In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit dem Thema: „Emilia Galotti und Luise
Miller – zwei Schicksale.“ In meiner Untersuchung vergleiche ich die beiden Dramen ‚Emilia
Galotti’ und ‚Kabale und Liebe’ anhand verschiedener Gesichtspunkte.
Im ersten Teil der Arbeit vergleiche ich die Familienverhältnisse in den Dramen mit besonderem
Schwerpunkt auf die Vater-Tochter-Beziehungen. Denn besonders die Erziehung durch
die Väter ist prägend für das Verhalten der Töchter im weiteren Verlauf des Dramas.
Weiterhin werden Adel und Bürgertum der beiden Dramen gegenübergestellt und miteinander
verglichen. Durch die ständeübergreifenden Verhältnisse in Form von Emilia und Hettore
Gonzaga sowie Luise und Ferdinand werden die Konflikte des Dramas erzeugt.
Zu welchen Ereignissen diese Konflikte führen wird im letzten Teil der Arbeit dargestellt.
Das Ziel dieser Arbeit ist es zu vergleichen, ob Emilia Galotti und Luise Miller ein vergleichbares
Schicksal widerfährt.
1) Einleitung
In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit dem Thema: „Emilia Galotti und Luise Miller – zwei Schicksale.“ In meiner Untersuchung vergleiche ich die beiden Dramen ‚Emilia Galotti’ und ‚Kabale und Liebe’ anhand verschiedener Gesichtspunkte.
Im ersten Teil der Arbeit vergleiche ich die Familienverhältnisse in den Dramen mit besonderem Schwerpunkt auf die Vater-Tochter-Beziehungen. Denn besonders die Erziehung durch die Väter ist prägend für das Verhalten der Töchter im weiteren Verlauf des Dramas.
Weiterhin werden Adel und Bürgertum der beiden Dramen gegenübergestellt und miteinander verglichen. Durch die ständeübergreifenden Verhältnisse in Form von Emilia und Hettore Gonzaga sowie Luise und Ferdinand werden die Konflikte des Dramas erzeugt.
Zu welchen Ereignissen diese Konflikte führen wird im letzten Teil der Arbeit dargestellt. Das Ziel dieser Arbeit ist es zu vergleichen, ob Emilia Galotti und Luise Miller ein vergleichbares Schicksal widerfährt.
2) Familienbeziehungen
2.1) Familie Galotti
In Gotthold Ephraim Lessings bürgerlichem Trauerspiel ‚Emilia Galotti‘ begegnet uns eine drei-köpfige Familie, die aus Odoardo Galotti, Emilias Vater, Claudia Galotti, Emilias Mutter und Emilia selbst besteht.
Claudia Galotti lebt gemeinsam mit ihrer Tochter in der Stadt, um ihrer Tochter eine bessere Erziehung ermöglichen zu können. Odoardo dagegen lebt allein auf dem Land. Die Tatsache, dass seine Frau und Tochter in der Nähe des Hofes leben, wird von Emilias Vater Odoardo nur schwer gebilligt. Denn der Hof stellt für ihn das lasterhafte Leben dar, das Leben auf dem Land bildet seiner Meinung nach dazu den Gegensatz.
Claudia vertritt im Stück eine Mittlerfunktion, sie steht durch ihr Leben in der Stadt zwischen der Absolutheit des Tugendverständnisses ihres Mannes und der äußeren Realität (Wurst 1988: 125). „Claudia vermittelt zwischen Idealität und Realität“ (Wurst 1988: 125).
Lessings Familie Galotti ist durch ein patriachales Familienverhältnis geprägt.
Odoardo tritt als Familienoberhaupt auf, das durch die Ausübung von traditioneller Autorität und familialer Liebe seine Familie im Griff hat („…, der euch so herzlich liebet“ (S. 25)).
Für Emilias Vater ist Emilia selbst sein wertvollstes Gut, da sie sein einziges Kind ist und nur sie somit seine Wertvorstellungen weiterführen kann.
Durch seine patriarchalische Erziehung kommt es bei Emilia zu einer kompletten Verinnerlichung der väterlichen Werte, was für Odoardo auch sehr wichtig ist. Sie soll ihre Jungfräulichkeit, die gleichgestellt ist mit ihrer Tugend, erst in einer Ehe, die vom Vater gutgeheißen wird, verlieren.
Den passenden Schwiegersohn wird dem Rezipienten in Form von Graf Appiani vorgestellt. Er gilt als Odoardos Wunschschwiegersohn, da seine Werte vollkommen mit denen Odoardos übereinstimmen.
Obwohl Graf Appiani der Gesellschaft des Hofes zuzurechnen ist, möchte auch er sich, ebenso wie Odoardo aus der Gesellschaft zurückziehen und auf dem Land in Zweisamkeit mit Emilia sein Leben verbringen. „Denn so viel ich höre, ist sein Plan gar nicht, bei Hofe sein Glück zu machen. – Er will mit seiner Gebieterin nach seinen Tälern von Piemont.“ (S.14).
Emilia tritt als Tochter auf, die die Wertvorstellungen ihres Vaters übernommen hat. Durch ihre Hochzeit mit Graf Appiani will sie keine neue Familie gründen, sondern die Wertvorstellungen ihres Vaters festigen (Sasse 1996: 140).
Emilias ständige Überwachung durch den Vater führt dazu, dass sie nicht lernt eigenständig mit Problemen umzugehen. Diese Konfliktunterbindung bewirkt, dass Emilia keine eigene Persönlichkeit bilden kann und somit auf die Übernahme der väterlichen Persönlichkeit begrenzt ist. Sie ist in ihren Augen der Liebe des Vaters nur würdig, wenn sie komplett nach seinen Vorstellungen handelt.
Somit ist das empfindsame Erziehungsideal von Odoardo durch extreme Abhängigkeit gekennzeichnet (Wurst 1988: 133).
2.2) Familie Miller
Wie auch in Emilia Galotti finden wir in Schillers Werk ‚Kabale und Liebe’ eine Familie vor, die aus Vater, Mutter und Kind besteht.
Die Mutter von Luise spielt, wie Claudia Galotti eine geringe Rolle im Drama. Sie tritt als eitle, beschränkte Mutter auf, die durch ihren Snobismus und gesellschaftlichen Ehrgeiz verleitet, als eine Art Kupplerin auftritt und so, ungewollt den fatalen Verlauf der Handlung erst ermöglicht (Sørensen 1984: 83).
Luises Vater ist von Beruf Musiker. Durch ihn haben sich Luise und Ferdinand erst kennen gelernt. Er führt mit seiner Tochter ein sehr inniges Verhältnis. Für ihn ist es wichtig, dass Luise nur aus Liebe heiratet („Ich zwinge meine Tochter nicht […] Mädel muss mit ihnen leben – nicht ich – warum soll ich ihr einen Mann, der ihr nicht schmecken will, aus purem klaren Eigensinn an den Hals werfen?“(S. 9)).
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- Quote paper
- Sarah Falkenrich (Author), 2009, Emilia Galotti und Luise Miller - zwei Schicksale, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205316