Die zentralen Punkte dieser Studie bestehen in der Attraktivität der männlichen Stimme und dem Einfluss des Dialekts auf diese Attraktivität. Trotz des Titels dieser Arbeit, wurde sich auf die männliche Stimme als Fokus beschränkt, da selbst die Wahl eines der beiden Geschlechter zu zahlreichen möglichen Untersuchungspunkten führt. Die Stimme eines Menschen dient als Träger vielerlei Informationen, die nicht nur aus dem Inhalt und der Intention des Gesagten bestehen, sonder auch Hinweise zum Sprecher enthalten. So kann die Stimme eines Sprechers dem Hörer nicht nur Informa-tionen zum Geschlecht oder Gefühlszustand des Sprechers verraten, sondern löst beim Hörer vor allem aber auch ein stereotypes Bild aus, das dem Hörer Informationen zur Persönlichkeit oder zum äußeren Erscheinungsbild des Sprechers liefert. Diese Stereo-type scheinen durch bestimmte akustische Hinweise der Stimme verursacht zu werden, die zwar unbewusst aber allgemein gültig verarbeitet werden, da sich Beurteiler in den meisten Dingen einig sind. Allerdings zeigen viele Untersuchungen auch, dass diese stereotypen Vorstellungen oft nicht mit der Realität übereinstimmen, andere dagegen wiederum Gültigkeit besitzen. Außerdem hat sich gezeigt, dass ein Dialekt ebenfalls bestimmte Assoziationen auslöst, die in den meisten Fällen nicht unbedingt positiver Art sind. Demnach müssten diese negativen Einstellungen und Assoziationen im zweiten Schritt theoretisch auch Einfluss auf die Bewertung der Attraktivität der Stimme ausüben. Dieser Einfluss soll unter anderem in dieser Arbeit untersucht werden, indem von Sprechern jeweils eine hochdeutsche und eine dialektale Sprachprobe bewertet, ausgewertet und analysiert werden soll. Neben der Frage, ob ein Dialekt die stimmliche Attraktivität eines Mannes verändert, soll auch allgemein geklärt werden, welche akustischen Hinweise im Sprachsignal charakteristisch für eine attraktive Männerstimme sind und ob sich diese akustischen Parameter in den dialektalen Versionen ändern. Führen demnach alleine die (durch den Dialekt ausgelösten) stereotypen Vorstellungen zu wahrscheinlich negativeren Bewertungen, oder werden die durch Veränderungen der akustischen Parameter unterstützt? Diese Arbeit beschränkt sich auf das Niederdeutsche, das Hessische, das Fränkische und das Sächsische; jeweils in Verbindung mit dem Hochdeutschen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gliederung
- Theoretische Grundlagen und Forschungsüberblick
- Stimme
- Phonation und akustische Artikulation
- Einfluss des Testosteronspiegels auf die männliche Stimme
- Frequency Code nach Ohala (1994)
- Attraktivität der Stimme
- Welche Stimmen finden Frauen attraktiv?
- Auditive, visuelle und visuell-auditive Bewertungssituationen
- Beziehungen zwischen Stimme und Persönlichkeitsattributen
- Einfluss der wahrgenommenen Reife auf Persönlichkeitsurteile
- Beziehungen zwischen Stimme und physischer Attraktivität
- Einfluss der shoulder-to-hip-ratio
- Einfluss der fluktuierenden Asymmetrie
- Maskulinität
- Wahrnehmung von Größe und Gewicht
- Neue Ansätze nach Zuta (2007)
- Grundfrequenz (FO)
- Formantfrequenzen
- Pausen
- Hesitationen
- Sprechgeschwindigkeit
- Artikulationsgeschwindigkeit
- Dialekt versus Hochdeutsch
- Einleitung
- Begriffserklärungen
- Dialektkompetenz und -gebrauch
- Geschlecht und Dialekt
- Alter und Dialekt
- Prestige des Hochdeutschen
- Einstellungen gegenüber Dialektsprechern
- Assoziationen zwischen Dialekt und sozialer Schicht
- Stereotype
- Eigenes experimentelles Vorgehen
- Vorüberlegungen
- Hypothesen
- Methode
- Sprachmaterial
- Auswahl der Dialektgebiete
- Sprecherauswahl
- Aufnahmen der Sprecher
- Stimulusherstellung
- Durchführung des Perzeptionsexperiments
- Versuchspersonen
- Durchführung
- Matched-Guise-Technik
- Bewertungsskalen der Stimme
- Akustische Analysen
- Sprachmaterial
- Ergebnisse und Diskussion
- Bewertungen der Stimmen
- Bewertungen der hochdeutschen Stimmen
- Vergleich Hochdeutsch - Dialekt
- Einfluss des Geschlechts
- Zwischendiskussion
- Ergebnisse der akustischen Analysen
- Grundfrequenz
- Pausen
- Hesitationen
- Sprechgeschwindigkeit
- Artikulationsgeschwindigkeit
- Zwischendiskussion
- Bewertungen der Stimmen
- Diskussion
- Schlussbetrachtung und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Anhang
- Anredebogen
- Die erste Seite des Fragebogens
- Die letzte Seite des Fragebogens
- Durchschnittliche Bewertung aller Sprecher zur 1. Frage: Vergleich Hochdeutsch/Dialekt
- Mittlere Grundfrequenzen der hochdeutschen Stimuli aller 30 Sprecher
- Tabelle aller akustischen Ergebnisse
- Vergleich der hochdeutschen und dialektalen Stimuli: Mittlere Dauer der pausenfreien Abschnitte
- Vergleich der Bewertungen zur körperlichen Attraktivität zwischen Hochdeutsch und Dialekt
- Vergleich der Bewertungen zur Attraktivität der Persönlichkeit zwischen Hochdeutsch und Dialekt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit der Attraktivität der männlichen Stimme und dem Einfluss des Dialekts auf diese Attraktivität. Die Arbeit untersucht, welche akustischen Merkmale eine Männerstimme attraktiv machen und ob diese Merkmale von Frauen anders bewertet werden, wenn die Stimme in einem Dialekt gesprochen wird.
- Die Untersuchung der akustischen Merkmale von attraktiven Männerstimmen
- Die Analyse des Einflusses des Dialekts auf die Bewertung der stimmlichen Attraktivität
- Die Überprüfung des Geschlechts-Effekts bei der Beurteilung der stimmlichen Attraktivität
- Die Untersuchung der Beziehung zwischen stimmlicher Attraktivität und Stereotypen
- Die Untersuchung der Beziehung zwischen stimmlicher Attraktivität und körperlicher Attraktivität sowie Persönlichkeitsmerkmalen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer umfassenden Einarbeitung in die theoretischen Grundlagen der Phonetik, Attraktivitätsforschung und Dialektforschung. Das Kapitel zur Stimme beleuchtet wichtige Aspekte wie Phonation, die akustische Artikulation, den Einfluss des Testosteronspiegels auf die männliche Stimme und den Frequency Code nach Ohala. Das Kapitel zur Attraktivität der Stimme analysiert Studien, die sich mit der Frage befassen, welche Stimmen Frauen attraktiv finden und wie sich die Stimme auf die Wahrnehmung von Persönlichkeitsattributen und physischer Attraktivität auswirkt.
Im Anschluss werden neue Ansätze nach Zuta vorgestellt, die beleuchten, dass eine attraktive Männerstimme nicht unbedingt tief sein muss, sondern dass eine Kombination verschiedener Parameter eine Rolle spielt. Zuta untersucht die Rolle der Grundfrequenz, der Formantfrequenzen, der Pausen, der Hesitationen, der Sprechgeschwindigkeit und der Artikulationsgeschwindigkeit.
Das Kapitel zum Dialekt beleuchtet die Begrifflichkeiten Hochdeutsch und Dialekt, die Dialektkompetenz und den Gebrauch verschiedener Dialekte in Deutschland. Es werden außerdem die Einstellungen gegenüber Dialektsprechern und die damit verbundenen Stereotype analysiert.
Im zweiten Teil der Arbeit wird das eigene experimentelle Vorgehen vorgestellt. Es wird die Auswahl der Dialektgebiete, die Sprecherauswahl und die Aufnahmen der Sprecher erläutert. Die Durchführung des Perzeptionsexperiments, die Anwendung der Matched-Guise-Technik und die verwendeten Bewertungsskalen werden detailliert beschrieben. Schließlich werden die akustischen Analysen der Sprachproben erklärt.
Die Ergebnisse der Studie werden im letzten Kapitel präsentiert und diskutiert. Es wird untersucht, welche Männerstimmen von Frauen als attraktiv bewertet werden und welche akustischen Parameter eine Rolle spielen. Der Einfluss des Dialekts auf die Attraktivitätsbewertung wird analysiert und der Geschlechts-Effekt bei der Beurteilung der stimmlichen Attraktivität wird überprüft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Attraktivität der Stimme, die akustischen Merkmale von attraktiven Männerstimmen, den Einfluss des Dialekts auf die Bewertung der stimmlichen Attraktivität, die Stereotype, die mit Dialekten verbunden sind, und die Wahrnehmung von Persönlichkeitsattributen und physischer Attraktivität basierend auf der Stimme. Die Arbeit untersucht außerdem den Geschlechts-Effekt bei der Beurteilung der stimmlichen Attraktivität.
- Stimme
- Quote paper
- Janina Ohrtmann (Author), 2010, Phonetische Untersuchung der Attraktivität von Stimmen verschiedener Sprecher sowie von Dialekt versus Hochsprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207432
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