Der Buddhismus gilt im Blickfeld der westlichen Hemisphäre zumeist als eine rationale und friedliche Religion. Diese Sichtweise entspricht jedoch keineswegs der Realität, sondern wurde vor allem von der Theosophischen Gesellschaft innerhalb der buddhistischen Erneuerungsbewegung des 19. Jahrhunderts propagiert. Auf Sri Lanka besitzt der Buddhismus durch die Geschichtsschreibung eine große Bedeutung und entwickelt auch eine große Wirkkraft innerhalb der Politik. Diese Wichtigkeit innerhalb der Neuzeit soll nun aufgezeigt werden. Im ersten Teil wird der Mahāvamsa vorgestellt, seine Bedeutung für Sri Lanka und im Kontrast die Gewaltlosigkeit im Buddhismus. Daraufhin wird die erste Instrumentalisierung des Mahāvamsa während des 19./20. Jahrhunderts dargelegt, um zu skizzieren, woher das Gedankengut kommt, dass seit der Unabhängigkeit immer bedeutender geworden ist für den singhalesischen Teil der Bevölkerung.
Darauf folgend wird die Entwicklung seit der Unabhängigkeit dargelegt, was den Sangha auf Sri Lanka und das politische System betrifft. Weiterhin soll die Verflechtung des Sangha mit der Politik innerhalb der Geschichte Sri Lankas dargelegt werden, um aufzuzeigen, dass der Sangha und der Buddhismus schon immer eine gewisse Verstrickung mit der Politik hatte. Abschließend soll in diesem Teilabschnitt die Politik der Regierung in Bezug auf Religion beleuchtet werden. Als einen Höhepunkt der Pro-Buddhismus Politik wird daraufhin die Verfassung von 1972 vorgestellt und ihre vermeintlich egalitäre Haltung bezüglich der Religion. Im folgenden Teil wird nun die erneute Instrumentalisierung des Mahāvamsa in den Fokus gerückt, sowie der Weg zum Bürgerkrieg. Innerhalb der Arbeit soll es um die Frage gehen, ob es sich beim Bürgerkrieg um einen buddhistischen Krieg handelt und welche Rolle die Instrumentalisierung des Mahāvamsa spielt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Mahāvamsa
- 2.1 Darstellung des Aufeinandertreffens von Singhalesen und Tamilen
- 2.2 Buddhistische Gewaltlosigkeit im Kontrast
- 3. Die Buddhistische Erneuerungsbewegung und die erste Instrumentalisierung des Mahāvamsa
- 4. Entwicklung seit der Unabhängigkeit
- 4.1 Politisches System Sri Lankas
- 4.2 Der Sangha auf Sri Lanka und die Politik
- 4.3 Politik der Regierung in Bezug auf Religion nach der Unabhängigkeit
- 5. Die Verfassung von 1972
- 6. Wiederaufkommen des buddhistischen Nationalismus und seine Folgen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Buddhismus in der sri-lankischen Geschichte und Politik, insbesondere die Instrumentalisierung des Mahāvamsa zur Rechtfertigung nationalistischer und politischer Ziele. Sie beleuchtet den scheinbaren Widerspruch zwischen der buddhistischen Gewaltlosigkeit und der Anwendung von Gewalt im Namen des Buddhismus.
- Die Darstellung des Buddhismus im Mahāvamsa und dessen Interpretation.
- Die Instrumentalisierung des Mahāvamsa im Kontext der sri-lankischen Geschichte.
- Die Beziehung zwischen dem Sangha, der Politik und der Regierung Sri Lankas.
- Der Einfluss des Buddhismus auf die Entwicklung des politischen Systems Sri Lankas.
- Das Wiederaufleben des buddhistischen Nationalismus und dessen Folgen.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die These auf, dass der im Westen oft propagierte friedliche Buddhismus der Realität auf Sri Lanka nicht entspricht. Sie skizziert den Forschungsansatz, der die Bedeutung des Buddhismus und des Mahāvamsa für die sri-lankische Politik in der Neuzeit untersuchen wird. Die Arbeit beleuchtet die Instrumentalisierung des Mahāvamsa, die Verflechtung von Sangha und Politik sowie die Regierungspolitik bezüglich Religion.
2. Mahāvamsa: Dieses Kapitel beschreibt den Mahāvamsa, eine wichtige buddhistische Chronik Sri Lankas. Es erläutert den Ursprung und die Bedeutung des Textes, der Sri Lanka als „Insel der Lehre“ darstellt. Der Fokus liegt auf der Darstellung des Aufeinandertreffens von Singhalesen und Tamilen, wobei die subjektive, pro-buddhistische Perspektive des Mahāvamsa hervorgehoben wird. Besondere Aufmerksamkeit wird Kapitel 25 gewidmet, welches den Sieg König Dutthagamanis über die Tamilen und die darauffolgende Rechtfertigung von Gewalt im Namen des Buddhismus beschreibt.
2.1 Darstellung des Aufeinandertreffens von Singhalesen und Tamilen: Dieses Unterkapitel analysiert die Darstellung des Konflikts zwischen Singhalesen und Tamilen im Mahāvamsa. Es unterteilt den Text in vier Teile und untersucht, wie der Mahāvamsa den Buddhismus als zentrale und legitimierende Kraft für die singhalesische Herrschaft etabliert. Der Sieg König Dutthagamanis wird als entscheidender Moment für die Durchsetzung des Buddhismus auf der Insel dargestellt.
2.2 Buddhistische Gewaltlosigkeit im Kontrast: Dieses Unterkapitel setzt die im Mahāvamsa beschriebene Gewalt in Relation zur buddhistischen Lehre der Gewaltlosigkeit (Ahimsa). Es wird argumentiert, dass die buddhistischen Regeln flexibel interpretiert werden können und dass die im Mahāvamsa beschriebenen gewalttätigen Handlungen im Kontext der damaligen Zeit und der Notwendigkeit zur Selbstverteidigung des Sāsana gesehen werden müssen. Der scheinbare Widerspruch zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit wird diskutiert.
3. Die Buddhistische Erneuerungsbewegung und die erste Instrumentalisierung des Mahāvamsa: Dieses Kapitel behandelt die britische Kolonialherrschaft und deren Einfluss auf die sri-lankische Gesellschaft und den Buddhismus. Es analysiert die Reaktion auf die Auflösung der Verbindung zwischen Staat und Religion und die Entstehung der buddhistischen Erneuerungsbewegung im 19. Jahrhundert, welche eine neue Instrumentalisierung des Mahāvamsa einleitete.
Schlüsselwörter
Mahāvamsa, Buddhismus auf Sri Lanka, singhalesischer Nationalismus, Gewaltlosigkeit, Sangha, Politik, Kolonialismus, Verfassung von 1972, Bürgerkrieg, religiöser Konflikt, Instrumentalisierung religiöser Texte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Die Rolle des Buddhismus in der sri-lankischen Geschichte und Politik
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Buddhismus in der sri-lankischen Geschichte und Politik, insbesondere die Instrumentalisierung des Mahāvamsa zur Rechtfertigung nationalistischer und politischer Ziele. Ein besonderer Fokus liegt auf dem scheinbaren Widerspruch zwischen buddhistischer Gewaltlosigkeit und der Anwendung von Gewalt im Namen des Buddhismus.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Darstellung des Buddhismus im Mahāvamsa und dessen Interpretation, die Instrumentalisierung des Mahāvamsa im Kontext der sri-lankischen Geschichte, die Beziehung zwischen dem Sangha, der Politik und der Regierung Sri Lankas, den Einfluss des Buddhismus auf die Entwicklung des politischen Systems Sri Lankas und das Wiederaufleben des buddhistischen Nationalismus und dessen Folgen.
Was ist der Mahāvamsa und welche Rolle spielt er?
Der Mahāvamsa ist eine wichtige buddhistische Chronik Sri Lankas, die Sri Lanka als „Insel der Lehre“ darstellt. Die Arbeit analysiert die Darstellung des Aufeinandertreffens von Singhalesen und Tamilen im Mahāvamsa und wie der Text den Buddhismus als zentrale und legitimierende Kraft für die singhalesische Herrschaft etabliert. Besondere Aufmerksamkeit wird der Darstellung von Gewalt im Namen des Buddhismus gewidmet.
Wie wird der scheinbare Widerspruch zwischen buddhistischer Gewaltlosigkeit und Gewalt im Mahāvamsa behandelt?
Die Arbeit diskutiert den scheinbaren Widerspruch zwischen der buddhistischen Lehre der Gewaltlosigkeit (Ahimsa) und den im Mahāvamsa beschriebenen gewalttätigen Handlungen. Es wird argumentiert, dass die buddhistischen Regeln flexibel interpretiert werden können und die Gewalt im Kontext der damaligen Zeit und der Notwendigkeit zur Selbstverteidigung des Sāsana gesehen werden muss.
Welche Rolle spielt der Sangha in dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen dem Sangha (der buddhistischen Mönchsgemeinschaft), der Politik und der Regierung Sri Lankas und deren Einfluss auf die Entwicklung des politischen Systems und den Verlauf der Geschichte Sri Lankas.
Wie wird die sri-lankische Geschichte nach der Unabhängigkeit behandelt?
Die Arbeit analysiert die Entwicklung seit der Unabhängigkeit, das politische System Sri Lankas, die Politik der Regierung in Bezug auf Religion nach der Unabhängigkeit und das Wiederaufkommen des buddhistischen Nationalismus und seine Folgen, inklusive der Rolle der Verfassung von 1972.
Welche Kapitel umfasst der Text und worum geht es in ihnen?
Der Text umfasst Kapitel zur Einleitung, zum Mahāvamsa (inkl. Unterkapiteln zur Darstellung des Konflikts zwischen Singhalesen und Tamilen und zur buddhistischen Gewaltlosigkeit), zur buddhistischen Erneuerungsbewegung und der ersten Instrumentalisierung des Mahāvamsa, zur Entwicklung seit der Unabhängigkeit, zur Verfassung von 1972 und zum Wiederaufkommen des buddhistischen Nationalismus und seinen Folgen. Jede Kapitelzusammenfassung bietet eine detaillierte Übersicht über den Inhalt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Mahāvamsa, Buddhismus auf Sri Lanka, singhalesischer Nationalismus, Gewaltlosigkeit, Sangha, Politik, Kolonialismus, Verfassung von 1972, Bürgerkrieg, religiöser Konflikt, Instrumentalisierung religiöser Texte.
- Arbeit zitieren
- Christoph Kohls (Autor:in), 2012, Der Ausbruch des Bürgerkrieges auf Sri Lanka , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209712