Kommunistischer Widerstand im Dritten Reich


Hausarbeit, 2012

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Situation der Kommunisten nach der Machtergreifung

3. Verfolgung

4. Definition Widerstand

5. Kommunistischer Widerstand im Dritten Reich
5.1 Georg Schumann - Die Schumann-Engert-Kresse-Gruppe
5.2 Die Bästlein-Gruppe
5.3 Die Uhrig-Römer-Gruppe
5.4 Die Saefkow-Jacob-Gruppe
5.5 Die Rote Kapelle – Die Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe
5.6 Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ und der „Bund Deutscher Offiziere“

6. Auswirkungen des Widerstands

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

9. Anhang

1. Einleitung

In den letzten Jahren erlebt der Widerstand gegen das Dritte Reich eine Renaissance. Nicht nur angesichts der Verbrechen der sogenannten NSU, die den rechten Terror in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht haben, sondern auch durch diverse Filme über Widerstandsorganisationen, wie zum Beispiel die Edelweißpiraten[1], die Weiße Rose[2] und das Stauffenberg-Attentat[3]. Doch weder in diesen Filmen, noch in der allgemeinen Wahrnehmung geht es um kommunistischen Widerstand im Dritten Reich, trotz dessen unbestreitbarer Existenz.

Detlev Peukert führt dieses Fehlen von Aufmerksamkeit auf die Zeitgeschichte in beiden deutschen Staaten zurück[4] ; so habe die DDR sich in der Tradition der KPD gesehen, hinsichtlich des „proletarischen Klassenkampfes“. Die Forscher der BRD akzeptierten diesen Anspruch der DDR und neigten dazu, „den kommunistischen und mit ihm den gesamten Arbeiterwiderstand sozialistischer Prägung aus dem geschichtlichen Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland auszublenden.“[5] Sie konzentrierten sich, vor allem während der Ära Adenauer, auf den kirchlichen, militärischen und konservativen Widerstand.[6]

Ähnlich sieht es auch Ursel Hochmuth: „spätestens seit dem Verbot der KPD durch das Bundesverfassungsgericht waren Kommunisten aus der öffentlichen Ehrung des Widerstands ausgeschlossen.“[7]

Diese Positionen änderten sich erst langsam seit dem Ende der sechziger Jahre. Heute ist in der Forschung anerkannt, „dass viele Arbeiter, vornehmlich Mitglieder der ehemaligen linken Parteien und der Gewerkschaften, Widerstand geleistet haben und dass sie schon allein von der Zahl her das Hauptkontingent der politisch Verfolgten darstellten.“[8] Allerdings ist die Bedeutung des kommunistischen Widerstands bis heute umstritten.[9]

Einige Organisationen sind fast ausschließlich in der DDR erforscht worden und die entsprechende Fachliteratur leider oft sehr stark durch Parteiideologie beziehungsweise Parteipolitik gefärbt. Die wahre Bedeutung dieser Gruppen ist daher nur sehr schwer einzuschätzen.

Im Folgenden werde ich einige kommunistische Widerstandsorganisationen vorstellen und anschließend ihre Bedeutung für den Widerstand gegen das Dritte Reich diskutieren.

2. Situation der Kommunisten nach der Machtergreifung

Während der Weimarer Republik wurde die SPD als der „Hauptfeind“ der Kommunisten bekämpft, SPD und NSDAP galten für die Kommunisten, die der Politik Stalins folgten, als „Zwillingsbrüder“.[10]

Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 erreichte die KPD bei etwa 300.000 eingetragenen Mitgliedern sechs Millionen Wähler und wurde so die drittstärkste Partei[11]. Die Wahlbeteiligung war bei dieser Reichstagswahl außergewöhnlich hoch, sodass die sechs Millionen Wähler nur 14,9 Prozent der Stimmen ausmachten. Der große Wahlgewinner, die NSDAP erreichte 37,4 Prozent.[12] Anlässlich dieser Entwicklung bereitete sich die KPD frühzeitig auf ein Leben in der Illegalität vor.[13] Doch sämtliche Vorbereitung konnte ihre Mitglieder nicht auf das vorbereiten, was sie nach dem Machtantritt Hitlers erwartete. „Aus der [politischen] Isolation in der Weimarer Republik geriet[en] sie in Hitler-Deutschland in die Rolle des erbarmungslos bekämpften Außenseiters.“[14]

Den Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 nahm das Regime als Grund um systematisch Jagd auf KPD Mitglieder zu machen und tausende zu verhaften.[15]

Im Juni 1933 wurde die Parteileitung geteilt. Ein Teil des Politbüros wurde ins Ausland verlegt. Die sogenannte „Auslandsleitung“ übernahmen unter anderem: Wilhelm Pieck, Franz Dahlem und Wilhelm Florin in Paris. Walter Ulbricht und drei andere Funktionäre blieben als „Inlandsleitung“ in Berlin. Die Auslandsleitung befand sich während der NS-Zeit zunächst in Paris und später in Moskau. Bereits im März 1935 wurde die „Inlandsleitung“ verhaftet.[16]

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Situation noch schwieriger. Die Gestapo nahm zahlreiche Hitlergegner vorzugsweise Kommunisten in „Schutzhaft“ oder sie wurden zur Wehrmacht eingezogen, dienstverpflichtet beziehungsweise evakuiert.[17] Außerdem zeigte sich die deutsche Bevölkerung angesichts der „Blitzsiege“ in Westeuropa wenig geneigt am Widerstand teilzunehmen oder die negative Kehrseite des Hitler-Regimes zu sehen.

3. Verfolgung

Bereits vor der Machtergreifung 1933 wurden die KPD-Mitglieder verfolgt. Die Weimarer Republik ging gegen Kommunisten härter vor, als gegen die Nationalsozialisten, so wurden allein in den letzten drei Jahren vor der Machtergreifung 170 Kommunisten von der Polizei erschossen.[18] Doch im Vergleich zur NS-Zeit war diese Zahl eher gering. In den Jahren 1933/1934 waren rund 60.000 Kommunisten inhaftiert und ca. 2.000 ermordet worden; bis Kriegsende soll diese Zahl auf etwa 20.000 gestiegen sein.[19] Viele Kommunisten flüchteten deswegen in die Sowjetunion. Aber auch dort wurden sie verfolgt und gerieten in die blutigen Säuberungen Stalins. „Von den führenden politischen Emigranten sind damals in der UdSSR über zwei Drittel eingesperrt und zumeist umgebracht worden. Nicht wenige Deutsche wurden nach dem Hitler-Stalin-Pakt von Moskau an die Nazis ausgeliefert.“[20]

Viele Kommunisten blieben allerdings aus vielerlei Gründen in Deutschland und nicht wenige von ihnen schlossen sich zu Widerstandsorganisationen zusammen.

4. Definition Widerstand

Der Begriff „Widerstand“ bezeichnet in der Regel „Reaktionen eines Menschen oder von Gruppen auf Machtmissbrauch, Verfassungsbruch und Menschenrechtsverletzungen.“[21] Widerstand ist eine Form abweichenden Verhaltens, die ein breites Verhaltensspektrum abdeckt – „vom passiven Widerstand und der Verweigerung über die innere Emigration, den ideologischen Gegensatz und die bewusste Nonkonformität zum Protest, zur offenen Ablehnung und schließlich zur Konspiration“[22]. Auf das Dritte Reich angewendet bezeichnet Widerstand „jedes aktive und passive Verhalten, das sich gegen das NS-Regime oder einen erheblichen Teilbereich der NS-Ideologie richtete und mit hohen persönlichen Risiken verbunden war.“[23]

Detlev Peukert hat diese Stufen des abweichenden Verhaltens in einem Schaubild verdeutlicht.[24] Außerdem sollte man, laut Peukert, „in einem methodisch strengen Sinn [...] nur dann von Widerstand sprechen, wenn die Motive und Handlungen der betreffenden Personen auf den Sturz des NS-Regimes insgesamt hinzielten. Hierzu zählen sicherlich die organisierte Untergrundarbeit, die Flugblattverteilung, Zellenbildung oder Sabotage.“[25]

5. Kommunistischer Widerstand im Dritten Reich

Der Kommunistische Widerstand im Dritten Reich wurde offiziell bis zum August 1935 „mit Flugblättern und Kleinzeitungen, Streuzetteln und Broschüren geführt.“[26] Doch diese Aktionen waren sehr verlustreich und ihre Wirkung nur gering. Immer mehr Kommunisten, die sich am Widerstand beteiligten wurden verhaftet. „Ein Menschenleben habe als gut und sinnvoll verbracht gegolten, wenn es in drei Monaten illegaler Arbeit gegipfelt habe.“[27] Denn die Flucht ins Ausland war meist nicht von Dauer. Die Funktionäre sollten sich dort lediglich erholen und dann zurück nach Deutschland, um dort weiter im Widerstand zu arbeiten. Lediglich die Unersetzlichen durften bleiben.[28]

Erst im August 1935, auf der sogenannten Brüsseler Konferenz, die in Wirklichkeit in Moskau stattfand, wurde eine Änderung der Taktik beschlossen. „An die Stelle der Materialschlacht durch Druckschriften sollte Überzeugungsarbeit in den Betrieben treten“[29]. Doch auch dies war nicht der „große Durchbruch“, die Wirkung des Widerstandes blieb weiterhin gering.

Bis Ende 1937 wurden nahezu alle bis dato existierenden größeren Widerstandsgruppen zerschlagen und ihre Mitglieder verhaftet.[30] Viele von ihnen betätigten sich nach ihrer Entlassung wieder im Widerstand.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges änderte sich schließlich einiges für den kommunistischen Widerstand. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 erlebte er seine „Blütezeit“, was nicht allein nur auf diesen Überfall zurück zu führen war, sondern auch darauf, dass viele frühere KPD-Funktionäre ab 1939 aus der Haft entlassen wurden. Sie profitierten von der anlässlich seines 50. Geburtstages von Adolf Hitler erlassenen Amnestie.[31] Diese Funktionäre führten nun eigenständige Widerstandsorganisationen an.[32] Diese Organisationen arbeiteten auf regionaler Ebene und schafften es sogar zum Teil sich mit anderen Gruppen zu vernetzen und so erstmals ein „richtiges“ Widerstandsnetz aufzubauen.[33] Auf einige dieser Gruppen werde ich nun im Folgenden genauer eingehen.

5.1 Georg Schumann – Die Schumann-Engert-Kresse-Gruppe

Georg Schumann wurde 1928 in den Reichstag gewählt und war bis 1929 Mitglied des Zentralkomitees der KPD. Bereits 1933 versuchte er in Breslau eine Widerstandsgruppe zu bilden. Schumann wurde allerdings wenig später verhaftet und zu drei Jahren Haft verurteilt. Anschließend wurde er bis 1939 im KZ Sachsenhausen in „Schutzhaft“ genommen.[34]

[...]


[1] Edelweißpiraten, Erscheinungsjahr 2004

[2] Sophie Scholl – die letzten Tage, Erscheinungsjahr 2005

[3] Operation Walküre – das Stauffenberg-Attentat, Erscheinungsjahr 2008

[4] vgl. Peukert, Detlev: Der deutsche Arbeiterwiderstand gegen das Dritte Reich, in: Beiträge zum Widerstand 1933-1945, Nr. 13, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1981, S. 1f.

[5] ebenda, S. 2.

[6] ebenda.

[7] Hochmuth, Ursel: Illegale KPD und Bewegung "Freies Deutschland" in Berlin und Brandenburg 1942 - 1945 - Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein, Berlin 1998, S. 10.

[8] Peukert, Arbeiterwiderstand, S. 3f.

[9] Weber, Hermann: Kommunistischer Widerstand gegen die Hitler-Diktatur 1933-1949, in: Beiträge zum Widerstand 1933-1945, Nr. 33, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1988.

[10] vgl. Weber, Hermann: Deutsche Kommunisten – Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, Berlin 2004, S. 15.

[11] ebenda.

[12] vgl. Falter, Jürgen W.: Die Wahlen des Jahres 1932/33 und der Aufstieg totalitärer Parteien, in: Holtmann, Eberhard (Hrsg.): Die Weimarer Republik. Band 3: Das Ende der Demokratie. München 1995, S. 275.

[13] vgl. Benz, Wolfgang: Opposition und Widerstand der Arbeiterbewegung, in: Informationen zur politischen Bildung Nr. 243: Deutscher Widerstand 1933-1945, S. 9.

[14] Weber, Kommunisten, S. 16.

[15] vgl. Benz, Opposition, S. 9.

[16] vgl. Peukert, Arbeiterwiderstand, S. 12.

[17] vgl. Hochmuth, Illegale KPD, S. 41.

[18] vgl. Weber, Kommunisten, S. 15.

[19] vgl. Duhnke, Horst: Die KPD von 1933 bis 1945, Köln 1972, S. 525.

[20] vgl. Weber, Kommunisten, S. 17.

[21] Steinbach, Peter, Tuchel, Johannes: Lexikon des Widerstandes 1933-1945, München 1998, S. 240.

[22] ebenda, S. 241.

[23] ebenda.

[24] Siehe Anhang, S. 19.

[25] Peukert, Arbeiterwiderstand, S. 4

[26] Benz, Opposition, S. 9.

[27] ebenda, S. 10

[28] vgl. Benz, Opposition, S. 10.

[29] ebenda.

[30] vgl. Steinbach, Lexikon, S. 220.

[31] vgl. Herlemann, Beatrix: Der deutsche kommunistische Widerstand während des Krieges, in: Beiträge zum Widerstand 1933-1945, Nr. 35, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1989, S. 7.

[32] vgl. Hochmuth, Illegale KPD, S. 41.

[33] Siehe Schaubild, Anhang, S. 15.

[34] vgl. Weber, Kommunisten, S. 718.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Kommunistischer Widerstand im Dritten Reich
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Geschichtswissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Von Luxemburg bis Thälmann - Die KPD in der Weimarer Republik
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
22
Katalognummer
V213991
ISBN (eBook)
9783656422914
ISBN (Buch)
9783656423584
Dateigröße
670 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kommunistischer, widerstand, dritten, reich
Arbeit zitieren
Andrea Benesch (Autor:in), 2012, Kommunistischer Widerstand im Dritten Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213991

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