5.2.1. Freiwilligkeit
5.2.2. Allparteilichkei
5.2.3. Eigenverantwortliche Lösungsstrategien
5.2.4. Vertraulichkeit
5.3. Peer-Mediation

6. Peer-Mediation in der Schule
6.1. „Die Peers“
6.2. Aufgaben der Peers
6.2.1. Konfliktregelung
6.2.2. Multiplikation
6.2.3. Schulungsaktivitäten
6.2.4. Fortbildung

7. Fazit

8. Literatur

„Am Anfang war das Wort…“

Johannes 1,1ff

1. Einleitung

Der Sprachenunterricht für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ist eine der größten Herausforderungen für den Unterricht der Gegenwart.

„Weltweit gibt es ungefähr 7000 Sprachen, aber weniger als 200 Staaten. Trotz dieses Reichtums an Sprachen ist über die Hälfte der Staaten der Welt offiziell einsprachig“ (Belke 2008, S. 8). Man kann daraus leicht ableiten, dass die Mehrsprachigkeit mehr Normalität mit sich bringt, als es die Menschen der westlichen Welt der Einsprachigkeit zuschreiben. Zum selben Ergebnis kommen Elmar Lechner (2002, S. 309) und Els Oksaar (2003, S. 27), indem sie schreiben, dass die Einsprachigkeit genau genommen ein kulturbedingter Grenzfall von Mehrsprachigkeit ist.

Warum sind Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch nach wie vor einem Unterricht ausgesetzt, der für Kinder mit deutscher Muttersprache geschaffen wurde? „Es gibt nach wie vor getrennte Didaktiken für Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache, getrennte Lernmaterialien, getrennte Ausbildungsgänge, obwohl die Kinder gemeinsam unterrichtet werden“, stellt Gerlind Belke (2008, S. 2) fest.

Dass dieser Weg nicht der richtige sein kann, führt uns die PISA-Studie regelmäßig vor Augen. Gerade der hohe Anteil (16 Prozent der Volksschüler Österreichs) an Risikoschülern, das sind Schüler mit massiven Problemen beim Lösen von einfachsten Leseaufgaben, ist beunruhigend (vgl. die Presse, 2007; OECD, 2006). Es gibt verschiedene Gruppen von Migranten. Der öster­rei­chi­sche Bildungsexperte Günter Haider (2007) teilt die Migranten in bildungswilligere und bildungsunwilligere ein. Diese Gruppenzuweisung darf jedoch nicht als Ausrede für das schlechte Abschneiden beim Sprachenerwerb gelten. Es muss in der Schule für jede Gruppe das passende Angebot, sprich Methodik, Didaktik, Material usw., Platz haben. Es gibt eine zu große Zahl von Einwanderern in Österreich, die wenig sprachliche Kompetenz mitbringt, aber diese auch im österreichischen Schulsystem nicht verbessern kann (vgl. Haider, 2007).

Auch die Ergebnisse des deutschen Bildungssystems sind um nichts besser. „Ein Viertel der Jugendlichen“, so Auernheimer (2005, S. 6), „erreicht nicht die Lesekom­petenz, die für eine erfolgreiche Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erforderlich ist.“

Mit welchen Methoden lässt sich interkulturelles Lernen mit dem Fremd­sprachen­unterricht gut verbinden, um in diesem Bereich etwas positiv zu verändern?

Bevor ich mich einem möglichen didaktischen Konzept widme, die eine Verbesserung des Sprachenunterrichts im Sinne des interkulturellen Lernens bringen könnten, ist es notwendig, einige Begriffe zu klären und kurz auf die Grundlagen des Fremdsprachenerwerbs einzugehen.

2. Begriffsbestimmungen

Im Kapitel 2.3. werde ich auf die Definition des Begriffes „Inter­kul­tu­rel­les Lernen“ eingehen. Deswegen ist es an dieser Stelle notwendig, den Aspekt der Mehrsprachigkeit und Mehrkulturheit zu behandeln und genauer zu erklären.

2.1. Mehrsprachigkeit

Die Begriffe Mehrsprachigkeit und Zweisprachigkeit sind in der Literatur eng miteinander verwurzelt. Mehrsprachigkeit ersetzt darin nicht nur die als zusätzliche Differenzierung verwendeten Begriffe Drei- oder Viersprachigkeit usw., sondern wird auch als Synonym zur oben erwähnten Zweisprachigkeit verwendet. Mit Mehrsprachigkeit wird also meist auf das Gegenteil von Einsprachigkeit verwiesen. Sie wird aber in der Forschung durchaus des Öfteren noch detaillierter aufgefächert. Dann werden die Termini Multilingualismus, Plurilin­gua­lismus, Bilingualismus verwendet (vgl. Oksaar, 2003).

Andere Forscher, wie zum Beispiel Haugen, sind der Überzeugung, dass einerseits, wie oben beschrieben, Mehrsprachigkeit den Begriff Zweisprachigkeit mit einbezieht und dass andererseits Zweisprachigkeit auch die Beherrschung mehrerer Sprachen bedeuten kann. Zweisprachig ist auch derjenige, „who knows more than two languages, variously known as a plurilingual, a multilingual, or a polyglot“, (Haugen 1956, S. 9).

2.2. Mehrkulturheit

Mehrsprachigkeit bewirkt immer auch eine Mehrkulturheit. Die Sprache ist ein Produkt der Kultur einer Gesellschaft. Umgekehrt werden Werte und Regeln einer Gesellschaft unter anderem auch mit der Sprache transportiert.

Wenn jemand eine neue Sprache lernt, muss er sich zwangsläufig auch mit der Kultur auseinandersetzen, die sie umgibt. Der Lerner erfährt beim Erwerb der neuen Sprache durch die auftretenden Unterschiede und Ähnlichkeiten aber auch mehr über seine eigene Kultur und somit über seine eigene Sprache.

Ableiten kann man, dass sich Mehrsprachigkeit und Mehrkulturheit in vielen Bereichen decken. Els Oksaar (2003, S. 31) betont aber, dass sie häufig auseinandergehen, „was u. a. situationale Interferenzen und Behavioremumschaltugen zur Folge haben kann.“

Mehrkulturheit eines Individuums zeigt sich für Oksaar in seiner Fähigkeit, „sich in beliebigen Situationen nach den Normen und Regeln der Kultursysteme zu verhalten und bei der Interaktion von den Behavioremen der einen Kultur auf die der anderen hinüberwechseln [sic!] , wenn es notwendig ist“ (2003, S. 32).

2.3. Interkulturelles Lernen

Sobald sich ein Lerner also mit einer neuen Sprache beschäftigt, eine Mehrsprachigkeit anstrebt, muss er sich auch mit dem Aspekt der Mehrkulturheit auseinandersetzen. Daher kann jeglicher Spracherwerb als Kulturerwerb, bzw., um es noch genauer auszudrücken, als kulturelles Lernen bezeichnet werden.

Oksaar (2003, S. 38) meint dazu, dass das kulturelle Lernen „erst im reflektierendem Kontakt des Eigenen mit dem Fremden durch den Lerner“ als interkulturelles Lernen gesehen werden kann. Voraussetzung für diesen Prozess ist die interkulturelle Kommunikation, die erst dann stattfindet, wenn beim gegenseitigen Verständigungsprozess für mindestens einen Teilnehmer die Kommunikations­sprache nicht die Muttersprache ist (vgl. Oksaar 2003).

Zum selben Ergebnis kommt Thomas (2001), wenn er schreibt, dass interkulturelles Lernen dann stattfindet, „wenn eine Person bestrebt ist, im Umgang mit Menschen einer anderen Kultur deren spezifisches Orientierungssystem der Wahrnehmung, des Denkens, Wertens und Handelns zu verstehen, in das eigenkulturelle Orientierungssystem zu integrieren und auf ihr Denken und Handeln im fremdkulturellen Handlungsfeld anzuwenden. Interkulturelles Lernen bedingt neben dem Verstehen fremdkultureller Orientierungssysteme eine Reflexion des eigenkulturellen Orientierungssystems.“

Etwas anders drückt es Helga Losche (2005, S. 40) aus. Sie sieht die Aufgabe des interkulturellen Lernens vor allem darin, die Verhaltensroutinen und Stereotypen in den interkulturellen Alltagsbegegnungen zu durchbrechen. Für sie hat interkulturelles Lernen die Aufgabe, „eine Grundlage für interkulturelle Begegnungen zu schaffen: interkulturelles Verstehen.“

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Interkulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht unter methodischem Aspekt
Untertitel
Die Konfliktlösunsstrategie „Peer-Mediation“ in der Schule nutzt natürliche Kommunikationsanlässe zur Verbesserung sprachlicher Kompetenzen im interkulturellen Kontext
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V205105
ISBN (eBook)
9783656315131
ISBN (Buch)
9783656316558
Dateigröße
556 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fremsprachenunterricht, Spracherwerb, sprachliche Kompetenzen, interkulturelle Kommunikation, Mediation, Peer-Mediation
Arbeit zitieren
M.Ed Klemens Ecker (Autor:in), 2008, Interkulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht unter methodischem Aspekt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205105

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