Die Agenda 2010 - Arbeitsmarkt, Analyse unter ökonomischen Aspekten


Seminararbeit, 2003

28 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Gesamtwirtschaftliche Situation – Zwang zu Veränderungen
1.2. Zwei Unterschiedliche Wirtschaftstheorien
1.3. Die Agenda 2010 – Allgemeine Ziele

2. Die Maßnahmen der Agenda 2010 im Rahmen des Arbeitsmarktes sowie des Arbeitsrechts – Beispielhafte Betrachtung und Prüfung der ökonomischen Wirksamkeit
2.1. Arbeits- und Tarifrecht
2.2. Handwerk und Mittelstand
2.3. Anreize für die Arbeitsaufnahme
2.4. Prüfung der ökonomischen Wirksamkeit

3. Zusammenfassung der Ergebnisse

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Gesamtwirtschaftliche Situation - Zwang zu Veränderungen

„Deutschland befindet sich in einer schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Situation.“[1] „Diese ist zum einen eingeordnet in eine schlechte weltkonjunkturelle Lage, was auf eine exportorientierte Wirtschaft besondere Auswirkungen hat. Weiterhin sind immer noch enorme Aufwendungen in Folge des Vereinigungsprozesses zu tragen. So werden jährlich vier Prozent des gesamtdeutschen Bruttoinlandsproduktes in die neuen Bundesländer transferiert, ein Betrag von 80 Mrd. Euro.“[2]

„Die Prognosen der Wirtschaftsinstitute, die OECD, die EU-Kommission und die Bundesregierung gehen derzeit von einem realen Wachstum in Deutschland zwischen 0,5 % und 0,75 % für 2003 aus.“[3]

Nach dem Monatsbericht für August 2003 der Bundesanstalt für Arbeit waren im Monat August 2003 insgesamt 4.314.223 Arbeitslose gemeldet, was einer Arbeitslosenquote von 10,4 % entspricht. Im Vorjahresmonat August 2002 lag der Wert der Arbeitslosenquote bei 9,6 %[4]. Der Ausbildungsstellenmarkt ist nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit wesentlich schlechter als im Vorjahr. Während im August 2003 510.700 Berufsausbildungsstellen gemeldet waren, wurden im August 2002 noch 557.400 Berufsausbildungsstellen der Bundesanstalt mitgeteilt. Dies ist ein Rückgang von 8,4 Prozentpunkten im August 2003 bezogen auf August 2002. Am Ende des Monats August 2003 waren 167.600 Berufsausbildungssuchende nicht vermittelt.[5] Die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen betrug 355.995, was gegenüber dem Vorjahresmonat einen Rückgang von 22,3% entspricht.[6]

Bei einem Vergleich der Arbeitslosenquote zwischen Westdeutschland und Ostdeutschland wird eine Ost-Westschere sehr deutlich. Während die Arbeitslosenquote in den alten Bundesländern bei 8,3 Prozent Ende August 2003 lag, war die Arbeitslotsenquote in den neuen Bundesländern bereits auf 18,2 % angestiegen.[7]

Das reale Bruttoinlandsprodukt ging im zweiten Quartal mit einer laufenden Jahresrate von 0,2 % zurück, nachdem es bereits in den beiden Quartalen zuvor abgenommen hatte.[8] Die Exporte verringerten sich mit einer laufenden Jahresrate von fast 9 Prozent. Hingegen nahm die Inlandsnachfrage weiter zu. Wesentlich war hierfür die kräftige Ausweitung der Konsumausgaben des Staates.[9] „Damit befindet sich Deutschland nach der geltenden Definition in einer Rezession.“[10] Eine Rezession ist dann zu verzeichnen, wenn die Gesamtnachfrage kleiner ist, als das Gesamtangebot. In diesem Fall können die Unternehmen nicht alles absetzen, was sie produzieren. Sie werden deshalb ihre Produktion einschränken und nicht investieren, weil sie mit den vorhandenen Kapazitäten mehr erzeugen können, als gegenwärtig am Markt absetzbar ist. Keine Investition bedeutet aber weniger Nachfrage, weniger Nachfrage zieht wiederum Absatzrückgang nach sich. Im Zuge der der Produktionseinschränkungen kommt es zum Abbau von Überstunden, zu Kurzarbeit und schließlich zu Entlassungen und Arbeitslosigkeit.

Zum zweiten Mal in Folge wird Deutschland die Kriterien des Europäischen Stabilitätspaktes nicht erfüllen können. Lediglich das niedrige Zinsniveau könnte sich fördernd auf einen wirtschaftlichen Aufschwung auswirken.

Diese Daten machen deutlich, dass die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere was den Arbeitsmarkt angeht, deutlich Umsteuern muss, damit die allgemeine wirtschaftlich schlechte Lage sich wieder umkehrt.

1.2 Zwei Unterschiedliche Wirtschaftstheorien

Theoretisch kommen dafür zwei Wege in Frage, die bereits in unterschiedlichsten Ausprägungen in der Vergangenheit zur Anwendung gekommen sind. Dies ist zum einen die so genannte neoklassische Wirtschaftstheorie, die eine angebotsorientierte Wirtschaftstheorie vertritt. Hier wird die Auffassung vertreten, dass die „ideale Marktwirtschaft automatisch zu einem Gleichgewicht kommt, in dem alle Produktionsanlagen voll ausgelastet sind, alle Arbeitswilligen auch einen Arbeitsplatz haben und alle realisierbaren Konsumwünsche erfüllt werden.“[11] Voraussetzung dafür ist, dass die Marktwirtschaft diesem Ideal so nahe wie möglich kommt, ebenso ein funktionierender Wettbewerb sowie Preise, die die jeweilige Knappheit widerspiegelt und die flexibel nach oben und unten sind.[12]

Die zweite Wirtschaftstheorie ist die keynesianische Strategie. Sie betont die „Krisenanfälligkeit der Marktwirtschaft, in der es immer wieder dazu kommen kann, dass Produktionsanlagen brach liegen, nicht alle Arbeitswilligen auch einen Arbeitsplatz finden und realistische Konsumwünsche unerfüllt bleiben.“[13]

Diese Wirtschaftstheorie erklärt die Krisentendenzen mit der so genannten Liquiditätsfalle. Darunter versteht man, dass die Unternehmen ihre Gewinne nicht unbedingt investieren, sondern ihr Kapital auch sparen können.[14] Während also die Neoklassiker davon ausgehen, dass der Preis- und Wettbewerbsmechanismus die Abwärtsbewegung automatisch stoppt, führt dieser nach Ansicht der Keynesianer gerade nicht zu einem neuen Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung. Es wird sich ein neues Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung einstellen.[15] Die Neoklassiker erwarten also, dass bei rückläufiger Investitionsgüternachfrage sowohl die Güterpreise als auch die Kosten, speziell die Löhne, sinken, andererseits aufgrund gesunkener Güterpreise die Absatzmenge steigt.[16] Die Keynesianer allerdings halten eine hinreichende Flexibilität der Preise nach unten für ebenso unwahrscheinlich wie eine elastische Reaktion der Nachfrage, die aufgrund von Preissenkungen so stark wächst, dass der Umsatz gleich bleibt oder gar steigt.[17] Wie oben schon erwähnt, wurden in der Geschichte der Bundesrepublik beide Theorien in der aktiven Wirtschaftspolitik angewandt. Die Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik führte in der Zeit zwischen 1975 und 1980 zu folgenden Ergebnissen:

[...]


[1] Aus: Leitantrag des SPD-Parteivorstandes zum Sonderparteitag am 1. Juni 2003

[2] a. a. O.

[3] a. a. O.

[4] Monatsbericht Bundesanstalt für Arbeit August 2003

[5] Alle Zahlen aus dem Monatsbericht August Bundesanstalt für Arbeit

[6] a. a. O.

7 Zahlen: a. a. O.

[8] Vgl. Benner, J.; Borbèly, D.; Boss, A.; Kuhn, A.; Meier, C.- P.; Osenkamp, F.; Scheide, J.; Schmidt,

R.: Die Weltwirtschaft 2003, Heft 3, Vierteljahresschrift des Institutes für Weltwirtschaft an der

Universität Kiel

[9] Vgl. Benner, J. et al.: Die Weltwirtschaft…

[10] Hickel, R. aus: „Statt Agenda 2010- Agenda für Arbeit, Umwelt und soziale Gerechtigkeit“

[11] Adam, Hermann: Wirtschaftspolitik und Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland, Bonn,

1992, S. 150

[12] a. a. O

[13] a. a. O. S. 155

[14] a. a. O

[15] a. a. O. S. 156

[16] a. a. O.

[17] a. a. O.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Agenda 2010 - Arbeitsmarkt, Analyse unter ökonomischen Aspekten
Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Halle
Veranstaltung
Seminar Makroökonomie
Note
2,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
28
Katalognummer
V21931
ISBN (eBook)
9783638254229
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit enthält zusätzlich 11 Präsentationsfolien.
Schlagworte
Agenda, Arbeitsmarkt, Analyse, Aspekten, Seminar, Makroökonomie
Arbeit zitieren
Jane Unger (Autor:in), 2003, Die Agenda 2010 - Arbeitsmarkt, Analyse unter ökonomischen Aspekten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21931

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